Die Uhrgläschen (Arcella), auch Uhrglastiere oder Uhrglastierchen, sind eine Gattung der Arcellinida. Sie sind Vertreter der nicht-taxonomische Gruppe beschalter (Testater[1]) Amöben (herkömmlich auch Schalenamöben oder Thecamoeba genannt).
Wie alle Schalenamöben besitzen sie ein ungekammertes Gehäuse aus einer Gerüstsubstanz, die aus organischem Material (Strukturproteinen) besteht. Im Gegensatz zu anderen Gattungen werden keine Kieselplättchen oder andere Fremdkörper zur Verstärkung des Gehäuses eingebaut. Das napfartige Gehäuse erinnert an ein Uhrglas. Das Gehäuse hat einen Durchmesser von bis zu 0,17 mm und eine Höhe von bis zu 0,07 mm. In der Aufsicht unter dem Mikroskop erscheint dieses Gehäuse meist rund, mit einer zentralen Öffnung. Die bräunliche Farbe der gewölbten Schalen entsteht durch die mit zunehmendem Alter fortschreitende Einlagerung von Eisen- und Manganverbindungen.[2]
Die meisten Arten besitzen zwei Zellkerne, einige mehr, das Großmäulige Uhrglastier (Arcella megastoma) weist bis zu 200 auf. Es sind mehrere kontraktile Vakuolen vorhanden. Die Zelle ist an der Gehäusewand verankert, füllt das Gehäuse aber nicht ganz aus. Die Zysten sind rund und befinden sich innerhalb des Gehäuses.[3]
Die Einzeller leben weltweit im Süßwasser, auch in eutrophierten Gewässern, in Mooren oder sogar auf nassem Laub.[2] Sie finden sich auch in feuchten und trockenen Moosen, einige wenige Arten leben auch terrestrisch. Sie ernähren sich größtenteils herbivor.[3]
Typusart ist das Gemeine Uhrglastier (Arcella vulgaris)[3]. Verkieste Fossilien, die zur Gattung Arcella gestellt werden, sind schon seit dem Paläozoikum bekannt und wurden beispielsweise in der Steinkohle des Ruhrgebiets gefunden.[2]Rezent sind derzeit rund 50 Arten sowie zahlreiche Varietäten und Formen bekannt,[3] darunter:
Otto Bütschli: Zur Kenntnis der Fortpflanzung der Arcella vulgaris Ehrb. In: Archiv für mikroskopische Anatomie, Band XI (11) – (Suppl. 1), Dezember 1875, S. 459–467; doi:10.1007/BF02933810.
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Edward Mitchell, Otto Wildi: Testate Amöben: Geheimnisvolle Lebewesen dienen der Umweltforschung. In: Informationsblatt des Forschungsbereiches Landschaft, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Band 71, 2008. Dazu:
Kurzfassung (PDF; 0,1 MB). In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Band 156, Nr. 3/4, 2011, S. 78, 88, 98.
↑ abcd
Ralf Meisterfeld: Arcellinida, In: John J. Lee, G. F. Leedale, P. Bradbury (Hrsg.): An Illustrated Guide to the Protozoa. Band 2. Allen, Lawrence 2000, John J. Lee, G. F. Leedale, P. Bradbury (Hrsg.): An Illustrated Guide to the Protozoa. Band2. Allen, Lawrence 2000, ISBN 1-891276-23-9, S.834–835 (englisch)., PDF (protistologists.org) – (englisch).
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Ferry Siemensma: Genus Arcella Ehrenberg, 1832. Auf: Microworld – world of amoeboid organisms (arcella.nl). 19. Februar 2019. Stand: 4. September 2023.
↑ ab
Jun Yang, Wenjing Zhang, Weisong Feng & Yunfen Shen: Testate Amoebae (Protozoa: Rhizopoda) from Northwest Yunnan, China. In: Journal of Freshwater Ecology, Band 20, Nr. 3, 2005, S. 583–590; doi:10.1080/02705060.2005.9664774, Epub 7. Januar 2011 (englisch).
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Ferry Siemensma: Arcella vulgaris Ehrenberg, 1830 Auf: Microworld – world of amoeboid organisms (arcella.nl). 19. Februar 2019. Stand: 21. Juli 2024.