Şehzade-Moschee

Şehzade-Moschee
Grundriss und Querschnitt der Moschee

Die Şehzade-Moschee (türkisch Şehzade Camii, aus dem Persischen شاهزاده Šāhzādeh, dt. Prinz) ist eine osmanische Moschee aus dem 16. Jahrhundert im Istanbuler Stadtbezirk Fatih. Sie wurde im Auftrag von Süleyman I. in Erinnerung an seinen Sohn Mehmed errichtet, der 1543 gestorben war.

Der Bau der Moschee und des Külliye wurde von dem osmanischen Sultan Süleyman I. in Erinnerung an seinen Lieblingssohn Mehmed (* 1522) in Auftrag gegeben, der nach einer Schlacht in Ungarn auf dem Rückweg nach Istanbul 1543 starb.[1]:191 f. Der Şehzade war der älteste Sohn von Süleyman I. und dessen Ehefrau Roxelane. Obwohl Mehmed nicht der gesamtälteste Sohn des Sultans war, galt er als Thronanwärter. Süleyman soll am Grab 40 Tage getrauert haben. Der Sultan beauftragte den Hofarchitekten Sinan mit dem Bau eines Mausoleums und eines Moscheenkomplexes. Es war der erste große Auftrag des Architekten, der den Bau zwischen 1543 und 1548 plante und ausführte.

Bei dem Bombenanschlag in Istanbul am 7. Juni 2016 wurden die Fenster der Moschee beschädigt.

Innenhof mit zentralem Brunnen

Man betritt die Moschee über einen mit Marmorplatten gepflasterten Vorplatz, der in der Größe der Grundfläche der Moschee entspricht.[2]:196 Der Hof wird von einer offenen Säulenhalle mit je fünf Kuppeln auf jeder Seite gerahmt. Die Säulen sind abwechselnd in weißem und rosa Marmor gehalten. Im Zentrum steht ein Şadırvan für rituelle Waschungen, den Sultan Murat IV. später spendete. Die beiden Minarette besitzen zwei umlaufende Galerien mit geometrischen Reliefen und Terracotta-Einlagen.

Die Moschee hat einen quadratischen Grundriss und wird von einer zentralen Kuppel überspannt, die von vier Halbkuppeln begleitet wird. Die Kuppel wird von vier Pfeilern getragen, hat einen Durchmesser von 19 Metern und eine Höhe von 37 Metern. Die Şehzade-Moschee war Sinans erste Moschee, in der er vor die gesamte Nord- und Südfassade Kolonnadengalerien setzte, um die Stützpfeiler zu verbergen. Das Innere der Moschee ist architektonisch einfach gehalten, es gibt keine Galerien.

Zentrale Kuppel
Blick ins Innere
Die Türbe an der Südseite

Der Moscheenkomplex besteht aus der Moschee, der Türbe von Prinz Mehmed, der bereits vor dem Bau der Moschee vollendet wurde, zwei Medrese, einer Armenküche und einer Karawanserei. Die Moschee und der Hof sind vom Rest des Komplexes durch eine Mauer abgetrennt.

Im Süden des Moscheekomplexes liegt ein Garten mit fünf Türbe. Das älteste und größte der Mausoleen gehört Prinz Mehmed. Am Eingang findet sich eine persische Inschrift mit dem Datum 1543-4.[2]:193 Das Mausoleum wurde über einem oktogonalen Grundriss errichtet mit einer kannelierten Kuppel, farbigen Steinmetzarbeiten und einem dreibogigen Portikus. Die Wände im Inneren sind mit farbigen Cuerda-seca-Fayencen ausgekleidet und die Fenster mit Glasmalereien verziert.[2]:198 Woher die Fliesen stammen, ist nicht genau geklärt. Es wird aber vermutet, dass diese nicht aus İznik stammen, wie von einigen Wissenschaftlern angenommen,[3]:211 sondern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Istanbul gefertigt wurden.[1][4]:57 f. Ungewöhnlich ist der rechteckige hölzerne Thron über dem Sarkophag, der den Status des Prinzen als Thronfolger symbolisiert. Im Mausoleum sind auch die Gräber von Mehmeds Tochter Hümaşah Sultan und das seines jüngeren Bruders Cihangir († 1553) untergebracht. Die Identität des in einem vierten Sarkophag Bestatteten ist unbekannt.[1]:200

Südlich des Şehzade-Mausoleums findet sich eine weitere kleinere oktogonaler Türbe des Großwesirs Rüstem Pascha, die ebenfalls Sinan gestaltete. Die Inschrift datiert auf das islamische Jahr 968 (1560/61). Rüstem Pascha war der Ehemann von Mihrimah Sultan, einer Tochter von Süleyman I. Wie die Rüstem-Pascha-Moschee ist die Türbe mit einer großen Zahl von İznik-Keramikfliesen verziert.[2]:327, Abb. 314–315[3]:252 Am Eingang zu dem Komplex befindet sich die Türbe des Großwesirs Damat İbrahim Pascha, des Schwiegersohns von Murad III., der 1603 starb.[2]:531, Fußnote 56 Das Grabmal wurde von dem Architekten Dalgıç Ahmed Çavuş gestaltet und ist dem des Prinzen sehr ähnlich. Eine kleinere Türbe gehört Süleymans Schwester Hatice Sultan.

  • Aptullah Kuran: Sinan: The grand old master of Ottoman architecture. Ada Press Publishers, 1987, ISBN 0-941469-00-X
  • Suraiyah Faroqhi: Subjects of the Sultan: Culture and Daily Life in the Ottoman Empire. I B Tauris, 2005, ISBN 1-85043-760-2
  • J. M. Rogers: Sinan: Makers of Islamic Civilization. I B Tauris, 2007, ISBN 1-84511-096-X
Commons: Şehzade-Moschee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Gülrü Necipoğlu: From International Timurid to Ottoman: a change of taste in sixteenth-century ceramic tiles. Muqarnas, E. J. Brill, Band 7, Leiden 1990, S. 136–170 (Digitalisat) JSTOR:1523126
  2. a b c d e Gülrü Necipoğlu: The Age of Sinan: Architectural Culture in the Ottoman Empire. Reaktion Books, London 2005, ISBN 978-1-86189-253-9
  3. a b Godfrey Goodwin: A History of Ottoman Architecture. Thames & Hudson, London 2003, ISBN 978-0-500-51192-3
  4. John Carswell: Iznik Pottery. British Museum Press, London 2006, ISBN 978-0-7141-2441-4

Koordinaten: 41° 0′ 49″ N, 28° 57′ 26,6″ O