Theresienstadt-Konvolut

Die „Magdeburger-Kaserne“ war Sitz des Judenrats im Ghetto

Das Theresienstadt-Konvolut ist ein zeitgeschichtliches Dokument der jüdischen Selbstverwaltung im Ghetto Theresienstadt. Es enthält zwei Alben mit Biographien und teilweise Fotos, 64 Aquarelle und Zeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt, eine von der Lagerleitung so genannte Prominentenliste-A und eine im Untergrund erstellte, vom Judenrat mit beeinflusste Prominentenliste-B, sowie den Rechenschaftsbericht der Zentralbücherei des Ghettos.[1] Die aus Hamburg stammende Hilfskraft der Ghettozentralbücherei, Käthe Starke-Goldschmidt, nahm die heute Theresienstadt-Konvolut genannten Unterlagen nach ihrer Befreiung im Mai 1945 an sich.[2] Das Konvolut wurde von ihrem Sohn Pit Goldschmidt (* 1935) als Leihgabe dem Altonaer Museum in Hamburg zur Verfügung gestellt.[2] Ausgestellt wurde das Konvolut zur Eröffnung des Heine-Hauses als Außenstelle des Altonaer Museums 2002 im Heine-Park an der Elbchaussee.[3]

Die zwei Prominenten-Listen des Ghettos Theresienstadt

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Bei den Alben mit Prominentenbiografien handelt sich um zwei fast identische Mappen in blauem Pappeinband und Schraubheftung. Eine der Mappen enthält maschinengeschriebene Lebensläufe und Fotos von 92 Prominenten, die andere ist unvollständig.[1] Die Mappen umfassen sowohl die Lebensläufe so genannter „Prominenter der Kategorie A“ als auch der „Kategorie B“. Das Prominenten-Album der Jüdischen Selbstverwaltung wurde am 1. Januar 1944 angelegt und danach weitergeführt. Aufgeführt waren jüdische Persönlichkeiten, darunter Kulturschaffende, hochrangige Militärangehörige, Politiker, Wissenschaftler, Adlige, Bankiers sowie Industrielle und teils auch deren Familienangehörige. Der Prominentenstatus berechtigte in der Regel zu einer bevorzugten Behandlung seitens der Lagerkommandantur, d. h. Wohnrecht in eigenen Prominentenhäusern mit besseren Wohnbedingungen, größere Lebensmittelrationen, keine Arbeitspflicht sowie zunächst Deportationsschutz für die „Prominenten der Kategorie A“.[4]

Ruth Bondy (2008)

Die „Prominenten der Kategorie A“ verfügten über diesen Status bereits bei ihrer Deportation nach Theresienstadt, beispielsweise aufgrund ihrer im Ersten Weltkrieg erworbenen Auszeichnungen und Verdienste.[4] Eine Abschrift der Lagerliste A (Liste Raumwirtschaft der Lagerkommandantur vom Herbst 1943) nahm der Däne Ralph Oppenhejm im Zuge seiner Freilassung am 15. April 1945 durch die Rettungsaktion der Weißen Busse mit sich und veröffentlichte diese noch 1945 mit seinem Tagebuch über die Haftzeit in Theresienstadt.[5] Der Judenrat schlug der Lagerkommandantur auch weitere Personen für den Prominentenstatus vor, die bei Bestätigung durch die Lagerkommandantur als B-Prominente geführt wurden.[4] Ruth Bondy, die ebenfalls Theresienstadt überlebte, veröffentlichte später Unterlagen des Judenrates und der SS-Dienststelle, in denen 148 Häftlinge um den Prominentenstatus, ihre Entlassung oder bessere Wohnbedingungen nachsuchten.[6] Die Prominentenlisten der SS-Dienststelle und die des Judenrates sind also nicht deckungsgleich. Viele der in den nachstehenden Listen aufgeführten Prominenten mussten unter Regisseur Kurt Gerron in dem Propagandafilm Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet mitwirken.[7]

Aquarelle und Zeichnungen

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Peter Kien (1919–1944)

Die 64 Aquarelle und Zeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt, die der Häftling und Oberbibliothekar der Ghettobibliothek Hugo Friedmann mit Wissen des Bibliotheksleiters Emil Utitz heimlich gesammelt hatte, übergab er Käthe Starke Ende September 1944 vor seiner Deportation über Auschwitz nach Dachau.[8] Darunter befand sich auch ein Selbstporträt von Julie Wolfthorn mit dem Titel Rekonvaleszentin. Diese Sammlung beinhaltet nur einen kleinen Teil der in Theresienstadt konspirativ entstandenen Zeichnungen und Aquarelle des Lageralltags. Viele der bildenden Künstler im Ghetto waren im Zeichenbüro der Technischen Abteilung im Ghetto eingesetzt. Da einige Bilder in die Schweiz gelangten, wovon die Lagerkommandantur Kenntnis erhielt, wurden mehrere Maler, teilweise samt ihren Familien, nach Auschwitz wegen Greuelpropaganda deportiert. Darunter befanden sich Bedřich (Friedrich) Fritta, Leo Haas, Peter Kien und Otto Ungar; Felix Bloch hingegen wurde direkt in Theresienstadt ermordet[9]. Die Bilder dieser Künstler sind teils im Konvolut enthalten.[10]

Ghettozentralbibliothek

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Die Ghettozentralbücherei wurde im November 1942 nach dem Auftrag des Lagerkommandanten Siegfried Seidl eröffnet und bestand bis zu ihrer Auflösung im Juli 1945. Zunächst umfasste der Bücherbestand etwa 4.000 Bände, der bis zum Kriegsende auf 180.000 Bücher anstieg. Der Bücherbestand umfasste neben Hebraica, Judaica, Belletristik und Klassikern auch philosophische, historische, sprach- und naturwissenschaftliche Literatur.[11] Die Bücher waren aus dem Bestand der jüdischen Kultusgemeinden und im Protektorat Böhmen und Mähren, tschechisch-jüdischen sowie deutsch-jüdischen Bibliotheken sowie aus jüdischem Privatbesitz konfisziert worden. Dreiviertel der Bücher stammten aus der Tschechoslowakei und der Rest aus dem Deutschen Reich. Leiter der Bibliothek war durchgehend Emil Utitz. Einzelentleihungen konnten nur auf Sonderantrag vorgenommen werden, so beispielsweise bei Nachweis besonderer wissenschaftlicher Interessen.[11] Hauptsächlich erfolgten die Entleihungen über eine Wanderbibliothek, indem Bücher kistenweise über die so genannten Hausältesten häuserweise abgegeben wurden. Neben der Zentralbücherei bestanden im Ghetto auch weitere Bibliotheken. Die Zentralbücherei musste im Zuge der 1943/1944 durchgeführten Verschönerungsaktionen anlässlich des Besuchs des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz innerhalb des Ghettos umziehen. Im Herbst 1944 wurde der Großteil des Bibliothekspersonals nach Auschwitz deportiert. Nach der Befreiung Theresienstadts am 8. Mai 1945 durch die Rote Armee wurde die Zentralbücherei aufgelöst und ihre Bestände zum Großteil in das Jüdische Museum in Prag und etwa 40.000 Bände in die Jerusalemer Nationalbibliothek überführt.[12] Neben dem Rechenschaftsbericht der Ghettozentralbücherei besteht auch noch ein eindrucksvoller Bericht des Oberbibliothekars Friedmann mit dem Titel Ein Gang durch die Ghetto-Zentralbücherei in Theresienstadt.[11]

Liste der 92 Prominenten im Theresienstadt-Konvolut

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Name Lebensdaten Ankunft Liste A / B Anmerkungen
z. B. Familie, Beruf, Titel, Auszeichnungen, Tätigkeit in Theresienstadt
Transport-
nummer
Achenbach, Paula von 1869– 11. August
1944
B Geborene Pringsheim. Witwe des Landrates Heinrich von Achenbach.
Außenberg, Kurt 1910– 2. Dezember
1941
B Baute als Architekt mit Erfahrungen im Siedlungsbau das Lager mit auf.
Baeck, Leo 1873–1956
1943
A Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden, nach der Entlassung im Mai 1945 als Präsident der World Union for Progressive Judaism in London. 10764/1 – 87
Beck, Henriette 1869–1945 April
1943
A Opernsängerin und Witwe des Theaterdirektors Hofrat Otto Beck. II/27 – 1207
Bernstein, Elsa 1866–1949 26. Juni
1942
A
Tochter des Dirigenten Heinrich Porges, Witwe des Rechtsanwaltes und Geheimrats Max Bernstein. Schriftstellerisch war Elsa Bernstein unter dem Pseudonym „Ernst Rosmer“ tätig.
500–II/10
Biedermann, Samuel 1907–1978 20. Januar
1944
B Unternehmer aus Amsterdam.
Bleichröder, Ellie von 1894–1989 27. Juli
1942
A Geschiedene Herschel. Enkelin des Bankiers Gerson von Bleichröder. 1/31 – 2364
Bololanik, Rosa 1884– 3. September
1943
A Witwe eines Wiener Droschkenkutschers. Der Sohn fiel als Soldat der deutschen Wehrmacht am 18. September 1939 in Polen. Mutter (?) von Karoline Bololanik, siehe nachfolgende Liste. IV/14 – 932
Boschan, Julius 1896–1944 29. Januar
1943
B Bankbeamter aus Wien und dekorierter Weltkriegsteilnehmer. Arbeitete in der Finanzverwaltung des Lagers. Wurde am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert.
Busse, Paula 1876–1960 11. Januar
1944
B Aus Hamburg stammende Witwe des im Ersten Weltkrieg mit dem EK II ausgezeichneten Literaturhistorikers Carl Hermann Busse.
Cohn, Alexander 1876–1951 28. Januar
1943
A Dr. jur., Kammergerichtsrat und dekorierter Frontkämpfer. Autor juristischer Werke, Mitarbeiter einer Kommentierung des Handelsgesetzbuches gemeinsam mit Albert Mosse. Seine Ehefrau Else Cohn nur auf Liste-A. 10723 – I/87
Dalpas, Irma 1892– 21. März
1944
B Witwe eines Bauunternehmers und Lokalpolitikers in Karwin. 1945 befreit.
Dauber, Lucian 1881– 28. August
1942
A Hof- und Gerichtsadvokat in Wien. Seine Ehefrau Jetti Dauber nur auf Liste-A, siehe folgende Tabelle. 52–IV/8
Dessauer, Heinrich 1883–1944 29. Januar
1943
B Dr. jur., Dolmetscher, Leiter des Rechtsbüros der Jüdischen Kultusgemeinde in Wien. Am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert.
Eidlitz, Friedericke 1872–1944 21. Juni
1942
A Witwe eines Kaufmanns in Wien. Ihr Sohn Walther Eidlitz wurde als Student in Indien von den Engländern interniert. 808 – IV/1
Feury, Ida von 1877–1957 4. Juni
1942
A Die geborene Baronin von Hirsch wurde für ihren Lazaretteinsatz auf dem familieneigenen Schloss Planegg im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet. Witwe eines adligen Frontkämpfers. Der gemeinsame Sohn Otto Freiherr von Feury wurde in der Nachkriegszeit ein bekannter CSU-Politiker und Agrarlobbyist. Sie war die Schwester von Karl und Rudolf von Hirsch 43 – II/1
Fiedler, Marie 1870– 10. Januar
1944
B Witwe eines österreichischen Frontkämpfers.
Flatow, Felix Gustav 1875–1945 26. Februar
1944
B
Geboren in Westpreußen und zuletzt tätig als Textilkaufmann in den Niederlanden. Er vertrat das Deutsche Reich bei den ersten und bei den zweiten Olympischen Spielen im Geräteturnen und wurde 1896 mit der Mannschaft Olympiasieger am Barren und am Reck.
Frankau, Margit 1889–1944 6. Januar
1943
A Diakonissin aus Graz. Feldschwester des Ersten Weltkrieges mit Kriegsauszeichnungen. 55 – IV/14
Friediger, Max 1884–1947 29. Januar
1943
B Königlich dänischer Oberrabbiner in Kopenhagen. Am 15. April 1945 mit einem Konvoi durch Deutschland im Rahmen der Rettungsaktion der Weißen Busse nach Schweden evakuiert.
Friedländer, Johann 1882–1945 3. September
1943
A Feldmarschallleutnant des österreichischen Bundesheeres. Wurde am 16. Oktober 1944 nach dem Tod seiner Frau Leona (siehe nachstehende Liste) nach Birkenau zum Arbeitseinsatz deportiert und 1945 auf dem Marsch von Auschwitz nach Pless von den Wachmannschaften erschossen. 936–IV/14
Friedmann, Richard 1906–1944 28. Januar
1942
B Mitarbeiter der Jüdischen Kultusgemeinde Prag. Im Mai 1944 nach Birkenau deportiert und dort am 22. Mai 1944 bei einem von der SS angetäuschten Fluchtversuch erschossen.
Fuhrmann, August 1865–1945 Januar
1944
B Verwitweter Lehrer aus der Bukowina stammend. Gründer mehrerer Gesangs- und Turnvereine.
Gans, Heinrich 1874–1947 25. September
1942
A Dr. jur., Polizeirat in Wien bis 1936. Verheiratet mit Olga Gans (nur auf Liste-A). 634–IV/141
Gerriets, Elsa 1886– 24. Juli
1942
A Witwe eines Frontkämpfers. 466/VIII – 1
Gorter, Eugenie 1874–1953 23. Juli
1942
A Krankenschwester mit Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg. 872–II/18
Grabower, Rolf 1883–1963 19. Juni
1942
A
Zunächst am Reichsfinanzministerium tätig und dann Richter am Reichsfinanzhof. Nach 1945 war er Honorarprofessor an der Universität Erlangen und Dozent an der Bundesfinanzakademie.
341–II/7
Gradnauer, Georg 1866–1946 21. Januar
1944
B
Redakteur des Vorwärts. Reichstagsabgeordneter im Kaiserreich und in Weimar, kurzzeitig Reichsinnenminister
Grassmann, Gertrud 1899– 11. Januar
1944
B Geschieden. Früherer Ehemann war Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg und im Zweiten Weltkrieg Offizier der Luftwaffe.
Grienwaldt, Elisabeth 1878– 15. Mai
1944
B Witwe des Kunstphotographen August Grienwaldt.
Gruyters, Sofie 1886– 26. Juli
1942
A Witwe des Keksfabrik-Besitzers Karl Gruyters in Krefeld. Das Unternehmen besteht heute noch in der Innenstadt 476 VII/2
Henschel, Moritz 1879–1947 17. Juni
1943
B Rechtsanwalt und Notar, Frontkämpfer. Letzter Vorsitzender der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Leitete das Postamt und später die Freizeitabteilung des Ghettos.
Heymann, Ernst 1892– 2. August
1944
B Dekorierter Fliegeroffizier des Ersten Weltkrieges. Verheiratet mit einer Tochter des Generals August von Cramon
Hirsch, Karl von 1871–1944 4. Juni
1942
A Freiherr, Dr. phil., Brauereidirektor aus Bayern. Bruder von Rudolf von Hirsch. 42–II/I
Hirsch, Rudolf von 1875–1975 4. Juni
1942
B Freiherr, Dr. phil., Gutsbesitzer auf Schloss Planegg. Bruder von Karl von Hirsch.
Hirschbruch, Elise 1885– 20. November
1942
B Ehefrau des Wissenschaftlers Albert Hirschbruch in Metz.
Hostovsky, Hermann Ferdinand 1877–1944 1. April
1943
A Oberst des österreichischen Bundesheeres und Frontkämpfer. Ehemann von Klara Hostovsky, siehe Folgeliste. 414 – IV/14f
Jacobson, Jacob 1888–1968 19. Mai
1943
A Dr. phil., Historiker und Frontkämpfer. Leiter des Gesamtarchivs der Juden in Deutschland. Nach der Befreiung 1945 Mitarbeiter des Leo Baeck Instituts in London. 12663–I/94
Kessler, Johanna Elisabeth von 1874– 8. September
1944
B Witwe eines aktiven deutschen Offiziers.
Klang, Heinrich 1875–1954 25. September
1942
A Österreichischer Rechtswissenschaftler und Richter, in Theresienstadt Vorsitzender Richter des Ghettogerichts. 606–IV/11
Klein, Emil 1873–1950 23. Juli
1942
A Österreichischer KuK-Botschaftsarzt in Berlin. Hochschullehrer an der Universität Jena. Seine Ehefrau Antonie Klein auf der nachstehenden Liste. 2451–I/32
Lederer, Eduard 1859–1944 6. Juli
1942
A Jurist und Ministerialrat, Referent im Ministerium für Volksaufklärung. Verfasser zahlreicher Schriften zu religiösen Themen von Christen- und Judentum. Aan 648
Ledwoch, Martha 1884– 15. Oktober
1943
A Witwe eines Polizeikommissars und späteren Gastwirts in Strausberg. 1945 befreit. 13933–I/102
Levin, Ursula 1912–nach 1944 10. März
1944
B Sekretärin an der türkischen Botschaft in Berlin.
Levit, Johann 1884–1944 20. Juni
1942
B Chirurg und außerordentlicher Professor an der Prager Universitätsklinik.
Loewenstein, Karl auch: Loesten 1887–1976 17. Mai
1942
A Deutscher Seeoffizier des Ersten Weltkrieges im Umfeld des Kronprinzen. Bankier in Berlin. Gehörte der Bekennenden Kirche an und wurde dieserhalb im November 1941 von der Gestapo in das Ghetto Minsk deportiert. Im Mai 1942 auf Intervention von Generalkommissar Wilhelm Kube über Wien nach Theresienstadt. Dort nach anfänglicher Inhaftierung ab September 1942 Sicherheitschef des Ghettos und damit zweithöchster Mann in der Selbstverwaltung des Ghettos. Überlebte den Holocaust entgegen dem anderslautenden Vermerk in der Yad-Vashem-Datenbank. EZ 50
Loewy, Maximilian 1875–1948 7. Mai
1942
B Professor für Neurologie und Psychiatrie tätig in Marienbad, Prag und Kairo.
Meissner, Alfred 1871–1950
1942
A Tschechischer Politiker und Justizminister, verfasste zahlreiche Publikationen. Seine Ehefrau Rosa Meissner auf der folgenden Liste. V 280
Meyer, Léon 1868–1948 12. Juli
1944
B Französischer Handelsminister und Bürgermeister von Le Havre. Seine Familie wurde nicht prominent gelistet.
Meyer, Owe 1885– 6. Oktober
1943
B Dänischer Unternehmer, unter anderem Direktor von Bing & Grøndahl.
Meyerhoff, Marianne 1912–1944 1. Juli
1943
A Ehemalige Chemiestudentin. Am 28. Oktober 1944 in das Todeslager Auschwitz deportiert. 13766–I/99
Moresco, Emanuel 1869–1945 6. September
1944
B Niederländischer Diplomat und Gesandter beim Völkerbund. Er starb nach der Befreiung am 24. Juni 1945 in Eindhoven.
Moser, Eugenie 1869– 11. September
1942
A Leitete eine Korbfabrik in Wien. Witwe des Entdeckers des Scharlachserums Paul Moser. 388–IV/10
Mosse, Martha 1884–1977 17. Juni
1943
A
Erste deutsche Polizeirätin im Dienst des Berliner Polizeipräsidiums. Sie war die älteste Tochter von Albert Mosse.
328–IV/10
Murmelstein, Benjamin 1905–1989 30. Januar
1943
B Rabbiner. Als Nachfolger des erschossenen Eppstein Judenältester bis zum 5. Mai 1945.
Neuberger, Leon 1880–1944 10. Oktober
1942
A Österreichischer Berufsoffizier und hochdekorierter Frontkämpfer. In Theresienstadt Leiter des Wach- und Ordnungsdienstes. 1292–IV/13
Neumann, Richard 1878–1955 5. Januar
1945
B Reichsanwalt bei der Reichsanwaltschaft beim Reichsgericht.
Ottenheimer, Paul 1873–1951 18. Februar
1945
B Hofkapellmeister und Komponist aus Darmstadt.
Panofsky, Erich Otto Georg 1894–1944 19. April
1943
A Bankier in Berlin; kriegsversehrter Frontkämpfer. Am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. 12385–I/91
Perlsee, Franz 1909– 9. April
1943
B Nach dem Studium Absolvent eines Regiekurses.
Philippson, Alfred 1864–1953 16. Juni
1942
A Geograph und Hochschullehrer. Erlangte den Status aufgrund besonderer Verwendung Sven Hedins bei Hitler. 544–III/1
Pick, Emil 1865–1945
A Ingenieur und Chemieunternehmer, Ehrenbürger von Tschaslau. X 493
Pick, Hans 1884–nach 1950 20. November
1942
A Dr. phil., Chemiker und Gasexperte. Leiter des Desinfektionswesens im Ghetto. Cc 194
Ploennies, Maria von 1877– 8. Dezember
1944
B Geborene Askenasi. Witwe eines „arischen“ China- und Frontkämpfers.
Pollak-Parille, Flora 1873– 2. August
1944
A Witwe aus Amsterdam. Einflussreicher Sohn beim Judenrat
Prager, Stephan Friedrich 1875–1969 23. Juli
1942
A Dr. phil., Architekt, Landesbaurat, deutscher Offizier im Ersten Weltkrieg 679–VII/1
Praska, Ida 1899– 15. September
1943
B Witwe eines „arischen“ Direktors der Hermann Göring Werke in Linz
Presinger, Paula 1884– 11. Januar
1944
B Witwe eines „arischen“ Rechtsanwaltes
Rauchenberg, Stefanie 1901– 25. April
1944
B ehemalige deutsche Agentin
Salinger, Julie 1873–1947 17. Juni
1942
A Opern- und Kammersängerin aus Hamburg, Auszeichnungen wegen Kriegshilfsdienst 1896–1/26
Schlitz, Else von 1882–1968 7. April
1944
B Witwe des Rittergutsbesitzers und Rittmeisters Rudolf von Schlitz
Schneidhuber, Ida Franziska 1892–1978 30. Juli
1942
A Witwe des ehemaligen nationalsozialistischen Politikers, SA-Führers und Polizeipräsidenten von München August Schneidhuber II/20–968
Schultz, Clara 1862– 5. Oktober
1943
B Witwe eines mehrfach ausgezeichneten dänischen Flottenkommandeurs
Schwarz, Aaron 1897– 7. April
1944
B niederländischer Fabrikdirektor und Chemiker
Seyssel d’Aix, Gräfin Gertrud 1877–1965 4. August
1942
A Witwe eines deutschen Offiziers des Ersten Weltkrieges 1058–II/22
Skutsch, Felix 1861–1951 18. März
1942
A Dr. med., Universitätsprofessor und Gynäkologe 11552–I/90
Sölver-Schou, Ebba 1886– 14. Oktober
1943
B Witwe des Generalsekretärs des Zentralverbandes des dänischen Handwerks
Sommer, Emil Samuel 1869–1947 12. September
1942
A mehrfach ausgezeichneter österreichischer Offizier 690–IV/10
Stahn, Alice 1884– 10. Januar
1944
B Witwe eines deutschen Offiziers des Ersten Weltkrieges
Stargardt, Otto 1874–1967 2. Juli
1942
A Dr. jur., Senatsmitglied des Reichsversorgungsgerichtes, Mitglied der evangelischen Provinzialsynode 798–I/14
Stein, Artur 1871–1950 6. Juli
1942
B Dr., österreichisch-tschechischer Althistoriker und Universitätsprofessor in Prag
Stiassnie, Rudolf 1885– 3. September
1943
A deutscher Kaufmann, dessen beiden Söhne im Zweiten Weltkrieg gefallen sind 940–IV/14 i
Stoehr, Georg 1871– 29. Juli
1942
A Dr. med., Militär- und Regierungsarzt, im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet 464–IV/14i
Taussig, Leo 1884–1944 24. Dezember
1942
B Dr. med., außerordentlicher Professor für Psychologie und Neurologie, mehrfach ausgezeichneter Offizier im Ersten Weltkrieg
Toepfer, Jenny 1875– 30. Juni
1943
A „Arischer“ Stiefsohn Teilnehmer während des Zweiten Weltkrieges mit Auszeichnung 13541–I/97
Utiz, Emil 1883–1956 30. Juli
1942
A Dr., deutschsprachiger Philosoph, Psychologe und Kunsttheoretiker sowie Universitätsprofessor AAv-268
Wadenfels, Gabriele von 1869–1961 Juli
1942
A Witwe eines Offiziers des Ersten Weltkrieges, sie selbst durch Kriegshilfsdienst Erwerb hoher Auszeichnungen 842–II/17
Weissberger, Otto 1864–1944 26. Juni
1942
B Präsident des westböhmischen Industriellenverbandes
Werner, Richard 1875–1945 28. Januar
1942
B Dr. med., österreichisch-tschechischer Universitätsprofessor für Medizin, hohe Auszeichnungen als Militärarzt im Ersten Weltkrieg erworben
Winterstein, Paul 1876–1945 10. Oktober
1942
B österreichischer Offizier, Oberst im Generalstab, hohe Auszeichnungen im Ersten Weltkrieg erworben
Wolf, Louis Simon 1873– 20. Januar
1944
B niederländischer Juwelier, Mitglied der Diamantenbörse in Amsterdam
Wolfeus, Praag Salomon 1876– 6. September
1944
B Stellvertretender Vorsitzender des Niederländischen Roten Kreuzes

Prominente der Liste-A (Oppenhejm-Liste), die nicht im Theresienstadt-Konvolut enthalten sind

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Name Lebensdaten Ankunft Liste A Anmerkungen
z. B. Familie, Beruf, Titel, Auszeichnungen, Tätigkeit in Theresienstadt
Transport-
nummer
Bloch, Sigmund 1865–1944
194?
A Dr. med., praktischer Arzt in Prag.
Bololanik, Karoline 1918–
1943
A Tochter (?) von Rosa Bololanik (?), siehe vorgehende Liste. IV/14 – 933
Cierer, Alfred 1896–1944 18. Dezember
1943
A Kaufmann, Berater des griechischen Wirtschaftsministeriums in Athen, Vertrauensmann der päpstlichen Hilfsorganisationen für Griechenland. Inhaftiert mit seiner nachstehenden Familie. EZ 240
Cierer, Elsa 1906– 18. Dezember
1943
A Ehefrau von Alfred Cierer. EZ 241
Cierer, Ahni 1931–1944 18. Dezember
1943
A Tochter von Alfred und Elsa Cierer. EZ 242
Cierer, Katharine 1927– 18. Dezember
1943
A Tochter von Alfred und Elsa Cierer. EZ 243
Cierer, Kurt 1925– 18. Dezember
1943
A Sohn von Alfred und Elsa Cierer. EZ 244
Cohn, Else 1885– 28. Januar
1943
A Ehefrau von Alexander Cohn, siehe vorgehende Liste. 10723 – I/87
Dauber, Jetti 1889–
1942 (?)
A Ehefrau von Lucian Dauber, siehe vorgehende Liste. 433–IV/8
Eppstein, Paul 1902–1944 Ende Januar
1943
A Dr., Soziologe und bekannter Interessenvertreter des deutschen Judentums auf Reichsebene. Er wurde gleich nach seiner Ankunft Vorsitzender des Ältestenrates im Ghetto und am 28. September 1944 in der Kleinen Festung von Theresienstadt erschossen.
Eppstein, Hedwig 1903–1944
1943
A Dr., Ehefrau von Paul Eppstein, siehe vor. Wurde im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert
Friedländer, Leona 1872–1944
1943
A Ehefrau von Johann Friedländer, siehe vorstehende Liste. Ihr Mann begleitete sie freiwillig in das Ghetto. Sie verstarb im 1944 in Theresienstadt. 973 – IV/14i
Friedmann, Desider 1880–1944
A Präsident der Jüdischen Kultusgemeinde Wien. Er wurde Leiter der Bank des Ghettos und im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. 986 – IV/11
Friedmann, Ella 1887–
A Ehefrau von Desider Friedmann, siehe vor. 987–IV/11
Gans, Olga 1886–1972
1942
A Ehefrau von Heinrich Gans, siehe vorstehende Liste. 635–IV/11
Grün, Maurice 1890–
A Österreichischer Zionist und Leiter des Palästinaamtes in Wien. IV/14.d/308
Gutmann, Friedrich 1886–1944
A Bankier und Sohn des Gründers der Dresdner Bank Eugen Gutmann. Gilt als extravaganter Sonderfall. Weil er sein Vermögen nicht dem Deutschen Reich überschreiben wollte, kam er in die Jüdische Zelle des Gestapo-Gefängnisses der Kleinen Festung, wo er starb. 296–XIX/1
Gutmann, Louise 1892–1944
A Ehefrau von Friedrich Gutmann, siehe vor. Kam nach dem Tod ihres Mannes in das Vernichtungslager Auschwitz 297–XXIV/1
Hänisch, Victor 1865–
A Freiherr zu Reith und auf Fugglau. Hoch dekorierter österreichischer Generalingenieur und Frontkämpfer. IV – 14/350/351
Hostovsky, Klara 1884–1944 1. April
1943
A Ehefrau von Hermann Ferdinand Hostovsky, siehe vorherige Liste. 415 – IV/14f
Kahn, Franz 1895–1944 Januar
1943
A Dr. jur., Funktionär des Jüdischen Weltkongresses. Im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. EZ 160
Kahn, Olga 1895– Januar
1943
A Ehefrau von Franz Kahn, siehe vor. EZ 179
Klein, Antonie 1870–1945
A Ehefrau von Emil Klein 2452–I/32
Liebeschütz, Jeschiel 1856–1943
A Dr., Polizeiarzt und mehrfach ausgezeichneter Teilnehmer am Ersten Weltkrieg 12666 – I/94
Löwenstein, Leo 1879–1956
A Dr., Besitzer eines Forschungslabors, Mitglied der APK und mehrfach ausgezeichneter Teilnehmer am Ersten Weltkrieg 13757 – I/99
Meissner, Rosa 1887–
A Ehefrau von Alfred Meissner V 281
Panofsky, Liselotte 1921–
A Tochter von Erich Panofsky 12387–I/91
Philippson, Dora 1896–
A Tochter von Alfred Philippson 553–III/1
Philippson, Margarete 1882–
A Ehefrau von Alfred Philippson 552–III/1
Popiel, Simon 1865–1945
A Dr. med., Generalstabsarzt a. D. 480–IV/10
Skutusch, Helene 1875–1944
A Ehefrau von Felix Skutsch 11551–I/90
Sommer, Anna 1887–1970
A Ehefrau von Emil Sommer 690–IV/10
Stargardt, Edith 1880–1967
A Ehefrau von Otto Stargardt 799–I/14
Utitz, Ottilie 1890–
A Ehefrau von Emil Utitz AAv–267
Wongtschowski, Bianca 1876–1944
A Gattin des Generalstabsarztes Dr. Adolf Wongtschowski 8207–I/71
  • Elsa Bernstein: Das Leben als Drama. Erinnerungen an Theresienstadt. Edition Ebersbach, Dortmund 1999, ISBN 978-3-931782-54-2 (Hrsg. Rita Bake Birgit Kiupel).
  • Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut. Altonaer Museum in Hamburg, Dölling und Galitz Verlag, Hamburg/München 2002, ISBN 3-935549-22-9.
  • Ralph Oppenhejm: An der Grenze des Lebens – ein Theresienstädter Tagebuch. Kopenhagen 1945, Hamburg 1961.
  • Käthe Starke: Der Führer schenkt den Juden eine Stadt. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1975, ISBN 3-7759-0174-4.
  • Ruth Bondy: Prominent auf Widerruf. In: Miroslav Karny, Raimund Kemper, Margita Karna (Hrsg.): Theresienstädter Studien und Dokumente. Prag 1995, S. 136–154.
Commons: „Prominent“ klassifizierte Häftlinge im Ghetto Theresienstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Das Theresienstadt-Konvolut auf ghetto-theresienstadt.de
  2. a b Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut. Hamburg/München 2002, S. 5 f.
  3. Neues Museum zeigt Ausstellung zur jüdischen Geschichte „Das Theresienstadt-Konvolut“. (Memento vom 1. Dezember 2016 im Internet Archive) In: Die Welt, 15. Februar 2002
  4. a b c Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut. Hamburg/München 2002, S. 13 f.
  5. Ralph Oppenhejm: An der Grenze des Lebens – ein Theresienstädter Tagebuch. Hamburg 1961, S. 182 f.
  6. Ruth Bondy: Prominent auf Widerruf. In: Miroslav Karny, Raimund Kemper, Margita Karna (Hrsg.): Theresienstädter Studien und Dokumente. Prag 1995, S. 136 f.
  7. Käthe Starke: Der Führer schenkt den Juden eine Stadt. Berlin 1975, S. 131 f.
  8. Käthe Starke: Der Führer schenkt den Juden eine Stadt. Berlin 1975, S. 144.
  9. Kurzbiografie Felix Bloch auf ghetto-theresienstadt.de
  10. Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut Hamburg/München 2002, S. 14 f., S. 79 ff.
  11. a b c Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut. Hamburg/München 2002, S. 117 f.
  12. Ghettozentralbücherei auf ghetto-theresienstadt.de