Thiosemicarbazid

Strukturformel
Strukturformel von Thiosemicarbazid
Allgemeines
Name Thiosemicarbazid
Andere Namen
  • Hydrazincarbothioamid
  • Thiocarbamidsäurehydrazid
  • Aminothioharnstoff
Summenformel CH5N3S
Kurzbeschreibung

weißes bis gelbliches Pulver mit schwachem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 79-19-6
EG-Nummer 201-184-7
ECHA-InfoCard 100.001.077
PubChem 2723789
Wikidata Q16295007
Eigenschaften
Molare Masse 91,14 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,42 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

181 °C[2]

Siedepunkt

Zersetzung ab 178 °C[1]

Löslichkeit
  • schwer in Wasser (13 g·l−1 bei 20 °C)[1]
  • leicht in heißem Wasser (187 g·l−1 bei 80 °C)[1]
  • sehr wenig in organischen Lösungsmitteln[2]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300​‐​412
P: 264​‐​270​‐​273​‐​301+310​‐​405​‐​501[1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Thiosemicarbazid ist eine chemische Verbindung und ein Hemihydrazin-Derivat des Thioharnstoffs.

Gewinnung und Darstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es kann durch Erhitzen einer wässrigen Lösung von Ammoniumthiocyanat mit Hydraziniumsulfat und Natriumhydroxid hergestellt werden.[2]

Die Verbindung zersetzt sich oberhalb des Schmelzpunktes stark exotherm. Die mittels DSC bestimmte Zersetzungsenthalpie beträgt −770 kJ·kg−1 bzw. −70,1 kJ·mol−1.[3]

Thiosemicarbazid wird als Antioxidans, Korrosionsinhibitor, Stabilisator in der Photographie und als Rohstoff zur Herstellung von Pharmaka (Tuberkulostatikum Thioacetazon und Virostatikum Methisazon) verwendet.[2] Einer der Väter dieses Medikamnts ist Gerhard Domagk, der 1950 das Buch Chemotherapie der Tuberkulose mit den Thiosemikarbazonen herausgab.[4] Der Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) stellte im April 2024 in einer Vorabberichterstattung über eine von ihm 2020 in Auftrag gegebene Studie fest, dass der Kinderarzt Catel „zusammen mit dem Labormediziner Dr. Gerhard Domagk mit einer Versuchsreihe zur Erprobung eines neu entwickelten Präparats zur Chemotherapie der Tuberkulose begann. Das dabei verabreichte Medikament TB I 698, das später nur für Erwachsene als Conteben auf den Markt kam, habe bei mindestens vier Kindern zum Tod geführt.“[5] Bei dem erwähnten Präparat TB I 698 handelt es sich um Thiosemicarbazone.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g h i Eintrag zu Thiosemicarbazid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. Januar 2024. (JavaScript erforderlich)
  2. a b c d Eintrag zu Thiosemicarbazid. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 18. März 2014.
  3. Jimmie C. Oxley; James L. Smith; Kishore Marimaganti: Developing small-scale tests to predict explosivity. In: J. Therm. Anal. Calorim. Bd. 102, 2010. S. 597–603, doi:10.1007/s10973-010-0983-6.
  4. Gerhard Domagk (Hrsg.): Chemotherapie der Tuberkulose mit den Thiosemikarbazonen, online in der Datenbank der Deutschen Nationalbibliothek
  5. Martina Schüttler-Hansper: „Medikamentenversuche in Mammolshöhe bestätigt. LWV legt Studie zur Kinderheilstätte in den 1950er Jahren vor“, Online auf LWVblog, 23. April 2013