Ulysse Nardin

Ulysse Nardin
Rechtsform Société anonyme
Gründung 1846
Sitz Le Locle, Schweiz Schweiz
Leitung Patrick Pruniaux (CEO)
Mitarbeiterzahl ca. 300[1]
Branche Armbanduhren, Schreibgerät, Accessoires
Website ulysse-nardin.com
Ein Ulysse Nardin-/Girard-Perregaux-Produktionsgebäude in La Chaux-de-Fonds

Ulysse Nardin ist eine Schweizer Uhrenmanufaktur im Luxussegment in Le Locle im Kanton Neuenburg.

Der Hugenotte Léonard-Frédéric Nardin (* 1792) war der erste Uhrmacher der Familie. Sein Sohn Ulysse (1823–1876) gründete 1846 im schweizerischen Le Locle eine Uhrenfabrik. Nach dem plötzlichen Tod ihres Gründers ging die Leitung auf seinen noch nicht 20-jährigen Sohn Paul-David Nardin (1855–1920) über, der sich unter anderem auf Schiffschronometer spezialisierte, wofür er 1876 ein erstes Patent anmeldete.[2]

Von 1906 an kaufte die United States Naval Observatory Decksuhren und Taschenuhren bei Ulysse Nardin bis 1942, als die Schweiz von den ringsum okkupierten Staaten isoliert wurde. Schon ab 1940 wurden diese Uhren von der amerikanischen Firma Hamilton kopiert und mit industriellen Methoden weiterentwickelt.

Im Stammhaus wurden Taschenuhren mit Komplikationen wie Kalender, Mondphase, ewigem Kalender, Weckvorrichtung und Schlagwerk gebaut. Um 1900 arbeiteten etwa 300 Mitarbeiter im Werk. Im Uhrenmuseum Le Locle[3] sind einige der Uhren aus dieser Zeit ausgestellt.

Zu den Olympischen Sommerspielen 1936 wurde eine Armbanduhr für Herren in Edelstahl mit Chronograph und automatischem Aufzug auf den Markt gebracht.

In den Jahren 1982 und 1983 war das Unternehmen nahe der Insolvenz. Zusammen mit weiteren Investoren übernahm der Schweizer Rolf W. Schnyder,[2] der zuvor in Malaysia Fabriken für (Quarz-)Uhrenteile aufgebaut hatte, die desolate Firma, in welcher lediglich noch zwei Personen beschäftigt waren. Zahlreiche historisch und künstlerisch wertvolle Stücke der eigenen Firmensammlung waren verschwunden bzw. gestohlen worden. Binnen weniger Jahre gelang es Schnyder, die Marke „Ulysse Nardin“ wieder in das Spitzenfeld der Schweizer Uhrenhersteller zu bringen. Mit entscheidend für den Erfolg war Schnyders Partner und Freund, der Uhrenkonstrukteur Ludwig Oechslin.

Am 14. April 2011 verstarb Schnyder unerwartet nach kurzer Krankheit. „Dank der bereits existierenden Nachfolgeregelung kann die operative Geschäftsführung durch die aktuellen Mitglieder der Geschäftsleitung ohne Unterbrechung und im Sinne von Rolf W. Schnyder weitergeführt werden“, teilte das Unternehmen am Tag nach seinem Tod mit.[4]

Seit 2014 gehörte Ulysse Nardin der französischen Luxusgütergruppe Kering (ehemals PPR).[5] Nach einem Management-Buy-Out gehört Ulysse Nardin seit 2022 der Sowind Group SA.[6]

  • Tran Duy Ly: Ulysse Nardin Chronometers, Pocket Watches and Wrist Watches. Johnson City, Tn, Arlington Book Company 1995, ISBN 978-0-9301-6366-2 (Nachdr. aus: Uhren-Magazin, 1991, März/April, ISSN 0938-4413).
  • Pascal Brandt, Ludwig Oechslin: Ulysse Nardin. History in Time. Edizioni Argo, Rom 1996.
  • Marcus Hanke: Trilogy of Time. Astrolabium, Planetarium, Tellurium. Le Locle 2004.
  • Wei Koh: Making of a Masterpiece. Le Locle 2006, ISBN 2-8399-0146-3.
Commons: Ulysse Nardin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Peter Braun (Hrsg.): Armbanduhren-Katalog 2021/2022, Heel Verlag, Königswinter 2021, ISBN 978-3-96664-297-2, S. 256.
  2. a b Bernard Vaucher (Hrsg.): Die Uhrmacher von Le Locle – Auf den Spuren der ehemaligen und heutigen Uhrmacher von Le Locle. 3. Auflage. Ville du Locle, Le Locle 2012, S. 9 f.
  3. Uhrenmuseum von Le Locle.
  4. Rolf W. Schnyder am 14. April 2011 unerwartet verstorben. Watches for Men-Magazin (Memento vom 8. Mai 2011 im Internet Archive).
  5. Weitere Konzentration in der Schweizer Uhrenindustrie. Neue Zürcher Zeitung, 31. Juli 2014.
  6. Kering stösst seine beiden Schweizer Uhrenfirmen Ulysse Nardin und Girard-Perregaux ab Neue Zürcher Zeitung, 24. Januar 2022.