Wolf Haas (* 14. Dezember 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer, Land Salzburg) ist ein österreichischer Schriftsteller, der in Wien lebt. Bekannt wurde er als Autor von Kriminalromanen, von denen drei den Deutschen Krimipreis gewannen.
Haas wuchs in Maria Alm auf. Beide Elternteile arbeiteten im Kellnerberuf. 1970 kam er als Internatsschüler in das katholische Privatgymnasium Borromäum in der Stadt Salzburg.
Nach bestandener Matura studierte er ab 1979 an der Universität Salzburg zunächst Psychologie, ab 1980 dann Germanistik und Linguistik. Dieses Fach schloss er mit einer Dissertation zum Thema Die sprachtheoretischen Grundlagen der Konkreten Poesie ab. Von 1988 bis 1990 arbeitete er als Universitätslektor in Swansea in Südwales.[1]
Zurück in Österreich, begann er in Wien als Juniortexter bei Werbeagenturen zu arbeiten. Er schuf die Radiospots Lichtfahrer sind sichtbarer sowie Ö1 gehört gehört, den er auch selbst gesprochen hat. Es folgte die „Ö3-Wecker“-Kasperliade Peda & Peda, die entstanden ist, als Haas und sein Pendant Herbert Haider nach der letzten Staffel einer Mazda-Werbung ihre Idee der skurrilen Zwiegespräche dem Hörfunkprogramm Ö3 anboten. Danach kündigte er bei der Werbeagentur Demner & Merlicek und wurde freier Schriftsteller.
Von 1996 bis 2003 schrieb Haas sieben Kriminalromane, sechs davon mit dem Detektiv Simon Brenner als Hauptfigur. Vier Teile des Brenner-Zyklus, Komm, süßer Tod, Silentium!, Der Knochenmann und Das ewige Leben, wurden verfilmt. Der Krimi Ausgebremst (in dem Brenner nicht vorkommt) ist am Rande des Formel-1-Milieus angesiedelt.
Haas’ Kriminalromane zeichnen sich durch satirische Gesellschaftskritik, Spannung und lakonischen Witz aus. Drei Mal erhielt er den Deutschen Krimipreis.
Mit seinem Lektor Wolfram Hämmerling verbindet Wolf Haas eine besondere Beziehung. Hämmerling betreute 1995 die Krimireihe beim Rowohlt-Verlag und entschied sich, das unverlangt eingesandte Manuskript „Auferstehung der Toten“ zu verlegen.[2] 2002 folgte Wolf Haas Wolfram Hämmerling von Rowohlt zum Verlag Hoffmann und Campe.
Von Wolf Haas und Annemarie Mitterhofer stammt die Idee für die erfolgreiche ORF-Fernsehserie Vier Frauen und ein Todesfall, die 2004–2008 entstanden ist und seit 2011 fortgesetzt wird.
Im September 2006 veröffentlichte Haas den Roman Das Wetter vor 15 Jahren, eine Liebesgeschichte in der Form eines Interviews zwischen einer Literaturkritikerin und dem (fiktiven) Autor Wolf Haas über sein (fiktives) neues Werk. Im Roman kündigt die fiktive Figur Wolf Haas an, künftig keine Kriminalromane mehr zu schreiben.[3] Für Das Wetter vor 15 Jahren erhielt er 2006 den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis.
Mit dem im August 2009 erschienenen Werk Der Brenner und der liebe Gott kehrte er entgegen der Ankündigung des fiktiven Wolf Haas und auf NZZ Podium wieder ins Krimigenre zurück.[4]
2012 publizierte Haas den Roman Verteidigung der Missionarsstellung, eine literarische Anwendung der in sich selbst zurückführenden Grundstruktur des Paisleymusters. Dafür wurde er mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. 2014 legte er den Krimi Brennerova vor (in slawischen Sprachen die weibliche Form des Familiennamens Brenner). Brennerova wurde im Jahr 2015 mit dem Deutschen Hörbuchpreis für „Beste Unterhaltung“ ausgezeichnet.
Sein 2018 erschienener zwölfter Roman, Junger Mann, handelt von einem Burschen in der Pubertät, der unbedingt abnehmen will. Die Erzählung trägt autobiographische Züge.[5]
Die neun Romane, die seit 1996 erschienen, spielen an verschiedenen Orten und sind eigenständig hinsichtlich Plot und Figurenensemble.
Der Privatdetektiv Simon Brenner ist im ersten Band der Reihe 44 Jahre alt. Er stammt aus dem Grazer Bezirk Puntigam, ist Junggeselle, breitschultrig, klein, dicklich und hat einen Kantschädel mit roter Nase und wasserblauen Augen. Seit er sich das Rauchen abgewöhnt hat, bekommt er regelmäßig Migräneanfälle. Vor zwölf Jahren hat ihn seine Verlobte Josefine, kurz Fini, verlassen. Doch Brenner schließt ohnehin schnell Frauenbekanntschaften.
Bei der Kripo ist Brenner aufgrund seines eigenwilligen Vorgehens nie über den Rang eines Inspektors hinausgekommen. Er hat Schwierigkeiten mit seinem neuen Vorgesetzten Nemec und kündigt daher. Seitdem ist er beim Detektivbüro Meierling. Sein letzter Fall als Kriminalbeamter in Zell am See, wo zwei tiefgefrorene Leichen gefunden werden, ist zugleich sein erster als Detektiv. Danach ermittelt er in der Steiermark, wo in der Klöcher Grillhendlstation Menschenknochen unter den Hühnerknochen aufgetaucht sind. Dann beendet er den Detektivberuf und geht zur Rettung, um sich nicht mehr mit Mord und Totschlag beschäftigen zu müssen. Doch auch dort wird er in Mordfälle verwickelt. Später ermittelt er wieder als Privatdetektiv im Internat einer Salzburger Klosterschule und im Wiener Augarten. Schließlich kehrt Brenner nach Graz zurück, wo er mit seinen Jugendsünden konfrontiert wird und in Lebensgefahr gerät. Daraufhin beendet er abermals das Detektivdasein und wird Privatchauffeur, um in eine Entführungsgeschichte verwickelt zu werden.
Wolf Haas wollte Brenner die typischen Männereigenschaften verleihen und ihn in leichter Ironisierung sympathisch erscheinen lassen. Es ist auch kein Zufall, dass Brenner ungefähr zehn Jahre älter als Haas selbst ist. Haas dazu: „Weil mir das fremd ist, und deshalb interessiert es mich.“[6]
Ende 2010 wurde bekannt, dass ein verdeckter Ermittler des baden-württembergischen Landeskriminalamtes unter dem Decknamen Simon Brenner die linke Szene in Heidelberg ausspähte.[7]
Obwohl Haas seine Brenner-Romane als unverfilmbar bezeichnet hatte, wirkte er dann doch an der Realisierung der Verfilmungen von Komm, süßer Tod und Silentium! mit: Gemeinsam mit dem Brenner-Darsteller Josef Hader und Regisseur Wolfgang Murnberger schrieb er die Drehbücher, außerdem taucht er bei den beiden ersten Filmen in winzigen Nebenrollen auf. Die Zusammenarbeit setzte sich auch bei Der Knochenmann und Das ewige Leben fort. Alle Filme schafften es unter die 15 (an den Kinokassen) erfolgreichsten österreichischen Kinoproduktionen.
Hörspielfassungen der Brenner-Krimis entstanden in Bearbeitung und unter der Regie von Götz Fritsch 1999 bzw. 2000 von Auferstehung der Toten und Der Knochenmann. Sie wurden von den Hörern des ORF zum Hörspiel des Jahres gewählt. Ebenfalls vom ORF wurde Komm, süßer Tod im Jahr 2002 als Hörspiel in zwei Folgen produziert. 2005 folgte (wieder vom ORF produziert) Silentium!. 2006 wurde Das ewige Leben von den Hörern des ORF zum Hörspiel des Jahres gewählt.
Am Schauspielhaus Graz waren bisher drei Theateradaptionen zu sehen:
Eine Theateradaption von Komm, süßer Tod entstand 2009 am Schauspiel Frankfurt in Form einer Live-Film-Performance (Regie: Klaus Gehre, Schauspiel: Torben Kessler, Musik/Sound: Michael Lohmann). In der gleichen Besetzung und im gleichen Format entstand 2010 – ebenfalls am Schauspiel Frankfurt – eine Adaption von Silentium!.
Personendaten | |
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NAME | Haas, Wolf |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 14. Dezember 1960 |
GEBURTSORT | Maria Alm, Österreich |