Wilhelm Hünermann wurde als Sohn eines Studienprofessors für Mathematik und Physik in Kempen am Niederrhein geboren. Dort besuchte er auch das Gymnasium und legte mit 17 Jahren sein Abitur ab. Danach rückte er als Soldat in den Ersten Weltkrieg ein.
1926 wurde Wilhelm Hünermann in die fürstbischöfliche Delegatur Berlin-Brandenburg-Pommern abgeordnet, die damals formell noch dem Bistum Breslau unterstand. 1930 formierte man daraus das Bistum Berlin, die rheinische Heimatregion Hünermanns wurde gleichzeitig zum eigenständigen Bistum Aachen. Hünermann war in Berlin von 1926 bis 1930 als Kaplan der Pfarrei St. Matthias am Winterfeldtplatz tätig.[1] Als sein Pfarrer und Vorgesetzter wirkte hier Clemens August Graf von Galen, der spätere Kardinal, der 2005 seliggesprochen wurde.
Sein Aachener Bischof berief Wilhelm Hünermann schließlich ins Heimatbistum zurück, wo er als Religionslehrer an einer höheren Schule wirkte. Er erhielt Unterrichtsverbot, nachdem er öffentlich eine Hl. Messe für seinen Freund, „den ermordeten Ministerialdirektor Dr. Erich Klausener und seine Mörder“, zelebriert hatte. Das Verbrechen, das die SS am 30. Juni 1934 im Rahmen des sogenannten Röhm-Putsches verübte, wurde offiziell als Selbstmord dargestellt.
Während des zwangsweisen „Ruhestandes“ betätigte sich Hünermann seelsorgerisch und widmete sich verstärkt der Schriftstellerei. Er schrieb 1936 sein erstes Buch Der Bäckerjunge von Znaim, eine plastisch-erzählende Darstellung über das Leben des Hl. Klemens Maria Hofbauer. Bald folgten weitere Werke, durchweg Erzählungen und historische Romane, die sich meist mit großen Gestalten der Kirchengeschichte oder kirchengeschichtlichen Ereignissen befassten. Teils waren es leichtere Erzeugnisse für die Jugend, oft aber auch anspruchsvolle Unterhaltungsbücher für Leser jeden Alters. Bücher dieser ersten Schaffensperiode sind auch Priester der Verbannten (1937), über den Aussätzigenapostel Damian de Veuster, Hermann Josef der Mönch von Steinfeld (1939), das Leben des Hl. Hermann Joseph von Steinfeld und Das lebendige Licht (1941) eine Biographie der Hl. Hildegard von Bingen.
Nach Kriegsende berief der Bischof von Aachen Wilhelm Hünermann zum Hauptschriftleiter der Aachener Kirchenzeitung.
1947 ließ er sich von dieser Aufgabe freistellen, um sich nur noch der Schriftstellerei zu widmen. Er übersiedelte nach Essen und es begann seine fruchtbarste schriftstellerische Zeit.
Neben der Geschichte des Gottesreiches, einer kompletten Kirchengeschichte in vier Bänden, verfasste Hünermann unter dem Titel Der endlose Chor eine sogenannte Heiligenlegende für jeden Tag des Jahres. Er widmete das Werk seinem ehemaligen Chef, dem verstorbenen Kardinal Graf Galen, „dessen Hausgemeinschaft er als Kaplan an der Berliner Sankt-Matthias-Kirche teilte“, wie es im Vorwort heißt. Immer wieder benutzte er bevorstehende Selig- oder Heiligsprechungen, Jubiläen und Ähnliches, um erneut Einzelbiographien bekannter Glaubenszeugen zu publizieren, etwa die Seligsprechungen Papst Pius X., des Markgrafen Bernhard von Baden, oder von Maria Goretti.
Wilhelm Hünermann starb als Päpstlicher Ehrenprälat 1975 in Essen.
Das Interesse an Hünermanns Büchern nahm in der Zeit nach dem II. Vatikanischen Konzil (etwa ab 1970) rapide ab. Die Werke wurden großteils aus den Verlagsprogrammen genommen oder mit der Begründung, sie seien unzeitgemäß, aus vielen öffentlichen und kirchlichen Büchereien ausgesondert. So führten sie ein Nischendasein innerhalb konservativ orientierter Kirchenkreise. Erst im Rahmen der seit Anfang des 21. Jahrhunderts wieder einsetzenden Renaissance dezidiert katholischer Bücher und Publikationen begann man sich der Werke Hünermanns zu erinnern und legte sie in zeitgemäßem Erscheinungsbild wieder auf. So gibt es – nach dem fast völligen Verschwinden aller Hünermann-Bücher – inzwischen wieder ein großes Programm an Neuauflagen.
Insgesamt verfasste der Priester mehr als 50 Romane und Erzählungen, in einer Auflage von mehr als drei Millionen Exemplaren; die jüngsten Neuauflagen noch nicht eingerechnet. Sie wurden und werden in ca. 20 Sprachen übersetzt.
Pater Hofbauer, der Fähnrich Gottes, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1936.
im selben Jahr auch unter dem Titel Der Bäckerjunge von Znaim. Pater Hofbauer, Kerle, Heidelberg 1936.
Neuausgabe unter dem Titel Der Bäckerjunge von Znaim.Klemens Maria Hofbauer, Kerle, München 1940 (bis zum 52. Tausend unter diesem Titel).
Lizenzausgaben in mehreren Verlagen unter dem Titel Der Bäckerjunge von Znaim. Das Leben des Hl. Klemens Maria Hofbauer, u. a. im Verlag der Buchgemeinde Bonn, 1936.
Neuausgabe unter dem Titel Der Apostel von Wien, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1988.
Priester der Verbannten. Damian de Veuster, flämischer Held, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1937.
Hermann Josef, der Mönch von Steinfeld. Das Leben des Hl. Hermann Joseph von Steinfeld, Verlag der Buchgemeinde Bonn, 1939.
Die Herrgottsschanze. Erzählung nach wahren Begebenheiten aus der Zeit der französischen Revolution, Herder Verlag, Freiburg 1940 (über das Leben des Priesters Pierre Coudrin).
Das Herrgottsbrüderle. Ein Lebensbild des Franziskanerbruders Firminus Wickenhäuser, Verlag der Bonifacius-Druckerei, Paderborn 1940.
Das lebendige Licht. Das Leben der Heiligen Hildegard von Bingen, Verlag der Buchgemeinde Bonn, Bonn 1941.
Clemens August. Aus dem Lebensbuch des Kardinals Graf von Galen, Verlag des Borromäus-Vereins, Bonn 1947.
Kolping, der Gesellenvater, Pfeiler-Verlag, Rottenburg am Neckar 1948/1949.
Neuausgabe unter dem Titel Der Gesellenvater. Die Erzählung des Lebens von Adolf Kolping, Herder Verlag, Freiburg 1950.
dritte Ausgabe unter dem Titel Vater Kolping. Das Lebensbild des Gesellenvaters, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1950.
vierte Ausgabe unter dem Titel Vater Kolping. Ein Lebensbild, Herder Verlag, Freiburg 1958.
Meister Douvermann, der Bildschnitzer Unserer Lieben Frau. Ein Künstlerroman vom Niederrhein, Verlag der Büchergemeinde Bonn, Bonn 1949.
Der Bettler von Granada. Ein Lebensbild des hl. Johannes von Gott, Johannes von Gott Verlag, Regensburg 1949.
Um Mädchenehre. Das Leben und Sterben der Hl. Maria Goretti, Herder Verlag, Freiburg 1950.
Hedwig – Mutter und Herzogin. Ein Volksbuch, Herder Verlag, Freiburg 1951.
Der Heilige und sein Dämon. Das Leben des armen Pfarrers von Ars, Kerle Verlag, Heidelberg 1952.
Neuausgabe unter dem Titel Der Pfarrer von Ars. Johannes Vianney, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1986.
Der Gottesrufer von Padua. Leben des Leben des heiligen Antonius nach Geschichte und Legende erzählt, Pfeiler-Verlag, Rottenburg am Neckar 1953.
Brennendes Feuer. Papst Pius X., Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1953 (bis zum 54. Tausend unter diesem Titel).
Neuausgabe unter dem Titel Feuer auf die Erde. Papst Pius X., Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1979.
Der Mandarin des Himmels. Das Leben des Kölner Astronomen Pater Johann Adam Schall am Kaiserhof zu Peking, Oppermann Verlag, Hannover 1954.
Die Seilerstochter von Barfleur. Lebensbild der heiligen Maria-Magdalena Postel, Herder Verlag, Freiburg 1956.
Neuausgabe unter dem Titel Tochter des Sturms, Verlag Petra Kehl, Fulda 2006.
Der Reiter gegen Tod und Teufel. Das Leben des sel. MarkgrafenBernhard von Baden, Kerle Verlag, Heidelberg 1957.
Der endlose Chor. Erzählungen zum Jahr der Kirche für Jugend und Volk, Herder Verlag, Freiburg 1948.
spätere Ausgaben unter dem Titel Der endlose Chor. Ein Buch von den Heiligen für das christliche Haus (9 Auflagen unter dem Titel bei Herder bis 1964).
ab 2003 unter dem Titel Heilige und Selige. Der endlose Chor, Theresia-Verlag, Lauerz 2003.
Am Morgen der Gnade. Aus der Jugend großer Heiliger, Pfeiler-Verlag, Rottenburg am Neckar 1955 (Band 1) und 1956 (Band 2).
Neuausgabe in einem Band unter dem Titel Kinder des Lichtes. Aus der Jugend großer Heiliger, Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1977.
Neuausgabe unter dem Titel Die Lausbuben des Lieben Gottes, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1997.
Die Jungen von Zeche Ludwig. Eine Erzählung aus dem Kohlenpott, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg 1951.
Versiegelte Lippen. Erzählungen zum Sakrament der Sündenvergebung, Rex-Verlag, Luzern 1953.
Der Ritterschlag. Erzählungen zum Sakrament der heiligen Firmung, Rex-Verlag, Luzern 1954.
Teddy, der Jockeilehrling. Eine Erzählung für Jungen, Pfeiffer, München 1954.
Neuausgabe unter dem Titel Comtessa muss siegen, Verlag Petra Kehl, Stuttgart 2001.
Die Kommunionkinder aus Himmelreich. Eine Erzählung für Kommunionskinder und andere Leute, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1957.
Neuausgabe unter dem Titel Die Kommunionkinder von Himmelreich. Eine Erzählung für Kommunionskinder und andere Leute, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1959.
dritte Ausgabe unter dem Titel Die Kommunionkinder aus Himmelreich, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1999.
Die Stadt der tausend Jungen. Father Flanagans Boys-Town, Kerle Verlag, Heidelberg 1966.
Don Vesuvio und die Strolche. Ein Jungenspiel, Buchner, München 1968.
Neuausgabe unter dem Titel Vesuvio und seine Strolche. Mario Borrelli, ein moderner Don Bosco, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1969.
Lausbuben und Erzengel. Geschichten von O. Berneder, Franz Braumann, Wilhelm Hünermann, Johannes Kirschweng, Margit Petermann und Ludwig Schuster. Paulusverlag, Recklinghausen 1930.
↑Margret Cordt, Annette Schwarzer, Peter Goßens: Fritz Wingen. Ein Leben zwischen Kempen und Berlin 1889–1944 (= Leben und Werk niederrheinischer Künstler, Bd. 5). Boss Druck und Medien, Krefeld / Kleve 2005, ISBN 3-933969-47-6, S. 98.