Treis-Karden liegt im „Klotten-Treiser Moseltal“ im Landschaftsschutzgebiet „Moselgebiet von Schweich bis Koblenz“. Der links der Mosel liegende Ortsteil Karden erreicht auf den Anhöhen den „Kaisersescher Eifelrand“. Treis, rechts der Mosel, liegt teilweise im „Nordöstlichen Moselhunsrück“.
Bereits im 4. Jahrhundert soll der heilige Castor in Karden eine christliche Gemeinschaft gegründet haben. Die Gebeine des Castor von Karden kamen im 9. Jahrhundert teilweise in die Kastorkirche von Koblenz. Karden (Cardena) hatte in der Antike und im Mittelalter eine große Bedeutung. Die Geschichte des Orts wurde vom bis 1802 bestehenden KollegiatstiftSt. Castor bestimmt. Karden war Zentrum eines Archidiakonats. Der Propst des Stiftes war in Personalunion einer der fünf Archidiakone des Erzbistums Trier.
Frühe Namensnennungen
Bereits der römische Vicus trug den Namen Cardena. Der Ort wurde im 6. Jahrhundert als „Cartodomus“ bezeichnet, nach einem hochmittelalterlichen Translationsbericht der Magnerich-Vita soll der Name auf die nahen Moselhänge und die dadurch verursachte Enge des Tals als „Carta-domus“ im Sinne von coarta domus = eingeengtes Haus zurückgehen.[5]
Im Mittelalter lag auf Treiser Gemarkung am Fuße des Eierberges an einer Furt durch die Mosel gegenüber der Einmündung des Brohlbaches in die Mosel die später untergegangene Siedlung Pellenz,[6][7] die in einer Urkunde von 1246 als Palence benannt wird (et vineam in Palence et ortum ibidem iacentem) sowie 1252 über einen dortigen Weinberg (vinea, sita in Pellenze super Kystam).[8]
Treis war Hauptort des Trechirgaus. Das Aussterben der Gaugrafen (Berthold/Bezeline) Ende des 11. Jahrhunderts führte zu einer Reihe von Auseinandersetzungen. So versuchten die Grafen von Salm/Rheineck Treis mit Umland unter ihre Kontrolle zu bringen. Bereits 1121 zerstörte Heinrich V. die Burg, um Pfalzgraf Gottfried von Calw zu unterstützen. Angeblich hatte Otto von Salm die Burg kurz zuvor neu errichtet. Beim Kampf Ottos von Rheineck (Sohn von Otto I. von Salm) mit Hermann von Stahleck um die rheinische Pfalzgrafschaft fiel Treis schließlich 1148 unter die Herrschaft von Kurtrier und verblieb dort bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (nach weiteren Erwerbungen 1197 und 1294).
Hans-Josef Bleser (CDU) wurde am 27. Juni 2019 Ortsbürgermeister von Treis-Karden.[11]
Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 wurde er mit 96,2 % (1165 von 1211 gültigen Stimmen) für weitere fünf Jahre gewählt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.[12]
Blesers Vorgänger Philipp Thönnes (CDU) hatte das Amt zwölf Jahre ausgeübt.[13]
Die ehemalige Stiftskirche St. Castor in Karden (ursprünglich ein romanischer Bau) gilt als „Moseldom“. Ein Stiftsmuseum erinnert an die große Vergangenheit des Orts.
Bemerkenswert ist das Ensemble der romanischen Bauten desStiftsbezirks mit dem sogenannten „Korbisch“ (Verballhornung von Chorbischof), dem ehemaligen Wohngebäude des Propstes und dem Stiftsherrenbau (Karden). Gotische Fresken (Ende 15. Jahrhundert) in der ehemaligen Stiftsschule Karden zeigen ungewöhnlicherweise ein weltliches Thema: die Sage von Heinrich dem Löwen. Ebenso sind Szenen aus der Susannengeschichte zu sehen.
Castor-Brunnen auf dem Lindenplatz in Karden. Der achteckige Brunnen mit einer viereckigen Stele und der Statue des hl. Castor in der Mitte wurde am 30. Juli 1922 als Denkmal zu Ehren des Heiligen und im Andenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingeweiht. Links und rechts der Stele zu Füßen des Heiligen liegen zwei in Basalt gehauene scheinbar friedlich ruhende Löwen. Die Statue ist aus einem hellen Stein gearbeitet. Im Mai 1958 wurde der Brunnen abgebaut und die Stele mit der Figur als Kriegerdenkmal in den Garten am Kreuzgang der Stiftskirche versetzt. Seit 1994 steht er wieder an seinem ursprünglichen Platz. Eingeweiht wurden der neu gestaltete Lindenplatz und das Brunnendenkmal am 2. Oktober.[14]
Die Georgskapelle ist ein kleiner gotischer Sakralbau aus dem 14. Jahrhundert, seit 1857 evangelische Kirche.
Ein markantes Gebäude des 16. Jahrhunderts ist das alte Burghaus bzw. kurtrierische Amtshaus am Ortseingang von Karden.
Am Eingang des Friedhofs von Karden steht der im 13. Jahrhundert erbaute Turm der ehemaligen Pfarrkirche St. Maria oder Liebfrauen.
In der Straße Am Rathaus ist die Katharinenkapelle, der Chor der alten Pfarrkirche aus dem 15. Jahrhundert, erhalten. Nach dem Bau der neuen Kirche wurde die alte aufgegeben und das Kirchenschiff 1833/36 zum Teil in den Bau des Rathauses einbezogen. Im Krieg 1945 wurden das Rathaus und das Kirchenschiff zerstört.
Heckedotzbrunnen mit Bronzeskulptur von Fritz Berlin, Koblenz, auf dem Marktplatz in Treis. Der Heckedotz ist ein kleiner schelmischer Junge. Auf dem Brunnen ist er damit beschäftigt, mit einem Holzschlägel die Lohe bzw. Rinde von einem in der Hecke geschlagenen Eichenast zu lösen. Die Skulptur wurde am 11. November 1989 auf den bereits am 30. April 1989 eingeweihten Brunnen gesetzt. Die Basaltreliefs am Brunnen schuf Gerhard Zenzen aus Ulmen nach Vorlagen von Heinrich Sausen aus Treis. Zur Entstehung des Namens „Heckedotz“, der mitunter auch als Spitzname für die Treiser gebraucht wird, sagt Bürgermeister Hans-Josef Bleser in einem Film der Landesschau Rheinland-Pfalz: „Der Name ‚Heckedotz‘ kommt daher, dass früher hier viel in den Hecken gearbeitet wurde …, und ab und zu kam’s dann auch dazu, dass die Frauen vorbeikamen und das Kesselchen, wie man gesagt hat, also das Mittagessen vorbeibrachten, und wenn dann nicht nur die Arbeit an erster Stelle stand, konnte es natürlich sein, dass in den Treiser Hecken auch mal ein kleiner Heckendotz gezeugt wurde.“[15]
Gut einen Kilometer südlich von Treis steht die Ruine der Burg Treis. Nur wenige hundert Meter weiter südlich liegt die mittlerweile größtenteils wiederaufgebaute Wildburg.
Außer Kirmes, Castorfest im Februar, Katharinenmarkt im November und dergleichen gehört die Schiffsprozession an Fronleichnam zum Brauchtum in Treis-Karden, die alljährlich im Wechsel von Treis nach Karden auf der gegenüberliegenden Moselseite und umgekehrt führt. Diese Tradition soll auf das 17. Jahrhundert zurückgehen, als es auf der Mosel schon Prozessionen vom Kardener Stift St. Castor aus unter Einbeziehung der Orte Treis, Müden und Pommern gegeben habe.[16] 1732 untersagte der Bischof diese Art der Prozession, die erst 263 Jahre später, nämlich zum Fronleichnamsfest 1995 wieder erlaubt wurde.[17] Der Feiertag beginnt mit einer Messe in der Stiftskirche St. Castor in Karden oder in der Treiser Kirche St. Johannes der Täufer. Anschließend begleiten Messdiener, Fahnenabordnungen, Musikkapelle und die Gläubigen das Allerheiligste in der Monstranz, die der Priester unter einem Baldachin trägt, dem sogenannten „Himmel“, durch die Straßen zur Schiffsanlegestelle und zur rund 600 Meter langen Fahrt auf der Mosel. Auf dem Weg zum Schiff und nachher vom Schiff zur Kirche wird zweimal der Segen erteilt, in Karden einmal am „Bildchen“, dem Muttergottesbildstock an der Kreuzung von St.-Castor-Straße, Maximinstraße und St.-Georgs-Straße.[18] Das Schiff und einen Bus, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gegenüberliegenden Ortsteil morgens zum Gottesdienst und nach dem Schlusssegen nach Hause bringt, stellen die Eigner kostenlos zur Verfügung.[19]
Drei Schiffsanlegestellen, zwei in Treis und eine in Karden. Von hier werden Schiffsfahrten nach Cochem, Beilstein, Bullay, Zell und Koblenz angeboten.
60 min (in der HVZ Verstärkerzüge Koblenz – Cochem)
RE 1 und RE 11 verkehren zwischen Koblenz und Trier in Doppeltraktion und werden in Trier geflügelt. Das Zugpaar der Intercity-Linie 37 verkehrt zwischen Koblenz und Luxemburg als Regionalexpress, sodass der günstigere Nahverkehrstarif gilt. Zwischen Koblenz und Düsseldorf gilt der IC-Tarif der Deutschen Bahn.
Busse verbinden Treis-Karden mit den umliegenden Gemeinden in Eifel und Hunsrück.
Treis-Karden liegt an der B 416, die dort beginnt und in Koblenz an der B 9 endet. Zwischen Treis und Karden überquert die B 49 die Mosel über die Treiser Moselbrücke, sie liegt am Mosel-km 39,99 und ist 225 m lang.
Die Brücke, bereits 1878 geplant, konnte 1925 gebaut werden. Sie wurde 1945 zerstört,[20] aber schon 1946 wieder aufgebaut.[21] Die Brücke war am 9. März 1945 von deutschen Soldaten gesprengt worden, um amerikanische Truppen an der Überquerung der Mosel zu hindern.[22]
Alfons Friderichs: Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Trier 2004, ISBN 3-89890-084-3.
Alfons Friderichs: Urkunden & Regesten der Städte und Gemeinden im Kreis Cochem-Zell. Trier 2010, ISBN 978-3-89890-125-3.
Ernst Heimes: Ich habe immer nur den Zaun gesehen. Suche nach dem KZ-Außenlager Cochem. 4. Auflage. Fölbach, Koblenz 1999, ISBN 3-923532-39-3.
Ernst Heimes: Schattenmenschen. Erzählung. Brandes und Apsel, Frankfurt a. M. 1996, ISBN 3-86099-449-2.
Norbert J. Pies: Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport. Band VIII: Engelport und Treis-Karden. Aspekte der gemeinsamen Geschichte. Erftstadt 1998, ISBN 3-927049-24-7.
↑Ferdinand Pauly: Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel. (= Germania sacra N.F. 19: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 3). 1986, S. 10 f.
↑Klaus Layendecker: Heute nur noch ein Flurname. Pellenz war früher auch eine Ansiedlung bei Treis an der Mosel. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel. Beilage zur Rheinzeitung Jahrgang 33 Nr. 2 (1985).
↑Heinrich Beyer, Leopold Eltester und Adam Goertz: Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, Band III (1874) Nr. 854, S. 637 und Nr. 1165, S. 868.