Die Stadt Žatec besteht aus den Ortsteilen Bezděkov (Bezdiek), Milčeves (Miltschowes), Radíčeves (Reitschowes), Trnovany (Trnowan), Velichov (Welchau), Záhoří (Dreihöf) und Žatec (Saaz).[5] Das Stadtgebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Bezděkov u Žatce, Milíčeves, Radíčeves, Trnovany u Žatce, Velichov u Žatce und Žatec.[6] Grundsiedlungseinheiten sind Bezděkov, Hlavní nádraží, Husova, Kasárna, Kolava, Macerka, Milčeves, Mostecká, Na homoli, Nad Černávkou, Nad libočanskou silnicí, Nemocnice, Pereč, Pod hlavním nádražím, Pod Starým vrchem, Pod západním nádražím, Podměstí-jih, Podměstí-sever, Radíčeves, Trnovany, U nemocnice-jih, U nemocnice-sever, U Ohře, U stadiónu, V pekle, Velichov, Za hřbitovem, Záhoří, Západní nádraží, Žatec-jih und Žatec-střed.[7]
Die fruchtbare Landschaft der Saazer Ebene war seit frühester Zeit besiedelt. In historischen Quellen liegt für 1004[9] die erste Erwähnung als (lateinisch) Urbs Satzi[10] in der Chronik des Thietmar von Merseburg vor, als der deutsche Kaiser die slawische Burg von der polnischen Besetzung befreite.[11] Die Stadt wurde 1265 zur Königsstadt in Böhmen erhoben und war im Mittelalter eines der wichtigsten Verwaltungszentren des Königreich Böhmen. Vom 15. Jahrhundert bis zum Revolutionsjahr 1848 war Žatec Sitz eines der 16, später 12 böhmischen Kreise. Diesem Saatzer Kreis (Žatecký kraj) wurde von 1714 bis 1751 der westlich benachbarte Elbogener Kreis (Loketský kraj) angegliedert. Ab 1868 hatte sie den Status einer Bezirksstadt des Bezirks Saaz im Königreich Böhmen, von 1938 bis 1945 des Landkreises Saaz des Deutschen Reiches und ab 1945 bis 1960 des Okres Žatec in der Tschechoslowakei.
Unter dem böhmischen König Ottokar I. Přemysl wurden ab 1200 deutsche Siedler durch Lokatoren ins Land gerufen, die sich auch in Saaz niederließen. Nach den Angriffen der tschechischen Reformbewegung der Hussiten um 1420 verließen viele Deutsche wieder die Stadt. Unter der Herrschaft des Georg von Podiebrad bekannte sich die Stadt zum Utraquismus und war danach bis zur Schlacht am Weißen Berg (1620) im Wesentlichen evangelisch-lutherischen Glaubens. Als Teilnehmer des protestantischen Ständeaufstands in Böhmen wurde auch der Saazer Bürgermeister Maxmilián Hošťálek z Javořice (* 1564) zum Tode verurteilt und 1621 in Prag hingerichtet. Die Stadt Saaz verlor zahlreiche Privilegien.
Durch die Rekatholisierung in Böhmen im Rahmen der Gegenreformation und die Neubesiedlung nach den Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg nahm der Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung wieder zu, so dass Saaz bis 1945 eine Stadt mit überwiegend deutscher Bevölkerung war. Volkszählung 1930: 18100 Einwohner (davon 3156 Tschechen).[12]
Am 10. Mai 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee vom Nationalsozialismus befreit, wobei sich der Landrat Johann Czapka erschoss. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutschböhmische Bevölkerung 1945 und 1946 größtenteils vertrieben.[13] Gemäß dem Beneš-Dekret 108 vom 25. Oktober 1945 wurde ihr Vermögen und Besitz konfisziert und unter staatliche Verwaltung zu Gunsten der Tschechoslowakei gestellt. Am 3. Juni 1945 befahlen Soldaten der 1. Tschechoslowakischen Division unter General Oldřich Španiel rund 5000 deutschen Männern, sich auf dem Marktplatz zu versammeln.[14] Es wurden alle Männer zwischen 15 und 65 Jahren von den Svoboda-Truppen ins 15 Kilometer entfernte Postoloprty getrieben. Es gab ungefähr 800 Tote, die anderen Männer wurden abgeführt.[15][16]
Nach dem Jahr 1945 zogen Tschechen aus Zentralböhmen und Mähren sowie Wolhynientschechenorthodoxen Glaubens aus der Ukraine, sogenannte tschechische Repatrianten, Slowaken und Roma nach Saaz. Durch eine Verwaltungsreform wurden im Jahr 1960 die bisherigen Bezirke Saaz, Podersam und Laun zum Okres Louny vereinigt. Damit verlor Žatec die wichtigsten Bezirksbehörden, wie Bezirksverwaltung und Bezirksgericht und wurde eine einfache Stadt. In den Jahrzehnten des Kalten Krieges war Žatec ein bedeutender Standort der Tschechoslowakischen Volksarmee.
Hussitenbollwerk (Stadtbefestigung), darin das Muzeum Homolupulů („Museum der Hopfenmenschen“), ausgestellt wird ein menschliches Skelett, das angeblich bei Grabungsarbeiten am 1. April [sic!] 2001 samt Bierkrug und Tontafel mit sieben Strichen für die Zeche entdeckt wurde, und den ersten Biertrinker symbolisieren soll.[26]
Stadttheater Žatec (1849, erbaut von Anton Grimm nach Entwurf von Schulze)
Hopfenmuseum (Chmelařské muzeum) am Prokop-Platz (nám. Prokopa Velkého 1952)
„Hopfen- und Bier-Tempel“ – mit Hopfenmuseum (Chmelařské muzeum) mit Aussichtsturm und Restaurant des Vereins „Chrám chmele a piva“ – am Prokop-Platz (nám. Prokopa Velkého 1950)
Historische Gebäude der Hopfenverarbeitung und des Hopfenhandels in der Prager Vorstadt (Vorschlagsliste für UNESCO-Weltkulturerbe)[27]
Grundschule (1880 als Bürgerschule erbaut von Alois Daut nach Plänen von Carl Schlimp)
Altes Fachwerkhaus (Chalupe) im Mühlviertel
St. Jakobus-Kirche (jetzt orthodoxe Kirche)
Ehemaliges Kapuzinerkloster (1675–1950) mit Klosterkirche (1675–1683 erbaut) und Klostergarten
Wenzelskirche in der unteren Vorstadt (mit frühbarockem Wenzelsaltar von 1688, restauriert 1865 durch Josef Schirmer (1821–1900), akademischer Maler in Saaz)
Brankator oder Liebotschaner Pforte, tschech. Libočanská branka (noch vorhanden)
Zolltor (auch Prager Tor genannt) am Haus Nr. 243 („Drehscheibe“)
Rotes Tor mit Rotem Turm (auch Kapuzinertor genannt), am Kapuzinerkloster
Tscheraditzer Tor (auch Majnuš-Tor) an der Wussinallee/Goethestr.
Neuer Turm oder Weißer Turm (auch Rösselturm genannt) auf der Bastion an der Stadtmauer (am ehemaligen Gasthaus „Zum weißen Rössel“ Nr. 29/30, neben dem Stadttheater)
Mlynarsche Pforte zwischen den Häusern Nr. 201 und 202
Pforte zwischen den Häusern Nr. 238 und 239 (von der Prager Gasse zum Schießhaus)
Liebotschaner Tor
Ehemalige Synagoge
Priestertor
Kleinstes Hopfenfeld der Welt am Ringplatz von Saaz
Firma Saazer Hopfen / Žatecký chmel
Ältestes und einzig erhaltenes Fachwerkhaus der Stadt
Kirche der Hl. Petrus und Paulus des ehemaligen Minoritenklosters (1266 bis 1419) auf dem Lorettoplatz (náměstí J. Žižky), durch Grabung gesichert, siehe spezielle Pflasterung auf dem Platz
Lorettokapelle am Lorettoplatz, erbaut im Jahre 1715, nach 1791 als Wohnhaus genutzt, später abgebrochen, dahinter befindet sich die Bürgerliche Brauerei
Heiligkreuzkapelle am Ringplatz (am heutigen Hopfengarten)
St.-Veits-Kirche in der Schönfeldgasse (Dvořákova) bis 1409, durch Grabung gesichert, siehe spezielle Pflasterung
Kirche mit unbekanntem Patrozinium in Schitnitz (Žitník) auf dem Püschel-Platz (náměstí Chelčického), durch Grabung gesichert, siehe spezielle Pflasterung auf dem Platz
St.-Johannes-der-Täufer-Kirche mit ehemaligem Friedhof im Mühlviertel (Mlynarsch) bis 1902
St.-Andreas-Kapelle im Mühlviertel
Allerheiligenkirche in Dwornitz (Dvorník)
St.-Prokop-Kirche (bis 1828) mit ehemaligem Friedhof (bis 1902) in Dwornitz, Mozartstraße (Jana Herbena) am linken Egerufer
St.-Michael-Kirche in Brandeis am Rebitzer Platz (Nerudovo náměstí) bis 1788[8]
St.-Nikolaus-Kirche (bis 1869) und St. Anna-Kapelle in der oberen Vorstadt
Fronleichnamskapelle (Corpus Christi) in der oberen Vorstadt
St.-Lazarus-Kapelle in der Trnowaner Str. in der oberen Vorstadt (1884 abgerissen)
St. Johannes Evangelist und St. Maria Magdalena in der unteren Vorstadt bis 1648
Filzfabrik Dietersdorf Saaz Nr. 1187 (Raisova 1187)
Heinrich Schuldes Pflug- und Maschinenfabrik Saaz, Kupferberg Ecke Pellasgasse (U Odborů 258)
zahlreiche Hopfenhandelsfirmen, insbes. im Bereich der Prager Vorstadt
Neben dem Hopfenhandel gelangte die Stadt auch durch den Handel mit Gurken zu Wohlstand. Der Gurkenmarkt befand sich in der unteren Vorstadt vor der Egerbrücke.
Gegenwärtige Unternehmen
Brauerei Žatec (Žatecký Pivovar – die ehemalige Bürgerbrauerei von Žatec), Žižkovo nám. 81, gehört seit 2014 zur Unternehmensgruppe Carlsberg[31]
Spätestens im 14. Jahrhundert sind Juden in die königliche Stadt Saaz eingewandert, ihre Existenz lässt sich seit 1350 nachweisen. Ein jüdisches Ghetto mit Friedhof („Judengarten“) gab es am rechten Ufer der Eger.
Im Jahr 1541 ereignete sich ein Pogrom gegen die Juden, sie wurden vertrieben, ihr Besitz wurde geraubt. In einem Gnadenbrief bestätigte König Ferdinand von Böhmen 1543, dass die Stadt fortan keine Juden mehr zu dulden brauche. Die vertriebenen Juden siedelten sich in verschiedenen umliegenden Dörfern an, z. B. in Horschenz (Hořence bei Nezabylice), Libotschan (Libočany), Liebeschitz (Liběšice u Žatce), Michelob (Měcholupy), Postelberg (Postoloprty) und Tscheraditz (Čeradice).[33][34]
Aber auch in der näheren Umgebung, z. B. in Bielenz (Bílence), Deutsch Rust (Podbořanský Rohozec), Drahenz bei Lubenz (Drahonice bei Lubenec), Eidlitz (Údlice), Ledau bei Podersam (Letov bei Podbořany), Maschau (Mašťov), Pflanzendorf bei Perutz (Hřivčice bei Peruc), Podersam (Podbořany) und Weitentrebitsch (Široké Třebčice bei Veliká Ves) gab es jüdische Gemeinden und jüdische Friedhöfe.
Die Rückwanderung von Juden aus diesen umliegenden Dörfern nach Saaz begann erst wieder um 1850 bedingt durch die jüdische Emanzipation nach der Revolution von 1848/49. Im Jahr 1868 erfolgte die Verlegung der Synagoge von Libotschan nach Saaz und es wurde eine jüdische Kultusgemeinde in Saaz gegründet. Der jüdische Friedhof an der Trnowaner Straße wurde 1869 eröffnet (seit 1902 mit Zeremonienhalle). Die Saazer Synagoge wurde 1871–72 nach Plänen von Johann Staniek in der Langgasse erbaut und im Jahr 1911 renoviert, sie ist die zweitgrößte in Böhmen.
Um das Jahr 1900 gab es die größte Anzahl jüdischer Bewohner in der Stadt, es lebten etwa 1300 Juden in Saaz. Eine starke Abwanderung setzte in den 1930er Jahren ein. Bei der Eingliederung des Sudetenlandes ins Deutsche Reich im Jahr 1938 hatten die meisten Juden die Stadt bereits verlassen, mit der Deportation der letzten Juden kam 1942 das Ende der jüdischen Gemeinde. Die Synagoge wurde 1938 teilzerstört, danach aber wieder als Lazarett und nach dem Zweiten Weltkrieg als Lagerraum genutzt. Nach der Sanierung im Jahr 2008 wird sie jetzt als Kulturzentrum genutzt, da es keine jüdische Gemeinde in Saaz mehr gibt.
Liste der Rabbiner in Saaz
Folgende Rabbiner sind dokumentiert:[35]
Reise von Karlsbad nach Teplitz vom 4. bis 6. August 1810 mit je einer Übernachtung in Schönhof und Saaz, weiter über Brüx und Dux – hier beeindruckte ihn „die Ansicht der wunderlichen Berge des Mittelgebirges“,[37]
Reise von Karlsbad nach Teplitz am 13./14. Juli 1812 mit Übernachtung in Saaz – hier machte er geologische Anmerkungen zur Umgebung von Saaz und beschrieb die „schöne Lage von Saaz“,[38]
Rückreise am 11./12. August 1812 von Teplitz nach Karlsbad mit Übernachtung in Libkowitz bei Lubenec, wobei er am 11. Aug. in Saaz zu Mittag gespeist hat,[39]
Der österreichische Komponist Panos Kirkor[40] hat u. a. zwei Klavierstücke über die Stadt Saaz komponiert:
„Saazer Bier- und Hopfen-Marsch“ für Pianoforte, op. 15, Verlag der Hofmusikalienhandlung von G. Näumann, Dresden[41]
Legende: Im Jahr 2001 wurde auf dem Ringplatz in Saaz ein Grab entdeckt, in dem sich ein Skelett, die Reste eines hölzernen Fasses und eine kleine Tontafel mit sieben Kerben, die als „älteste Bierrechnung der Welt“ bezeichnet wurde, gefunden. Diese Tafel, als Gedenktafel an den „ältesten Biertrinker der Welt“ interpretiert, wurde zum Logo des Vereins Tempel des Hopfens und des Bieres.
Jeweils im September zum Ende der Hopfensaison findet das Saazer Hopfenfest (genannt Dočesná oder Chmelfest – Zusammensetzung aus tschechisch chmel für „Hopfen“ und dem deutschen Fest) statt.[43]
In der Stadt wurden u. a. Aufnahmen für folgende Filme gedreht:
Wenzel Katzerowsky: Die Primatoren der Stadt Saaz. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in den Sudetenländern. Band 10, Prag 1872, S. 37–43 und S. 66–74 (books.google.it).
Wenzel Katzerowsky: Nekrologium der Stadt Saaz von 1500–1887, ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Saaz. Saaz, 1888 (digital.staatsbibliothek-berlin.de).
Karl Tutte: Der politische Bezirk Saaz. Saaz 1904
Adolf Seifert: Geschichte der königlichen Stadt Saaz. Saaz, 1894
Adolf Seifert: Die Stadt Saaz im 19. Jahrhundert. Saaz 1902
Ludwig Schlesinger: Das Urkundenbuch der Stadt Saaz. In: Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Band 11, Prag 1873, S. 1–13 books.google.it Nachdruck: Prag 1892 (sources.cms.flu.cas.cz Digitalisat).
↑Alfred Schickel: Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei: Geschichte, Hintergründe, Bewertungen Hrsg.: Bundesministerium für Vertriebene und Flüchtlinge, Dokumentation, ISBN 3-89182-014-3.
↑Hans-Ulrich Stoldt: Mord im Fasanengarten. In: Der Spiegel, Hamburg, Nr. 36, 31. August 2009, S. 66 f.
↑Franz-Josef Sehr: Vor 75 Jahren in Obertiefenbach: Die Ankunft der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2021. Limburg 2020, ISBN 978-3-927006-58-4, S.125–129.
↑Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 7: Saatzer Kreis, Prag und Wien 1787, S. 5.
↑Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 198, Ziffer 1) unten (books.google.de),
↑Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 17, Leipzig und Wien 1909, S. 356.
↑Ernst Pfohl: Ortslexikon Sudetenland. Preußler-Verlag, Nürnberg 1987, S. 494.
↑ abMichael Rademacher: Landkreis Saaz (tschech. Zatec). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Rudolf Hemmerle: Sudetenland Lexikon. Band 4, Adam Kraft Verlag, 1985, ISBN 3-8083-1163-0, S. 382.
↑Klaus-Dieter Alicke: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. (jüdische-gemeinden.de).
↑Ernst Mändl, Heinrich Schwenger: Geschichte der Juden in Saaz. In: Hugo Gold (Hrsg.): Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. Jüdischer Buch- und Kunstverlag, Brünn/Prag 1934, S. 579–584 (landesbibliothek.at; ebenso hugogold.com PDF).
↑Förderverein der Stadt Saaz/ Žatec e. V. (saaz-juden.de).