Am 31. Juli 1253 wurde Thallwitz zum ersten Mal in einer Urkunde des Markgrafen von Meißen, Heinrich dem Erlauchten, als Talvitz erwähnt. Möglicherweise ist Thallwitz aber älter und entstand als slawische Ansiedlung bereits viel früher. Spätestens 1266 ist Henricus de Scof Herr auf Thallwitz und nennt sich fortan Henricus de Talwiz.[2] Im 16. Jahrhundert erbauten die Herren von Canitz das Thallwitzer Schloss im damals üblichen Renaissancestil und benannten sich entsprechend der 1575 erwähnten Schreibweise von Canitz und Dallwitz. 1791 findet man erstmals die heutige Schreibweise.
Das Schloss wurde um 1580 von den Herren von Canitz anstelle des mittelalterlichen Stammsitzes derer von Dallwitz erbaut. Das Renaissancehaus mit rechteckigem Grundriss besitzt auf der Hofseite einen Treppenturm mit Wendelstein und vier zweigeschossige Giebel. Ende des 17. Jahrhunderts kam der Herrensitz an den Kammerherrn und Oberstallmeister Christoph Siegmund von Holtzendorff, der ab 1699 den Barockgarten anlegen ließ. Die Hauptallee läuft auf das Schloss zu und führt über eine Treppe mit barocker Brunnenkaskade auf die erhöhte Terrasse zu, auf der ursprünglich ein barocker Neubau geplant war, der aber aus Kostengründen unterblieb. Das Rittergut kam dann an die Grafen von Hoym. 1783 kam Thallwitz in den Besitz der Grafen und späteren Fürsten Reuß-Ebersdorf, die es als Jagdschloss nutzten. 1848 ging Reuß-Ebersdorf im Fürstentum Reuß jüngerer Linie auf. 1882 ergänzte der Architekt Arwed Roßbach das Schloss um einen Neorenaissanceflügel mit Turm im Auftrag des Fürsten Heinrich XIV. Dessen Enkel Heinrich XLV. vermietete das Schloss 1942 an eine Klinik für plastische Chirurgie. 1945 wurde das Schloss enteignet; 1992 wurde der Freistaat Sachsen Eigentümer von Schloss Thallwitz.[9] Im Jahr 1994 wurde der Klinikbetrieb aus Kostengründen eingestellt und das Haus saniert. Es stand danach allerdings über Jahrzehnte leer. Eine ursprünglich vor dem Schloss aufgestellte Büste, die an den Klinikgründer Wolfgang Rosenthal erinnert, steht jetzt etwas versteckt im angrenzenden Park. Im Jahr 2008 wurden Schloss und Park im Rahmen eines Vergleichs (vor allem über Mobilien und Museumsgut des Hauses Reuß jüngere Linie) an die Erbin aus der Familie Reuß, Woizlawa-Feodora Prinzessin Reuß, zurückübertragen.[10] Das Anwesen befindet sich heute in einem vernachlässigten Zustand.[11]
Schloss und Park Nischwitz
Schloss Nischwitz stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und wurde wenig später im Stil des Spätbarock umgebaut. Der Park wurde wie das Schloss ursprünglich im Rokokostil angelegt und Mitte des 19. Jahrhunderts in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet.
Sägemühle Thallwitz
Die Mühle wurde im Jahr 1790 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist voll funktionsfähig und wird über ein oberschlächtiges Wasserrad angetrieben.
Richard von Könneritz (1828–1910), Politiker, Diplomat und Rittergutsbesitzer auf Lossa, Präsident der I. Kammer des Sächsischen Landtags
Cornelius Gurlitt (1850–1938), Architekt und Kunsthistoriker, geboren im heutigen Thallwitzer Ortsteil Nischwitz
Wolfgang Rosenthal (1882–1971), Kieferchirurg, eröffnete 1943 eine Fachklinik im Schloss Thallwitz zur Behandlung von Spaltpatienten und leitete diese bis 1962
Gemeindeamt Hohburg (Herausgeber): Führer durch die Hohburger Schweiz – mit einer Wegekarte. Format A5, 16 Seiten + Umschlagseiten, Faltkarte zweifarbig im Format A3. Druck und Verlag: Buchdruckerei Gustav Jacob, 2. Auflage, Wurzen 1928
Cornelius Gurlitt: Thallwitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 20. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (2. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1898, S. 244. sowie Cornelius Gurlitt: Grundriss Kirche Thallwitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 20. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (2. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1898, S. 300.
Cornelius Gurlitt: Lossa. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 20. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (2. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1898, S. 164.
Josef Koch: Die „Wolfgang-Rosenthal-Klinik“ Thallwitz 1943–1994: Ein unbequemes Kapitel der Geschichte der Universität Leipzig. Leipziger Universitätsverlag 2016. ISBN 978-3865835369.