Wishart-Verteilung

Gesicht ab Schulterblatt von vorn in schwarzweiß.
Namensgeber der Wishart-Verteilung - John Wishart (1898-1856)

Die Wishart-Verteilung ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung und zwar die matrixvariate Entsprechung der χ2-Verteilung. Sie wurde nach dem schottischen Statistiker John Wishart benannt.

Die Wishart-Verteilung spielt eine zentrale Rolle in der Theorie der Zufallsmatrizen und in der multivariaten Statistik.

Wishart Ensemble

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In der Theorie der Zufallsmatrizen bezeichnet das Wishart Ensemble den Raum der Wishart-Matrizen. Analog zu Dysons -Gaußschem Ensemble spricht man auch vom -Wishart Ensemble für (reell) Wishart, komplex Wishart und Quaternion Wishart. Häufig verwendet man aber auch die technische Bezeichnung Laguerre, somit erhält man die -Ensembles LOE, LUE und LSE, benannt nach der Invarianz des Maßes unter der entsprechenden kompakten Lie-Gruppen-Konjugation.

Formale Definition

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Sei eine -Zufallsmatrix. Das Wahrscheinlichkeitsmaß[1]

wobei

definiert die zentrierte Wishart-Verteilung mit Freiheitsgraden auf dem Raum der symmetrischen positiv definiten Matrizen ().

Mit bezeichnet man die multivariate Gammafunktion:

Eine Zufallsmatrix nennt man zentrierte Wishart-Matrix.

Im Fall erhält man singuläre Wishart-Matrizen.[2]

Sei eine -dimensionale Zufallsmatrix, die der zentrierten matrixvariaten Normalverteilung folgt. Dann ist

Wishart-verteilt. Das heißt, eine -Wishart-Matrix besteht aus sich nicht wiederholenden Elementen. Falls spricht man von einer zentrierten Wishart-Matrix.

Wenn allerdings nicht zentriert ist, d. h. , dann spricht man von einer nicht-zentrierten Wishart-Matrix, geschrieben (siehe Abschnitt Nicht-zentrierte Wishart-Verteilung). Explizite Formeln sind für diese Matrix in hoher Dimension äußerst kompliziert. Man kann jedoch die charakteristische Funktion angeben.[3]

Falls einer komplexen matrixvariaten Normalverteilung folgt, dann ist komplex Wishart-verteilt.

Eigenwertdichte

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Sei und die geordneten Eigenwerte. Weiter sei das normalisierte Haarsche Maß über der orthogonalen Gruppe und , dann ist die Eigenwertdichte[4]

,

wobei .

Für das Integral über der orthogonalen Gruppe gibt es keine bekannte geschlossene Formel. Allerdings kann man mit Hilfe der Theorie der zonalen Polynome eine unendliche Reihenentwicklung für das Integral finden.

Für komplexe Wishart-Matrizen geht das Integral über die unitäre Gruppe , welches man mittels dem Harish-Chandra-Itzykson-Zuber-Integral berechnen kann.

wird auch als verallgemeinerte Varianz bezeichnet.

Nicht-zentrierte Wishart-Verteilung

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Eine symmetrische positive -Zufallsmatrix folgt der nicht-zentrierten Wishart-Verteilung, geschrieben , falls sie folgende Wahrscheinlichkeitsdichte besitzt:[5]

Für gilt

wobei die verallgemeinerte hypergeometrische Funktion mit Matrizen-Argument ist.

Wishart-Prozess

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Der Wishart-Prozess bzw. dessen Eigenwertprozess ist das Analogon zu Dysons brownscher Bewegung für Kovarianzmatrizen. Sei der Raum der semidefiniten reellen -Matrizen, und eine -Matrix-Brownsche-Bewegung. Weiter sei und sowie ein Parameter. Der Wishart-Prozess ist die starke Lösung folgender stochastischen Differentialgleichung:[6]

Betrachtet man das Wishartsche unitäre Ensemble, so wird der Prozess auch häufig Laguerre-Prozess genannt.

Finanzmodelle mit multivariater wishartschen stochastischen Volatilität haben mehr Flexibilität als das klassische Black-Scholes-Modell.

Asymptotisches Spektralmaß

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Für unendlich große Standard-Wishart-Matrizen (sowie auch für allgemeinere Formen) gilt für die Eigenwerte das Marchenko-Pastur-Gesetz.

Marchenko-Pastur-Gesetz

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Sei und so dass , dann konvergiert das empirische Spektralmaß von auf schwach nach[7]

Tracy-Widom-Gesetz

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Der größte Eigenwert einer normalisierten Wishart-Matrix folgt dem Tracy-Widom-Gesetz.

Die Wishart-Verteilung hat folgende Eigenschaften:[8]

  1. Sei und eine -Matrix mit Rang , dann gilt .
  2. Aus (1.) folgt somit .
  3. Seien unabhängige Wishart-Matrizen. Dann ist (Reproduktivität).
  4. Sei , dann

Für nicht-zentralisierte Wishart-Matrizen gilt

  1. Seien und und unabhängig, dann ist (Reproduktivität).

Seien (standardnormalverteilte Zufallsvariablen). Summiert man die Quadrate der erhält man eine Chi-Quadrat-verteilte Zufallsvariable mit Freiheitsgraden:

Diese Summe lässt sich aber auch als das Produkt eines -variaten Zufallsvektors mit seiner Transponierten auffassen:

wobei .

Hat man nun unabhängige Zufallsvektoren , fasst man diese in einer -Zufallsmatrix zusammen:

.

Multipliziert man mit ihrer Transponierten, erhält man eine (symmetrische) -Zufallsmatrix, die der Wishart-Verteilung mit Freiheitsgraden folgt:

mit .

Betrachte Observationen mit Parametern . Sei , dann ist

.

Das heißt, die Wishart-Matrix ist in diesem Beispiel die Summe aus zehn verschiedenen Matrizen.

Statistisches Beispiel

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Seien i.i.d. -dimensionale Zufallsvektoren mit Verteilung . Definiere die Schätzfunktionen für den Erwartungswert und die Varianz

Dann gilt

Das heißt, die unnormalisierte Kovarianzmatrix der Zufallsstichprobe aus einer multivariaten Normalverteilung folgt der Wishart-Verteilung. Für den Maximum-Likelihood-Schätzer für die Kovarianzmatrix gilt:

Einzelnachweise

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  1. Alan J. Izenman: Modern multivariate statistical techniques: Regression, classification, and manifold learning. 1. Auflage. Springer-Verlag, New York, ISBN 978-0-387-78189-1, S. 63.
  2. Harald Uhlig: On Singular Wishart and Singular Multivariate Beta Distributions. In: The Annals of Statistics, Ann. Statist. Nr. 22, 1994, doi:10.1214/aos/1176325375.
  3. T. W. Anderson: The Non-Central Wishart Distribution and Certain Problems of Multivariate Statistics. In: The Annals of Statistics, Ann. Statist. Nr. 17, 1946, doi:10.1214/aoms/1177730882.
  4. Alan T. James: Distributions of Matrix Variates and Latent Roots Derived from Normal Samples. In: The Annals of Mathematical Statistics, Ann. Statist. Nr. 35, 1964, doi:10.1214/aoms/1177703550.
  5. A.K. Gupta, D.K. Nagar: Matrix Variate Distributions. Chapman & Hall/CRC, ISBN 1-58488-046-5, S. 113–114.
  6. Marie-France Bru: Wishart Processes. In: Journal of Theoretical Probability, Vol 4. Nr. 4, 1991, S. 725–751, doi:10.1007/bf01259552.
  7. Pavel Yaskov: A short proof of the Marchenko-Pastur theorem. In: arXiv. Abgerufen am 30. Mai 2021.
  8. Alan J. Izenman: Modern multivariate statistical techniques: Regression, classification, and manifold learning. 1. Auflage. Springer-Verlag, New York, ISBN 978-0-387-78189-1, S. 64.