Die Wiener Festwochen sind ein Kultur-Festival in Wien, das jedes Jahr während fünf Wochen im Mai und Juni stattfindet. Die Wiener Festwochen zeigen Theater-, Opern- und Tanzproduktionen aus allen Teilen der Welt und treten auch als Produzenten internationaler Produktionen auf.
Während fünf bis sechs Wochen im Mai und Juni ist es den Wiener Festwochen alljährlich ein besonderes Anliegen, Kulturereignisse selbst zu schaffen oder mitzugestalten, die höchstes künstlerisches Niveau mit gesellschaftsrelevanten Inhalten und Zielen verbinden. Die Wiener Festwochen als ein innovatives und internationales Großstadtfestival sind Fenster zur internationalen Theaterwelt und bieten ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunstformen und -sprachen.
Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Zeitgenossenschaft zeigt das Programm Produktionen in allen Sparten: Opern, Konzerte, Theater, Performances, Installationen, Lesungen, Filme. Neben Neuinszenierungen geschätzter Klassiker und Premieren zeitgenössischer Stücke mit internationalen Regisseuren präsentieren Künstler sowie Ensembles aus der ganzen Welt gefeierte Arbeiten, oft in Originalsprache.
Das Programmangebot umfasst durchschnittlich 40 Produktionen sowie zahlreiche Angebote bei freiem Eintritt.
Erste Festwochen-Veranstaltungen fanden bereits 1927 statt. Die Neugründung der Wiener Festwochen erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg 1951 in der noch von den Alliierten besetzten Stadt Wien. Im Jahr 1952 zählten die Festwochen zu den Gründungsorganisationen der European Festivals Association. Seit 1962 dient das Theater an der Wien als eine der Hauptspielstätten neben den Hallen E und G im MuseumsQuartier. Auch an zahlreichen anderen variierenden Spielorten in der ganzen Stadt finden Aufführungen statt.
Ab 2002 war Luc Bondy Intendant der Wiener Festwochen, nachdem er bereits ab 1998 deren Schauspieldirektor gewesen war. Von 2014 bis 2016 hatte Intendant Markus Hinterhäuser die künstlerische Leitung inne, dem für die Jahre 2017 und 2018 Tomas Zierhofer-Kin folgte.
Während der intendanz von Christophe Slagmuylder (2019–2023) fanden die Wiener Festwochen im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie unter dem Titel Festwochen 2020 reframed im Mai und Juni digital und vom 26. August bis zum 26. September 2020 mit 15 Produktionen live statt.[2][3]
2024 rief Intendant Milo Rau die Freie Republik Wien als Gesamtkunstwerk aus – von der Eröffnung, über diverse Produktionen, Themensetzungen bis hin zur Wiener Erklärung (Verfassung der Freien Republik Wien). In den verschiedensten partizipativen Formaten wie dem Rat der Republik[4] und durch den Ausbau von lokalen und internationalen Partnerschaften wurde über das Festival der Zukunft diskutiert. In drei Wiener Prozessen – als Justizprozesse angelegte Aufführungen – traten reale Akteure der Zeitgeschichte auf.[5] Die neu gegründete Akademie Zweite Moderne ist die globale Komponistinnen-Plattform der Wiener Festwochen | Freie Republik Wien, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Werkanteil von Komponistinnen im weltweiten Konzert-, Festival- und Opernprogramm deutlich zu erhöhen.[6] Schirmherrin ist Nuria Nono-Schoenberg.
Die Eröffnung der Wiener Festwochen fand traditionell (bis 2014) auf dem Rathausplatz statt. Die Fanfare zur Eröffnung wurde von Werner Pirchner komponiert.
Bei der Eröffnungsveranstaltung der Wiener Festwochen 2014 am 9. Mai wirkten mit: Der Arnold Schoenberg Chor und das Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Cornelius Meister. An Gastchören nahmen teil: BNR Mixed Coir aus Bulgarien, Concordia Discors aus Kroatien, coro siamo aus Österreich, Euga aus Finnland, La Maîtrise de Paris aus Frankreich, Liepaites aus Litauen, Sola aus Lettland und Vox Bona aus Deutschland. Die Moderatoren Cornelius Obonya und Alice Tumler führten durch die Veranstaltung.
2024 hielt der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm die seit 2019 jährlich stattfindende „Rede an Europa“ am Wiener Judenplatz, die im Vorfeld der Eröffnung der Festwochen stattfindet. In seiner Rede „Shadows of History, Spectres of the Present: The Middle East War and Europe‘s Challenge“ forderte Boem die Abkehr vom Konzept der nationalen Souveränität[15][16] Seine Einladung wurde von der jüdischen Gemeinde heftig kritisiert. Auf Druck der IKG und den Präsidenten des Europäischen Jüdischen Kongresses, Ariel Muzicant, zog sich die Erste Stiftung als Sponsor zurück, das Jüdische Museum zog sich einen Monat davor von einer Kooperation zurück. Muzicant sagte, dass er – wäre er 30 Jahre jünger – Eier auf Boehm geworfen hätte. Der Schriftsteller Daniel Kehlmann wertete diese Aussagen als Gewaltaufruf und Cancel-Culture. IKG-Präsident Oskar Deutsch kritisierte die Stadt Wien, Sponsor der Veranstaltung, für die Einladung Boehms. Dass dieser selbst jüdisch ist, spielte für Deutsch keine Rolle. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler unterstelle Boehm Antisemitismus.[17][18] Boehm entgegnete, dass er kritisiert werde, da er die Menschenwürde unterstützt. Ariel Muzicant stört, dass er den Universalismus der Aufklärung unterstützt.[19]
↑Valeriya Safronova: ‘No Excuses Anymore’ for Gender Inequality in Classical Music. In: The New York Times. 6. Juni 2024, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 22. Juli 2024]).
↑Ben Beaumont-Thomas: Five of the best experimental music festivals, from the UK to Vienna. In: The Guardian. 6. Mai 2017, ISSN0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 11. Mai 2023]).