Stadtgemeinde Wolkersdorf im Weinviertel
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Mistelbach | |
Kfz-Kennzeichen: | MI | |
Fläche: | 44,38 km² | |
Koordinaten: | 48° 23′ N, 16° 31′ O | |
Höhe: | 178 m ü. A. | |
Einwohner: | 7.492 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 169 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2120 | |
Vorwahl: | 02245 | |
Gemeindekennziffer: | 3 16 55 | |
NUTS-Region | AT126 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 28 2120 Wolkersdorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister | Dominic Litzka (Team Wolkersdorf – Die Volkspartei) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2019) (29 Mitglieder) |
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Lage von Wolkersdorf im Weinviertel im Bezirk Mistelbach | ||
Rathaus | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Wolkersdorf im Weinviertel ist eine Stadt mit 7492 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im niederösterreichischen Weinviertel. Sie liegt im Süden des Bezirks Mistelbach, unweit der Bundeshauptstadt Wien.
Die Gemeinde Wolkersdorf liegt im weiten Tal des Rußbachs, am Übergang vom Marchfeld zum Weinviertler Hügelland.
Westlich der Katastralgemeinde Riedenthal liegt der Wartberg, auf dessen steilem Westhang sich neben bewaldeten Flächen wertvolle pannonische Trockenrasen über Tertiärsand befinden. Auf diesen trockenen, nährstoffarmen aber artenreichen Flächen wachsen seltene und gefährdete Spezies, wie zum Beispiel Frühlings-Adonis, Österreich-Zwerggeißklee, Schwert-Alant, Schmalblatt-Lein, Gelb-Zahntrost, Schwarz-Küchenschelle und Pferde-Sesel. Die Flächen sind unter anderem durch die aus Nordamerika eingeführte Robinie gefährdet, welche Stickstoff im Boden anlagert, diesen dadurch düngt und für Allerweltsarten besiedelbar macht, welche die seltenen, spezialisierten Arten dann verdrängen. Magere, nicht für den Feldbau geeignete Standorte wurden im Weinviertel seit dem Neolithikum mit Schafen und Ziegen beweidet und so offen gehalten. Im Zuge der Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft wurde diese Bewirtschaftungsform vor einigen Jahrzehnten aufgegeben und die Flächen drohen nun zu verbuschen und längerfristig mitsamt deren Flora und Fauna zu verschwinden. Aus diesem Grund wurde vom Naturschutzbund Österreich gemeinsam mit der Stadt Wolkersdorf ein Pflegekonzept erstellt, das den Bestand sichern soll. Darauf aufbauend werden regelmäßig Pflegemaßnahmen durchgeführt und zum Beispiel Gebüsche entfernt.
Das Wolkersdorfer Gemeindegebiet hat Anteil am Hochleithenwald, dem größten Eichen-Hainbuchenwald im Weinviertel.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende fünf Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Münichsthal, Obersdorf, Pfösing, Riedenthal und Wolkersdorf.
Die Eingemeindungen fanden zwischen 1969 und 1972 statt.
Ulrichskirchen-Schleinbach | Hochleithen | Bad Pirawarth |
Harmannsdorf | Groß-Schweinbarth | |
Großebersdorf | Gerasdorf Pillichsdorf |
Bockfließ Auersthal |
Die erste, allerdings umstrittene, urkundliche Erwähnung Wolkersdorfs fand im Jahre 1170 statt, rund 100 Jahre nach der angenommenen Gründung. Eine gesicherte Nennung erfolgt in einer Schenkungsschrift aus dem Jahr 1186, in den nächsten Jahrzehnten tauchen weitere Belege für die Existenz von Wolkersdorf auf. Der Sage nach leitete sich der Name „Wolkersdorf“ von einem Edelmann namens Wolfger ab, der die „Veste Wolfgersdorf“ errichtet haben soll. Diese ursprünglich angenommene Namensgebung wird heute allerdings stark angezweifelt. Viel wahrscheinlicher erscheint es, dass der Name auf einen damals bereits bestehenden Ort in Franken zurückzuführen ist. Demnach benannten Siedler aus Franken, die sich im heutigen Wolkersdorf niederließen, diesen Ort wieder nach ihrer Heimatstadt. Nach demselben Muster könnte auch die Namensgebung von Mistelbach, Falkenstein, Drosendorf, Retz und Retzbach zustande gekommen sein. Diese Ortsnamen finden sich sowohl in Franken als auch im Weinviertel. Auch in den Jahrhunderten nach der Gründung des Ortes sind starke Verflechtungen mit Franken vorhanden, besonders mit den Burggrafen von Nürnberg, die über längere Zeit Lehen in Wolkersdorf unterhielten, sodass eine Gründung Wolkersdorfs durch fränkische Siedler wahrscheinlich ist.[2][3]
Das heutige Schloss (die „Veste Wolfgersdorf“) ist als Wasserburg errichtet worden und wechselte über die Jahrhunderte mehrfach den Besitzer und den Nutzen. Kurze Zeit diente es auch als Jagdschloss. Heute befindet es sich im Besitz der Stadtgemeinde Wolkersdorf.
Die heutige Kellergasse war einst Teil der ehemaligen Kaiserstraße. Über Jahrtausende hinweg war sie die einzige Verbindungsstraße zwischen der Ostsee und der Adria. Sie ist der Verbindungskorridor zwischen dem Baltikum und dem Mittelmeer, der kaiserlichen Hauptstadt Wien und Böhmen. Auf diesem Handelsweg gab es den wichtigen Postverkehr, Lastentransporte wie Tuch-, Salz- und Leinenwaren, vor allem aber den Weinhandel. Der Wein aus Wolkersdorf wurde bis an den Hof des russischen Zaren geliefert.
Seit 16. Mai 1809 residierte Kaiser Franz I. im Pfarrhof von Wolkersdorf. Am 29. Mai erklärte er im Wolkersdorfer Handbillet an Andreas Hofer, dass er keinen Friedensvertrag unterzeichnen würde, durch den Tirol von Österreich getrennt wird. Der Inhalt dieser Proklamation wurde im Juli durch den Znaimer Waffenstillstand zunichtegemacht. Zwischen dem 7. und 10. Juli nahm Napoleon Bonaparte im Zuge der Schlacht bei Wagram seinen Hauptsitz im Schloss Wolkersdorf.[4] Der Revolutionär Ernst Franz Salvator von Violand von 1848 lebte bis zu seiner Flucht in Wolkersdorf.
Mit dem Inbetriebnahme der Laaer Ostbahn und des Bahnhofs Wolkersdorf im Jahre 1870 begann die massive Vergrößerung von Siedlungsfläche und Einwohnerzahl, da es für im nahen Wien arbeitende Beamte, Industrielle und sonstige Besserverdiener aus Wien als Sommerfrische und alternativer Wohnstandort in Frage kam.[5]
Ludwig Anzengruber schrieb die Bauernkomödie Der G’wissenswurm 1874 im ehemaligen Gasthaus Zum goldenen Strauß.[2]
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde Wolkersdorf am 20. März 1945 aus der Luft angegriffen, wobei 36 Zivilisten getötet und mehrere Gebäude zerstört wurden. Am 12. April fanden in Wolkersdorf Straßenkämpfe unter Einsatz von Artillerie und Stalinorgeln statt, nach denen die deutschen Truppen sich angesichts der Übermacht der Sowjetarmee in Richtung Ulrichskirchen und Kreuttal absetzten. Zuvor wurden noch sechs Brücken im Gemeindegebiet von Wolkersdorf gesprengt. Am gleichen Tag besetzten die Russen Obersdorf, wobei durch Artilleriebeschuss drei Zivilpersonen getötet wurden. Am 13. April wurde die Ortschaft Münichsthal kampflos durch die Sowjets besetzt. Die Bevölkerung wurde aus ihren Häusern vertrieben und musste bis Mitte Mai in den Weinkellern und Scheunen leben. Münichsthal wurde durch die Rote Armee geplündert, der gesamte Viehbestand beschlagnahmt. Zwei Zivilisten wurden von den Russen verschleppt. Bei Kämpfen in Riedenthal fielen 13 deutsche und etwa 20 russische Soldaten. Der Bürgermeister von Riedenthal schrieb zu diesen Ereignissen: „Anschließend an den Artilleriebeschuss kamen die Russen. Die Soldaten der Kampftruppe benahm sich korrekt und anständig. Aber der nachfolgende Tross war das Gegenteil.“[6]
Auf dem Friedhof von Wolkersdorf wurde während des Ersten Weltkriegs ein Soldatenfriedhof angelegt, in dem während des Zweiten Weltkriegs auch gefallene Wehrmachtssoldaten beigesetzt wurden. 1976 wurden die sterblichen Überreste exhumiert und auf dem neu angelegten Soldatenfriedhof in Retz neuerlich beigesetzt. Ebenfalls aus dem Jahr 1945 stammt ein mit 27 Opfern des Brünner Todesmarsches belegtes Massengrab, welches sich auch auf dem Friedhof befindet.
1969 wurde die Marktgemeinde Wolkersdorf zur Stadtgemeinde erhoben.
Im Dezember 2005 wurde auf Initiative der Stadtgemeinde eine Arbeitsgruppe gegründet, welche ein Projekt zur Dokumentation der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Wolkersdorf durchführte und publizierte.[7]
Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 6191 Einwohner. 1991 hatte die Stadtgemeinde 5696 Einwohner, 1981 5062 und im Jahr 1971 4669 Einwohner.
In Wolkersdorf befindet sich das Industriezentrum NÖ Nord, welches die Industriegelände Wolkersdorf Ost, Wolkersdorf West sowie den Ecoplus-Wirtschaftspark umfasst. Namhafte Unternehmen wie Manner, Kotányi oder Velux haben hier ihre Zentralen. Weitere Unternehmensniederlassungen: Akkutron, Beltec, CE Services, COCON Sicherheitssysteme, Herz Austria, Kramess, Kuzdas Wintergärten, Malik, Ölz, Papier Mettler, Regber, Schwölberger, Luwa-Dessous, SPL Tele, Fertinger, Wittmann und Niedax.[8][9][10][11][12][13][14]
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 330, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 121. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 2.869. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 47,6 Prozent.
Der Gemeinderat hat 29 Mitglieder.