Das Boot war ein sogenanntes Zweihüllenboot, als Hochseeboot in einem Amtsentwurf konzipiert.[1][2] Der Auftrag zum Bau des Bootes wurde am 25. November 1910 erteilt. Es wurde am 20. Oktober 1911 auf Kiel gelegt[3] und am 10. Oktober 1912 vom Stapel gelassen.[4] Es war eines der ersten U-Boote der Kaiserlichen Marine, das nicht mehr mit einem petroleumbetriebenen Verbrennungsmotor arbeitete, sondern mit einem Dieselmotor. Es wurde am 5. August 1913 unter Oberleutnant zur See Otto Dröscher in Dienst gestellt.[1]
Das Boot war 64,15 m lang und 6,1 m breit und hatte einen Tiefgang von 3,58 m sowie eine Verdrängung von 650 Tonnen über und 837 Tonnen unter Wasser. Die Besatzung bestand aus 31 Mann, davon vier Offiziere. Die Maschinen für die Überwasserfahrt waren zwei Sechszylinder-Viertakt Dieselmotoren von MAN mit zusammen 1.250 kW (1.700 PS). Zur Unterwasserfahrt kamen zwei AEG-Doppel-Modyn-Elektromotoren mit zusammen 883 kW (1.200 PS) zum Einsatz. Damit waren Geschwindigkeiten von 15,4 kn über Wasser bzw. 9,5 kn unter Wasser möglich. Der Aktionsradius des Boots betrug bis zu 9700 NM bei Überwasserfahrt. Bei getauchter Fahrt mit 5 kn Marschgeschwindigkeit wurden maximal 80 NM erreicht. Die maximale Tauchtiefe betrug 50 Meter. Die sechs mitgeführten Torpedos konnten über zwei Bug- und zwei Heckrohre verschossen werden. Das 8,8-cm-Geschütz wurde 1916 durch ein weiteres 8,8-cm-Geschütze ergänzt.[2][1][5]
U 20 unternahm insgesamt 28 Feindfahrten, auf denen es 36 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 144.300 BRT versenkte.[6][7] Nach anderen Quellen waren es 37 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 145.830 BRT sowie zwei beschädigte Schiffe mit 2.643 BRT.[3][8]
In den ersten Kriegsmonaten machte U 20 acht Feindfahrten unter der Führung von Kapitänleutnant Dröscher, bevor KapitänleutnantWalther Schwieger das Boot am 16. Dezember 1914 übernahm. Am 30. April 1915 lief es zu seiner 15. Feindfahrt von seinem Stützpunkt Emden aus. Der bereits am 25. April durch den F.d.U. (Führer der Unterseeboote) ausgegebene Einsatzbefehl lautete:
„Große englische Truppentransporte zu erwarten, ausgehend von Liverpool, Bristol-Kanal, Dartmouth. Zur Schädigung dieser Transporte sollen U 20 und U 27 möglichst bald entsandt werden. Stationen auf schnellstem Wege um Schottland aufsuchen, innehalten, solange die Vorräte dies gestatten. Boote sollen angreifen: Transporter, Handelsschiffe, Kriegsschiffe.“
Am 5. Mai 1915 hatte U 20 die irische Südküste erreicht. In den nächsten beiden Tagen versenkte es dort einen Segler (Earl of Lathom, 132 BRT) und zwei Frachter (Candidate, 5.858 BRT, und Centurion, 5.945 BRT). Am Morgen des 7. Mai beschloss Kapitänleutnant Schwieger wegen des dichten Nebels den Rückmarsch anzutreten. Gegen 11 Uhr (deutsche Zeit) klarte es auf und U 20 wurde von einem Bewacher zum Tauchen gezwungen. Anschließend lief ein britischer Kreuzer der Eclipse-Klasse, die Juno, über das Boot hinweg, und verschwand in Richtung Queenstown. Um 13:45 Uhr tauchte Schwieger wieder auf.
Um 14:20 MEZ (Ortszeit) Uhr sichtete man voraus vier Schornsteine und zwei Masten. Wenig später erkannte man einen großen Passagierdampfer, der in Richtung Galley Head steuerte. Um 14:35 Uhr machte der Dampfer – es handelte sich um die Lusitania – eine Kursänderung nach Steuerbord und nahm Kurs auf Queenstown. Um 15:10 MEZ Uhr schoss U 20 aus ca. 700 Metern Entfernung einen Torpedo ab, der den Dampfer an der Steuerbordseite in Höhe der Kommandobrücke traf. Unmittelbar danach gab es eine zweite Explosion. Die Lusitania sank nach nur 18 Minuten, wenige Seemeilen vor dem Kap Old Head of Kinsale an der Südostküste Irlands. Dabei kamen insgesamt 1198 Menschen ums Leben. Darunter waren auch 128 amerikanische Staatsbürger.
Es wurde der Vorwurf erhoben, der deutsche Kommandant habe mit der Versenkung der Lusitaniavölkerrechtswidrig gehandelt; er habe nicht nur ein wehrloses Passagierschiff angegriffen, sondern auf das sinkende Schiff noch einen zweiten Torpedo geschossen. Schwieger schoss nach eigener Aussage nur einen Torpedo. Die zweite Explosion wurde möglicherweise durch Munition, Kohlen-, Aluminiumstaub o. Ä. ausgelöst. Die Lusitania führte angeblich keine Flagge und hatte eine größere Ladung Munition an Bord.
Im Vorfeld hatte die kaiserliche Gesandtschaft in Washington in allen großen amerikanischen Zeitungen vor dem Antritt einer Transatlantikreise gewarnt, da die Kampfzone auch das Meer um die britischen Inseln einschließe.[9]
Nachdem U 20 am 13. Mai 1915 von dieser 15. Operation zurückgekehrt war, führte es in der Folgezeit weitere Einsätze durch. Am 4. November 1916 befand sich U 20 auf der Heimfahrt vom 29. Einsatz. Infolge einer Stromversetzung und dichten Nebels lief es vor der dänischen Küste, fünf Seemeilen nördlich von Bovbjerg, beim Horns Riff auf Grund. Alle Bergungsversuche scheiterten. Das Boot wurde am nächsten Tag gesprengt. Fundstücke vom Wrack (der Turm und das Periskop) sind Teil einer Ausstellung im Sea War Museum Jutland in Thyborøn.[10]
Bodo Herzog, Günter Schomaekers: Ritter der Tiefe, graue Wölfe. Die erfolgreichsten U-Bootkommandanten der Welt. 2. erweiterte, ergänzte und berichtigte Auflage. Verlag Welsermühl, Wels u. a. 1976, ISBN 3-85339-136-2.
↑ abcBodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, ISBN 3-88199-687-7, S. 47.
↑ abEberhard Möller/Werner Brack: Enzyklopädie deutscher U-Boote Von 1904 bis zur Gegenwart, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02245-1, S. 27.
↑Paul Kemp: Die deutschen und österreichischen U-Boot Verluste in beiden Weltkriegen, Urbes Verlag Hans Jürgen Hansen, Gräfelfing vor München 1998, ISBN 3-924896-43-7, S. 21.