Ein Wat (Khmer វត្ត vott; laotisch ວັດ, vat; thailändisch วัด, ) ist in den buddhistischen Ländern Laos, Kambodscha und Thailand ein von einer Mauer umgebener Gebäudekomplex, der hauptsächlich religiösen Zwecken dient.
Der Begriff Wat leitet sich her vom Pali-Wort āvāsa (Aufenthaltsort, Wohnstätte) und vom Sanskrit-Wort avasatha (Dorf, Schule, Haus). Die Übersetzung buddhistisches Kloster ist aus drei Gründen problematisch: Erstens dient ein Wat gleichermaßen Ordensangehörigen und Laien; zweitens existieren Beispiele ganz ohne Klosterbezirk (wie der Wat Phra Kaeo in Bangkok); drittens tragen unter anderem hinduistische und christliche Einrichtungen ebenfalls den Namen Wat, jedenfalls im allgemeinen Sprachgebrauch. Vielleicht wäre Gemeindezentrum eine geeignetere Bezeichnung, denn ein Wat dient auch als Versammlungsort und als Schule für mittellose Kinder. Im Deutschen haben sich die Bezeichnungen Tempel und Tempelanlage weitgehend eingebürgert.
Praktisch in jedem laotischen, kambodschanischen und thailändischen Dorf fungiert ein Wat als Mittelpunkt des buddhistischen Lebens; größere Städte beherbergen zahlreiche Wat, Bangkok zum Beispiel über 400, ganz Thailand 30.678 (Stand: 1998)[1].
Ein Wat wird finanziell von der Bevölkerung getragen, von reicheren Mäzenen wie von ärmeren Gemeindemitgliedern, denn Spenden sind eine traditionelle Form des religiösen Verdiensterwerbs. Thailändische Wat, deren Namen mit Rat-, Racha- oder Maha- beginnen, oft eingeleitet von der Silbe Phra, wurden von königlichen Hoheiten gestiftet oder hüten hochverehrte Kultobjekte.
Im ländlichen Thailand ist ein Wat oft gleichermaßen religiöses Zentrum und Grundschule, Klinik und (Kräuter-)Sauna, Treffpunkt und Gemeinschaftszentrum, Altersheim und kurzfristige Unterkunft für Gäste, wobei die ansässigen Bhikkhus (Mönche) und Mae Chis (weiß gekleidete weibliche Laien, die acht oder zehn Tugendregeln einhalten) als Personal für eine oder mehrere dieser Funktionen dienen.
Wat Tham Krabok 140 km nördlich von Bangkok zum Beispiel ist weltbekannt für seine erfolgreiche Behandlung von Drogensüchtigen,[2] Wat Phra Baht Nam Phu nahe Lop Buri ist ein bedeutendes Hospiz für Aidskranke.
Die Architektur des Wat hat eine wechselvolle Historie; oft zeigen sich in Anlage und Stil große Unterschiede, doch liegt allen Beispielen eine gemeinsame Grundstruktur zugrunde.
Ein Wat besteht bis auf wenige Ausnahmen aus zwei unterschiedlichen Teilen, dem Phutthawat und dem Sanghawat.
Der Phutthawat (Thai: เขตพุทธาวาส) ist der dem Buddha geweihte Bereich, der im Allgemeinen aus verschiedenen Gebäuden besteht, die von einer Mauer (Kampheng Kaeo) umschlossen sind:
Die Gebäude können charakteristische Verzierungen aufweisen, zum Beispiel Chofas.
Der Sanghawat (Thai: เขถสังฆวาส) dagegen ist der Wohnbereich der Mönche. Auch er ist von einer Mauer gegen die weltliche Umgebung abgeschirmt. Hier befinden sich:
In Thailand werden buddhistische Wats wie folgt klassifiziert:
Es ist der fromme Wunsch eines jeden thailändischen Buddhisten, sei es nun der König oder ein einfacher Mann, einen Tempel zu erbauen und ihn nach seinen Mitteln zu unterstützen, alleine oder zusammen in einer Gemeinschaft Ähnlichdenkender. Schon der Buddha sprach von Uddesika-cetiya (Pali für „indikative Erinnerungsstücke und Nachbildungen“; thailändisch Utthesik Chedi), die zu errichten große religiöse Verdienste (thailändisch Bun – บุญ, Pali: puñña; siehe auch Tham bun) bedeute.
Die Könige von Ayutthaya förderten öffentliche Tempel (Wat Luang) aus ihrem persönlichen Besitz. Wohlhabende Adelige errichteten in der Folge zusätzliche Kloster (Wat Raad), um sich selbst ihrer ganzen Familie zu zusätzlichem Ansehen zu verhelfen. Die Gemeinschaft aller Gläubigen schließlich unterstützen noch heute diese Tempel, indem sie entweder den Mönchen ihr tägliches Brot in Form von Reis und Zutaten in die Almosenschale legen oder Geldmittel für Renovierungsarbeiten spenden.
Nachdem Bangkok im Jahre 1782 zur neuen Hauptstadt von Siam erklärt worden war, wurde dieser Brauch fortgeführt. König Rama I. hatte enorme Reserven von Arbeitskräften zu seiner Verfügung, es wird behauptet, dass während seiner Regierungszeit nicht weniger als 20.000 Arbeiter an der Erweiterung des Wat Pho beschäftigt waren.
Zusätzlich zum königlichen Mäzenatentum oblag der Unterhalt königlicher Tempel traditionell den Adeligen und ambitionierten Mitgliedern nicht-aristokratischer Kreise. In der Vergangenheit wurden manchmal sogar Sklaven „gespendet“, die das Klostergelände und seine Gebäude in Ordnung hielten. Diese Praxis wurde jedoch in der Regierungszeit von König Chulalongkorn eingestellt, der die Sklaverei in Siam nach und nach abschaffte.
Es war nicht selten, dass eine wohlhabende Familie mehr als einen Tempel unterhielt. Der bevorzugte Tempel lag dann meistens in der Nähe der Familienresidenz, während ein zweiter, weiter entfernter Wat vielleicht aufgrund der Persönlichkeit des Abtes unterstützt wurde, der für übernatürliche Kräfte berühmt war und Krankheiten heilen konnte.
Zusätzlich zu den religiösen Verdiensten gibt es andere Motive für die Gründung eines Tempels:
Alle diese Beweggründe laufen letztlich auf den Erwerb von Meriten hinaus, auch wenn in Thailand die Klöster auch soziale Funktionen haben. Viele Aspekte des thailändischen Lebens bis hin zur religiösen Architektur haben ihren Ursprung in religiöser Hingabe, welche untrennbar mit dem alltäglichen Leben verwoben ist.
Ein typischer Wat ist soziales Zentrum und als solches auch Veranstaltungsort von Festlichkeiten. Bei den thailändischen Ngaan Wat oder Tempelfesten kann ausgelassene Stimmung herrschen. Sie finden regelmäßig an besonderen Tagen statt, etwa am Jahrestag von Buddhas Geburt, Erleuchtung und Tod (genannt Wisakha Bucha, Vollmond im Mai) oder am Jahrestag der ersten Predigt Buddhas zu den 1250 Mönchen (genannt Makha Bucha, Vollmond im Februar). Es werden Freiluft-Kinovorstellungen geboten, Theatervorführungen oder Rockkonzerte mit mehr oder weniger professionellen Musikern; manchmal wird ein Feuerwerk abgebrannt.
Eine andere typische Festlichkeit ist die Ngaan Sop oder Verbrennungszeremonie, in Thailand eher Grund zur Freude als zur Trauer. Auf dem Lande umfasst eine Ngaan Sop oft eine lebhafte Prozession mit Musikkapelle vom Heim des oder der Verstorbenen zum Tempel.