Toumour liegt nordöstlich der Regionalhauptstadt Diffa in der Landschaft Manga in der Sahelzone. Die Nachbargemeinden sind Kabléwa im Norden, Bosso im Osten und Süden sowie Gueskérou im Westen.
Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um das Dorf Toumour,[1] das zugleich der Hauptort der Landgemeinde ist,[2] und um sieben Wasserstellen namens Baassouri, Guéllé Holé, Kakarwa, Kaouré, Katcha Cho, N’Guel Cheffou und N’Guel Dayed.[1]
In den 1920er Jahren galt die durch Toumour führende und 1375 Kilometer lange Piste von Niamey nach N’Guigmi als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger. Sie war in der Trockenzeit bis Guidimouni und wieder ab Maïné-Soroa von Automobilen befahrbar.[3]
Toumour gehörte bis zu einer landesweiten Verwaltungsreform im Jahr 2002 zum Kanton Bosso, dessen Territorium auf die Landgemeinden Bosso und Toumour aufgeteilt wurde. Seit 2011 gehören die Landgemeinden nicht mehr zum Departement Diffa, sondern zum neugeschaffenen Departement Bosso.[4]
In Toumour hatten sich 2014 viele Flüchtlinge aus dem Nachbarland Nigeria niedergelassen, die ihre Heimat wegen des dschihadistischen Terrors von Boko Haram verlassen mussten. Um daraus resultierenden Epidemien vorzubeugen, ließ das Internationale Komitee vom Roten Kreuz im selben Jahr in Toumour sowie in den Orten Bandi, Barwa, Bosso und DagayaMasernimpfungen bei fast 30.000 Kindern durchführen.[5] Die Nachbargemeinde Bosso wurde 2015 von Boko Haram angegriffen. Toumour nahm Binnenvertriebene aus Bosso auf.[6] Im Jahr 2016 kam es in der Nähe des Hauptorts von Toumour zu dreitägigen Kampfhandlungen zwischen Boko Haram und den von den Streitkräften Tschads unterstützten Streitkräften Nigers. Dabei kamen nach Angaben der Armee 38 Dschihadisten und zwei Soldaten ums Leben.[7] Ende 2016 lebten in der Gemeinde Toumour 15.201 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 19 Jahren, die Flüchtlinge, Rückkehrer oder Binnenvertriebene waren.[8]
Ein Angriff von Boko Haram auf den Hauptort in der Nacht von 12. auf 13. Dezember 2020 führte in der Zivilbevölkerung zu 28 Toten und rund 100 Verletzten.[9] Die Sachschäden umfassten 450 niedergebrannte Geschäftslokale und 80 niedergebrannte Mühlen, 61 zerstörte Fahrzeuge, 16 zerstörte Wasserstellen und fünf beschädigte Deiche. Der Viehbestand wurde um 1250 Tiere dezimiert.[10] Nach dem Angriff wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.[9] In der gesamten Region Diffa waren im Januar 2021 vom UNHCR knapp 270.000 von Zwangsmigration betroffene Personen erfasst. Davon waren 47 % Flüchtlinge und 39 % Binnenvertriebene. Bei 78 % handelte es sich um Frauen und Kinder. In der Gemeinde Toumour lebten dabei 16.927 dieser Menschen.[11]
Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 11.713 Einwohner, die in 1.310 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 946 in 179 Haushalten.[12]
Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 6.742 Einwohner in 795 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 752 in 142 Haushalten[12] und bei der Volkszählung 1988 575 in 116 Haushalten.[13]
Im Hauptort leben fast ausschließlich sesshafte Fulbe, im umliegenden Gebiet halbsesshafte und nomadische Fulbe.[14]
Der Großteil der Gemeinde liegt in einem Gebiet, in dem der Regenfeldbau vorherrscht. Im Nordwesten beginnt die Zone des Agropastoralismus.[16] Im Hauptort sind ein Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI)[17] und eine veterinärmedizinische Station vorhanden.[18] Außerdem wird dort eine Niederschlagsmessstation betrieben.[19] Beim Centre de Formation aux Métiers de Toumour (CFM Toumour) handelt es sich um ein Berufsausbildungszentrum.[20]
Ari Elhadji Papa Moussa: Impact des ouvrages antiérosifs sur la régénération de la végétation dans les communes rurales de Bosso, Toumour et Gueskerou, région de Diffa. Mémoire de Maîtrise. Département de Géographie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2011.
↑Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
↑Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S.426.
↑Tranches d'âges utiles: réfugiés, retournés et IDPs. Éducation et nutrition. Direction régionale de l’état civil, des migrations et des réfugiés, Région de Diffa, République du Niger, 25. Dezember 2016 (reliefweb.int [PDF; abgerufen am 5. Februar 2021]).
↑Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S.45 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
↑Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
↑Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Januar 2023; abgerufen am 10. November 2020 (französisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/snisnet.net
↑Contribution de la région de Diffa à la révision de la stratégie de réduction de la pauvreté au Niger. Comité régional de la révision de la stratégie de réduction de la pauvreté, région de Diffa, 20. September 2007, S.34 (pdfhall.com [abgerufen am 4. Juli 2021]).
↑Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S.10 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
↑Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 88, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).