Yoni

Steinerne Yoni aus Vietnam
Lingam und Yoni aus Vietnam
Yoni aus dem Jawi-Tempel, Ost-Java, Indonesien

Die Yoni (f., Sanskrit योनि yoni, wörtl.: Ursprung) ist der tantrische Begriff für die weiblichen Genitalien (Vulva, Vagina und Uterus) und wird auch im westlichen Neotantra verwendet. Darüber hinaus hat das Wort viele Bedeutungen, die allesamt auch sexuelle Implikationen haben: Quelle, Ursprung, Ruheplatz, Behältnis, Aufenthaltsort, Schlupfloch, Nest u. a.

Lingam- und Yoni-ähnliche Darstellungen finden sich – wenn auch nur vereinzelt und nicht sehr prägnant – bereits in der Indus-Kultur (Harappa, Mohenjo-Daro). Eine angenommene Kontinuität zu den späteren hinduistischen Auffassungen und Darstellungen ist jedoch eher spekulativ.[1] (vgl. auch: Mohenjo-Daro Siegel 420)

Lingam- und Yoni-Darstellungen sind in ganz Indien, in Nepal und in den vom Hinduismus beeinflussten Gebieten Südostasiens verbreitet.

Die Yoni dient als Sammelbecken und als Abflussrinne für Flüssigkeiten (Wasser, Kokos-Milch, Schmelzbutter), die als verehrende Opfergabe über dem Lingam ausgegossen werden. In älteren Tempeln wird die Abflussrinne durch ein Loch in der Tempelwand nach außen verlängert.

Die Yoni wird üblicherweise als runde oder viereckige horizontale Platte mit einer mittleren Vertiefung oder Einkerbungen am Rand sowie einer seitlichen Ausflusstülle gestaltet. In älteren Tempeln bildet diese Platte gleichzeitig einen Teil des Bodens des Tempelinnern; später wurden Yoni-Platte und Lingam durch einen Sockel erhöht. Lingam und Yoni werden zumeist gemeinsam dargestellt; Einzelfunde sind sehr selten und entsprechen normalerweise nicht dem ursprünglichen Zustand.

Während die runde Form der Darstellung – verbunden mit dem ebenfalls runden Lingam – einer Kreisform nahekommt, die in vielen Kulturen mit der Unendlichkeit des Himmels, der Schöpfung und der Götterwelt in Verbindung gebracht wurde, ruft die viereckige Darstellungsweise der Yoni Assoziationen zur Begrenztheit der Erde bzw. des Irdischen wach. Die Vereinigung von quadratischer Yoni und rundem Lingam kann somit auch als Vereinigung bzw. Überwindung von gegensätzlichen Prinzipien (Erde – Himmel; Frau – Mann) aufgefasst werden.

Zusammen mit dem – oft als stilisierter Phallus interpretierten – Lingam ist die Yoni im Hinduismus, insbesondere im Shivaismus, ein Symbol für die göttliche schöpferische Energie. Die Verschmelzung von Shiva und seiner Shakti (siehe auch Devi), der weiblichen Energie, findet in der Darstellung von Lingam und Yoni ihren unmittelbaren mystischen und künstlerischen Ausdruck.

  • Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik. DuMont, Köln 1986 S. 167 ff., ISBN 3-7701-1347-0
  • David Kinsley: Indische Göttinnen. Weibliche Gottheiten im Hinduismus. Insel Verlag, Frankfurt 1990, S. 75 ff., ISBN 3-458-16118-X
Commons: Yoni – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Yoni – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. David Kinsley: Indische Göttinnen. Weibliche Gottheiten im Hinduismus. Insel Verlag, Frankfurt 1990, S. 290 ISBN 3-458-16118-X