Wilhelm Leibl war das fünfte von sechs Kindern des Kölner DomkapellmeistersCarl Leibl und dessen Ehefrau Maria Gertrud Lemper. Großeltern waren Karl Ferdinand Leibl und Maria Regina Theresia Wagner aus Landau und Jakob Lemper, Professor am Kölner Gymnasium Montanum, und Anna Catharina Franziska Blanck aus Köln.
Wilhelm Leibl verließ früh die Schule und erhielt seine erste Ausbildung nach Abbruch einer Schlosserlehre bei Hermann Becker in Köln. Ab 1864 studierte er an der Königlichen Kunstakademie in München bei den Lehrern Hermann Anschütz, Alexander Strähuber, Arthur Georg von Ramberg und 1868 bei Carl Theodor von Piloty. 1869 teilte er sich ein gemeinsames Atelier in München mit den Malern Theodor Alt, Rudolf Hirth du Frênes und Johann Sperl. Das Hauptwerk dieser Frühzeit, das Bildnis der Frau Gedon (1868/69; München, Neue Pinakothek), brachte ihn in freundschaftlichen Kontakt mit Gustave Courbet. Der Franzose Courbet hatte mit seinen realistischen Bildern und ihrer egalitären Flächenstruktur sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Leibl reiste 1870 zu einem kurzen Aufenthalt nach Paris, wo er auch die Malerei Édouard Manets kennenlernte.
Schwer herzleidend mit Atembeschwerden begab er sich im Mai/Juni 1900 zur Kur nach Bad Nauheim und, als sich sein Leiden verschlimmerte, in die Würzburger Privatklinik von Wilhelm Olivier von Leube, wo er an einer Lungenembolie starb. Er wurde in einem prächtigen Grab auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt.[1]
„Ich habe immer gearbeitet und in den dürftigsten Verhältnissen gelebt und den Ärger zu verbeißen gehabt, meine Ansichten misskannt und verachtet zu sehen“
– Wilhelm Leibl: in einem Brief aus Berbling an seine Mutter[2]
„Zurück, ich muss sterben!“
– Wilhelm Leibl: letzter Ruf am 4. Dezember 1900, gegen 20.30 Uhr, in Würzburg[2]
Seine Büste fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München. 1931 wurde die Wilhelm-Leibl-Gasse in Wien-Hietzing nach ihm benannt und 1950 der Leiblstieg in Hamburg-Groß Flottbek.[3]
In Regensburg ist im Stadtteil Kumpfmühl ein Weg nach ihm benannt.[4]
Wilhelm Leibls Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof Würzburg in der I. Abteilung, 50 Meter südlich der Aussegnungshalle. Sein 1914 verstorbener Malerfreund Johannes Sperl wurde im selben Grab beigesetzt.[5]
Wilhelm Leibl gilt als der bedeutendste Maler des Realismus und eines reinmalerischen Stils in Deutschland. Seine Bilder aus dem ländlichen Raum Oberbayerns haben nichts von Idylle oder genrehafter Erzählfreude, sondern sind durch kaum geschönte Darstellung der Menschen geprägt. Seine detailreiche Malerei näherte sich ab 1890 dem Impressionismus an, doch wahrte er stets die geschlossene Körperlichkeit seiner Gestalten. Leibl war in erster Linie Menschendarsteller.
Götz Czymmek, Christian Lenz (Hrsg.): Wilhelm Leibl zum 150. Geburtstag. Ausstellungskatalog, Neue Pinakothek München, Wallraf-Richartz-Museum Köln. Edition Braus, Heidelberg 1994.
Marcus Dekiert, Roland Krischel (Hrsg.): Von Mensch zu Mensch – Wilhelm Leibl & August Sander. Hirmer, München 2013, ISBN 978-3-7774-2042-4.
Armin Jüngling, Klaus Müller-Brunke: Wilhelm Leibl – Bilderreise durch ein Leben. Mahnert-Lueg, München 1986, ISBN 3-922170-48-X.
Alfred Langer: Wilhelm Leibl (Maler und Werk). Verlag der Kunst, Dresden 1979.
Marianne von Manstein / Bernhard von Waldkirch: Wilhelm Leibl. Gut sehen ist alles! München: Hirmer 2019, ISBN 978-3-7774-3386-8.
Julius Mayr: Wilhelm Leibl. Sein Leben und sein Schaffen. Cassirer, Berlin 1906; 2. Auflage 1914; 3. Auflage 1919; 4. Auflage Verlag F. Bruckmann, München 1935.
Michael Petzet (Hrsg.): Wilhelm Leibl und sein Kreis. Ausstellungskatalog. Lenbachhaus, München 1974.
Boris Röhrl: Wilhelm Leibl – Leben und Werk. (= Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 85), Georg Olms, Hildesheim, Zürich 1994, ISBN 3-487-09965-9.
Boris Röhrl (Hrsg.): Briefe Wilhelm Leibl 1844–1900. Briefe mit historisch-kritischem Kommentar. Georg Olms, Hildesheim 1996, ISBN 3-487-10164-5.
↑Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 280.
↑ abWilli Dürrnagel: Wilhelm Leibl. In: Würzburger Anzeiger. September 2012, S. 3.
↑Rita Bake: Ein Gedächtnis der Stadt. Nach Frauen und Männern benannte Straßen, Plätze, Brücken, Band 3, Stand: Dezember 2017, S. 830 (PDF-Datei)