Die Bezeichnung WASP verweist auf das Programm Wide Angle Search for Planets, das mittels Transitmethode nach Exoplaneten sucht. Im August 2022 wurde dieser Planet mit seinem Wirtsstern in das Projekt NameExoWorlds der IAU aufgenommen[12], in dem Menschen aus der ganzen Welt Namensvorschläge einreichen können. Im Juni 2023 wurden die angenommenen Bezeichnungen veröffentlicht. Eine Gruppe aus Bahrain konnte sich mit ihrem Vorschlag durchsetzen. WASP-121b erhielt den neuen Namen Tylos, eine Bezeichnung für Bahrain im Antiken Griechenland. Der Name des Wirtssterns ist Dilmun, der auf die antikeZivilisation verweist, die dort vermutlich einst lebte.
Aufgrund seiner Nähe zum Zentralstern ist davon auszugehen, dass die Eigendrehung von WASP-121b durch Gezeitenkräfte an seinen Umlauf gekoppelt ist. Diese sogenannte gebundene Rotation läuft darauf hinaus, dass der Planet dem Stern immer dieselbe Seite zuweist.[13] Dadurch besitzen die beleuchteten und unbeleuchteten Seiten deutlich unterschiedliche Temperaturen. Derzeit geht man von bis zu 3200 Kelvin auf der Tagseite und 1200 Kelvin am kühlsten Ort auf der Nachtseite aus.[14] Nachgelagerte Untersuchungen deuten auf zeitliche Veränderungen hin.[15]
Weiterhin ist zu vermuten, dass der Planet durch dieselben Gezeitenkräfte verformt wird.[16] Eine Methode für einen empirischen Nachweis, die auf einer Messung der Love-Zahlen beruht, wurde 2019 in einer Forschungsarbeit diskutiert. Entsprechende Beobachtungen mit dem WeltraumteleskopHubble lieferten einen möglichen Hinweis. Die ermittelte Zahl h2 = 1,4 ± 0,8 für WASP-121b, vergleichbar mit Jupiter und Saturn, deutet auf Kräfte hin, die den Planeten verformen sollten.[17][18] Allerdings sind die nötigen Messungen erheblich durch Nebeneffekte wie die Randverdunklung von Sternen beeinträchtigt und müssen mit Vorsicht betrachtet werden.
Die Äquatorebene des Zentralsterns ist gegenüber der Bahn des Planeten um 8,1° verkippt.[3]
Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble ermittelten, dass aufgrund der großen Temperaturunterschiede zwischen der Tag- und Nachtseite das Eisen beim Übergang auf die kühlere Nachtseite aus der Gasphase auskondensiert und Wolken bildet. Das Wasser wechselt dabei von der Dampfphase (Gas) auf der Nachtseite, zu einem glühenden Gas auf der heißen Tagseite, wobei die Moleküle teilweise aufbrechen.[14] Eine Neuauswertung von zuvor gesammelten Spektraldaten spürte neutrales Magnesium, Kalzium, Vanadium, Chrom, Eisen, Kobalt und Nickel auf.[25][26] Die Atmosphäre enthält zudem Ionen der Metalle Magnesium und Eisen,[27] sowie Chrom, Vanadium, Kalzium, Scandium, Kobalt und Barium.[26][28]
Die Atmosphäre scheint sich zudem deutlich außerhalb des chemischen Gleichgewichts zu befinden und möglicherweise ins All zu entweichen. Die starken atmosphärischen Strömungen jenseits der Roche-Grenze, die auf einen anhaltenden Atmosphärenverlust hindeuten, wurden Ende 2020 bestätigt.[29] Im Jahr 2021 wurde festgestellt, dass die Planetenatmosphäre etwas blauer und weniger absorbierend als zuvor vermutet ist, was ein Hinweis auf planetarische Wettermuster sein könnte.[30] Bis 2022 wurde das Fehlen von Aluminium und Titan in der Planetenatmosphäre bestätigt und auf die nächtliche Kondensation von hitzebeständigem Aluminiumoxid (Al2O3, Korund), Titandioxid und Perowskit (CaTiO3) zurückgeführt, welches in feine Tröpfchen in niedrigere Schichten abregnet.[14][31] Korund ist mit Verunreinigungen mit Chrom, Eisen, Titan und Vanadium als Rubin und Saphir bekannt, und kann als Aerosol in der Atmosphäre existieren.[14]
Durch Beobachtungen mit den vier Teleskopen des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) konnte 2024 auf WASP-121b erstmals die Höhenstruktur einer Atmosphäre eines Exoplaneten vermessen werden. Dabei fand man zwei separate, horizontale Windsysteme in unterschiedlichen Höhen. Ein Jetstream wälzt Material um den Äquator des Planeten und beschleunigt sich auf der Tagseite. Eine separate Strömung in den unteren Schichten der Atmosphäre transportiert Gas von der heißen Seite zur kühleren Seite. Zusätzlich ergaben die Analysen, dass Wasserstoff oberhalb des Jetstreams in die Höhe getragen wird.[32][33] Weiterhin wurden zahlreiche (Erd-)Alkalimetalle und Metalle nachgewiesen.[34]
Das mittels Absorptionsspektroskopie um WASP-121b nachgewiesene Natrium ist mit einem extrasolaren Gastorus vereinbar, der möglicherweise von einem verborgenen Exomond gespeist wird, der dem JupitermondIo ähnelt.[35]
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