Die Torbeschen (mazedonisch: Торбеши; in Nordmazedonien auch als Mazedonische-Muslime Македонци-муслимани, Makedonci-muslimani bezeichnet) sind eine ethno-religiöse Minderheit. Sie sprechen eine slawische Sprache ähnlich dem torlakischen Dialekt und gehören meist dem Islam an (siehe Islam in Nordmazedonien).[1]
Die Torbeschen sind historisch gesehen albanischer Herkunft. Diese wurden in den vergangenen zwei Jahrhunderten durch bulgarische und serbische Nationalbewegungen assimilliert.
Die größte Konzentration der Torbeschen findet man im Westen von Nordmazedonien und im Osten von Albanien sowie im Süden von Kosovo. Einige Dörfer der Debar-Region werden beinahe ausschließlich von Torbeschen bewohnt. Auch in der Gemeinde von Struga leben eine große Anzahl an Torbeschen, vor allem in den Dörfern Labunishta, Oktisi, Podgorci und Boroec. Dasselbe gilt für den Kosovo, wobei sie hier im Süden des Landes in der Gemeinde Prizren angesiedelt sind. Ihre Siedlungsgebiete werden in Sredacka Zupa und Podgora aufgeteilt, einer der größten Dörfer sind vor allem Lubizhda, Gornje Ljubinje und Mushnikovo. Heutzutage (nach den 90er-Jahren) gibt es in Volkszählungen die Domäne Torbesch im Kosovo nicht mehr, weshalb sich ein sehr großer Teil als Bosniaken identifiziert. Unter anderem gibt es auch viele Torbeschen, die sich als Albaner identifizieren.
Die genaue Bevölkerungsanzahl ist schwer einschätzbar. Der Historiker Ivo Banac schätzte, dass im alten Jugoslawien vor dem Zweiten Weltkrieg ca. 27.000 Torbeschen lebten. Nachfolgende Volkszählungen brachten sehr unterschiedliche Zahlen; 1.591 um 1953, 3.002 um 1961, 1.248 um 1971 und 39.355 um 1981. Letztere umfasst auch solche, welche sich vorher als Türken identifizierten.
Die Zahl der Torbeschen in Mazedonien wurde im Jahr 2013 auf etwa 40.000 geschätzt.
Jordanka Telbizova-Sack: Religion, Ethnie, Nation und die Aushandlung von Identität(en). Regionale Religionsgeschichte in Ostmittel- und Südosteuropa. Hrsg.: István Keul. Band2 von Theologie/Religionswissenschaft. Frank & Timme, Berlin 2005, ISBN 978-3-86596-009-2, Die Torbeschen, S.9, 48–66, 94–98 (183 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Thede Kahl: Makedonien. Hrsg.: Gabriella Schubert. Band1 von Forschungen zu Südosteuropa: Sprache – Kultur – Literatur. Otto Harrassowitz Verlag, Berlin 2005, ISBN 978-3-447-05277-1, B. Ethnische Gruppen in Makedonien – Geschichte und heutige Situation, S.58, 65, 70 (240 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Jordanka Telbizova-Sack: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Hrsg.: Holm Sundhaussen, Konrad Clewing. Böhlau Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-205-78667-2, S.938–939, Sp.Torbeschen (mak. Torbeši) (1102 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Cyrill Stieger: Wir wissen nicht mehr, wer wir sind: Vergessene Minderheiten auf dem Balkan. Paul Zsolnay Verlag, Österreich 2017, ISBN 978-3-552-05872-9, »Wie kann ich einer Nation angehören, die es gar nicht gibt?« – Die Torbeschen in Mazedonien (288 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Klaus Roth, Asker Kartari: Cultures of Crisis in Southeast Europe. Part 1: Crises Related to Migration, Transformation, Politics, Religion, and Labour. Band18 von Ethnologia Balkanica: Journal for Southeast European Anthropology. Lit Verlag, Münster 2016, ISBN 978-3-643-90763-9, S.155–170 (409 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Jane K. Cowan: Macedonia: The Politics of Identity and Difference. In: Anthropology, Culture and Society. Pluto Press, 2000, ISBN 0-7453-1589-5, S.111 (Online-Version [abgerufen am 9. Februar 2014]).