Die Laubblätter sind meist gegenständig angeordnet.[3] Die Blattspreiten sind einfach und eiförmig mit keilförmiger oder herzförmiger Basis oder gefiedert. Die Blattränder sind glatt oder grob gekerbt, selten nach unten gebogen.[3] Die Spaltöffnungen (Stomata) sind anomocytisch. Nebenblätter fehlen.
Unter den Blütenstandsschäften sind die Blätter wirtelig konzentriert angeordnet. Die endständigen zymösen oder schirmtraubigenBlütenstände können locker oder ± dicht viele Blüten enthalten oder sie oft auf zwei bis drei oder manchmal anscheinend eine Blüte reduziert.[3] Die Blütenstiele sind oft lang.
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und vier- oder fünfzählig.[3] Die vier oder fünf Kelchblätter sind ganzrandig mit spitzem oder begranntem oberen Ende.[3] Die meist vier oder fünf gelben, weißen oder rosafarbenen Kronblätter sind in Nagel und Platte gegliedert; sie können fehlen. Die Platte ist verkehrt-lanzettlich bis weit-kreisförmig oder verkehrt-herzförmig.[3] Es sind selten fünf, meist zwei Kreise mit je vier oder fünf freien Staubblätter vorhanden; wobei die eines Kreises länger sind als die des anderen Kreises.[3] Die Staubfäden besitzen manchmal an ihrer Basis ein Paar Anhängsel.[3] Die Staubbeutel öffnen sich mit einem Längsschlitz. Die Pollenkörner sind bei einer Länge von 23 bis 40 µm kugelig.[1] Selten zwei oder meist drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, selten zwei- oder meist dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen, der selten zwei- oder meist dreilappig ist und in jeder Fruchtknotenkammer ein oder zwei campylotrope Samenanlagen enthält.[1][3] Wenn ein Griffel vorhanden ist, dann ist er nur kurz. Die trockenen und ± zurückbogenen[1]Narbenäste sind papillös.[3]
Die Kapselfrüchte öffenen sich scheidewandspaltig = septizid.[3] Das ± reichlichvorhandene Endosperm ist bei Viviania dick und ölhaltig oder bei Balbisia dünn und fleischig. Der gutentwickelte Embryo ist gekrümmt.[1]
Die Erstveröffentlichung des Namens Vivianiaceae erfolgte 1836 durch Johann Friedrich Klotzsch in Bemerkungen zu den Geraniaceen und deren Verwandtschaften. In: Linnaea, Band 10, S. 425–439.[4][5] Der Name Vivianiaceae Klotzsch wurde konserviert gegenüber Ledocarpaceae Meyen[5]
Von der Verwandtschaftsgruppe rund um die Vivianiaceae sowie Francoaceae gibt es Fossilfunde. Ihre Bewertung in Zusammenhang mit der Systematik der Ordnung der Geraniales und ihrer Evolution werden kontrovers diskutiert.[6][7]
Die Familien der Ordnung Geraniales und auch der Umfang der Familie Vivianiaceae oder Tribus Vivianieae Klotzsch werden kontrovers diskutiert.[8] Während es bei APG III 2009 die Familie Vivianiaceae gibt, sind ihre Gattungen bei APG IV 2016 in der Familie Francoaceae s. l.[2]
Der seit 2016 akzeptierte Rang ist Tribus Vivianieae innerhalb der Familie Francoaceae. Synonyme für Vivianieae Klotzsch sind: Ledocarpaceae Meyen, Rhyncothecaceae A.Juss., Vivianiaceae Klotzsch.[1]
In der Tribus Vivianieae gibt es 2016 zwei bis vier Gattungen mit etwa 17 Arten:[2]
BalbisiaCav. (Syn.: CistocarpusKunth, DematophyllumGriseb., HyperumC.Presl, LedocarponDesf., LedocarpumDC. orth. var., MartinieraGuill., WendtiaMeyen): Die etwa zehn Arten sind in Südamerika von Peru über Bolivien bis Chile und Argentinien weitverbreitet und reicht bis zur südlichsten Spitze von Südamerika.[2] Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 9.[1]
VivianiaCav. (Syn.: AraeoandraLefor, CaesareaCambess., CissarobryonKunze ex Poepp., LinostigmaKlotzsch, MacraeaLindl., XeropetalonHook.): Die etwa sieben Arten sind in Südamerika von Brasilien bis Argentinien und Chile weitverbreitet.[2] Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7.[1]
Die Stellung einzelner Gattungen innerhalb der Ordnung der Geraniales wird kontrovers diskutiert. Bei manchen Autoren gehört vielleicht in diese Tribus:[10]
RhynchothecaRuiz & Pav. (Syn.: RhyncotheliaPers. orth. var., AulacostigmaTurcz.): Sie wird manchmal in die Familie Geraniaceae eingeordnet. Es gibt nur eine Art:
Michael W. M. Lefor: A taxonomic revision of the Vivianiaceae. In: University of Connecticut Occasional Papers, Biological Science, Series 2, 1975, S. 225–255.
Sherwin Carlquist: Wood Anatomy and Familial Status of Viviania. In: Aliso: A Journal of Systematic and Evolutionary Botany, Volume 11, Issue 2, 1985, S. 159–165. PDF.
L. L. Narayana, D. R. Devi: Floral anatomy and systematic position of Vivianiaceae. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 196, 1995, S. 123–129. doi:10.1007/BF00982953
Maximilian Weigend: Notes on the floral morphology in Vivianiaceae (Geraniales). In: Plant Systematics and Evolution, Volume 253, 2005, S. 125–131. doi:10.1007/s00606-004-0273-5
João Paulo Ramos Ferreira, Gustavo Hassemer, Sérgio Campestrini, Maximilian Weigend, Rafael Trevisan: A revision of the extra-Andean Vivianiaceae. In: Phytotaxa, Volume 246, Issue 1, Februar 2016. doi:10.11646/phytotaxa.246.1.2
Julius Jeiter, Maximilian Weigend, Hartmut H. Hilger: Geraniales flowers revisited: evolutionary trends in floral nectaries. In: Annals of Botany, Volume 119, Issue 3, Februar 2017, S. 395–408. doi:10.1093/aob/mcw230
↑ abcde
Angiosperm Phylogeny Group: An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants: APG IV. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band181, Nr.1, 6. April 2016, S.1–20, doi:10.1111/boj.12385.
↑ abVivianiaceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 2. September 2022.
↑
L. Palazzesi, M. Gottschling, V. Barreda, Maximilian Weigend: First Miocene fossils of Vivianiaceae shed new light on phylogeny, divergence times, and historical biogeography of Geraniales. In: Biological Journal of the Linnean Society, Volume 107, 2012, S. 67–85. doi:10.1111/j.1095-8312.2012.01910.x
↑
Kenneth J. Sytsma, Daniel Spalink, Brent Berger: Calibrated chronograms, fossils, outgroup relationships, and root priors: re-examining the historical biogeography of Geraniales. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 113, Issue 1, 2014, S. 29–49. doi:10.1111/bij.12297
↑
Julius Jeiter, Maximilian Weigend, Hartmut H. Hilger: Geraniales flowers revisited: evolutionary trends in floral nectaries. In: Annals of Botany, Volume 119, Issue 3, Februar 2017, S. 395–408. doi:10.1093/aob/mcw230
↑
Angiosperm Phylogeny Group: An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants: APG III. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band161, Nr.2, 19. Oktober 2009, S.105–121, doi:10.1111/j.1095-8339.2009.00996.x.
↑
Maximilian Weigend: Notes on the floral morphology in Vivianiaceae (Geraniales). In: Plant Systematics and Evolution, Volume 253, 2005, S. 125–131. doi:10.1007/s00606-004-0273-5
Vivianiaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.