Sebastian Wilhelm Valentin Bauer (* 23. Dezember 1822 in Dillingen an der Donau; † 20. Juni 1875 in München) war ein deutscher Erfinder, der 1850 das erste moderne Unterseeboot nach seinen Plänen in Kiel erbauen ließ und 1851 am Tauchversuch teilnahm. Das zunächst funktionsfähige Tauchboot, der "Brandtaucher", sank jedoch bei der Probefahrt 1851 in Kiel.
Wilhelm Bauer erlernte zunächst das Drechslerhandwerk und trat dann in ein Reiterregiment ein. Dort erfand er ein Hebezeug zum Transport von Kanonen. Im Dienstgrad eines Korporals nahm Bauer in der 10. Feldbatterie des bayrischen Hilfskorps am Schleswig-Holsteinischen Krieg teil. Bauer war kein klassischer Ingenieur (hatte kein abgeschlossenes Studium), wurde aber zum kaiserlichen „Submarine-Ingenieur“ ernannt.
Nach der Übergabe Schleswig-Holsteins an Dänemark wurde die Tauchboot-Entwicklung eingestellt und Bauer kehrte nach München zurück. Dort entwickelte er seine Ideen weiter und stellte die dabei entwickelten Modelle unter anderem König Ludwig I., König Maximillian II. und Kaiser Franz Josef I. vor.[1] Aus diesen Begegnungen erwuchsen aber keine konkreten Bauaufträge. Auf Einladung des englischen Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha reiste Bauer schließlich nach London, wo er in Zusammenarbeit mit einer Londoner Werft den Bau eines weiteren Tauchbootes begann. Als er herausfand, dass er durch einen für ihn riskanten Vertrag an dieses Projekt gebunden war, aber keinen Einfluss auf den Ablauf des Baus hatte, erwog er öffentlich, seine Erfindung mit russischer Unterstützung zu realisieren. Da Russland zu dieser Zeit mit Großbritannien verfeindet war, musste Bauer England fluchtartig verlassen.[1] Bauer reiste auf Einladung des Großadmirals Fürst Konstantin nach Russland, das sich zu dieser Zeit im Krimkrieg befand und daher Bedarf an Bauers Erfindungen hatte. Die Londoner Werft stellte den begonnenen Tauchkörper ohne Bauers Expertise fertig – das Gefährt sank bei der Probefahrt mitsamt der Besatzung.
Von Mai bis November 1855 wurde das U-Boot Seeteufel unter Bauers Anleitung in Sankt Petersburg gebaut.[2] Das Tauchboot erhielt den französischen Namen Le Diable de Marin. Sein Tauchkörper hatte eine etwa zehn Zentimeter dicke Außenhülle aus Eisen.[3] Der im Jahr 1855 im Marinehafen Kronstadt getestete Seeteufel wurde durch Muskelkraft angetrieben, konnte selbständig sinken und steigen und sogar auf Grund gelegt werden.[4] Der Seeteufel war etwa doppelt so groß wie der Brandtaucher. Im selben Jahr sollen zur Krönung von Zar Alexander II. Musiker in Kronstadt in das Boot eingestiegen sein um die Nationalhymne zu spielen.[5]
Tauchboot Seeteufel | Maße |
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Länge | 16,32 m nach anderer Quelle 17,8 m[5] |
Breite | 3,45 m |
Spantenabstand | 31 cm |
Tauchtiefe | 47 m |
Die Mannschaft aus zwölf Matrosen war in der Handhabung von Taucheranzügen geschult, da das Boot über eine Taucherkammer verfügte, die den Ein- und Ausstieg aus dem getauchten Boot ermöglichte. Der Seeteufel unternahm 133 erfolgreiche Tauchfahrten; dann sank er aufgrund eines Bedienungsfehlers. Die Besatzung konnte sich retten. Das Boot wurde zwar gehoben, der weitere Verbleib ist jedoch unbekannt. Bauer wurde zum kaiserlichen Submarine-Ingenieur ernannt und erhielt den Auftrag, ein untergegangenes Linienschiff zu heben. Daraufhin konstruierte er eine Taucherkammer und Hebeballons. Bauer entwickelte im Auftrag der russischen Marine neben dieser weitere Ideen, so konzipierte er beispielsweise einen Eisbrecher, reiste jedoch im Jahr 1858 nach Streitigkeiten mit den Behörden zurück nach München.
1858 ging er nach Lindau, wo er seine Geräte für Schiffsbergungen und für Kabellegung weiterentwickelte. 1863 gelang es, den zwei Jahre vorher gesunkenen Dampfer Ludwig zu heben. Dabei unterstützte ihn der damalige Geschäftsführer des Deutschen Nationalvereins Feodor Streit mit einem persönlichen Vorschuss von 6000 Talern. Ein Ausflug in preußische Dienste war von kurzer Dauer, da er nicht die erforderliche Unterstützung erhielt. Zurück in Konstanz entwickelte Bauer weiter Geräte zur Verlegung von Kabeln und stellte erfolgreiche unterseeische Schießversuche an.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Wilhelm Bauer als Pensionär in München. Im Jahr 1874 starb seine Tochter Constanze, die den inzwischen halbseitig gelähmten Bauer bei Schreibarbeiten unterstützt hatte.[6] Ein Jahr später verstarb Bauer selbst. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Nördlichen Friedhof in München.
Im Jahr 2004 gab die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte eine Bronzebüste des Tauchboot-Pioniers in Auftrag. Sie wurde von dem Bildhauer Manfred Sihle-Wissel gefertigt und am Ufer der Kieler Förde aufgestellt. Während der Renovierung des nahen Schifffahrtsmuseums wurde die Büste im Jahr 2014 jedoch abmontiert und der Sockel aus unbekannten Gründen eingeebnet.[7] Seither wurde das Kunstwerk im Kieler Museumsdepot aufbewahrt.[8] Im Beisein des Bildhauers Manfred Sihle-Wissel wurde die Büste im März 2020 am neuen Standort Germaniahafen an der Hörn wieder aufgestellt.[9]
Personendaten | |
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NAME | Bauer, Wilhelm |
ALTERNATIVNAMEN | Bauer, Sebastian Wilhelm Valentin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schiffbauer, Erbauer der ersten modernen U-Boote |
GEBURTSDATUM | 23. Dezember 1822 |
GEBURTSORT | Dillingen an der Donau |
STERBEDATUM | 20. Juni 1875 |
STERBEORT | München |