Die Waffen der Wikinger umfassten zum einen Schwert, Messer, Axt, Keule, Speer, Pfeil und Bogen sowie Schleudern als aktive Bewaffnung der Wikinger. Als passive Bewaffnung nutzten sie zum anderen Helm, Brünne, Wams, Beinschutz und Schild, ferner ein Schirmdach. Die Bewaffnung ist aufgrund von archäologischen Ausgrabungen, historischen Quellen und Sagen aus der Wikingerzeit (800–1050 n. Chr.) bekannt.
Im Gegensatz zur Ereignisgeschichte spielt die Quellenkritik bei der Schilderung der Bewaffnung zur Wikingerzeit nur eine untergeordnete Rolle. Denn auch die Schilderung nicht-historischer Ereignisse, Legenden und Mirakelberichte sind in der Regel durchaus brauchbare Quellen für den zivilisatorischen und kulturellen Kontext, in den die Ereignisse gestellt werden. Die Untersuchung zum Beispiel, ob bestimmte Waffen, die in der um 1250 geschriebenen Laxdæla saga, die Ereignisse aus dem 10. Jahrhundert schildert, beschrieben werden, zu dieser Zeit bereits vorgekommen sind, setzt eine detailliertere Einteilung der Wikingerzeit voraus, als sie hier geleistet werden kann. Hier genügt es, dass sowohl Verfasser als auch Leser der Saga die Schilderung für realistisch hielten und aus einer Überlieferung schöpften, die die Ausrüstung bereits kannte. Zweifel am Quellenwert sind allerdings dort angebracht, wo den Protagonisten einer Geschichte eine besonders üppige Bewaffnung zugeschrieben wird. Dies gilt insbesondere für den Zierrat, z. B. für eine umfangreiche Schildbemalung. Die relativ langsame zivilisatorische Entwicklung im skandinavischen Mittelalter erlaubt es, mit aller Vorsicht und unter Heranziehung archäologischer Funde Schilderungen der Bewaffnung aus dem 13. Jahrhundert auch auf die Wikingerzeit anzuwenden. Diese Differenzierung wird hier aber nicht geleistet.[1]
Es gab sowohl einschneidige als auch zweischneidige Schwerter. Die größeren einschneidigen Schwerter hießen langsax oder scramasax (auf der Abbildung das Schwert ganz links). Die Klinge war in der Regel 80 cm lang. Für den Holmgang (Zweikampf) war die Länge vorgeschrieben.[2]
Es gab auch kurze einschneidige und zweischneidige Schwerter: In der Flateyjarbók wird in II, 85 geschildert, dass Männer ihre Schwerter unter ihrer Kleidung verbargen; das können keine Langschwerter gewesen sein.[3]
Nach archäologischen Funden waren die ältesten Schwerter der Eisenzeit zweischneidig. Die Form der Spitze bei den späteren einschneidigen Schwertern lässt darauf schließen, dass sie vorwiegend zum Stechen benutzt wurden, weshalb sie lagvápn (von leggja, dt. „stechen“) genannt wurden. Der verstärkte Rücken gab dem Schwert beim Schlag jedoch auch eine größere Wucht. Während die Griffe der zweischneidigen Schwerter oft aufwendig verziert waren, kam dies bei den einschneidigen seltener vor.[4] Daneben wird auch häufig eine skalum (dt. „Skalm“) genannt, was ein kurzes Messer einfachster Art bedeutete. Die Skalm wird in den Sagas nicht als Waffe genannt, aber in der Edda.[5] Das lässt darauf schließen, dass die Skalm zur Wikingerzeit schon außer Gebrauch gekommen waren. Sie werden nur noch als Messer in den Händen von Riesinnen und Zauberinnen erwähnt.[6]
In früher Zeit hat es wohl auch gekrümmte, also sichelförmige Schwerter gegeben, wie sie bei Saxo Grammaticus erwähnt werden: „Sprich! was kämpfst Du mit krummem Schwerte?“[7]
Ein gutes Schwert wurde aus mehreren Lagen geschmiedet. Es waren zwei Arten gebräuchlich: Entweder man hatte harte Schneiden auf jeder Seite und in der Mitte weicheres Material, oder man hatte ein durchgehend hartes Schwertblatt und auf Ober- und Unterseite eine Lage weicheres Eisen. Die zweischneidigen Schwerter wurden zuerst im Frankenreich entwickelt. Gesucht waren importierte Schwerter, besonders aus dem Rheintal. Auf einer Reihe skandinavischer Schwerter sind ausländische Warenzeichen eingraviert, zum Beispiel ULFBERTH oder INGELRII. Es gibt so viele Schwerter mit diesen beiden Gravuren, dass es sich um Schwertsorten gehandelt haben könnte. Karl der Kahle verbot zwar den Schwertexport an die Wikinger unter Todesstrafe,[8] aber ohne Erfolg. Die Qualität der einheimischen Schwerter war anfangs nicht besonders gut, denn das Eisen war zu weich. In den Sagas wird berichtet, dass sich die Schwerter beim Kampf verbogen und mit dem Fuß geradegetreten wurden.[9] Die Heimskringla von Snorri Sturluson berichtet über die Schlacht bei Svolder:
„[König Olav] sah, dass die Schwerter schlecht schnitten. Da rief er laut: ‚Was teilt ihr so stumpfe Hiebe aus: Ich sehe, dass keiner von ihnen mehr schneidet.‘ Ein Mann antwortete: ‚Unsere Schwerter sind stumpf geworden und arg zerschlagen‘. Da ging der König hinab in den Vorraum des Schiffes, schloss die Lade des Hochsitzes auf, nahm viele scharfe Schwerter heraus und gab sie seinen Mannen.“
Den Zeitgenossen Snorris muss die schlechte Qualität der Schwerter geläufig gewesen sein und auch, dass ein welsches Schwert, wie es der König aus seiner Truhe holte, einen so hohen Wert darstellte, dass er es sich nicht leisten konnte, seine gesamte Mannschaft damit auszurüsten. Der Import nach Norwegen bezog sich im Wesentlichen auf die Klingen. Die Griffe mit Knauf wurden von heimischen Schmieden aus harzhaltigem Föhrenholz mit aufwändiger heimischer Verzierung angebracht, die auch die Datierung ermöglicht.[10] Sehr gute Schwerter erhielten auch einen Namen. So hieß das Schwert von Þórálfur hinn sterki Skólmsson (dt. „Þoralfur der Starke“) Fetbreiður (dt. „Breitfuß“), und das Schwert König Olavs des Guten hieß Kvernbit (dt. „Mühlsteinbeißer“).[11] In den Sagas werden keine im Norden geschmiedeten Schwerter erwähnt. Auch unter den Berufsbezeichnungen taucht der Begriff des Schwertschmiedes nicht auf, sondern nur der des Schwertschleifers (swerdhsliparar). In den Mythen wurden Schwerter vornehmlich von Zwergen geschmiedet. Oft wird auch berichtet, dass gute Schwerter in der Fremde erworben worden waren: Egill Skallagrímsson erwarb sein Schwert Naðr in Kurland, Harald Hardråde hatte sein vorzügliches Schwert aus Sizilien mitgebracht. Die welschen Schwerter kamen entweder aus England, Schottland oder dem Frankenreich.[12]
Der Knauf am oberen Ende war auch manchmal hohl, und es wurden darin Wundmedizin oder Reliquien eingefügt.[13]
In der Frühzeit wurden die Schwerter mit einer Feile geschärft, später verwendete man den Wetzstein. Gute Schwerter konnte man beim Schärfen glänzend polieren. Darauf deutet hin, dass vom Wort brúnn (dt. „glänzend“) das Verb brýna (dt. „wetzen“) abgeleitet wird. Aus England wurde offenbar der Gebrauch des Schleifsteins (slípisteinn) übernommen, wie der Ausdruck mēcum mylenscearpum (dt. „scharfgeschliffene Schwerter“) im Lied über die Schlacht bei Brunanburh[14] aus der Angelsächsischen Chronik, Zeile 24, nahelegt.
Die Schwertscheide bestand aus zwei Holzscheiten, die mit Leder überzogen waren.[15] Sie war an der unteren Spitze (Ortband) und ursprünglich auch oben am Gehänge (Scheidenmundblech) mit Metall beschlagen. In der Wikingerzeit gab es die Metallbeschläge nur noch an der unteren Spitze.[16]
Das Schwert wurde an einem Wehrgehänge, einem Schulterriemen oder Gürtel getragen. Dies ist z. B. durch den Moorfund von Vimose belegt. Das Schwert wurde an der linken Seite getragen, aber auch die rechte Seite, wie sie bei den Römern üblich war, kam offenbar vor. Manche trugen auch neben einem Langschwert einen Sax als zweites Schwert. Der Königsspiegel empfiehlt sogar neben zwei Schwertern, von denen eines umgehängt wird, das zweite am Sattel hängt, noch ein Dolchmesser.[17] Die größeren, schwertähnlichen Langsaxe wurden meistens im Zusammenhang mit Wikingersiedlungen in England und Irland gefunden.[18]
Laut den Quellen wurde das Schwert hin und wieder beidhändig geführt, um so die Schlagkraft zu erhöhen (tvihenda sverðit). Dabei wurde der Schild weggeworfen, vermutlich weil er bereits zerhauen war. Aber der Ausdruck höggva báðum höndum, der die gleiche Bedeutung hat, wird auch verwendet, wenn der Kämpfer das Schwert schnell von einer in die andere Hand wechselt. Die Übung beider Hände im Waffengebrauch wird im Königsspiegel als alte Sitte erwähnt.[19]
Das Schwert diente nicht nur als Waffe, sondern wurde auch bei symbolischen Handlungen benutzt, so bei der Einführung eines Amtsträgers. In Norwegen wurde es für eine Krönungszeremonie als Königsschwert erstmals bei der Einsetzung König Håkon Håkonssons verwendet. Auch legte der Brautwerber bei der Reise mit der künftigen Braut ein blankes Schwert zwischen sich und die Braut. Die Mitglieder der königlichen Gefolgschaft (Hirð) schworen ihren Amtseid unter Umfassung des Schwertknaufs des Herrschers.[20]
Der Königsspiegel empfiehlt für den Reiterkrieger neben zwei Schwertern auch einen guten Dolch (brynkníf góðan). Die Bezeichnung brynkníf deutet darauf hin, dass es dazu dienen sollte, in die Panzerfugen des Gegners zu stechen. Dieses Messer war gewöhnlich einschneidig und der Griff aus Walknochen.[21]
Das mehr gewöhnliche Messer war ein ziemlich einfaches, einseitiges Messer normaler Bauart, mit dem Namen knifr. Dieses Messer wurde bei Ausgrabungen in den meisten Gräber gefunden, weil knifr die einzige für alle, sogar für Sklaven zugelassene Waffe war. Waffenmesser hatten manchmal dekorative Einlagen auf der Messerklinge.[22] Der Erl geht durch den mehr oder weniger zylinderförmigen Griff. Das Messer spielte eine wichtige Rolle in Skandinavien, denn dort wurde eine große Menge von Messern in Begräbnisstätten sowohl der Männer als auch der Frauen und Kinder gefunden.[23]
Die andere Art war der Sax, der meistens ein bisschen schwerer als das gewöhnliche Messer war. Die messerähnliche Kurzsaxen könnten von gewöhnlichen Schmieden gefertigt werden. Verglichen mit dem Schwert war diese krude Waffe relativ einfach herzustellen und zu benutzen.
Rein technisch war die Axt ein einfach herzustellendes Gerät und war auch vielseitiger zu verwenden. Während in der älteren Eisenzeit die Axtfunde in norwegischen Grabfunden eher selten sind, kommen sie in den Gräbern der Wikingerzeit so oft vor wie Schwerter und Speere. Das Frostathingslov, ein altes norwegisches Gesetz, präzisiert, dass eine Axt nur dann als ordnungsgemäß anzusehen war, wenn sie geschäftet war. Die Axt hat offenbar in der Wikingerzeit eine Renaissance erlebt, denn es gab verschiedene Typen.
Die Streitaxt war zur Arbeit weniger geeignet. Das Blatt war oft recht dünn, aber reichlich mit Gravuren und eingelegtem Silberdekor verziert. Allerdings ist fraglich, ob diese Äxte beim Kampf eingesetzt wurden. Meist wurde eine Schneide aus besonders hartem Stahl aufgeschweißt.
Aber auch umgekehrt galt die Arbeitsaxt nicht als Streitaxt. So heißt es in der Einleitung zum Frostathingslov, dass gegenüber dem König Unrecht dadurch geschieht, dass „Männer Holzäxte zu gültigen Waffen erklären …“[24]
Die Handaxt (handöx) war eine leichte und handliche Waffe mit langem dünnem Stiel. Die Axt konnte am Blatt unmittelbar am Stiel umfasst werden, so dass der Stiel als Stützstock dienen konnte. Das Blatt war breiter als das der Holzaxt. Der Teil am anderen Ende des Schaftauges konnte als Hammer verwendet werden.
Die Breitaxt (breiðöx), außerhalb Skandinaviens als „dänische Axt“ bekannt, hatte ein sehr breites Blatt, das sich zum Schaftauge zu verjüngte. Sie war die in Skandinavien übliche Streitaxt. Die Schneide aus Stahl wurde in eine Nut des Blattes eingefügt und verschweißt. In Norwegen konnte der Kämpfer zwischen Breitaxt und Schwert wählen. Diese Streitaxt wurde oft mit beiden Händen geführt.
Die Bartaxt (skeggöx) war nach unten rechteckig verlängert. Sie hatte einen langen Schaft, und die rechteckige Verlängerung diente dazu, wie mit einem Haken das gegnerische Schiff heranzuziehen.
Es gab auch eine zweischneidige Axt, das Bryntroll. Oft war diese Doppelaxt mit einer scharfen Eisenspitze versehen.
Die Angelsachsen verwendeten in der Schlacht bei Hastings auch Wurfbeile.[25] Äxte, genau wie andere skandinavische Waffen, erhielten oft Namen. Nach der Snorra-Edda von Snorri Sturluson wurden Äxte häufig nach Trollinnen benannt.[26]
Wie das Blatt am Stiel befestigt wurde, ist nicht sicher zu ermitteln. Der Stiel könnte an einem Ende verdickt gewesen und durch das Schaftauge gezogen worden sein, wobei die Verdickung nicht durch das Auge passt. Am unteren Ende verhinderte dann ein Nagel das Verrutschen am Schaft. Solche Befestigungsmethoden wurden im Nydam-Moor gefunden. Hin und wieder wird auch berichtet, dass das Blatt der Axt aus dem Stiel rutschte.[27]
In dänischen Moorfunden wurden Keulen (kefli) in verschiedenen Formen geborgen. Sie waren aus dickem Holz, in der Regel Eiche, und wurden zum Griff hin dünner. Es gab Keulen mit schwerem Kopf und kurzem Stiel, aber auch lange stangenähnliche Keulen. Manche waren mit Eisen beschlagen und hatten am Ende einen Kopf mit Eisennägeln. Nach der Überlieferung waren Keulen hauptsächlich Waffen der Sklaven und Kleinbauern. Dass ein freier Kämpfer statt seines Schwertes eine Keule benutzte, wird nur bei Gegnern bezeugt, die gegen Schwert, Speer oder Pfeil durch Zauberkraft gefeit waren.[28] Saxo Grammaticus schildert im 8. Buch seiner Gesta danorum ebenfalls den regulären Einsatz von eisenbeschlagenen Keulen in der Schlacht.[29]
Eine weitere Waffe, insbesondere im Schiffskampf, war der Speer (spjót). Es gab davon drei Arten: Mit den Handspeeren (lagvápn) wurde gestochen, die Wurfspeere (skotvápn) wurden geworfen und mit den dem höggspjot, einer Hellebarde ähnlich, wurde gehauen. Auch Speere wurden mit Gold eingelegt.[30]
Die einfachste Art der Stoßwaffen war eine Holzstange, deren Spitze im Feuer gehärtet wurde. Sie hieß svíða (dt. „sengen“). Diese Art Spieße werden schon bei Tacitus erwähnt.[31]
Daneben gab es noch einen leichten Wurfspeer (gaflak), der selten erwähnt wird.[32] Dabei handelt es sich um ein keltisches Lehnwort.[33] Es muss sich um sehr kleine Wurfspeere, also Handpfeile, gehandelt haben,[34] denn von Olaf Tryggvason wird berichtet, dass er in der Schlacht von Svoldr zwei Speere gleichzeitig warf, also mit beiden Händen.[35]
Der Wurfspeer mit keilförmiger Spitze war der geirr. So wird auch Odins Speer bezeichnet. Es gab auch einen leichten Wurfspeer, der fleinn genannt wurde. Er hatte eine lange dünne, flache Metallspitze. Daneben gab es den broddr oder broddspjót, ein dem fleinn ähnlicher leichter Wurfspeer, dessen Spitze aber fast vierkantig war.[36] Beide wurden in der Wikingerzeit vermutlich eher selten eingesetzt, da sie in den Quellen kaum erwähnt werden.
Der Wurfspeer wurde von Schiff zu Schiff geworfen, und man war offenbar sehr treffsicher.[37]
Wurfspeere waren oft mit Wurfschlingen oder Schwungriemen versehen, die eine größere Reichweite oder Durchschlagskraft bewirkten.
Als Stoßwaffe wird auch fjaðrspjót (dt. „Federspieß“) genannt. Es handelte sich um einen schweren Speer mit einer breiten Blattfeder an der Spitze. Die schweren Speere hatten in der Regel am oberen Ende der Metallspitze ein Quereisen. Das sollte verhindern, dass der durchstochene Gegner gegen den Speer lief und so mit seiner Hiebwaffe in Reichweite des Angreifers kam.[38]
Die andere Art des Speeres war das höggspjót, das als Stich- und Hiebwaffe eingesetzt werden konnte. Der Schaft war in der Regel kurz. Die Spitze bestand aus einem zweischneidigen schwertähnlichen Blatt, das vorn spitz zuläuft. Die Waffe wird in der Ólafs saga helga erwähnt.[39]
Die häufigste Art des höggspjót war die kesja. Es gab leichte Ausführungen, die man beidhändig schleudern konnte, und schwere, die sogar mit beiden Händen geführt wurden. Es gab auch solche mit langem Stiel. Harald Hardråde forderte vor der Schlacht von Stamford Bridge seine Mannen in der vordersten Schlachtreihe auf, die kesja vor sich zu halten, damit der Feind nicht dicht an die Schlachtreihe kommen kann.[40] Sie wurde auch später noch zur Bärenjagd verwendet.[41]
Eine weitere Art war der brynþsvari (dt. „Brünnenbohrer“). Es gibt eine Beschreibung von Thorolf vor der Schilderung einer Schlacht in der Egils saga:
„Kesju hafði hann í hendi; fjöðrin var tveggja álna löng og sleginn fram broddur ferstrendur, en upp var fjöðrin breið, falurinn bæði langur og digur, skaftið var eigi hærra en taka mátti hendi til fals og furðulega digurt; járnteinn var í falnum og skaftið allt járnvafið; þau spjót voru kölluð brynþvarar.“
„In der Hand hatte er eine Kesja. Deren Blatt war zwei Ellen lang und vorne eine vierkantige Spitze daran geschmiedet. Aber oben war das Blatt breit, die Zwinge lang und dick. Der Schaft war nicht länger, als dass man mit der Hand bis zur Zwinge langen konnte, und außerordentlich dick. Ein Eisennagel hielt die Zwinge, und der ganze Schaft war mit Eisen beschlagen. Solche Speere nannte man ‚Brünnenquirle‘.“
Nach Falk soll die auf der Abbildung am linken Rand abgebildete Speerspitze zu einem brynþvari gehören.[42]
Des Weiteren gab es Hakenspeere (krókaspjót), die besonders aus der älteren Eisenzeit gesichert sind. Sie wurden auch zum Wal- und Walrossfang verwendet. Ein solcher Speer wird im zweiten Kapitel der Fóstbrœðra saga erwähnt.
Eine andere Stangenwaffe namens atgeir ist in mehreren Isländersagas erwähnt. Atgeir wird meistens als „Dolchstab“ übersetzt, es ist einer Glefe ähnlich. Viele Waffen (einschließlich der kesja und der höggspjót), die in den Sagas auftauchen, wurden als Stabdolche oder Hippen bezeichnet. Solche Waffen wurden aber bei Ausgrabungen in Gräbern nicht gefunden. Diese Waffen waren damit sehr selten oder sie waren kein Teil der Begräbnisbräuche der Wikinger.
Über Pfeil und Bogen weiß man wenig, da sie in Ausgrabungen nicht zu finden sind. Die in den dänischen Moorfunden geborgenen Bogen hatten eine Länge von ungefähr 1,50 m. Der Bogen wird sogar einmal als Längenmaß verwendet: Die Strecke für eine Art Spießrutenlauf für einen Dieb soll neun Bogen eines erwachsenen Mannes lang sein.[43]
Bei Ausgrabungen in Haithabu wurden Langbogen aus Eibenholz gefunden. Der Skalde Guþorm Sindri verwendete für König Erich Blutaxt die Kenning „Ulmensehnenspanner“[44], woraus zu entnehmen ist, dass Bögen auch aus Ulmenholz gefertigt wurden. Manchmal waren die Enden mit Metall oder Knochen versteift. Der mittlere Teil wurde oft durch eine Unterlage aus einer weiteren Holzlage oder aus Horn verstärkt. Die Hornbogen waren wohl nur als ausländische Waffen bekannt und wurden zuweilen als „türkische Bogen“ bezeichnet. Die Pfeile hatten Widerhaken.[45]
Die Langbogen waren keine Jagdwaffen.[46]
Daneben war auch die Armbrust (lásbbogi im Gegensatz zum handbogi) in Gebrauch.[47] Pfeil und Bogen sowie Armbrust werden im Königsspiegel als Bewaffnung im Schiffskampf empfohlen.[48]
Die Bogensehne bestand offenbar ursprünglich aus Tierdarm oder Tiersehnen, in historischer Zeit aber in der Regel aus Flachs.[49]
Die Pfeile (lat. sagitta vel lancea brevis, dt. „Pfeil oder kurze Lanze“) sind in der frühen Literatur oft von kurzen Wurfspeeren (spiculum) nicht zu unterscheiden. Der Krokör war ein Pfeil mit Widerhaken. Ferner gab es Pfeile, die ein Loch in der Spitze hatten, was das Herausziehen des Pfeils erschwerte, weil sich das Fleisch der Wunde in die Öffnung drückte. Diese Art Pfeile wurde wohl auch mit brennendem Zunder bestückt und als Brandpfeile eingesetzt. Bíldör war ein Pfeil mit scharf geschliffener Blattspitze. Mit einem solchen Pfeil schoss Finnr in der Seeschlacht von Svold den Bogen Einars mitten durch.[50] In der Þiðreks saga wird geschildert, wie der Meisterschütze Egill auf Geheiß des Königs einen Apfel vom Kopf seines dreijährigen Sohnes schießen musste:
„Egill tekr þrjár örvar ok strýkr blaðit[51] á ok leggr á streng ok skýtr í mitt eplit. Hafði örin brott með sér hálft eplit, ok kom allt í senn á jörð.“
„Egil nahm drei Pfeile, wetzte an einem das Blatt, legte ihn auf die Bogensehne und schoss den Apfel mitten durch. Der Pfeil riss die eine Apfelhälfte mit sich fort, und beides fiel gleichzeitig auf die Erde.“
Dies ist nur mit einem bíldör möglich.
Der broddr war ein Pfeil mit einer sehr scharfen polierten Metallspitze, entweder mit dreischneidigem oder vierschneidigem rhombischem Querschnitt.[53]
Die Pfeile waren am Ende gefiedert, wobei die Federn mit Harz angeklebt wurden. Jagdpfeile hatten dazu noch eine Eigentumsmarke, damit sich feststellen ließ, wer welches Tier erlegt hatte.
Der Pfeil hatte auch rituelle Bedeutung. Er wurde beim Aufgebot zum Kriegszug von Hof zu Hof geschickt.
Schleudern werden in der zeitgenössischen nordischen Literatur über skandinavische Ereignisse nicht erwähnt. Nur Saxo Grammaticus schildert im 8. Buch seiner Gesta Danorumm den Einsatz von Handschleudern und Wurfmaschinen.[29] Der Königsspiegel empfiehlt, für den Schiffskampf Stabschleudern und Wurfsteine vorzuhalten.[54] Die Beladung der Schiffe mit Wurfsteinen und deren Einsatz wird in der Sverris saga im Zusammenhang mit der Schlacht bei Fimreite geschildert.
Ob größere stationäre Wurfmaschinen eingesetzt worden sind, ist nicht sicher. Sie werden in den Formanna sögur vereinzelt erwähnt, dann aber mit dem Hinweis, dass ein Ausländer da war, der sich auf den Bau verstand. Sie werden für das 12. Jahrhundert bezeugt. Erwähnungen solcher Maschinen in der Zeit vor 1100 werden für unglaubwürdig gehalten.[55]
In den Grabbeigaben der Wikingerbevölkerung sind weder Brünnen noch Helme nachzuweisen. Daraus schließen manche Forscher, dass sie nicht benutzt wurden und die auf den Bildern dargestellten konischen Kopfbedeckungen keine Helme gewesen seien.[56] Die Grabbeigaben richteten sich zwar nicht nach der Verwendung, sondern nach dem Eigentum des Toten, aber sie stellten nicht dessen gesamtes Eigentum dar. Daher hätten auch die abgebildeten konischen Kopfbedeckungen nicht unbedingt zu finden sein müssen. Man sieht sie auf den Holzschnitzereien der Stabkirche von Hyllestad (Schweden), die sich im Nationalmuseum in Stockholm befinden, und auf dem Teppich von Bayeux. Unter dem Kölner Dom ist unter dem Boden der dort früher gebauten merowingischen Kapelle ein Knabengrab aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts gefunden worden, in dem sich ein Spangenhelm aus 12 schmalen Bronzespangen befand, dessen Segmente aus geschnitzten Hornplatten bestanden, ebenso die Wangenklappen.[57] Wenn Helme also aus Hornplatten bestanden, dürften sie in der Regel nicht erhalten geblieben sein. Zu einem Grabfund in Derbyshire gehört ein Helm mit zwei auf dem Scheitel sich kreuzenden Eisenrippen, die an einem kreisrunden Stirnband befestigt sind. Die Zwischenräume waren ursprünglich mit Hornplatten ausgefüllt. Auf dem Scheitel war eine Eisenplatte mit einer eisernen Eberfigur mit bronzenen Augen.
Solche Helme aus Horn könnten auch aus späterem Missverständnis heraus die Ursache für die neuzeitliche Darstellung von Stierhörnern an Wikingerhelmen sein. Eine andere Quelle für die Vorstellung von Hörnerhelmen bei Wikingern sind Darstellungen von Kriegern mit gehörnten Helmen auf bronzenen Pressblechen, die offenbar Initiationsriten im Zusammenhang mit Berserkern darstellen.[58] In jedem Falle sind die vielfältigen populären Darstellungen von Wikingern und Normannen mit Hörnerhelmen falsch. Sie werden gern von der skandinavischen Tourismusbranche und den Medien verwendet. Hörnerhelme wurden im Kampf weder von wikingerzeitlichen, noch von germanischen oder keltischen Kriegern getragen.
→ Hauptartikel: Hörnerhelm
Es ist auch möglich, dass ein einfacher Kopfschutz überhaupt nicht zu den Grabbeigaben gerechnet wurde, da er nicht wie Kleidung, Waffen und Schild etwas über das Prestige des Trägers aussagte. Auch bei den Helmen gab es Qualitätsunterschiede, denn es wird besonders hervorgehoben, dass die Männer Olavs des Heiligen in der Schlacht von Nesjar „welsche“ Helme trugen.[59] Dafür spricht auch, dass Axt (Schwert), Speer, Schild und Pfeil und Bogen zur Standardausrüstung gehörten, aber in den Gräbern nur selten alle diese Waffen gemeinsam gefunden wurden. In Nordfjord sind 177 Waffengräber aus der Merowinger- und Wikingerzeit verzeichnet. In 92 davon war nur eine einzige Waffe zu finden. 42 davon waren eine Axt, 28 waren ein Schwert und 22 ein Speer. In den übrigen lagen Kombinationen von Waffen.[60] In der Egils saga, die im Ende des 9. Jahrhunderts spielt, heißt es: „Als Kveldulf zum Hinterdeck zurückkam, hob er die Streitaxt und schlug sie Halvard durch Helm und Haupt, dass sie bis zum Schaft eindrang.“[61] In der Gunnlaugr Ormstungas saga wird am Ende von einem Zweikampf berichtet, in dem in einer Kampfpause einer der Kämpfer Wasser in seinem Helm holt.[62]
Die alten Helme hatten die Form einer Halbkugel. Daneben gab es auch Helme mit spitzer Kegelform, wie er auf dem Teppich von Bayeux abgebildet ist. Sie hatten ein angeschmiedetes Eisenband, das die Nase bedeckte. Dies ist nicht nur auf den Abbildungen erkennbar, es wird auch schriftlich erwähnt: „König Olav hieb Þorgeir von Kvistað … quer über das Gesicht, und er zerschlug ihm die Nasenkappe (nefbjörg á hjálminum) des Helms …“.[63] Dazu kamen manchmal Wangenstücke und ein Nackenschutz. Die vollständige Bedeckung des ganzen Kopfes mit Augen- und Atemlöchern kam erst im 13. Jahrhundert auf.[64] Unter solchen Helmen wurde eine Kapuze getragen, die mit dem Harnisch verbunden war und aus dem gleichen Material bestand. Darunter befand sich eine weiche gepolsterte Mütze.[65] Es kamen auch gewöhnliche Metallhauben vor, wie sie auf der Abbildung über den Tod Olavs des Heiligen von 1130 zu sehen sind. Sie waren inwendig mit Leder gefüttert. Metallhauben mit breitem Rand kamen erst unter König Sverre in Gebrauch.[66] Deshalb ist die Abbildung der Initiale der Flateyjarbók anachronistisch, aber sie zeigt die übliche Stahlhaube in der Abfassungszeit. Der gleiche Anachronismus ist in der Laxdæla saga zu finden, wo Húnbogi inn sterki (dt. „Hunbogi der Starke“) beschrieben wird (11. Jahrhundert): „… und hatte eine Stahlhaube auf dem Kopf, und die Krempe war eine Hand breit.“
Helme wie die von Sutton Hoo wurden von Führungspersönlichkeiten beim Kampf getragen. Eyvind der Skaldenverderber dichtet über eine Schlacht Håkons des Guten mit den Erichssöhnen:
œgir Eydana, |
Da stand Dänenvolks |
Weiter heißt es, dass der Helm des Königs tatsächlich vergoldet war. Dies geht daraus hervor, dass er weit erkennbar in der Sonne blitzte und so die Feinde anzog, so dass ein Krieger ihm einen Hut auf den Helm stülpte.
Ein weiterer Schutz waren Ringbrünnen.[68] Kleine Ringe aus Eisendraht waren ineinander gesteckt, je vier in einen. Sie hatten unterschiedliche Längen. Meist bedeckten sie noch den Unterleib, manche gingen bis zur Mitte des Oberschenkels. Sie waren anfangs aber nicht allgemein verbreitet. So wird in der Schlacht bei Nesjar hervorgehoben, dass die Männer Olavs im Gegensatz zu den Männern seines Gegners Jarl Sveinn wegen dieser Brünnen kaum verwundet wurden.[69] Wie alle Waffen konnten auch hervorragend gearbeitete Brünnen Namen tragen. So heißt es von Harald Sigurdsson:
„Emma hét brynja hans. Hún var síð svo að hín tók á mitt bein honum og svo sterk aðaldrei hafði vopm á fast.“
„Seine Brünne hieß Emma. Sie war groß, so dass sie ihm bis zur Mitte der Beine reichte, und so stark, dass kein Geschoss daran haftete.“
Ausländische Brünnen konnten in mehreren Lagen gearbeitet sein (mittellateinisch bilix, trilix lorica). Es wird von einer zweifachen Ringbrynne berichtet, die in Südisland gefunden wurde.[70] Über der Brünne trug man häufig ein Kleidungsstück, um sie gegen die Witterung zu schützen. Manchmal hatte man sogar Mäntel oder andere Prachtgewänder, beim König in einigen Darstellungen aus Seide.[71]
Anfang des 13. Jahrhunderts wurde ein Stoffwams – panzari, lateinisch wambasium genannt – statt der Brünne üblich. Er war aus Leinen und Werg gefertigt. Die Variante aus Leder kam nicht nach Skandinavien. In den Rittersagas wird berichtet, man habe eine Brünne über dem Wams getragen. In den literarischen Stoffen des Nordens kommt diese Verwendung nicht vor. Dieser Wams wurde zum alleinigen Körperschutz des gemeinen Soldaten. Der Königsspiegel nennt in Kap. 37 den Wams „aus weicher wohlgeschwärzter Leinwand“ als Hauptschutzwaffe auf den Schiffen. Der Wams wird in den Waffenvorschriften als gleichwertige Alternative neben der Brünne genannt, hat diese aber nie ganz verdrängt.
Zum Schutz der Beine trug der Kämpfer auch Kettenhosen. Sie bedeckten nur die Vorderseite des Beines. Hinten wurden sie durch Riemen zusammengehalten. Darüber trug man oft eine Leinenhose. Beinschienen scheint es nicht gegeben zu haben, aber einen metallenen Knieschutz.
Der Schild der Wikingerzeit war kreisrund. Als einfachsten Schild nennt das Landslov des Königs Magnus lagabætir einen Schild aus Lindenholz (linda skjold)[72] Falk hält die sechs ‚Bauernschilde‘[73] in einem norwegischen Nachlassverzeichnis von 1350 für solche Schilde. Damit ein Schild beim Waffenappell anerkannt wurde, musste er mit mindestens drei Metallquerbändern zusammengehalten werden.[74] Einen solchen Schild zeigt die Abbildung rechts auf der rechten Seite zum Teil. Sie waren in der Regel unbemalt und wurden daher „weiße Schilde“ genannt. Sie galten als nicht besonders kriegerisch. Ein Bischof sollte beispielsweise auf seinen Visitationen 30 Mann und zwölf weiße Schilde mitführen. Das Aufstecken eines weißen Schildes galt als Friedenszeichen. Die Kriegsschilde waren im Allgemeinen rot. Der Gegensatz zwischen weißen Friedensschilden und roten Kriegsschilden kommt in der Saga von Erich dem Roten beim Zusammentreffen mit den Skrälingern zum Ausdruck.[75] Ein roter Schild diente zumindest auf Schiffen auch als Gerichtszeichen.[76]
Der rote Schild gehörte zur Pflichtbewaffnung eines Kriegers, der mehr als mindestens sechs gewogene Mark Silbers besaß. Dieser Schild musste auch eine zweite Lage Bretter haben (tvibyrðr skjöldr).[77] Eine Sonderausführung hatte einen mit Eisen beschlagenen Rand.
In einigen Quellen heißt es die Schilde der Dänen seien rot gewesen:
hilmir lauk við hernað olman |
Der Herrscher riegelte gegen wilde Plünderung |
An anderer Stelle heißt es, die dänischen Wikinger seien dubh (dt. „die Schwarzen“), die norwegischen Wikinger finn (dt. „die Weißen“) auf Grund der Farbe ihrer Schilde genannt worden. Möglicherweise waren die schwarzen Schilde nur geteert.
Hremsur lét á hvítar |
Schnelles Fürsten Pfeile |
Andererseits wird auch berichtet, die Schilde seien verschiedenfarbig gewesen, wie auf dem Teppich von Bayeux dargestellt. Aber es soll auch Schilde mit abgebildeten Szenen, die offenbar die Taten des Heerkönigs darstellten, gegeben haben. So dichtet der Skalde Ottar der Schwarze über den Wikingzug Olav Haraldssons nach Poitou:
Náðuð ungr að eyða, |
Du konntest, junger König, |
Der Dichter Þorbjörn Hornklofi sagt in seinem Gedicht über die Schlacht am Hafrsfjord über die Besatzung der feindlichen Schiffe:
Hlaðnir váru þeir hölda |
Ganz voller Großbauern |
Es ist auch überliefert, dass es Schilde mit einem aus Gold eingelegten Kreuz gab. Dies wird nicht nur für die Krieger auf dem Schiff Mannshaupt in der Schlacht bei Nesja gesagt, sondern auch vom Schild König Olavs in der Schlacht bei Stiklestad.[83] Es gab ganz oder teilweise vergoldete Schilde, und es wurden sogar Edelsteine eingelegt.[84] Allerdings ist hier wie bei den Schilderungen umfangreicher Schnitzereien der Quellenwert zweifelhaft. Auch viele Schilderungen von Abbildungen auf den Schilden sind unglaubhaft, so wenn nach der Laxdæla saga Ólafur pái (um 955) einen Schild mit einem vergoldeten Löwen besessen haben soll.[85] Zu seiner Zeit dürfte das Aussehen eines Löwen in Skandinavien nicht so bekannt gewesen sein, dass die Abbildung auf die gegnerischen Kämpfer hätte Eindruck machen können. Die besonders verzierten Prachtschilde waren wahrscheinlich nicht für den Kampf bestimmt, sondern dienten der Zierde bei festlichen Anlässen.[86]
Der Schild des Seekriegers konnte außen an der Reling befestigt werden.
Eine andere Art des Schildes war der Buckler. Er wird im Königsspiegel als Bewaffnung des Fußkämpfers bei der Waffenübung erwähnt.[19] Es handelte sich um einen sehr einfachen Schild, was aus den Preisunterschieden hervorgeht. Der Schildmacher erhielt für einen roten Kampfschild drei Øre, für einen Buckler ohne den Buckel nur einen halben Øre.[87] Die Hirðskrá schreibt für die Bewaffnung eines Gefolgschaftsmannes neben einem guten Schild auch einen Buckler vor.[88]
Eine weitere Art war der gebogene Langschild, erst oval, später immer mehr unten zugespitzt. Später trat auch eine flache Variante auf. Diese Schilde waren auch in Island verbreitet, wie die isländische Grettis saga in einer sehr drastischen Szene zeigt.[89] Diese Form der Schilde erlaubte die Deckung der Beine. Die Spitze des ziemlich schweren Schildes konnte man auch in den Boden stecken. Dass sie weit verbreitet waren, zeigen die vielen Stellen, in denen Tote und Verwundete auf den Schilden weggetragen wurden, was bei den kleineren Rundschilden nicht möglich gewesen wäre.[90] Die auf dem Teppich von Bayeux abgebildeten Langschilde dokumentieren auch die weite Verbreitung.
Einen Schutz der Kämpfer beim Vorrücken gegen Wehrmauern bildete das Schirmdach, ein Flechtwerk, das auf vier Stützen getragen wurde. Es wird häufig erwähnt, Olaf der Heilige deckte damit seine Schiffe bei seinem Angriff auf Southwark. Auch der Königsspiegel erwähnt sie in Kap. 39 als Schutz.[91]
Im Gulathingslov heißt es:
„Immer, wenn ein Waffenthing abgehalten werden soll, da soll der Amtswalter oder Landherr es ansagen im Herbst und das Thing im Frühjahr abhalten. Alle Männer sollen das Thing aufsuchen, die frei und vollmündig sind, oder sie sind straffällig mit drei Øre, jeder von ihnen. Nun sollen die Männer ihre Waffen vorweisen, wie es in den Gesetzen bestimmt ist. Der Mann soll haben eine Breitaxt und einen Speer und einen Schild, über den bei geringstem Aufwand drei Eisenbänder quer übergelegt und der Handgriff angenagelt ist mit Eisennägeln. Auf jede Volkswaffe ist eine Strafe von drei Øre gesetzt. Nun sollen die Bonden auf jeden Ruderplatz zwei Dutzend Pfeile und einen Bogen stellen. Sie sollen zahlen ein Øre für jede Pfeilspitze, die fehlt, und drei Øre für den Bogen.“
Im Frostathingslov heißt es:
„Ein Bogen soll bei jeder Ruderbank liegen; den sollen die beiden Bankgenossen beschaffen, die ausfahren, und die Sehne dazu, oder einen Øre büßen, und sie sollen trotzdem den Bogen beschaffen. Und zwei Dutzend Pfeile, Schaftpfeile oder Pfeile mit Eisenspitze, die sollen die Bonden beschaffen, ein halber Øre Strafe für jeden fehlenden Pfeil und sechs Øre für die zwei Dutzend Pfeile. Jeder Jungmann soll Schild und Speer und ein Schwert oder eine Axt haben. Und die Äxte gelten als vorschriftsmäßig, die geschäftet sind, und die Speere, die geschäftet sind. Und wenn ihm ein Stück dieser Bewaffnung fehlt, da liegt eine Strafe von drei Øre darauf, und wenn ihm alles fehlt, darauf liegt eine Strafe von neun Øre, und er sei ohne Bußanspruch, bis er sich die Waffen verschafft hat. … Jeder Holzschild soll vorschriftsmäßig sein, über den drei Querbänder aus Eisen gelegt sind, und der einen Handgriff auf der Innenseite hat.“
In Kap. 21 der Laxdæla saga wird geschildert, wie Ólafr pái an Irlands Küste gerät und von den Küstenbewohnern angegriffen wird:
„Olafur befahl, die Waffen herauszuholen und die Borde von Steven zu Steven zu besetzen. Sie standen auch so eng, dass alles mit Schilden gedeckt war, und die Speerspitze streckte sich neben jeder Schildspitze hinaus. Olaf trat nach vorn an den Steven. Er war so gerüstet, dass er eine Brünne trug und einen vergoldeten Helm auf dem Kopfe hatte. Er hatte ein Schwert umgegürtet, dessen Griff mit Goldschmuck geziert war. In der Hand trug er einen Hakenspieß (Krókaspjót), der auch zum Hauen taugte, mit schöner Verzierung auf dem Blatt. Einen roten Schild trug er vor sich, auf dem ein goldener Löwe gemalt war.“
In der Fóstbrœðra saga heißt es:
„Þorgeir hatte eine breite Streitaxt: sehr groß, ein wahres Prachtstück. Sie war schneidend scharf … Er hatte einen großen Fjaðrspjót. Er hatte eine harte Spitze und scharfe Schneiden. Lang war das Rohr des Schaftes und dick dieser selbst. In jener Zeit[92] gehörten Schwerter selten zur Waffenrüstung.“
Im Königsspiegel heißt es:
„Der Mann selbst soll folgende Ausrüstung haben: Gute und schmiegsame Strümpfe aus weicher und gut geschwärzter Leinwand, die bis zum Hosengürtel reichen, und außen darüber gute Brünnenstrümpfe, so lang, dass man sie beidbeinig um sich gürten kann, und darüber soll er gute Panzerhosen aus Leinwand von der Art, wie ich früher gesagt habe, haben und darüber gute Knieschützer aus dickem Eisen und mit stahlharten Spitzen. Am Oberkörper solle er zunächst am Leib einen weichen Panzer haben, der nicht weiter reicht, als bis zur Mitte der Oberschenkel, und darüber eine gute Brustberge aus gutem Eisen, die von den Brustwarzen bis zum Hosengürtel reicht, und darüber eine gute Brünne und über der Brünne einen guten Panzer, hergestellt in derselben Weise, wie vorher gesagt wurde, doch ohne Ärmel. Zwei Schwerter soll er haben, das eine, das er umgegürtet hat, das zweite, das am Sattelbogen hängt, und ein gutes Dolchmesser. Auf dem Kopf soll er einen guten Helm haben aus gutem Stahl, der mit einem vollständigen Gesichtsschutz versehen ist, am Hals einen guten und dicken Schild mit bequemem Schildriemen und dann eine gute und scharfe Stoßlanze von gutem Stahl und wohlgeschäftet.“
Im Ausland hergestellte Waffen wurden durch Handel oder Plünderungen erworben.