William Dean Howells (* 1. März1837 in Martinsville (heute Martins Ferry), Ohio; † 11. Mai1920 in Neu England) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Zeitschriftenredakteur. Seine bekanntesten Werke sind A Modern Instance (1881) und The Rise of Silas Lapham (1885).
Geboren als zweites von insgesamt acht Kindern erlebte Howells eine unstete Kindheit. Die Familie wechselte häufig den Wohnort und lebte unter anderem in der utopischen Kommune Eureka Mills. Geprägt von seinem Vater, einem Redakteur und Schriftsetzer, lernte William D. Howells den Beruf des Schriftsetzers. Parallel dazu erlernte er im Selbststudium verschiedene Sprachen, darunter auch deutsch, und begann mit dem Schreiben kurzer Gedichte und Aufsätze, die er im Ohio State Journal und im Atlantic Monthly veröffentlichte.
Nach einer kurzen Zeit in New England nahm Howells das Amt des Honorarkonsuls von Venedig an, das ihm als Dank für seine Leistungen im Präsidentschaftswahlkampf angeboten wurde. Während seines vierjährigen Italienaufenthalts (1861–1865) lernte er seine Frau Elinor Mead Howells kennen, die ihm drei Kinder schenkte (Winifred * 1863, John Mead * 1868, Mildred * 1872).
Mit der Rückkehr nach New England kehrte Howells auch zum Atlantic Monthly zurück. Hier arbeitete er zunächst als stellvertretender Herausgeber, ehe er 1871 zum Herausgeber wurde. Als einflussreicher Herausgeber einer literaturgeprägten Zeitschrift wurden zahlreiche bekannte amerikanische Autoren persönliche Freunde Howells. Eine jahrzehntelange Freundschaft verband ihn mit Mark Twain. Persönlich widmete er sich der grundsätzlichen Literaturwissenschaft und wurde zum Verfechter des (amerikanischen) Realismus. In der Auseinandersetzung mit Romantikern entwickelte sich der von Howells propagierte Realism War.
Im Jahre 1881 beendete Howells sein Engagement beim Atlantic Monthly und veröffentlichte seine Arbeiten in verschiedenen regionalen Magazinen. Gleichzeitig profilierte er sich als Förderer regionaler Autoren und half diesen bei der Veröffentlichung ihrer Werke.
Als Anerkennung seiner Leistung wurde Howells nach der Gründung der American Academy of Arts and Letters 1904 zu ihrem ersten Präsidenten gewählt. Ebendiese Akademie rief als weitere Anerkennung Howells' im Jahre 1915 die bis heute bekannte Howells-Medaille ins Leben.
Howells starb am 11. Mai 1920 in New England an den Folgen einer Lungenentzündung. Sein Enkel, der Sohn seines Sohnes John Mead Howells, eines erfolgreichen Architekten, war der Anthropologe William White Howells (1908–2005).
Neben seiner Arbeit als Redakteur und Herausgeber verschiedener Magazine schrieb Howells zahlreiche Kurzgeschichten, Gedichte und Novellen. Hier sind drei Phasen zu unterscheiden.
Frühe Werke: Die frühen Werke Howells' stehen vornehmlich im Zeichen des Broterwerbs. Howells versuchte den Geschmack der amerikanischen Ostküstenbevölkerung zu treffen, um möglichst viele Auftragsarbeiten anfertigen zu können, die ihm sein finanzielles Überleben sicherten. In diesem Zusammenhang ist auch die erfolgreiche Erstellung einer Kampagnen-Biographie von Abraham Lincoln zu sehen.
Realismus: Irritiert durch den Gegensatz zwischen romantischer Schriftstellerei und den unübersehbaren Problemen des „realen“ Amerikas verschrieb sich Howells dem Realismus. Für Howells war die Romantik eines der grundsätzlichen Probleme der Schriftstellerei, da sie seiner Meinung nach dazu beitrug, dass die Amerikaner die Augen vor der Realität verschlossen und sich in Phantasiewelten flüchteten. Als einer der ersten Autoren thematisierte Howells gesellschaftliche Probleme des Gilded Age. So befasste er sich mit der Sklavereiproblematik (An imperative duty, 1892), der Ausbeutung der Arbeiterschaft (Annie Kilburn, 1888) und sozialen Missständen (Editha, 1905). In diesem Zusammenhang ist auch sein bekanntestes Werk The Rise of Silas Lapham zu sehen, das sich mit dem Aufstieg eines Geschäftsmannes befasst. Howells erhoffte sich, dass die explizite Beschreibung dieser Missstände zu einem Umdenken der amerikanischen Bevölkerung führen könnte.
Autobiografische Phase: In Rückbesinnung auf seine Wurzeln in Ohio und angestachelt durch einen Besuch im Jahre 1888 befassen sich viele späte Werke Howells' mit seiner Heimat (u. a. A boy's town 1890 und The Kentons 1903). Diese Werke, die eindeutig autobiografisch geprägt sind, zählen unter Kritikern zu Howells’ schwächeren Werken.
Aufgrund des Romans A Traveler from Altruria (1894, deutsch Ein Reisender aus Altrurien) und dessen Fortsetzung Through the Eye of the Needle (1907, deutsch: Durchs Nadelöhr) gilt Howells als früher Vertreter des sozial engagierten utopischen Romans.
Der Roman Seen and Unseen at Stratford-upon-Avon: A Fantasy (1914) und eine Reihe phantastischer Erzählungen – hauptsächlich gesammelt in Questionable Shapes (1903) und Between the Dark and the Daylight (1907) – bilden die Grundlage für Howells’ Einordnung als Vorläufer der modernen Science-Fiction und Phantastik.
Seine Erzählung Christmas Every Day (1892) soll die Inspiration für Danny Rubins Drehbuch von Und täglich grüßt das Murmeltier (1993) gewesen sein.[1]
Susan Goodman, Carl Dawson: William Dean Howells: A Writer's Life. University of California Press, Berkeley 2005, ISBN 0-520-23896-6.
Kenneth S. Lynn: William Dean Howells: An American Life. : Harcourt Brace Jovanovich, New York 1970, ISBN 0-15-142177-3.
Rodney D. Olsen: Dancing in Chains: The Youth of William Dean Howells. New York University Press, New York 1991, ISBN 0-8147-6172-0.
Elizabeth S. Prioleau: The Circle of Eros: Sexuality in the Work of William Dean Howells. Duke Univ. Press, Durham 1983, ISBN 0-8223-0492-9.
Hans-Wolfgang Schaller: William Dean Howells und seine Schule. Strukturzüge im amerikanischen Realismus und Naturalismus, Lang, Frankfurt am Main 1984.
Kermit Vanderbilt: The Achievement of William Dean Howells. Princeton Univ. Press, Princeton 1968.
Birgit Wetzel-Sahm: “The novel ends well that ends faithfully” : Strategien der Konfliktlösung im Romanwerk von William Dean Howells. Dissertation Mainz 1994. Mainzer Studien zur Amerikanistik Bd. 29. Lang, Frankfurt u. a. 1995, ISBN 3-631-48473-9.
James L. Woodress: Howells and Italy. Duke University Press, Durham 1952.
James L. Woodress: A bibliography of writing about William Dean Howells. University of Texas, Arlington 1969.
Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-02453-2, S. 565.
Mary S. Weinkauf: Howells, William Dean. In: Noelle Watson, Paul E. Schellinger: Twentieth-Century Science-Fiction Writers. St. James Press, Chicago 1991, ISBN 1-55862-111-3, S. 387–389.