Die Tupí-Sprachen sind eine der am weitesten verbreiteten indigenenSprachfamilien im Tiefland des östlichen Südamerika. Zu ihrem Verbreitungsgebiet gehören oder gehörten große Teile Brasiliens, Paraguay, das östliche Bolivien, Französisch-Guayana, Teile des nördlichen Argentinien sowie Randgebiete im Nordosten Perus und im Südosten Kolumbiens. Die Tupí-Sprachen werden gegenwärtig von mehreren Millionen Menschen gesprochen, die Verbreitung der einzelnen Zweige und Sprachen ist jedoch sehr ungleichmäßig. Der mit Abstand am weitesten verbreitete Zweig der Tupí-Sprachen sind die Tupí-Guaraní-Sprachen. Während das zu diesem Zweig gehörende paraguayische Guaraní allein ca. 4 Millionen Sprecher hat, beträgt die Sprecherzahl aller übrigen Sprachen zusammen weniger als 200.000, und zahlreiche dieser Sprachen sind vom Aussterben bedroht.
Die Tupí-Sprachen werden in zehn Zweige gegliedert, von denen die Tupí-Guaraní-Sprachen der mit Abstand am weitesten verbreitete sind, während einige der anderen nur eine oder wenige Sprachen umfassen. Die folgende Übersicht führt alle heute noch gesprochenen oder ausreichend dokumentierten ausgestorbenen Sprachen mit ihrem heutigen oder ehemaligen Verbreitungsgebiet sowie ihrer Sprecherzahl auf.[1]
[die folgenden Sprachformen bilden eine Gruppe von eng verwandten Varietäten, für die es keinen gesonderten Oberbegriff gibt]
Alt-Guaraní (im 16. bis 18. Jahrhundert im östlichen Paraguay und dem heutigen Nordostargentinein und Südbrasilien; heute fortgesetzt durch das paraguayische Guaraní)
↑Quellen für die Klassifikation und die Sprecherzahlen: Aryon D. Rodrigues: Tupí. In: Robert M. W. Dixon, Alexandra Y. Aikhenvald (Hrsg.): The Amazonian Languages. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1999, ISBN 0-521-57021-2, S. 107–110; sowie speziell für die Tupí-Guaraní-Sprachen: Cheryl Jensen: Tupí-Guaraní, ibid., S. 125–133.