Wladimir Karpowitsch Dmitrijew

Wladimir Karpowitsch Dmitrijew (russisch Владимир Карпович Дмитриев; * 24. November 1868 in Smolensk; † 30. November 1913) war der erste russische Ökonom, der mathematische Methoden angewandt hat.

Nach Studium der Medizin und der politischen Ökonomie in Moskau begann er 1896 als Steuerbeamter in der Kleinstadt Vonkovits im Gouvernement Podolien zu arbeiten, bis 1899 eine Tuberkulose ihn zur Aufgabe dieser Tätigkeit zwang.

Seine zwischen 1898 und 1902 veröffentlichten ökonomischen Aufsätze sind klassische Texte der ökonomischen Literatur.[1] Sie wurden sogleich von einigen Fachleuten wie A. I. Chuprow, P. Struwe und N. N. Shaposhnikow sowie Ladislaus von Bortkewitsch stark beachtet, gerieten aber nach 1919 in Vergessenheit und wurden erst in den 1960er Jahren wiederentdeckt und 1974 von D. M. Nuti in Englisch herausgegeben sowie eingeleitet.

Dmitrijew nahm eine Reihe von Sätzen und Techniken vorweg, die heute zum Bestand der ökonomischen Theorie rechnen, und zwar von der Input-Output-Analyse hin zur korrekten Bestimmung von Arbeitswerten und Produktionspreisen, einschließlich des „Non-Substitution-Theorems“ von Paul Samuelson und einige von Sraffas Sätzen über Preise und Distribution. Er entwickelte eine äußerst originelle Wettbewerbstheorie, die man als „vollkommenen Wettbewerb in Gegenwartsmärkten“ kennzeichnen könnte.[2]

Dmitrijew strebte eine theoretische Synthese an zwischen Arbeitswerttheorie und Grenznutzentheorie an. Er war wohl der erste, der nicht bei der Definition von „Wert“ als „vergegenständlichte Arbeit“ stehen blieb, und ein Gleichungssystem zur Berechnung von Arbeitswerten formulierte.[3] Ladislaus von Bortkewitsch hat dieses System in seinen Arbeiten zum Transformationsproblem angewandt.[4]

  • V. K. Dmitriev: Economic Essays on Value, Competition and Utility. Translated by D. Fry and edited with an Introduction by Domenico Mario Nuti. Cambridge University Press 1974. ISBN 0-521-20253-1.
  • Vladimir K. Dmitriev: David Ricardos Werttheorie. Versuch einer strengen Analyse. In: Bertram Schefold (Hrsg.): Ökonomische Klassik im Umbruch. Theoretische Aufsätze von David Ricardo, Alfred Marshall, Vladimir K. Dmitriev und Piero Sraffa. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 627. Frankfurt/Main 1986. ISBN 3-518-28227-1. S. 63–136.
  • Michalis Skourtos: Der 'Neoricardianismus’. V. K. Dmitriev und die Kontinuität in der klassischen Tradition. Pfaffenweiler 1985.
  • Frank Schütte: Die ökonomischen Studien V. K. Dmitrievs. Ein Beitrag zur Interpretation und theoriehistorischen Würdigung unter besonderer Berücksichtigung der russischen Volkswirtschaftslehre. Diss. rer. pol. TU Chemnitz 2003.

Einzelnachweise

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  1. Dmitrijew, Wladimir Karpowitsch: A Biographical Note. In: Dmitrijew, Wladimir Karpowitsch (Hrsg.): Economic Essays on Value, Competition and Utility. Cambridge University Press, London 1974, ISBN 0-521-20253-1, S. 29–32.
  2. D. M. Nuti: Introduction. In: V. K. Dmitriev: Economic Essays on Value, Competition and Utility. Translated by D. Fry and edited with an Introduction by Domenico Mario Nuti. Cambridge University Press 1974. ISBN 0-521-20253-1. S. 7.
  3. Biographischer Anhang. In: Bertram Schefold (Hrsg.): Ökonomische Klassik im Umbruch. Theoretische Aufsätze von David Ricardo, Alfred Marshall, Vladimir K. Dmitriev und Piero Sraffa. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 627. Frankfurt/Main 1986. ISBN 3-518-28227-1.
  4. Ladislaus von Bortkiewicz: Wertrechnung und Preisrechnung im Marxschen System (2). In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. Band 25, Nr. 1, 1907, S. 10–51 (Datei:Bortkiewicz.1907a.pdf [PDF]). Hier: S. 34, Fn.33. — Teil (1), Teil (3)