Anschließend unterrichtete Bricht von 1931 bis 1938 am Wiener Volkskonservatorium sowie außerdem von 1934 bis 1938 Gesang, Klavier und Komposition an den Horak-Schulen in Wien. Die meisten seiner Kompositionen stammen aus dieser Zeit. In der Zeit des Nationalsozialismus musste Bricht 1938 wegen seiner jüdischstämmigen Großeltern Österreich verlassen. Zwar hatte Adolf Hitler ihm einen „Arier-Ehrenstatus“ angeboten, allerdings unter der Bedingung, dass er die NSDAP unterstützen würde.[3]
Bricht emigrierte stattdessen in die USA, ließ sich in New York City nieder und arbeitete als Lehrer, Kirchenorganist und Klavierbegleiter. 1939 trat er in die Fakultät des Mason College of Music in Charleston (West Virginia) ein und wurde im folgenden Jahr Leiter der Musikabteilung.[3][4] 1944 kehrte Bricht nach New York zurück, wo er bis 1963 lehrte, und unterrichtete zudem in Washington Mitglieder des Chores der U.S. Army.[4]
1963 wurde Bricht Professor an der Indiana University School of Music, wo er zunächst Klavier und Meisterklassen für Tasteninstrumente unterrichtete,[4] ab 1967 ausschließlich Gesang und Liedliteratur. In dieser Zeit schrieb er die Sonate für Flöte und Klavier (1964), die Chaconne für Streichquartett (1967) und das Trio für Flöte, Cello und Klavier (1968). Im Jahr 1967 wurde ein seinen Kompositionen gewidmetes Konzert an der Indiana University School of Music veranstaltet, das großen Beifall fand.[3]
Walter Bricht (1960er Jahre)
Mitte der 1960er Jahre wurde bei Bricht ein Emphysem diagnostiziert, das 1970 zu seinem Tod führte; bis zuletzt hatte er an der Indiana University unterrichtet.[3][4]
Bricht war in erster Ehe mit der Pianistin Natascha Kugel (1905–1988) verheiratet, die 1940 den Cellisten Fritz Magg heiratete.
Eine weitere Ehe ging er mit der Violin-Professorin Donna Kuhn ein, die er während seiner Tätigkeit in Charleston kennengelernt hatte. Aus der Ehe stammten die Töchter Dana Eve und Wendy Diane.[3]
Brichts Musik ist charakteristisch für die deutsche Spätromantik und umfasst zahlreiche Chorwerke, Lieder, Sonaten, Kammermusik und symphonische Werke.
↑Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer und Gabriele Mauthe: Bricht, Walter. In: Popper, Wilma (Hrsg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. Band1. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8, S.168.
↑Indiana State Board of Health, Medical Certificate of Death, 1970, Roll 04, No. 70–010649; The Republic (Columbus, Indiana), 21. März 1970, S. 3; in der Sekundärliteratur werden auch irrtümlich Bloomington (Minnesota) und Bloomington (Illinois) angegeben.
↑ abcdefMusicalics.com: Walter Bricht. 29. Januar 2007, abgerufen am 12. Juni 2020 (englisch).