Vicosoprano

Vicosoprano
Wappen von Vicosoprano
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Maloja
Politische Gemeinde: Bregagliai2
Postleitzahl: 7603
Koordinaten: 768058 / 135827Koordinaten: 46° 21′ 10″ N, 9° 37′ 20″ O; CH1903: 768058 / 135827
Höhe: 1067 m ü. M.
Fläche: 54,09 km²
Einwohner: 445 (1. Januar 2010)
Einwohnerdichte: 8 Einw. pro km²
Ansicht von Norden
Ansicht von Norden
Karte
Vicosoprano (Schweiz)
Vicosoprano (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 31. Dezember 2009

Vicosoprano (in der lombardischen Ortsmundart Visavran [visɐˈvraŋ],[1] früher deutsch Vespran, rätoromanisch Visavraun) ist ein Ort in der politischen Gemeinde Bregaglia im Bergell, Region Maloja, im Schweizer Kanton Graubünden.

Beschreibung: Geteilt von Silber (Weiss) und Schwarz, in Silber ein aufrechter schwarzer, rot bewehrter Steinbock, in Schwarz eine silberne zweitürmige Zinnenburg mit Tor. Nach einem älteren Wappen vereinfacht.

Historisches Luftbild aus 3300 m von Walter Mittelholzer von 1923

Unten im Tal durch Vicosoprano fliesst die Maira. Talaufwärts liegt auf 1458 m ü. M. an der Weggabelung zum Septimerpass und zum Malojapass der Ort Casaccia, wo der Bergeller Höhenweg durchführt.

Östlich von Vicosoprano liegt der Weiler Pranzaira und der Stausee Albignasee auf 2162 m ü. M., der seit seiner Fertigstellung 1959 mit der Seilbahn oder zu Fuss erreicht werden kann. Um den Stausee liegen der Piz dal Päl (2617 m ü. M.), der Punta da l’Albigna (2892 m ü. M.), der Piz Cacciabella (2979 m ü. M.) und der Albignagletscher.

Zu Vicosoprano gehören die Weiler Pungel und Roticcio auf dem Hang der rechten, nördlichen Talseite.

Vicosoprano war schon in prähistorischer Zeit besiedelt, wie ein bei Bosca gefundener Schalenstein nachweist. Aus römischer Zeit stammt bei Caslac ein aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts stammendes Merkuraltärchen.

Bis 960 waren die Bewohner des Ortes Gotteshausleute von Como, dann des Bischofs von Chur. 1096 findet sich der lateinische Name Vicus Supranus «oberes Dorf» erstmals bezeugt, der sich in der Frühneuzeit schriftsprachlich gegen lombardische Schreibformen wie Visoprano und ähnlich durchgesetzt hat.[1] Vicosoprano war im Mittelalter Hauptort der Talgemeinde Bergell, Sitz der Bergeller Port und der Ministerialenfamilien von Castelmur und Prevost. 1529 beziehungsweise 1553 führte die Gemeinde Vicosoprano die Reformation ein.

1971 wurde das Nachbardorf Casaccia eingemeindet. Auf den 1. Januar 2010 schloss sich Vicosoprano mit den anderen Bergeller Gemeinden – Bondo, Castasegna, Soglio und Stampa – zur neuen Gemeinde Bregaglia zusammen.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1900 1950 1960 1970 1980 1990 2000[2] 2005 2010
Einwohner 383 417 415 568 387 397 393 429 453 445

In Vicosoprano spricht man eine lombardische Mundart. Es gibt seit Jahrzehnten eine grössere deutschsprachige Minderheit. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:

Sprachen in Vicosoprano
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 43 10,83 % 41 10,43 % 55 12,82 %
Rätoromanisch 8 2,02 % 16 4,07 % 18 4,20 %
Italienisch 342 86,15 % 329 83,72 % 346 80,65 %
Einwohner 397 100 % 393 100 % 429 100 %

Religionen und Konfessionen

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In den drei Ortsteilen Vicosopranos wurde die Reformation zwischen 1529 und 1553 eingeführt, in der früher selbständigen Gemeinde Casaccia 1551.

Von den Ende 2005 453 Bewohnern waren 420 Schweizer Staatsangehörige.

Casaccia

Die Arbeitsplätze stammen aus Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Gewerbe sowie dem Dienstleistungssektor und Gastgewerbe. Im Dorf stehen zwei Hotels zur Verfügung. Oberhalb des Dorfes steht am rechten Ufer der Mera der Campingplatz «Mulina».

Im Ortsteil Löbbia stehen ein Kraftwerk und ein Unterwerk des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ). Das EWZ versorgt neben Zürich auch die Bündner Talschaften, wo ein beträchtlicher Teil des Stroms produziert wird.

Vicosoprano wird von der Engadiner Buslinie 4 bedient; Konzessionär ist der Schweizerische Postautodienst.

Sehenswürdigkeiten

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  • Die Kirchen stehen unter kantonalem Denkmalschutz. Reformierte Hauptkirche ist Santa Trinità,[3] wesentlich älter ist die reformierte Kirche San Cassiano. Regelmässige Gottesdienste finden auch in der reformierten Kirche Casaccia statt.
  • Katholische Kirche San Gaudenzio[4]
  • Kirchenruine San Gaudenzio im Ortsteil Casaccia
  • Sogenannter Convento in Casaccia erbaut um 1520[5]
  • Rathaus[6]
  • Ca d’Prutz mit Sgraffiti[7][8]
  • Casa Gadina[9][10]
  • Postgebäude, um 1900; Architekt: Ottavio Ganzoni[11]
  • Im Zentrum steht der runde Senvelenturm aus dem 13. Jahrhundert, der in das Rathaus eingebaut ist. An seiner Aussenmauer ist noch der Prangerblock mit der Halskette zu sehen.
  • Am westlichen Dorfrand Vicosopranos steht der Salisturm, ein sechsstöckiger Wohnturm. Er stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und wurde 1580 für Rudolf von Salis umgebaut. Die Fenster wurden im 16. und 18. Jahrhundert eingebaut, weitere Umbauten erfolgten 1821.[12][13][14]
  • Am westlichen Dorfausgang stehen links auf einer Waldlichtung die steinernen Säulen des Galgens
  • Steinbrücke über die Maira datiert 1543[15]

Persönlichkeiten

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  • Familie Maurizio[16]
    • Giacomo Maurizio (* 1761 in Vicosoprano; † 1831 ebenda), Zuckerbäcker in Italien, Polen und Frankreich, Podestà 1808
    • Giovanni Andrea Maurizio (* 4. Juli 1815 in Vicosoprano; † 17. April 1885 ebenda), Landammann, Autor der La stria.
    • Anna Cornelia Maurizio (* 4. August 1852 in Vicosoprano; † 20. März 1930 in Palazzolo sull’Oglio), Gründerin der Scuola di Macramé in Bergamo[17]
    • Silvio Maurizio (* 1863 in Vicosoprano; † 3. März 1922 ebenda), Professor, Schulinspektor[18]
  • Willy Trepp (* 23. Dezember 1938 in Vicosoprano), ehemaliger Schweizer Radrennfahrer.
  • Attilio Bivetti (* 1947 in Vicosoprano), Tierarzt, von 1994 bis 2008 Gemeindepräsident von Sils im Engadin; Schriftsteller[19]
  • Gian Gianotti (* 10. Juni 1949 in Vicosoprano), Theaterregisseur, Autor und Theaterleiter
  • Thomas Bitterli: Schweizer Burgenführer. Friedrich Reinhard, Basel/Berlin 1995.
  • Adolf Collenberg: Vicosoprano. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Dezember 2016.
  • Lorenz Joos: Vicosoprano. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 7: Ungelt – Villarvolard. Attinger, Neuenburg 1921, S. 243 (Digitalisat).
  • Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 530–532.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band V. Die Täler am Vorderrhein, II. Teil. Die Talschaften Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 14). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943, ISBN 978-3-906131-20-7.
  • Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden. Scheidegger & Spiess, Zürich 2008.
  • Willy Zeller: Kunst und Kultur in Graubünden. Haupt, Bern 1993.
Commons: Vicosoprano – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 924.
  2. Adolf Collenberg: Vicosoprano. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Dezember 2016.
  3. Reformierte Kirche Santa Trinità (Foto) auf baukultur.gr.ch
  4. Katholische Kirche San Gaudenzio (Foto) auf baukultur.gr.ch
  5. Sogenannter Convento (Foto) auf baukultur.gr.ch
  6. Rathaus< (Foto) auf baukultur.gr.ch
  7. Ca d’Prutz mit Sgraffiti (Foto) auf baukultur.gr.ch
  8. Ca d’Prutz mit Sgraffiti (Foto) auf fotocommunity.de/photo
  9. Casa Gadina (Foto) auf baukultur.gr.ch
  10. Casa Gadina auf helveticarchives.ch
  11. Postgebäude (Foto) auf baukultur.gr.ch
  12. Saliswohnturm (Foto) auf baukultur.gr.ch
  13. Salisturm (La Torr) auf burgenwelt.org
  14. Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden:
  15. Steinbrücke über die Maira (Foto) auf baukultur.gr.ch
  16. Familie Maurizio. In: Historisch Biographisches Lexikon der Schweiz, Band V, S. 57 (Digitalisat), abgerufen am 17. März 2020.
  17. Silke Redolfi: Anna Cornelia Maurizio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. August 2008, abgerufen am 17. März 2020.
  18. Emilio Gianotti: Prof. Silvio Maurizio, Schulinspektor Vicosoprano. In: Jahresbericht des Bündnerischen Lehrervereins 40, 1922, S. 89–91 (Digitalisat, abgerufen am 14. Januar 2017).
  19. Attilio Bivetti, Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur (italienisch)