Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 1′ N, 13° 14′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Niederbayern | |
Landkreis: | Regen | |
Höhe: | 581 m ü. NHN | |
Fläche: | 41,16 km2 | |
Einwohner: | 8978 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 218 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 94227 | |
Vorwahl: | 09922 | |
Kfz-Kennzeichen: | REG, VIT | |
Gemeindeschlüssel: | 09 2 76 148 | |
Stadtgliederung: | 11 Gemeindeteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Stadtplatz 27 94227 Zwiesel | |
Website: | www.zwiesel.de | |
Erster Bürgermeister: | Karl-Heinz Eppinger (SPD) | |
Lage der Stadt Zwiesel im Landkreis Regen | ||
Zwiesel ist eine Stadt im niederbayerischen Landkreis Regen und seit 1972 ein staatlich anerkannter Luftkurort.
Die Stadt im Bayerischen Wald ist bekannt für die Glasindustrie (Zwiesel Kristallglas AG), Kristallmanufakturen (Theresienthal) und die Glasfachschule. Zwiesel nennt sich aus diesem Grund auch „die Glasstadt“. In dem Ort befinden sich zahlreiche weitere Glasherstellungs- und Glasveredelungsbetriebe.
Der Wahlspruch der Stadt lautet: „Fein Glas, gut Holz sind Zwiesels Stolz“.
Zwiesel liegt am Zusammenfluss von Großem und Kleinem zum Schwarzen Regen. In einem weitläufigen Talkessel sind die Berge des Hinteren Bayerischen Waldes: Großer Arber, 1456 m; Großer Falkenstein, 1315 m; und Kiesruck, 1265 m. Die Kreisstadt Regen ist etwa zehn Kilometer nordöstlich, 35 Kilometer Deggendorf, Grafenau befindet sich 30 Kilometer sowie 15 Kilometer vom Grenzübergang zu Tschechien in Bayerisch Eisenstein entfernt. Zwiesel verfügt neben der Straßenanbindung über die B 11 auch über einen Knotenbahnhof der Bayerischen Waldbahn mit Verbindungen im Stundentakt nach Plattling, Bayerisch Eisenstein, Bodenmais und Grafenau.
Zwiesel hat elf Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
Zwiesel verfügt über mannigfaltige mineralogische Aufschlüsse, die mit ihrem Quarzreichtum vor allem den Glas verarbeitenden Betrieben zugutekamen. Die bekannteste dieser Abbaustätten ist wohl der Quarzbruch am Hennenkobel (Hühnerkobel), wo viele seltene und begehrte Minerale zu Tage getreten sind wie unter anderem die hier zuerst entdeckten Minerale Phosphoferrit, Triphylin und Xanthoxenit, aber auch „edle“ Minerale wie Beryll, der zu den Granaten gehörende Spessartin und verschiedene Turmaline.[4]
Das zuerst in der ehemaligen Grube Birkhöhe entdeckte Mineral Zwieselit wurde nach der Glasstadt benannt.
Der Stadtname wurde 1254 als „Zwisel“, bald nach 1301 als „Zwiseln“, 1738 als „Zwisl“ und 1832 als „Zwiesel“ und „Zwisel“ erwähnt. Das mittelhochdeutsche Wort zwisel bedeutet Gabel (siehe auch: Zwiesel (Botanik)); hier ist die Vereinigung des Großen und des Kleinen Regens sowie die zweier Straßen gemeint.[5]
Die ersten Siedler waren der Sage nach Goldwäscher. Erstmals wurde Zwiesel 1255 als Dorf mit einer hölzernen Kapelle erwähnt. 1280 war der Ort ein wichtiger Umschlagplatz nach Böhmen. Ab 1313 wurde Zwiesel bereits als Markt bezeichnet. Am 11. September 1560 wurde dem Markt von Herzog Albrecht V. von Bayern das heute noch aktuelle Wappen verliehen. Philipp Apian bezeichnete ihn auf seiner Landkarte von 1568 als „Zwisel“.
Die Entwicklung Zwiesels wurde immer wieder von Brandkatastrophen, Kriegen und Seuchen behindert. So wurde der Ort 1431 von den Hussiten, 1468 im Böcklerkrieg und 1633 im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden eingeäschert. 1741 fielen die Panduren ein und 1809 gab es eine große Schlacht am Landwehrbergl mit einer Horde böhmischer Plünderer.
Bereits im 16. Jahrhundert wurde in Zwiesel Bergbau im Bergwerk Rotkot betrieben.
1767 wurde die Bergkirche errichtet und 1838 das jetzige Rathaus erbaut. 1825, 1832, 1846, 1849 und 1870 wüteten schwere Marktbrände. Beim letzten Brand am 19. August 1876 ging auch die Pfarrkirche in Flammen auf. Die Wasserleitung kam 1888, das elektrische Licht 1896. In den Jahren 1891 bis 1896 wurde die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus erbaut. Von Beginn an waren Glas und Holz die bestimmenden Faktoren in der weiteren Entwicklung. Die Glasindustrie im Zwieseler Winkel geht bis ins 15. Jahrhundert (Rabenstein 1421) zurück. 1836 wurde die Krystallglasfabrik Theresienthal gegründet und 1872 begann der Glasmeister Anton Müller den Bau der Glashütte Annathal, der späteren Schott-Werke, die nun als Zwiesel Kristallglas AG firmieren und ein bedeutender Kelchglasproduzent Deutschlands sind.
Im Jahr 1904 wurde die Glasfachschule gegründet, die in der Folge zum Staatlichen Bildungszentrum für Glas avancierte. Im selben Jahr wurde Zwiesel zur Stadt erhoben und stieg rasch zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Mittleren Bayerischen Waldes auf.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, am 20. April 1945 mittags um 12 Uhr, wurden bei einem Bombenangriff auf die Eisenbahnbrücken mehrere Häuser zerstört, 15 Zivilisten kamen dabei ums Leben. Am 22. April wurde Zwiesel ohne weiteres Blutvergießen an die Amerikaner übergeben.
Ein herausragendes Ereignis in der jüngsten Geschichte der Stadt war die Bayerische Landesausstellung 2007 Bayern – Böhmen: 1500 Jahre Nachbarschaft. Viele Besucher der Ausstellung kamen auch aus der benachbarten Tschechischen Republik.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde am 1. Oktober 1971 die Gemeinde Klautzenbach eingegliedert.[6] Am 1. Januar 1978 kam der größere Teil der Gemeinde Rabenstein hinzu. Die 1250 Hektar umfassende Gemeinde Bärnzell kam am 1. Mai 1978 mit 652 Einwohnern zu Zwiesel.[7]
Im Jahr 1800 zählte Zwiesel 803 Einwohner in 140 Wohngebäuden. Bereits 1810 konnte der tausendste Bewohner gezählt werden. 1867 hatte der Markt Zwiesel 2.303 Einwohner in 243 Wohngebäuden. 1900 betrug die Einwohnerzahl 3.760 in 333 Wohngebäuden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Zwiesel auf 5.885 Bewohner an. Der Einwohnerhöchststand war für das Jahr 1984 mit 10.670 Personen zu verzeichnen. 2013 lebten 9.257 Menschen in der Stadt Zwiesel und den umliegenden Ortsteilen. Bis Ende 2015 stieg der Einwohnerstand auf rund 9.400.
Zwischen 1988 und 2021 sank die Einwohnerzahl von 9.955 auf 8.984 um 971 Einwohner bzw. um 9,75 %.
Der Stadtrat setzt sich seit der Kommunalwahl vom 15. März 2020 wie folgt zusammen:[8]
Berufsmäßiger Erster Bürgermeister ist Karl-Heinz Eppinger (SPD). Er ist seit 23. Februar 2023 im Amt.[9] Am 11. Dezember 2022 wurde er bei einer Stichwahl mit der Künstlerin und FDP-Kreisrätin Gloria Gray gewählt.[10][9]
Sein Vorgänger Franz Xaver Steininger (parteilos), der seit Februar 2012 im Amt war, war am 9. April 2021 mit sofortiger Wirkung suspendiert worden.[11]
Blasonierung: „In Rot eine gestürzte, eingeschweifte goldene Spitze; im ganzen überdeckt mit einem stehenden, blau gerüsteten Ritter mit blauem Eisenhut und Dolch an der Seite, in der Rechten ein mit goldenem Wehrgehänge umwundenes blaues Schwert, mit der Linken gestützt auf einen gespaltenen Schild; darin vorne in Gold am Spalt ein halber schwarzer Adler, hinten die bayerischen Rauten.“[12] | |
Wappenbegründung: Zwiesel leitet seinen Namen von der Lage am Zusammenfluss des Großen und des Kleinen Regen ab (mittelhochdeutsch „zwisel“/Gabel). Dafür ergibt das mit der gestürzten Spitze zweigeteilte Wappen ein passendes Bild. Der Dreiecksschild mit dem halben Reichsadler und den im Wappenbrief auf 21 festgelegten Rauten erinnern an Kaiser Ludwig den Bayern, der 1342 die grundherrschaftlich zum Kloster Niederalteich bzw. dessen Propstei Rinchnach gehörende Gegend von Zwiesel bis zur böhmischen Grenze mit Steuerfreiheit an Hartwig von Degenberg übergab. Der Ritter könnte eine Anspielung auf das politische Ringen um den Ort in der Zeit der Wappenverleihung im 16. Jahrhundert sein, als der bayerische Herzog eine vorübergehende Schwäche der Reichsherrschaft Degenberg zum Ausbau der eigenen Herrschaft nutzen wollte. Dazu würde auch der gespaltene Schild mit Reichsadler (Reichsfreiheit) und Rauten passen. Die Betonung des Geharnischten soll vielleicht auch auf die an der Landesgrenze zu Böhmen und Österreich (Reichsadler) erforderliche Wehrhaftigkeit hindeuten. Das wohl gleichzeitig gewährte Marktsiegel wurde nach Änderung der Verhältnisse schon 1570 wieder aufgegeben. Die dauernde Siegelführung setzte erst nach 1602 erneut ein, als Zwiesel nach dem Aussterben der Degenberger endgültig an Bayern kam. |
Am 23. März 1898 wurde durch ein Wanderkino im Saal des Gasthauses Janka erstmals in Zwiesel ein Filmprogramm vorgeführt, das aus fünf Kurzfilmen bestand. Ab 27. Oktober 1917 wurden im Pfeffersaal regelmäßig Filme gezeigt. Am 29. April 1923 wurde in der Hafnerstadt das erste stationäre Kino in Zwiesel eröffnet, am 8. Dezember 1950 folgte nach 16-monatiger Bauzeit das neue Filmtheater.
Durch die Stadt Zwiesel und das Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg wurde 2007 die Landesausstellung Bayern - Böhmen: 1500 Jahre Nachbarschaft im Gebäude der Alten Mädchenschule veranstaltet. Dazu zählten neben dem musealen und museumsdidaktischen Ausstellungskern mehrere Veranstaltungen wie beispielsweise das Bayerisch-böhmische Begegnungsfest. Die jahrtausendealten interkulturellen Verflechtungen zwischen beiden Nachbarregionen rückten dadurch in das Bewusstsein der lokalen Kultur.
Der heutige Kurpark entlang des Großen Regen wurde ab 1885 durch den Verschönerungsverein Zwiesel angelegt. Zuvor befanden sich an gleicher Stelle die sog. „Grüben“, eine weithin unberührte Wildnis, bestehend aus seitlichen Regenabflüssen, Abraumhügel, die auf den Aufenthalt früher Goldwäscher schließen lassen, und mit Gebüsch bewachsenes Sumpfgelände. 1887 integrierte man in das Parkgelände den sogenannten „Anlagen-Weiher“. Unter reger Beteiligung der einheimischen Bevölkerung konnte die Hauptarbeit ein Jahr später vollendet werden. Heute führt durch den Kurpark der „Zwieseler Skulpturenweg“.
Auf dem Gebiet der Stadt Zwiesel befinden sich insgesamt drei Naturschutzgebiete: Stockauwiesen, Rotfilz und Kiesau.
Das Baumdenkmal für die Deutsche Einheit am Kurweg beim Schwarzen Regen wurde am 29. Oktober 2015 gepflanzt.
Ein wichtiges wirtschaftliches Standbein Zwiesels ist der Tourismus. Zwiesel liegt an der Glasstraße. Diese 270 Kilometer lange touristische Route führt von Neustadt an der Waldnaab bis nach Passau und wurde im Jahr 1997 von dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnet. In vielen Orten der Route, so auch in Zwiesel, kann den Glasmachern bei ihrer Arbeit zugesehen werden. Für das Publikum besteht die Möglichkeit, durch einen eigenen Versuch Einblick in diese Tätigkeit zu bekommen.
In Zwiesel gibt es etwa 3800 Gästebetten aller Kategorien und zwei Campingplätze. Die erste fünfzig Quadratmeter große Zwieseler Freibadanlage entstand 1910, der im Jahr 1938 ein zweitausend Quadratmeter großes Freibad an der Rabensteiner Straße folgte. Später kam ein Hallenbad dazu. Das Hallenbad wurde 1999, das Freibad 2000 renoviert und der Komplex zum Zwieseler Erlebnisbad umgestaltet. Am 15. Juni 2005 eröffnete in der Nähe des Bades die umfangreiche Bayerwald-Sauna.
Die Wintersportregion Zwiesel am Großen Arber (bis 1456 m) ist eines der größten Skigebiete des Bayerischen Waldes. Die Skigebiete sind mit Seilbahnen und Liften erschlossen. Die Loipennetze der benachbarten Orte summieren sich auf weit über 100 km. Durch Zwiesel verläuft die insgesamt 150 Kilometer lange Bayerwaldloipe.
Der Arber wurde vom Deutschen Skiverband als fester Bestandteil in den alpinen Ski-Weltcup-Kalender aufgenommen. Im Wechsel mit Ofterschwang sollte ab 2006/07 alle zwei Jahre ein Weltcup-Rennen am Arber stattfinden. Nach dem Weltcuprennen am 10. und 11. März 2007 fielen die geplanten Rennen im nächsten Jahr am 1. und 2. März 2008 wegen Schlechtwetter aus. Am 4. und 5. Februar 2011 fanden mit einem Slalom und Riesenslalom erneut zwei Weltcuprennen am Arber statt.
Weitere Angebote sind Wanderungen auf präparierten Winterwegen, Pferdeschlittenfahrten durch den Nationalpark sowie Schneeschuhlaufen und Fackeltouren.
Die Glasindustrie ist unverändert ein bedeutendes Standbein der Zwieseler Wirtschaft. Die Zwiesel Kristallglas AG ist größter Arbeitgeber der Stadt. Als „Glasstadt“ wird Zwiesel überregionale Anerkennung zuteil. Neben moderner Industrieproduktion nimmt der Werkstoff Glas in den Betrieben des Kunsthandwerks breiten Raum ein.
Ein weiterer wirtschaftlicher Existenzpfeiler der Stadt ist der Tourismus. Mit ca. 3000 Gästebetten und jährlich mehr als 300.000 Übernachtungen ist Zwiesel einer der bekanntesten Urlaubsorte in ganz Ostbayern. Aufgrund des hierdurch entstehenden Kapitalzuflusses werden über einen gut sortierten Einzelhandel zahlreiche Arbeitsplätze gesichert.
Der Zwieseler Bahnhof stellt den wichtigsten Bahnknotenpunkt im Bayerischen Wald dar. Er liegt an der Bayerischen Waldbahn Plattling-Bayerisch Eisenstein und ist Ausgangspunkt der Strecken nach Grafenau und nach Bodenmais. Auf diesen Strecken verkehrt Die Länderbahn unter dem Markennamen Waldbahn.
Zwiesel ist in das Bussystem der RBO integriert. Daneben existiert Buslinien der Firma Lambürger zu den touristischen Gegenden rund um Zwiesel, der Falkenstein-Bus und der Stadtbus.
Zwiesel ist damit wichtiger Knotenpunkt des „Nationalparkverkehrskonzepts Bayerischer Wald“. Hier gibt das Bayerwald-Ticket, sowie die GUTi-Gästekarte.