Das Ensemble wurde 1973 von Peter Phillips gegründet, der von 1972 bis 1975 am St John’s College in Oxford eine Ausbildung zum Organisten machte und bei David Wulstan und Denis Arnold Musik studierte. Phillips gründete mit Mitgliedern von Kirchenchören aus Oxford und Cambridge ein Amateur-Vokalmusikensemble, das sich nach zehnjähriger Konzerttätigkeit entschloss, zukünftig professionell aufzutreten. Von der ersten Aufführung des Ensembles am 3. November 1973 in der St Mary Magdalen’s Church in Oxford an strebte Phillips danach, einen unverwechselbaren Klang zu erzeugen, der von Chören beeinflusst war, die er bewunderte, insbesondere den Clerkes of Oxenford unter der Leitung von David Wulstan.[2][3][4] Seit sie 1987 den Gramophone Award erhielten, gelten The Tallis Scholars als eines der weltweit führenden Ensembles für Polyphonie der Renaissance.[5]
1998 feierten The Tallis Scholars das fünfundzwanzigjährige Bestehen des Ensembles mit einem Konzert in der National Gallery in London. 1999 tourten sie durch China und gaben zwei Konzerte in Peking. Zum Jahrtausendwechsel traten sie mit Paul McCartney in New York City auf. Anlässlich seines vierzigjährigen Jubiläums 2013 begab sich das Ensemble auf eine Welttournee durch die Vereinigten Staaten, Europa, Australien und Neuseeland. Die Tournee begann mit einem Konzert in der St Paul’s Cathedral in London für zweitausend Zuhörer.
Nach dem 500. Todestag von Josquin Desprez am 27. August 2021 führten The Tallis Scholars alle seine Messen in einem Konzertmarathon in Utrecht und Berlin auf.[6] Am 16. Juli 2023 gaben sie – im Rahmen ihrer Konzertreihe zum 50. Gründungsjubiläum – beim Ravenna Festival in der Kirche Sant’Apollinare in Classe ihr 2500. Konzert.[7]
Seit März 1980 veröffentlichen The Tallis Scholars auf ihrem eigenen Plattenlabel, der von Peter Phillips und Steve Smith gegründeten Firma Gimell Records.[8][9] Das Musiklabel wurde nach der Kompositionstechnik Gymel benannt.
Schon bald herrschte bei Hörern und Kritikern Einigkeit darüber, dass „die Aufnahmen der Tallis Scholars von verlässlicher Qualität sind“.[10] Zwischen 1981 und 2006 hat das Ensemble vierzig von der Kritik gefeierte Schallplatten veröffentlicht. Die Aufnahmen umfassen ein Repertoire aus über 150 Jahren Musikgeschichte (ungefähr die Jahre 1450–1600), mit einigen Ausflügen in das spätere Repertoire. Im Jahr 2010 veröffentlichte Gimell Records mit Lamentations of Jeremiah von Tomás Luis de Victoria ihre fünfzigste Aufnahme. Andere bemerkenswerte Veröffentlichungen auf Schallplatte sind Josquin Desprez’ Missa Pange lingua und Missa La sol fa re mi, die vom Gramophone Magazine die Auszeichnung „Record of the Year“ erhielten. 2011 wurde die Aufnahme Miserere mei, Deus von Gregorio Allegri, aufgenommen im Merton College in Oxford 1980, vom BBC Music Magazine als eine der „fünfzig größten Aufnahmen aller Zeiten“ bezeichnet.[11] Im Jahr 2013 wurde die Aufnahme von John TavernersMissa Gloria tibi Trinitas die Nummer eins in den UK Specialist Classical Charts.
Laut Peter Phillips hat das Ensemble während der Konzertsaison 1982/1983 seine Stammbesetzung gebildet, die für die nächsten fünfundzwanzig Jahre mehr oder weniger konstant blieb.
Im Jahr 2018 gehörten – neben Peter Phillips (Dirigent) – die folgenden Sängerinnen und Sänger zum Ensemble: Amy Haworth (Sopran), Emma Walshe (Sopran), Caroline Trevor (Alt), Robert Macdonald (Bass), Steven Harrold (Tenor) und Tim Scott Whiteley (Bass).[12]
Im Jahr 2023 bestehen The Tallis Scholars – neben Peter Phillips (Dirigent) – aus: Amy Haworth (Sopran), Victoria Meteyard (Sopran), Elisabeth Paul (Alt), Caroline Trevor (Alt), Tom Castle (Tenor), Josh Cooter (Tenor), Steven Harrold (Tenor), Simon Wall (Tenor), Ben Davies (Bass) und Robert Macdonald (Bass).[13]
Im Jahr 2000 gründete die Gruppe die Tallis Scholars Summer Schools, ein Weiterbildungsprogramm, das Amateursängern und vielversprechenden jungen Professionals die Möglichkeit gibt, von Phillips und anderen Mitgliedern des Ensembles in ihrem Fachrepertoire betreut zu werden. Das Programm umfasst inzwischen drei Kurse, die in Oakham im Vereinigten Königreich, in Seattle in den Vereinigten Staaten und in Sydney in Australien stattfinden.
Verschiedene Mitglieder des Ensembles haben zusätzlich zu ihren Aktivitäten als professionelle Musiker auch wissenschaftliche Interessen. So hat Peter Phillips das Buch English Sacred Music 1549–1649 veröffentlicht.[15]
Im Jahr 2013 hat die New York TimesThe Tallis Scholars als „hervorragendes A-cappella-Ensemble, gegründet und geleitet von Peter Phillips“ gewürdigt.[16]
↑Theodore Libbey: The NPR Listener’s Encyclopedia of Classical Music. Workman Publishing Company, New York 2006, S. 936 (englisch; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑RheinVokal – Konzertprogramm von The Tallis Scholar am 15. Juli 2023 in Sankt Severus, Boppard, Seite 4
↑ abAbout Gimell. Gimell, abgerufen am 20. April 2018 (englisch).
↑Nick Wilson: The Art of Re-enchantment: Making Early Music in the Modern Age. Oxford University Press, New York 2014 (englisch; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Bernard D. Sherman: Inside Early Music: Conversations with Performers. Oxford University Press, New York 1997, S.131 (englisch).