Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 12′ N, 11° 39′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | München | |
Höhe: | 508 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,79 km2 | |
Einwohner: | 11.957 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 935 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 85774 | |
Vorwahl: | 089 | |
Kfz-Kennzeichen: | M, AIB, WOR | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 84 147 | |
LOCODE: | DE UAA | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Münchner Straße 70 85774 Unterföhring | |
Website: | www.unterfoehring.de | |
Erster Bürgermeister: | Andreas Kemmelmeyer (PWU) | |
Lage der Gemeinde Unterföhring im Landkreis München | ||
Unterföhring ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis München und liegt am nordöstlichen Stadtrand Münchens. Sie ist einer der wichtigsten Medienstandorte Deutschlands.
Die Gemeinde liegt am nordöstlichen Stadtrand Münchens. Neben der Landeshauptstadt grenzen die Gemeinden Ismaning im Norden und Aschheim im Osten an das Gemeindegebiet.
Zur vollständigen Vermessung Bayerns wurde die Basislinie Unterföhring–Aufkirchen im Jahre 1801 geschaffen. Eine der beiden Basispyramiden der Endpunkte dieser Basislinie steht in Unterföhring nördlich des Föhringer Ringes.
Die Gemeinde wird im Westen durch die Isar begrenzt. Im Bereich der Gemeinde Unterföhring finden sich außerdem der Poschinger Weiher, der Mittlere-Isar-Kanal, der Feringasee sowie Teile des Ismaninger Speichersees.
Außer dem Pfarrdorf Unterföhring gibt es keine weiteren Gemeindeteile.[2][3]
Folgende Schutzgebiete berühren das Gemeindegebiet:
Vor der Gründung Münchens um 1158 existierte ein bedeutender Flussübergang über die Isar, die Föhringer Brücke. Unterföhring geht ebenso wie das heute zu München gehörige Oberföhring auf den Ort Föhring zurück, der erstmals im Jahre 750 als Feringas in den Regensburger Traditionsbüchern verschriftlicht wurde. In den Traditionsbüchern des Klosters Mondsee von 783 findet sich Faringa. Es liegt wohl althochdeutsch ferio (‚Fährmann‘) oder far (‚Überfahrstelle eines Gewässers‘) mit -ing-Suffix zugrunde, vgl. das alte Wort Ferge.[4]
Unterföhring wurde erstmals 1180 als selbständiger Ort (inferius Feringin) in einer lateinischen Urkunde erwähnt, auf Deutsch erstmals 1319 als ze Niedernfergen. Unterföhring wurde bis ins 17. Jh. Niederföhring genannt.[4]
Im 14. Jh. wurde es Bestandteil der zum Hochstift Freising zählenden ehemaligen Grafschaft Ismaning. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehört der Ort zu Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
In den 1950er Jahren begann der Wohnungsbau im nördlichen Unterföhring, die erste Industrieansiedlung östlich der Bahnstrecke erfolgte 1955. In den 1960ern erhielt die Gemeinde eine Kanalisation samt Kläranlage, an der Feringastraße entstand ein weiterer Industriestandort und das heute als Poschinger Weiher bekannte Naherholungsgebiet wurde ausgebaut. 1971 konnte die Eingemeindung in die Stadt München im Rahmen der Landkreisgebietsreform verhindert werden. Zwei Jahre später, 1973, erhielt Unterföhring Anschluss ans Münchener S-Bahn-Netz. 1982 wurde das Naherholungsgebiet Feringasee der Öffentlichkeit übergeben, 1984 die evangelische Kirche in der St.-Florian-Straße eingeweiht. 1988 begannen die Bauarbeiten für das Wohngebiet „Unterföhring Süd“ sowie eines Sport- und Freizeitzentrums nördlich des Gewerbegebiets.[5]
Von 2002 bis 2006 wurde die überwiegend von der S-Bahn genutzte Bahnstrecke zweigleisig ausgebaut und infolge eines Bürgerentscheids von 1996 in weiten Teilen des Gemeindegebiets in einen Tunnel verlegt. Auch der S-Bahnhof Unterföhring befindet sich seitdem in Tunnellage, oberirdisch entstanden Stellplätze für Autos und Fahrräder sowie eine neue Bushaltestelle, die auch vom 2006 eingeführten Ortsbus angefahren wird. Auf der Tunneldecke entstand ein Fußweg, entlang dessen die Ortsgeschichte auf Informationstafeln erzählt wird.[6]
Von 2008 bis 2010 entstand an der Münchner Straße gegenüber dem Rathaus das Bürgerhaus Unterföhring, das auch die Gemeindebücherei beherbergt. Dort finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt, denen bis zu 700 Besucher beiwohnen können.[6][7]
Im Februar 2014 beschloss der Gemeinderat eine städtebauliche Neuordnung des ehemaligen BAHOG-Geländes westlich des S-Bahnhofs. Ziel des Umbaus der geografischen Ortsmitte ist eine städtebauliche Verbindung zwischen dem Altort, dem Wohngebiet „Unterföhring Süd“, dem S-Bahnhof sowie dem Gewerbegebiet zu schaffen.[8] Im November 2015 wurde der Gewinner des architektonischen Wettbewerbs gekürt, der den Neubau von Volkshochschule und Musikschule sowie die Errichtung von Gebäuden für Büros, Gewerbe und Wohnungen vorsieht. Das Zentrum soll ein viergeschossiges Gebäude bilden, das als neues Rathaus genutzt werden soll.[9] Der Baubeginn der neuen Ortsmitte fand mit dem ersten Spatenstich für den Neubau der Volkshochschule am 12. Januar 2016 statt.[10] Diese wurde im Jahr 2019 fertiggestellt, musste aber sofort danach wegen eines Wasserschadens fast ein Jahr lang saniert werden, bevor der Betrieb aufgenommen werden konnte.[11]
Im September 2018 wurde mit dem Bau eines Schulcampus für ein neues fünfzügiges Gymnasium und eine neue vierzügige Grundschule mit gemeinsamer Sporthalle sowie einem Kinderhort begonnen.[12] Das Gymnasium wurde zum Schuljahr 2020/2021 eröffnet, die Bauarbeiten am restlichen Campus wurden 2020 fertiggestellt.[13]
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 5.049 auf 11.296 um 6.247 Einwohner bzw. um 123,7 % – der höchste prozentuale Zuwachs im Landkreis im genannten Zeitraum.
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Periode | Sitze | Sitzverteilung | |||||||||||||||||||||||
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2008–2014 | 20 | 9 | 7 | 3 | 1 | ||||||||||||||||||||
2014–2020 | 24 | 8 | 9 | 5 | 2 | ||||||||||||||||||||
20201 | 24 | 6 | 9 | 4 | 4 | 1 | |||||||||||||||||||
2020–2023 | 24 | 7 | 9 | 4 | 3 | 1 | |||||||||||||||||||
2023–1 | 24 | 6 | 9 | 4 | 4 | 1 |
SPD | PWU | CSU | Grüne | FDP |
1Noch vor der konstituierenden Sitzung nach der Gemeinderatswahl 2020 schloss sich eine Kandidatin der Grünen der SPD-Fraktion an,[14] wechselte aber 2023 zur Grünen-Fraktion.[15]
Unterföhring unterhält seit dem 26. März 1993 eine Gemeindepartnerschaft mit dem thüringischen Ort Kamsdorf und hat am 1. Juni 2008 eine Gemeindepartnerschaft mit der friaulischen Gemeinde Tarcento begonnen.
Unterföhring ist Mitglied in der NordAllianz – Metropolregion München Nord.
Blasonierung: „In Gold ein blauer Schrägwellenbalken; oben ein rot gekrönter Mohrenkopf auf rotem Sockel, unten am rechten Schildrand acht in fünf Lagen übereinander stufenweise angeordnete rote Backsteine.“[16] | |
Wappenbegründung: Der gekrönte Mohr stellt einen Bischof von Freising dar, das blaue Band ist die Isar und die Ziegelsteine illustrieren die Ziegelbrennereien in Unterföhring, wo die Erde tonreich ist und zur Ziegelherstellung abgebaut wurde. Viele Felder in der Umgebung Unterföhrings liegen wegen des ehemaligen Tonabbaus tiefer als die Umgebung. |
Unterföhring ist einer der wichtigsten Medienstandorte Deutschlands. Bereits in den 1950er Jahren erfolgte die Ansiedlung der RIVA Lichttechnische Betriebe, 1962 übernahmen der Bayerische Rundfunk (BR) und das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) die RIVA-Studios. Zehn Jahre später, 1972 folgte die Taurus-Film, die spätere Kirch-Gruppe.
Seit 2000 findet sich hier auch der Sitz der ProSiebenSat.1 Media SE, des Weiteren haben eine der größten unabhängigen Filmproduktionsgesellschaften in Deutschland, die neue deutsche Filmgesellschaft, sowie der Sender 123.live, das Filmstudio Paramount Pictures Germany, der Pay-TV-Betreiber Sky Deutschland GmbH (ehemals Premiere AG), der Satellitenbetreiber ASTRA Deutschland GmbH und Vodafone Kabel Deutschland, einer der größten Kabelnetzbetreiber Europas, ihren Sitz in Unterföhring.
Die zweite Filmausbildungsstätte Bayerns neben der HFF München hat in Unterföhring seit mehreren Jahren ihren Platz: die BAF (Bayerische Akademie für Fernsehen) bildet pro Jahr etwa 60 Medienschaffende aus im Bereich Kamera, Schnitt und Fernseh-Journalismus. Zudem werden hier Spezialisten im digitalen Trickfilmbereich (VFX) herangebildet.
Neben Medienunternehmen sind aber auch namhafte Versicherungsunternehmen im Gewerbegebiet Unterföhring östlich der Flughafen-Bahnlinie angesiedelt. Größter Arbeitgeber ist die Allianz SE mit rund 10.000 Mitarbeitern, unter anderem durch ihren IT-Dienstleister Allianz Technology SE und weiteren Gesellschaften des Allianz-Konzerns. Insgesamt arbeiten in diesem Gewerbegebiet mehr als 22.000 Menschen.[17]
Auf Unterföhringer Gemarkung unmittelbar an der Grenze zu München betreiben die Stadtwerke München das Heizkraftwerk Nord, in dem Steinkohle und Restmüll verfeuert werden. Zudem befindet sich hier das Geothermieheizwerk Unterföhring mit einer thermischen Leistung von 22 MW. Zunächst mit 10 MW in Betrieb genommen wurde sie 2016 mit zwei neuen Bohrungen auf die Leistung von 22 MW erweitert. Mit Stand 2016 werden über 2000 Privathaushalte sowie ca. 50 Gewerbekunden über ein Nahwärmenetz mit Erdwärme und Kälte versorgt; bis 2020 soll das Nahwärmenetz noch deutlich erweitert werden. Betrieben wird die Anlage von Geovol, einer Tochtergesellschaft der Gemeinde Unterföhring.[18]
Dank der vielen Unternehmen ist die Gemeinde schuldenfrei und hat sogar Rücklagen in Höhe von 442 Millionen Euro gebildet[19] (Stand: Dezember 2017), was über 35.000 Euro/Einwohner entspricht und u. a. das Anbieten einer kostenlosen Kinderbetreuung ermöglicht.[20]
Seit 2013 verfolgt die Gemeinde Unterföhring ein Integriertes Klimaschutzkonzept[21]. Ziel bis zum Jahr 2035 ist die energetische Treibhausgas-Neutralität (ohne Verkehr), ab 2040 die endgültige Klimaneutralität. Für die Wirtschaft in Unterföhring gibt es dazu keine bindenden Ziele, bzw. Zwischenziele. Mit einer Ökostromkampagne sollen z. B. Unternehmen in Unterföhring motiviert werden, auf Ökostrom umzusteigen.
Wichtige Straßen
Schienenverkehr
Metrobuslinie:
Expressbuslinie:
Regionalbuslinien:
Fahrrad
Ab 2018 wurde MVG Rad auf den Landkreis München ausgeweitet,[22] wodurch Unterföhring sechs Fahrradverleihstationen erhielt.[23] Da nur ein kleiner Teil von Unterföhring im Geschäftsgebiet von MVG Rad liegt,[24] müssen ausgeliehene Fahrräder in aller Regel auch an den Stationen zurückgegeben werden.
Im Fahrradklimatest 2018 wurde zum ersten Mal auch Unterföhring geführt, das mit der Durchschnittsnote 3,9 den 103. von 186 Plätzen bei den Orten unter 20.000 Einwohnern belegte. 2020 belegte es in dieser Gruppe mit der Note 3,7 Platz 161 von 418.[25]
Die Gemeinde Unterföhring strebt bis zum Jahr 2035 eine energetische Treibhausgas-Neutralität (ohne Verkehr) und bis 2040 die endgültige Klimaneutralität an.[26] Einen besonders großen CO2-Emittenten stellt der Block 2 des Heizkraftwerks Nord (München) dar. Dieses Kohlekraftwerk auf dem Gemeindegebiet von Unterföhring sorgte 2022 allein für einen Ausstoß von etwa 1,2 Millionen[27] Tonnen CO2. Umgerechnet auf die rund 12000 Einwohner von Unterföhring ergibt sich hierdurch eine Emission von 100 Tonnen CO2 pro Jahr und Einwohner. Nach dem erfolgreichen Münchner Bürgerentscheid „Raus aus der Steinkohle“ soll der Block 2 auf Gasbetrieb umgestellt werden. Eine Komplettabschaltung kommt aus SWM-Sicht nicht in Frage, da die Bundesnetzagentur das Heizkraftwerk als „systemrelevant“ eingestuft hat. Verschiedene Umweltinitiativen befürchten durch eine Umstellung auf Erdgas eine verlängerte Laufzeit und erhöhte CO2-Emission.[28][29]
Unterföhring ist die kleinste eigenständige Gemeinde in Deutschland mit einem eigenen Rugby-Union-Verein. Der Rugby Club Unterföhring e. V. existiert seit dem Jahr 2012 und stellt Herren-Mannschaften in der 2. Bundesliga Süd und in der Verbandsliga Bayern.[30]
Daneben existiert der Fußballverein FC Unterföhring, der aktuell in der sechstklassigen Landesliga spielt.
Der SC Isaria Unterföhring ist ein Ringerverein und kämpft in der Bayernliga, seine Ringerin Anna Schell holte zweimal WM-Bronze und wurde 2022 Europameisterin.[31]
2021 bewarb sich die Gemeinde als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin für Special Olympics Neuseeland ausgewählt.[32] Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[33] Die Delegation bestand aus 63 Personen.[34]
Seit dem 3. Juni 2008 ziert den Kreisel vor dem S-Bahnhof ein Kunstobjekt der Künstlerin Melanie Stiehl. Sie hat sich im – von der Gemeinde ausgeschriebenen und mit 100.000 Euro dotierten – Wettbewerb Kunst und Bauen S-Bahn Unterföhring gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt.
Die katholische Pfarrkirche St. Valentin ist ein denkmalgeschützter Barockbau, der in Oberbayern als beispielhaft, und unter den bedeutendsten im Landkreis München, gelten kann. Mehrere Renovierungen (zuletzt 2012 unter dem Pfarrherrn Dr. Markus Brunner) haben das barocke Gesamtkunstwerk wieder in einen sehenswerten Zustand versetzt. Die vorhandene elektronische Orgel wurde, nach einer aufwendigen Grundsanierung der Orgelempore und einer Erneuerung der elektrischen Leitungen, durch eine angemessene Pfeifenorgel ersetzt und schließt damit die Restaurierung von St. Valentin ab.
Das Heimatmuseum „Feringer Sach“ zeigt neben der ortsgeschichtlichen Entwicklung von Unterföhring immer wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen Themen.