Koordinaten: 48° 14′ 11,1″ N, 16° 24′ 49″ O
Waagner-Biro AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1854 |
Sitz | Wien, Österreich |
Leitung | Thomas Jost (CEO), Martin Zinner (CFO) |
Mitarbeiterzahl | 1.476 (2017)[1] |
Umsatz | 191,6 Mio € (2017)[1] |
Branche | Anlagenbau |
Website | www.waagner-biro.com |
Unter dem Namen Waagner-Biro bestehen zwei österreichische Stahlbauunternehmen mit Sitz im Saturn Tower in Wien, die Waagner-Biro Austria Stage Systems GmbH und die Waagner Biro Steel and Glass GmbH (Stand: Januar 2020).
Die Waagner-Biro AG (ehemals Waagner-Biró AG) war ein weltweit tätiges Stahlbauunternehmen; die Waagner-Biro-Gruppe umfasste Anfang 2018:
Im Jahr 2017 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 191,6 Millionen Euro mit 1476 Mitarbeitern an 17 Standorten weltweit. Nach Insolvenzen wurden mit Stand April 2019 die Waagner Biro Stahlbau AG und die Waagner-Biro Aktiengesellschaft geschlossen, während die Waagner-Biro Bridge Systems AG weitergeführt werden sollte.[2]
Rudolph Philip Waagner (1827–1888) hatte seine Firma 1854 als kleines Handelshaus in Wien gegründet. Anfangs hatte die Firma Rudolph Philip Waagner eine kleine Gießerei in Meidling und erwarb sich einen guten Ruf bei der Herstellung von hochwertigem Stahl. 1880 kaufte Gustav Ritter von Leon die Firma und schloss sie seinem Brückenbau-Betrieb an. 1899 wurde auch eine weitere Brückenbaufirma und Schmiede in Graz dazugekauft. Im Jahr 1900 errichtete die Firma Rudolph Philipp Waagner die neue Talferbrücke in Bozen.
Von 1893 bis 1896 fertigte Waagner die bulgarisch-orthodoxe "Eiserne Kirche" Sankt Stefan für Istanbul an, die 1898 fertiggestellt wurde. Unter der Leitung von Direktor Günter und Paul Neumann, der etwas später Professor in Brünn wurde, wurden in der Firma Tausende Teile gegossen, geschmiedet und gewalzt. Anschließend wurde die „Eiserne Kirche“ im Hof der Firma im Wiener Bezirk Meidling probemontiert. Dieses große Projekt weckte die Aufmerksamkeit der Wiener und in einigen Wiener Zeitungen erschienen Artikel darüber. Eine Gruppe von Mitgliedern des Ingenieur- und Architekturvereins besichtigten die Arbeit und äußerten sich lobend über die gekonnte Ausführung. Auch Erzherzog Karl Ludwig besichtigte am 2. Oktober 1895 zusammen mit seinen beiden Töchtern die probemontierte Kirche eine ganze Stunde lang und äußerte sich „ausgesprochen lobend über sie“. Für das Fürstentum Bulgarien fertigte die Firma Rudolph Philipp Waagner:
1899 wurde das Unternehmen unter Beteiligung der Länderbank und Max von Guttmann sowie Karl Wittgenstein in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Im selben Jahr übernahm man die Grazer Brückenbauanstalt und Kesselschmiede der Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft, was den Mitarbeiterstand auf 1.500 Personen ansteigen ließ.[3]
Ebenfalls 1854 gründete Anton Biró († 1882) eine Bauschlosserei in Wien-Erdberg, aus welcher sich schließlich die Eisenkonstruktions-Werkstätte und Brückenbau-Anstalt Biró entwickelte. Anton Biró wurde zum k.u.k Hofschlosser ernannt, seine Söhne Josef und Ludwig erweiterten nach dem Tod des Vaters das Unternehmen. Durch einen Zusammenschluss mit dem Unternehmen von Adalbert Kurz entstand 1904 die Firma L. und J. Biró & A. Kurz in Hirschstetten, Kurz hatte kurz zuvor zudem die Eisenkonstruktions- und Brückenbauanstalt Albert Milde & Co. übernommen.[3]
Im Jahr 1905 fusionierte die Firma Rudolf Philip Waagner auf Betreiben der Länderbank mit der ebenfalls von dieser kontrollierten L. und J. Biró & A. Kurz zur Aktien-Gesellschaft R. Ph. Waagner – L. und J. Biró & A. Kurz. Die Vorbesitzer letzterer erhielten Sitze im Verwaltungsrat und hielten immerhin noch 26 % des Aktienkapitals. Adalbert Kurz wurde Generaldirektor.[3] Den heutigen Namen führt das Unternehmen seit 1924.
Im Jahr 1906 wurde die Wiener Staatsoper mit der Bühnentechnik von Waagner-Biro ausgestattet. Am 12. Juli 1914 erfolgte die Fertigstellung der Anton Freiherr von Klesheim-Warte am Pfaffstättner Kogel, einer 9 Meter hohen Eisenkonstruktion als Aussichtswarte.
In der Zwischenkriegszeit wurden zahlreiche Wiener Stahlbrücken wie die Schwedenbrücke, Floridsdorfer Brücke, Friedensbrücke oder Augartenbrücke von Waagner-Biró errichtet. 1932 wurde mit der Stadlauer Ostbahnbrücke die heute älteste Donaubrücke Wiens gebaut. Dennoch ging der Mitarbeiterstand im Zuge der Weltwirtschaftskrise von noch rund 2.000 Beschäftigten in den 1920er Jahren auf lediglich 650 Arbeiter und Angestellten zurück. 1937 konnten durch einen kleinen Aufschwung wieder rund 1.000 Beschäftigte gezählt werden. Im Zuge des Anschlusses Österreichs ging die Aktienmehrheit des Unternehmens durch die Übernahme der Länderbank in die Hände der Dresdner Bank über. Die Anlagen des Unternehmens waren im Zweiten Weltkrieg wiederholt Ziel von Bombenangriffen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb das Unternehmen im Besitz der Länderbank. Allerdings waren die Wiener Werke in Stadlau und Vösendorf bis 1955 Teil der USIA, so dass sich das Unternehmen in dieser Zeit vorwiegend auf das Werk in Graz konzentrierte. In diesen Jahren wurde die Dachkonstruktion der zerbombten Wiener Staatsoper und des Stephansdomes neuerrichtet. Auch der Wiederaufbau und die Rekonstruktion des zerstörten Burgtheaters wurde zum größten Teil von der Firma durchgeführt, im Jahr 1954 wurde die neue Bühne fertig. Bekannte Bauvorhaben waren im Jahr 1960 die Bühnenausstattung des Opernhauses in Sydney und im Jahr 1962 die Europabrücke unweit Innsbruck. In diesem Jahr wurde der Höchststand an Beschäftigten mit 4.600 Mitarbeitern erreicht. Auch bei den neueren Donaubrücken in Wien in der jüngeren Zeit war Waagner-Biró maßgeblich beteiligt.[3]
Bis zum Ende der 1990er Jahre betätigte sich die Firma Waagner-Biró auch im Seilbahnbau, hauptsächlich in der Errichtung von Pendelbahnen. Kurz vor der Jahrtausendwende übernahm Leitner Ropeways diese Sparte von Waagner-Biró. Viele der Anlagen bestehen noch heute, wie z. B. die Schlossalmbahn II – Kleine Scharte in Bad Hofgastein.
Im Jahr 1991 erhielt die Firma den Europäischen Stahlbaupreis bei der Renovierung des Palmenhauses in Schönbrunn.
Zu den neueren von Waagner-Biro ausgeführten Arbeiten gehören:
1997 fertigte Waagner-Biro für den Bonner Schausteller Peter Barth das Fahrgeschäft „Flying Circus“ sowie 1999 als Generalunternehmer die Salamander-Triebwagen der Schneebergbahn.
Eine Halle der ehemaligen Waagner-Biró (Sparte Kesselbau) in Graz wurde 2002/2003 zur Helmut-List-Halle für Theater und Konzerte umgebaut. 2012 wurden die letzten anderen Hallen der Waagner-Biró in Graz, alle nordwestlich am Hauptbahnhof, abgerissen.[5]
Im Oktober 2018 wurde das Konkursverfahren über die Stahlbautochter SBE Alpha AG eröffnet. Am 31. Oktober 2018 meldete die Konzernleitung ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung an. Den Gläubigern wurde eine Quote von 20 Prozent geboten. Erhard Grossnigg soll das Unternehmen vorbehaltlich der Genehmigung des Masseverwalters übernehmen und weiterführen.[6] Am 9. November 2018 wurde bekannt, dass der Waagner-Biro-Brückenbau insolvent ist.[7]
Im April 2022 wurde die Brückenbausparte Waagner Biro Bridge Services group of companies durch das französische, in den Bereichen Beratung, Bautechnik und Mobilitätsdienstleistungen tätige Unternehmen EGIS übernommen.[8]