Ulrich Matthes (* 9. Mai 1959 in West-Berlin) ist ein deutscher Schauspieler. Er war von 2019 bis 2022 Präsident der Deutschen Filmakademie.
Ulrich Matthes wurde als zweiter Sohn des Tagesspiegel-Journalisten Günter Matthes (1920–1995) und dessen Frau Else, geb. Rösner (1924–2022), in Berlin-Wilmersdorf geboren.[1] Als ungeborenes Kind überlebte er einen schweren Unfall seiner Mutter.[2] Er hat schon als Kind zwischen zehn und 13 Jahren in großen TV-Rollen gespielt und ab 1970 synchronisiert (u. a. Jason in Die Waltons und Charlie Brown in einigen Episoden). In den Pubertätsjahren entstand der Wunsch, Lehrer zu werden, so studierte Ulrich Matthes nach dem Abitur auf dem Gymnasium zum Grauen Kloster fünf Semester Germanistik und Anglistik an der Freien Universität Berlin.[3] Durch eine Begegnung mit Martin Held ermutigt, brach Ulrich Matthes sein Studium ab und nahm für rund eineinhalb Jahre Schauspielunterricht bei Else Bongers, die u. a. Hildegard Knef und Götz George entdeckte.
Am Theater wirkte er ab den 1980er Jahren an den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach (1983–85), am Düsseldorfer Schauspielhaus (1985/86), am Münchner Staatsschauspiel (1986–1998), an den Münchner Kammerspielen (1988–92), später in Berlin an der Schaubühne am Lehniner Platz (1992–97) und am Deutschen Theater (2004–22) sowie in Wien am Burgtheater.[4] Matthes veranstaltete zudem einen zweistündigen Kleist-Abend, den er mit Hermann Beil erarbeitete.
Einem breiteren Publikum wurde Matthes bekannt in seiner Rolle als Propagandaminister Joseph Goebbels in dem Spielfilm Der Untergang von Oliver Hirschbiegel aus dem Jahr 2004 mit Bruno Ganz.
Ulrich Matthes ist seit der Saison 2004/05 festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, Minna von Barnhelm, Der Menschenfeind). Regie hatte er zuvor schon in Frank Wedekinds Frühlings Erwachen in den Kammerspielen des Deutschen Theaters geführt. Ein Rollenangebot aus Hollywood für einen Film unter Peter Weir mit Tom Hanks lehnte er ab, um 2009 unter dem Regisseur Christian Petzold am Deutschen Theater Berlin in Arthur Schnitzlers Drama Der einsame Weg mit Nina Hoss zu spielen.[5]
Von der Mitgliederversammlung der Deutschen Filmakademie wurde Matthes am 10. Februar 2019 zum neuen Präsidenten und Nachfolger von Iris Berben gewählt.[6][7] 2022 lösten Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger Ulrich Matthes als Präsidenten der Filmakademie ab.[8]
Matthes lebt in Berlin-Charlottenburg. Im Februar 2021 outete sich Matthes im Rahmen der Initiative ActOut im SZ-Magazin mit 184 anderen lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, nichtbinären und trans* Schauspielern.[9][10] Gegenüber seinen Eltern hatte sich Matthes viel früher, nämlich schon mit 19 Jahren, als homosexuell offenbart.[11]
Matthes war lange Zeit die deutsche Standardstimme von Kenneth Branagh (u. a. in Henry V., Hamlet, Viel Lärm um nichts und Othello). Daneben synchronisierte er auch Malcolm McDowell (Das Geheimnis des Dirigenten), Charlie Sheen (Platoon, Made of Steel), Ralph Fiennes (Quiz Show), Craig Wasson (Hart aber herzlich) und Sean Penn (Carlito’s Way).
Matthes wirkte bei zahlreichen Hörspielen und Hörbüchern als Sprecher mit, beispielsweise Das Kalkwerk von Thomas Bernhard (2001, Regie Ulrich Gerhardt), Middlesex von Jeffrey Eugenides (2003), Haruki Murakamis Mister Aufziehvogel und Daniel Kehlmanns Romane Die Vermessung der Welt und Ruhm. 2008 sprach er Das Schloß sowie Die Verwandlung von Franz Kafka, Die Frauen von T. C. Boyle (2009, Regie Ralf Ebel) und mehrere Romane von Albert Camus. Für seine Lesung von Vladimir Nabokovs Pnin erhielt er 2003 den Deutschen Hörbuchpreis.
Personendaten | |
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NAME | Matthes, Ulrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 9. Mai 1959 |
GEBURTSORT | Berlin |