Ungarische Wicke

Ungarische Wicke

Ungarische Wicke (Vicia pannonica subsp. pannonica)

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Fabeae
Gattung: Wicken (Vicia)
Art: Ungarische Wicke
Wissenschaftlicher Name
Vicia pannonica
Crantz
Gestreifte Wicke (Vicia pannonica subsp. striata)
Stängel mit Nebenblatt und Nektarium
Schmetterlingsblüte von Vicia pannonica subsp. pannonica
Schmetterlingsblüte von Vicia pannonica subsp. striata, die Fahne ist außen dicht behaart
Vicia pannonica subsp. pannonica, Hülsenfrucht
Vicia pannonica subsp. pannonica, Samen

Die Ungarische Wicke, Pannonisch-Wicke oder Pannonische Wicke (Vicia pannonica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wicken (Vicia) in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae). Sie ist von Algerien über Europa bis zum Kaukasusraum und Westasien verbreitet. Im deutschen Sprachraum ist sie nur im pannonischen Gebiet Österreichs indigen und tritt im westlichen Mitteleuropa meist nur unbeständig auf.

Erscheinungsbild und Blatt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ungarische Wicke ist eine einjährige, winteranuelle, krautige Pflanze mit besserer Winterhärte als die der Winterwicke. Der niederliegende, aufsteigende oder kletternde, höchstens am Grunde verzweigte und 20 bis 50 Zentimeter lange Stängel ist gerillt und ebenso wie die Laubblätter meist weich bis zottig behaart.

Die kurz gestielten bis fast sitzenden Laubblätter sind gefiedert mit sieben bis neun Paaren Fiederblättchen und Ranken. Die ziemlich schwachen Ranken sind einfach oder verzweigt. Die sehr kurz gestielten Fiederblättchen sind lineal bis schmal verkehrt-eiförmig, 1 bis 1,5 Zentimeter lang und 2 bis 5 mm breit, stumpf oder gestutzt bis seicht ausgerandet und kurz bespitzt sowie mehr oder weniger anliegend behaart. Die Nebenblätter sind klein, eiförmig-lanzettlich bis halbspießförmig, spitz und mit schmalen, braunen Nektarien versehen.

Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Die kurzen gestielten, nickenden Schmetterlingsblüten befinden sich einzeln oder bis zu viert in den Blattachseln. Die zwittrigen Blüten sind 1,5 bis 1,8 Zentimeter lang, zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind zu einem röhrigen bis glockigen Kelch verwachsen, der sehr schief, grünlich-weiß, dicht behaart ist und mit pfriemlichen bis fädigen Kelchzähnen endet. Die untere Kelchzähne sind etwa so lang wie die Kelchröhre und deutlich länger als die oberen. Die Krone hat die typische Form der Schmetterlingsblüte und ist mehr oder weniger dreimal so lang wie die Kelchröhre, gelblich bis violettbräunlich. Die Fahne ist gerade vorgestreckt, außen dicht angedrückt behaart, mit meist braunrotem Mittelstreif und wenig länger als die Flügel und das Schiffchen.

Frucht und Samen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hülsenfrucht ist 2,5 bis 3 Zentimeter lang und 7 bis 9 mm breit, nach beiden Enden stark verschmälert, hellbraun, anliegend zottig bis seidig schimmernd behaart und enthält zwei bis acht Samen. Die Samen sind kugelig oder stärker abgeflacht und samtartig rau.

Chromosomenzahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[1]

Das Verbreitungsgebiet der Ungarischen Wicke reicht von Algerien und Spanien im Westen bis zum Kaukasusraum und nordwestlichen Iran im Osten.[2][3] Im Norden reichen indigene Vorkommen bis Zentralfrankreich, die ehemalige Tschechoslowakei und die nördliche Ukraine.[4] In Deutschland,[5] der Schweiz[6] und den Niederlanden ist sie ein eingebürgerter Neophyt.[4]

In Österreich tritt die Ungarische Wicke im pannonischen Gebiet zerstreut bis selten, sonst nur unbeständig in der collinen bis submontanen Höhenstufe auf. Die indigenen Vorkommen beschränken sich auf die Bundesländer Wien, das Burgenland, Niederösterreich und Oberösterreich.[7] In Deutschland kommt sie zerstreut bis selten und meist unbeständig vor allem in der Mitte und im Südwesten vor, z. B. in der Pfalz und im Rhein-Main-Neckar-Gebiet,[8] in Bayern vor allem im Bereich der Stromtäler von Main und Donau. Die Bestände in Mitteleuropa sind im Rückgang begriffen.[9]

Die Ungarische Wicke gedeiht am besten aus sandigen, lockeren Lehmböden, die oft kalkarm sind.[8] Sie wächst in Mitteleuropa in Getreide-, Klee- und Luzernenäckern, an Feldrainen, Wegrändern, seltener Brachen sowie Bahndämmen und ähnlichen trocken-warmen Biotopen.[2] Sie gilt im pflanzensoziologischen System als Charakterart der Secalinetea.[5]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]

Die Erstveröffentlichung von Vicia pannonica erfolgte 1769 durch Heinrich Johann Nepomuk von Crantz in Stirpium Austriacarum fasciculus, ed. 2, vol. 2(5), S. 393.[10][3]

Vicia pannonica Crantz[5] kommt in zwei Unterarten vor, die sich in der Blütenfarbe unterscheiden:[4][3]

  • Gewöhnliche Ungarische Wicke oder Pannonische Wicke im engeren Sinne (Vicia pannonica Crantz subsp. pannonica)[11] weist hellgelbe bis fast weiße Blüten auf. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12 (selten 14).[12][11]
  • Gestreifte Ungarische Wicke oder Gestreifte Wicke (Vicia pannonica subsp. striata (M.Bieb.) Nyman, Syn.: Vicia striata M.Bieb., Vicia pannonica var. purpurascens (DC.) Ser.)[13] weist schmutzigviolette Blüten auf. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 10.[14]

Die Ungarische Wicke wird in Österreich zur Böschungsbegrünung genutzt und wurde zumindest früher als Futterpflanze angebaut.[7]

  • Gustav Hegi, H. Gams, H. Marzell: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band IV. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 2 (5) (Leguminosae – Tropaeolaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-70020-1, S. 1552–1553 (unveränderter Nachdruck von 1923–1924 mit Nachtrag).
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0, S. 880.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 3: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Droseraceae bis Fabaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1992, ISBN 3-8001-3314-8, S. 353–355.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6, S. 477.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 614.
  2. a b Gustav Hegi, H. Gams, H. Marzell: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band IV. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 2 (5) (Leguminosae – Tropaeolaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-70020-1, S. 1552–1553 (unveränderter Nachdruck von 1923–1924 mit Nachtrag).
  3. a b c Vicia pannonica im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 29. März 2015.
  4. a b c T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 134 (englisch).
  5. a b c Ungarische Wicke. auf FloraWeb.de
  6. a b Vicia pannonica Crantz In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 7. Juni 2022.
  7. a b Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 738.
  8. a b Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X, S. 500.
  9. Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 3: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Droseraceae bis Fabaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1992, ISBN 3-8001-3314-8, S. 353–355.
  10. Heinrich Johann Nepomuk von Crantz: Stirpium Austriacarum Pars II. Editio altera aucta. Johann Paul Kraus, Wien 1769, S. 339 (online).
  11. a b Gewöhnliche Ungarische Wicke. auf FloraWeb.de
  12. Vicia pannonica, Chromosomenzahl bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 28. März 2015.
  13. Gestreifte Ungarische Wicke. auf FloraWeb.de
  14. Vicia pannonica subsp. purpurascens, Chromosomenzahl bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 28. März 2015.
Commons: Ungarische Wicke (Vicia pannonica) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien