Druck der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung im firmeneigenen DruckhausEhemaliges Logo bis 2009Ehemaliges Logo bis 2017
Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) ist die größte Regionalzeitung Deutschlands. Sie wurde am 3. April 1948 gegründet und hat ihren Sitz in Essen. Die WAZ erscheint mit 16 Lokalausgaben im gesamten Ruhrgebiet. Auflage und Online-Reichweite werden innerhalb der Titel, die in Nordrhein-Westfalen zur Funke Mediengruppe gehören, nicht gesondert ausgewiesen. Einem Medienbericht zufolge lag die gedruckte Auflage im April 2019 bei 275.590 Exemplaren.[1] Mit dem Online-Angebot waz.de wurden 2020 etwa 2,99 Millionen Unique User pro Monat erreicht.[2]
Die Zeitung erscheint im Zeitungsverlag Ruhrgebiet GmbH & Co. Essen KG.[3] Chefredakteur ist seit Juli 2014 Andreas Tyrock.[4] Insgesamt arbeiten etwa 320 Redakteure und Fotografen in unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen bei der WAZ.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt der Journalist Erich Brost von der britischen Besatzungsmacht eine Lizenz zum Aufbau einer unabhängigen Tageszeitung. Gemeinsam mit Jakob Funke gründete er daraufhin die Westdeutsche Allgemeine Zeitung in Bochum.[5] Brost wurde Chefredakteur und Funke übernahm als Verlagsleiter den kaufmännischen Teil. 1953 wurde das Verlagshaus an der Friedrichstraße in Essen eingeweiht, unweit an der Schederhofstraße entstand 1961 ein neues Druckhaus.[6] Parallel wurden im gesamten Ruhrgebiet zahlreiche Lokalredaktionen aufgebaut. in Mülheim sieht sich die WAZ in der Tradition der Mülheimer Zeitung, weshalb die Mülheimer Lokalausgabe bis 2017 zusätzlich den Titel Mülheimer Zeitung führte. Mit der Einführung des neuen Logos wurde der Untertitel Mülheimer Zeitung gestrichen und wird seitdem nicht mehr verwendet.
Aus der Keimzelle WAZ wuchs in den 1970er Jahren die WAZ-Mediengruppe (seit 2013 Funke Mediengruppe), nachdem die WAZ die Mehrheit an den Konkurrenzblättern Westfalenpost, Westfälische Rundschau und Neue Rhein/Ruhr Zeitung übernommen hatten. Die Zeitungen kooperierten daraufhin im kaufmännischen Bereich, blieben redaktionell aber unabhängig.[6]
Nach der Jahrtausendwende geriet die WAZ angesichts des Medienwandels wirtschaftlich unter Druck, so dass mehrere Sparprogramme beschlossen und Redaktionsstandorte aufgegeben wurden.[7][8] 2013 wurden die letzten Auslandsbüros geschlossen.[9] 2015 wurde die Lokalausgabe Lünen aufgegeben, deren lokale Inhalte bereits zuvor nicht mehr selbst produziert, sondern von den Ruhr Nachrichten zugeliefert worden waren.[10] Auch die redaktionelle Unabhängigkeit der WAZ wurde nach und nach reduziert: So wurde die überregionale Berichterstattung 2015 in eine Funke-Zentralredaktion nach Berlin ausgelagert, für den Sport entstand 2016 ein Funke-weites „Kompetenzzentrum“ mit Sitz in Essen.[6]
Zugleich investierte der Verlag in digitale Inhalte: 2007 ging das Online-Portal DerWesten.de online, das die gesamte redaktionelle Berichterstattung der WAZ-Gruppe in Nordrhein-Westfalen auf einer Plattform bündelte. 2012 wurde diese Strategie aber wieder aufgegeben. Während DerWesten zu einem Boulevard-Auftritt umgewandelt wurde, werden die digitalen Inhalte der WAZ-Redaktionen seitdem wieder auf waz.de veröffentlicht.[11]
2019 zogen die WAZ-Zentralredaktion und die Lokalredaktion Essen in das neue Medienhaus der Funke Mediengruppe um, das frühere Verlagshaus wurde abgerissen.
Im Zuge eines Sparprogramms wurde die Druckerei in Essen 2021 geschlossen,[6] seitdem werden alle WAZ-Ausgaben im Funke-Druckzentrum in Hagen-Bathey produziert.[12]
Zum Ende des Jahres 2006 und im Jahr 2014 schloss die WAZ einige Lokalredaktionen im Ruhrgebiet. Da im Gegenzug auch andere Zeitungshäuser, wie das Medienhaus Lensing und die Recklinghäuser Zeitung, Lokalredaktionen in Städten geschlossen haben, wo es WAZ-Redaktionen gibt, kam die Kritik auf, dass sich die Verlage die Erscheinungsgebiete aufteilen würden. Dies würde die Zeitungsvielfalt in den einzelnen Städten erheblich reduzieren. Die WAZ dementierte Gebietsabsprachen.[15] Journalisten der WAZ und der anderen betroffenen Verlage demonstrierten gegen diese Pläne, über diese Demonstrationen wurde jedoch in der WAZ nicht berichtet.
Mit wenigen Ausnahmen besteht das Verbreitungsgebiet der WAZ damit inzwischen aus Einzeitungskreisen. Einzig in den Bereichen Duisburg, Moers und Velbert gibt es zwei unabhängig voneinander arbeitende und unterschiedlichen Verlagen angehörende Lokalredaktionen. Die WAZ konkurriert hier mit der Rheinischen Post.
2013: Wirtschaftsredaktion des Content-Desks der Funke Mediengruppe NRW sowie weiterer Redakteure der Funke Mediengruppe NRW für die Wirtschaftsmagazine „Karriere, wir kommen“ und „Energieland NRW“
1975, 2. Preis Print: Jürgen Thebrath für den Beitrag „Allein packt es keiner - Wie sich ‚schwere Jungs‘ auf die Freiheit vorbereiten“ vom 25. Mai 1974
2017, Anerkennungspreis: Anna Ernst, die einer dubiosen Lehrstuhl-Finanzierung an einer Privatuni auf die Spur kam
2017, Anerkennungspreis: Linda Heinrichkeit für eine Reportage über den Ausflug einer Essener Schule mit hohem Migrationsanteil an die niederländische Nordsee
1978, 1. Preis: Rolf-Dieter Krause für die Berichterstattung über die Behandlung eines Grundstückgeschäftes im Zusammenhang mit der Aufstellung eines städtischen Bebauungsplanes
1979, 1. Preis: Klaus Kottenkamp für eine Artikelserie über einen Eigenheim-Bauskandal
1981, 2. Preis: Winfried F. Szodruch für kritische Berichterstattung über Missstände beim Sozialwerk St. Georg,
1991, 1. Preis: Rolf Hartmann für eine Schilderung, wie Bochumer Ratsmitglieder sich bei städtischen Aufträgen und Grundstücksverkäufen gegenseitig begünstigen
2013, 2. Preis: Daniel Drepper und Niklas Schenck für eine Artikelserie über die intransparenten Praktiken bei der finanziellen Förderung des deutschen olympischen Sports
Der Deutsche Presserat hat 1990 wegen eines Verstoßes gegen den Pressekodex eine Rüge gegen die WAZ ausgesprochen. Eine Lokalredaktion verkündete in einer Überschrift eines im Jahr zuvor veröffentlichten Artikels, dass eine Frau ihren Sohn zur Prostitution verkauft habe. Der volle Name der Frau und auch der Kosenamen des Jungen wurden genannt. Zudem wurde ein Foto des Hauses veröffentlicht, in dem die Familie gelebt hatte. Nach einer Beschwerde der Schule des Jungen rügte der Presserat, dass die Persönlichkeitsrechte des Jungen schwer verletzt wurden, obwohl sich die Redaktion zwischenzeitlich für die Art der Berichterstattung entschuldigt hatte.[35][36]
Im Bezug auf einen Artikel über den Influencer Deven Schuller auf waz.de, bei dem es sich um eine bezahlte Anzeige handelte, wurde die Zeitung durch den ARD-faktenfinder auf die unzureichende Kenntlichmachung als Advertorial hingewiesen.[37]
Karl-Martin Obermeier: Medien im Revier: Entwicklungen am Beispiel der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ). Dortmunder Beiträge zur Zeitungsforschung, Nr.48. K. G. Saur, 1991, ISBN 978-3-598-21309-0.