Weichenwang

Weichenwang

Radarkuppel auf dem Weichenwang

Höhe 988 m ü. NHN
Lage Baden-Württemberg, Deutschland
Gebirge Schwäbische Alb
Koordinaten 48° 11′ 8″ N, 8° 56′ 44″ OKoordinaten: 48° 11′ 8″ N, 8° 56′ 44″ O
Weichenwang (Baden-Württemberg)
Weichenwang (Baden-Württemberg)
Gestein Weißer Jura
Schild Weichenwang

Der Weichenwang ist ein 988 m ü. NHN[1] hoher Berg auf der Schwäbischen Alb auf der Gemarkung von Meßstetten im südlichen Zollernalbkreis. Auf dem Berg steht seit 1963 eine Radarkuppel der Bundeswehr.

Militärische Nutzung

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Der Weichenwang war bereits während des Zweiten Weltkriegs im Besitz der Wehrmacht. Auf dem Weichenwang befand sich ein Standort eines Funkmesstrupps des Luftnachrichtendienstes. Funkmessgeräte der Klassen Würzburg und Freya waren im Einsatz. Aus geografischen Gesichtspunkten war die Lage als höchstgelegene Region auf der Schwäbischen Alb besonders günstig für den Bau einer Radarstellung. Bis 1963 war die Radarstellung komplett fertiggestellt.

Ab den 1980er-Jahren ersetzte das Hughes Air Defence Radar (HADR) auf dem Weichenwang das seit 1962 betriebene Großraumradar AN/FPS-7E. Im Zuge dessen wurden die ursprünglich drei Radoms bis 1995 auf ein Radom reduziert.[2]

Bis zur Auflösung des Einsatzführungsbereich 1 war die Stellung auf dem Weichenwang diesem bzw. dessen Vorgängerverbände, welche in der Zollernalb-Kaserne in Meßstetten stationiert waren, zugeordnet. Seit 1. Januar 2014 gehört die Radarstellung als Abgesetzter Technischer Zug 249 (AbgTZg 249) zum Einsatzführungsbereich 2 in Erndtebrück. Das Rufzeichen des Radars lautet Sweet Apple Romeo (SAR). Mit der Auflösung des Einsatzführungsbereich 1 wurden einige wenige neue Dienstposten auf dem Weichenwang geschaffen und ein neues Technik- und Dienstgebäude errichtet.[2] Seit dem Abzug der Bundeswehrfeuerwehr vom Bunker Martin gewährleisten die Feuerwehren Meßstetten und Hossingen den Brandschutz.[3]

„Stadt Wangen“

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Sagenhafte Erinnerungen weiß man von abgegangenen Orten. Eine Stadt Wangen sei zwischen Hossingen und Meßstetten verschwunden.[4] Eine nicht lokalisierte keltische Stadt Pyrene wird in antiken Quellen beschrieben. Der Lokalisierung von Pyrene ist mit der besonderen Ehre der Forscher verknüpft, den ältesten schriftlich erwähnten Ort an der oberen Donau zu bestimmen.

Eine alte Sage berichtet von zu gewissen Zeiten sichtbaren Hemmadhäddlern. Ein mutiger Tieringer Fuhrmann fuhr auf einer Leerfahrt mit Männern aus Hausen am Tann über den Weichenwang weiter zum Baienberg. Aus Geratewohl rief er einst bei Mitternacht laut nach den Hemmadhäddlern. Alle Passagiere überlebten den nächtlichen Spuk. Die Geschirre der scheuenden Pferde mussten aber abgeschnitten und der im tiefen Lehm stecken gebliebene Wagen zurückgelassen werden.[5]

Ansatz Urkunden zu Wangen

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Der 1477 genannt Ort Neu-Wangenhausen (Nüwenghausen) konnte bisher keinem anderen Ort im Oberamt zugeordnet werden.[6]

Ansatz Flurnamen zu Wangen

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Die Flurnamen der Bergkuppe Weng im Truppenübungsplatz und Wangen bei der Radarstellung Weichenwang sind vielversprechend.

Zufallsfunde im Suchgebiet

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Beim Bau einer Kandel (Wassergraben) fand der Meßstetter Pfarrer Oetinger einen Bronzekessel und Scherben unweit vom Weichenwang. Unter höhnischem Gelächter der Bauarbeiter sicherte er die Funde und gab sie zur Auswertung in fachkundige Hände. Das Gebiet wurde um 1850 öfters von Raubgrabungen heimgesucht. 1938 wurden im Randbereich eines alten Steinbruchs einige Keramikscherben und Eisenschlacken gefunden. Eine vermutete Siedlung könnte am Südhang des Weichenwangs gelegen haben.[7]

Aktivitäten der Staatssammlung vaterländischer Alterthümer im Suchgebiet

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Pfarrer Alfred Ludwig Oetinger (von 1856 bis 1868 Pfarrer in Meßstetten und Hossingen) ließ zunächst auf eigene Rechnung, später auf Rechnung der Staatssammlung vaterländischer Alterthümer umfangreiche Grabungen durchführen.[8] Der Zufallsfund wurde durch systematische Nachgrabungen ergänzt. Die umfangreichen Funde von Grabbeigaben deuten auf eine keltische Besiedlung im Bereich Wangen beim Weichenwang und der Burg Gräbelesberg hin. Der einzigartige Fund keltischer Wagengräber mit erhaltenen Holzteilen und schnallenartigen Schmuckplatten wurde dokumentiert. Im Jahre 1869 war eine exakte zeitliche Zuordnung der Funde technisch noch nicht möglich. Ohne Angabe von Gründen wurde in der damaligen Zeit zu den Gräbern eine sehr umfangreiche, dafür aber recht kurze Besiedlung angenommen. Heutiger Forschungsstand: In der Gräbergruppe Gewann Wangen ist von einer lokalen Bestattungskultur über mehrere Jahrhunderte auszugehen. 2019 berichtet Christoph Morrissey im Heimatbuch: Unbekannt ist bisher noch die zu den Gräbern bei Hossingen (Gewann Wangen) gehörende Siedlung.[9][10] Heute werden die bedeutendsten Grabfunde der Hallstattzeit in Wangen wie folgt beschrieben: Über mehrere Generationen hinweg scheinen hier sozial hochstehende Menschen bestattet worden sein. Die Gräber der einfachen Bevölkerung darf man in einfachen Grabgruben vermuten.[11]

„Des Schimmelreiters heimliche Liebschaften“

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Eine alte Sage berichtet von dem Schimmelreiter, der sich mit seiner Geliebten heimlich beim Weichenwang trifft. Manchmal in stürmischen Herbstnächten soll nämlich auf dem alten Schloss Burtel bei Hossingen, von dem noch wenige Reste vorhanden sind, ein Schimmelreiter sichtbar werden, der gegen den Weichenwang (Heiligenwang) herüber reite. Bei den Liebespaar handelt es sich um eine standesgemäße Beziehung zwischen einem edlen Ritter und der Tochter des Burgherrn. Ihre Wohnorte sollen die Burgen Hossingen und Tierberg sein. Emil Schweizer bindet 1898 die bekannte Version dieser Sage in seinen Artikel aus den Balinger Bergen ein.[12] Einen vager Hinweis findet sich in einer alten Urkunde.[13] Der edle Knecht Kunz erwirbt am 14. Juli 1327 von den Herren von Bubenhofen eine Burg bei Meßstetten. War der Hossinger Burgherr in Schwierigkeiten und musste an die reichen Herren von Bubenhofen verpfänden? War der Schimmelreiter Kunz von Neuentierberg und hat für seine Geliebte die elterliche Burg in Hossingen erworben?[14] Im Jahr 1442 verweigerte der Leutpriester vom Meßstetten mehreren Männer die Sakramente wegen Unzucht im Wiederholungsfall mit der Magd Gera Trulgestin.[15]

Commons: Weichenwang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Topographische Karte 1:10.000. In: Kartendienste des Bundesamtes für Naturschutz - Schutzgebiete in Deutschland. Abgerufen am 5. Mai 2021.
  2. a b Radarstellung bleibt auch ohne Luftwaffe - Schwarzwälder Bote. In: Schwarzwälder Bote. 28. Juni 2013, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  3. Meßstetten: Feuerwehr übt bei der Radarstellung - Schwarzwälder Bote. In: Schwarzwälder Bote. 31. März 2014, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  4. Hermann Bitzer Studienrat: Der Landkreis Balingen 1960. Amtliche Kreisbeschreibung. Hrsg.: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. 1960, S. 483.
  5. Hermann Dreher, Koch: Der Hemmadhäddlar von Thieringen - A Diaringer Goaschtgschicht Albvereinsblätter 1903 325-328. Hrsg.: Schwäbischer Albverein Stuttgart. S. 15–10.
  6. Landkreis Balingen (Hrsg.): Der Wille. Kreisamtsblatt. Balingen 27. Juni 1936.
  7. Christoph Morrissey: Eine Stadt im Wandel der Zeit. In: Sigrid Hirbodian, Andreas Schmauder, Manfred Waßner (Hrsg.): Gemeinde im Wandel. Band 19, 2019, ISBN 978-3-00-064226-5, S. 45.
  8. Alfred Ludwig Oetinger: [1]. In Digi UB Uni Heidelberg: [2] von 1875, Band 2, S. 38–52
  9. Sigrid Hirbodian, Andreas Schmauder und Manfred Waßner (Hrsg.): Gemeinde im Wandel. Band 19 Eine Stadt im Wandel Die Geschichte von Meßstetten. Nr. 19. Tübingen 2019, S. 33, (1500 Exemplare der Stadt Meßstetten ).
  10. Heimathistorie
  11. Sigrid Hirbodian, Andreas Schmauder und Manfred Waßner (Hrsg.): Gemeinde im Wandel. Band 19 Eine Stadt im Wandel Die Geschichte von Meßstetten. Nr. 19. Tübingen 2019, S. 37, (1500 Exemplare der Stadt Meßstetten ).
  12. Emil Schweizer: Albvereinsblätter 10/1/1898 von den Balinger Bergen. Hrsg.: Schwäbischer Albverein Stuttgart. 1898, S. 11–13.
  13. Bestand Dep 38 T1 Nr. 1351 auf Landesarchiv-BW.de
  14. Tanja Gerstenecker (tag): [3]. In: Schwarzwälder Bote vom 24. Oktober 2013.
  15. Sigrid Hirbodian, Andreas Schmauder und Manfred Waßner (Hrsg.): Gemeinde im Wandel. Band 19 Eine Stadt im Wandel Die Geschichte von Meßstetten. Nr. 19. Tübingen 2019, S. 107.