Dialäkt: Schwäbisch |
Dr Wilhelm Christian Ganzhorn, wia-nr mit seim ganza Nama ghoißa hot (* 14. Januar 1818 z Beblenga; † 9. Septembr 1880 en Cannstatt [heit a Stadtdoil vo Stuegert]) isch a Jurischt gwäa, wo en seira Freizeit fleißig Gedicht gschriiba hot. Ois vo deane ischt heit noh an Haufa Leit bekannt: Das stille Tal. S fangt ôô mit de Werdr Im schönsten Wiesengrunde ist meiner Heimat Haus ond ischt em Lauf dr Zeit zo-ma Volksliad worra.
Dr Wilhelm Ganzhorn kommt am 14. Januar 1818 z Beblenga uf d Welt. Sei Vaddr isch dr glernde Beck ond schbätre Schlossvogt Johann Georg Ganzhorn ond sei Muadr d Catharina Margareta geborene Maisch. Wia der Bua viir Johr alt ischt, zuit d Familie Ganzhorn om en d Nôchbrstadt Sendlfenga, wo dr Vaddr 1826 s Haus en dr Stuegerter Strôß 1 kauft. Sei Ufgab ischt, uf dr Markong Sendlfenga d Grondstick ond Bauwerk zo vorwalda, wo em Land gheeret. Weil’r will, dass us seim Bua amôl ebbes reachts werra soll, schickt’r-en 1828 uf-a Gymnasiom nôch Stuegert. Deet isch dr Gustav Schwab (1792 bis 1850) oinr vo seine Lehrer. Der erkennt en seim Schialer s Talent zom Dichda ond ermontret-en, des jô et vorkemmra zo lau. So kommt’s, dass dr Wilhelm Ganzhorn en seira Freizeit fleißig Ballada, Scharada ond Gedicht ibr d Nadur vorfasst.
Nôch-em Abi fangt dr Ganzhorn ôô, Jura zo studiira, zerscht drei Johr a dr Uni Diibenga ond ab 1840 an dr Uni Heidelberg. En de Semeschtrferia macht’r a lengra Reis da Rhei naa. Z Unkel lernt’r da acht Johr eltra Ferdinand Freiligrath kenna. Dô drbei entstoht a Freindschaft, wo s ganz Leaba lang hebt. Nôch-em Beguatachda vom Ganzhorn seine Gedicht schreibt-em dr Freiligrath am 28. Dezembr 1940 an Briaf, wo’s dren hoißt: Du sollst sehen, dass Dein Name bald mit Achtung genannt sein wird. Strebe nur hin und wieder nach größerer Kontinuität und Prägnanz. Du bist manchmal noch zu unbestimmt und allgemein liederlich. Schade, dass man nicht alles Humoristische von Dir drucken kann – als Humorist trittst Du entschieden am eigenthümlichsten, als poetisches Individuum auf.
1842 legt’r de zwoit jurischdisch Staatspriafong ab. S Johr druf wuud’r Assischdent beim Obrlandesgricht Backnang. Nomôl zwoi Johr schbätr wuud’r zom zwoida Richtr am Amtsgericht en Neiabirg em Schwarzwald ernannt. Deet entstôht sei berihmdeschts Gedicht Das stille Tal mit 13 Strofa, wo drvo de erscht ond de boide ledschde bald zo-ma Volksliad werret, wo ma uf d Melodii vo sellem eltra Liad Drei Lilien, drei Lilien, die pflanzt ich auf sein Grab senga kôô. Mr muaß abr ôômerga, dass de erscht Strof en fascht älle Liadrbiachr a bissle falsch wiidrgäa wuud. Beim Ganzhorn hoißet dr dridde ond dr virde Vers Ich zieh zur Morgenstunde / ins Tal hinaus, ond gsonga wuud meischdens Da zog ich manche Stunde / ins Tal hinaus. Neaba dera idillischa Nadurschildrong behandlet seine Gedicht abr au hischdorische Stoff ond d Ôfeng vo de soziale Omwelzonga mit-em Schicksal vo de Arbeitr.
En Neiabirg betädigt sich dr Ganzhorn en dr Revolutionszeit 1848/49 au polidisch. Er wuud Migliid vom Volksvorei, wo fir a republikanischa Staatsform ond de demokradische Reacht eitridd, was-em abr schbätr em Beruaf a baar Nôchdoil eibrengt.
Em Johr 1859 wuud dr Ganzhorn zom Obramtsrichtr z Neckarsulm ernannt. Deet wuud’r Mitgliad vom Historischen Verein für das württembergische Franken, wo sich d Altrtoms- ond Gschichtsforschong uf d Fahna gschriiba hot. Jetzt ibrwäldigt-en au widr amôl sei grauß Entresse fir d Archäologii. Er nemmt en Schbada und buddlet, was s Zeig helt, zerscht en seim oigna Gerichtsbezirk ond schbätr en seira Hoimetstadt Sendlfenga. Ibr seine Forschongsergebnis ond seine Vorträg dô driber kommet en viile Zeidonga Artikl.
Z Neckarsulm kriagt dr Ganzhorn au efders amôl Bsuach vo manche Leit, wo em deitschschbrôôchiga Room an graußa Ruaf hend, zom Beischbiil vo seim Freind Ferdinand Freiligrath, vom Badener Viktor von Scheffel, vom Theobald Kerner, em Justinus Kerner sei Soh, wo wia sei Vaddr au Doktr worra ischt, vom Nadurforscher Robert Mayer ond vom Afrikaforscher Gustav Nachtigal. Dr Ganzhorn ischt a glaibiger Mensch ond goht au efders en d Kirch. Bei dera jonga evangelischa Kirchagmoid vo Neckarsulm – dui Stadt isch hauptsächlich katholisch – wuud’r en da Pfarrgmoidrot gwehlt ond schbätr sogar Bezirkssynodaler.
Em Sommr 1878 schliaßlich wuud dr Ganzhorn nôch Cannstatt vrsetzt, wo-nr em Gebeide vom Amtsgricht e dr Wilhelmstrôß amdet ond wohnt. Jetzt endlich hot’r au Gleagaheit, en dr bloß wenich Kilometr entfernde Nôchbrstadt Stuegert seine kuldurelle Bedirfnis zo befriidiga. Heifich siht mr-en deet bei-ma Konzert, em Hoftheatr ond en dr Opr. Seine Liablengskombonischda send dr Georg Friedrich Händel, dr Ludwig van Beethoven ond dr Wolfgang Amadeus Mozart.
Fascht s ganz Leaba lang isch dr Ganzhorn a kerngsondr Môô gwäa. Äll seine Reisa (ond greist ischt’r an Haufa, au oft ens Ausland) hot’r ohne gsondheitliche Schäda ibrstanda. Erscht em Altr vo 62 Johr wuud’r vo ernschde Krankheida plôgt. Vo seira ledschda Reis nôch Dissldorf kommt’r mit-ra arg ôôgschlagna Gsondheit zruck. Zo-ma schmerzhafda Gschwiir em Nacka gsellt sich bald a Longaentzendong. Am 9. Septembr 1880 schliaßt’r d Auga fir emmr. Sei Ableaba isch dr Cannstadder Zeidong sogar a Extrabladd wert, weil der Môô enzwischa so an graußa Bekannheitsgrad erwôrba hot. Des zeigt sich au zwoi Dag schbätr bei dr Beerdigong uf-em Uff-Kirchhof: An riisiger Zug lauft em Sarg hendrher. Au Vrtreter vom Land Wirdaberg ond vo dr Stadt send drbei. Sei ledschda Ruha fend dr Ganzhorn ganz en dr Nähe vo seim Freind Ferdinand Freiligrath.
Em Ganzhorn sei bekanndeschda Dichdong ischt ohne Zweifel sei Wiisagrond-Liad. Des wuud au heit noh vo viile Cheer gsonga. An Haufa Leit werret’s fir a echts Volksliad halda, au wenn en älle Liadrbiacher, wo’s dren kommt, em Ganzhorn sei Nama drbeistôht. Zor Erennrong an-en ischt 1921 am Amtsgricht Neckarsulm a Dafl mit seim Porträä nôôgmacht worra. 1948 hot d Stadt Sendlfenga oim vo ihre drei grauße Rondwandrweag da Nama Wilhelm-Ganzhorn-Weg gäa. Em Johr 1950 hot z Neckarsulm zom Ganzhorn seim 70. Todesdag a Ganzhorn-Feier mit-ra Ausstellong staddgfonda. Dô drbei hot dr Kuldusminischtr Theodor Bäuerle da Feschtvortrag ghalda. D Stadt Stuegert hot 1965 de Ôôlaga beim Uff-Kirchhof da Nama Ganzhornanlagen gäa.
1980, also 100 Johr nôch-em Ganzhorn seim Dod, hend nôchanandr viir Städt, wo dr Ganzhorn a lengra Zeit gwirkt hot, a Ausstellong ibr sei Leaba ond Werk zeigt: Neckarsulm em Septembr en dr Ganzhornstub em Deitschordaschloss, Sendlfenga em Oktobr em Rôthaus, Bad Cannstadd em Novembr en dr Landesschirokass am Wilhelmsblatz ond Beblenga em Dezembr em Kuldurhaus. Zo dera Ausstellong hot d Landesschirokass (heit: BW-Bank) a Heftle mit zwelf Seida finanziirt, wo ibr-em Ganzhorn sei Leaba ond Wirka Auskonft geit.
Z Conweiler ond en Straubahard send Schuala nôch-em Ganzhorn benannt worra.[1][2]
(mit-em Vrmerk „unter dem Galgen zu singen“)
Auf, Brüder, auf, getrunken
Von diesem goldnen Wein!
Vielleicht wird dieser Humpen
Der allerletzte sein.
Heut trinken wir nach Fröhlichkeit,
Für morgen bleibt uns Seligkeit
Am Balken,
Am Galgen!
Auf Brüder, lasst uns singen
In finstrer Waldesnacht,
Dass fern in Felsenschluchten
Des Echos Ruf erwacht.
Heut ist noch frei der Lieder Schall
Und morgen sind die Brüder all
Gefangen,
Gehangen!
Kleiner Amor! Mit den Zeiten
Solltest du auch vorwärts schreiten,
Musst dich hübsch modernisieren,
Fein frisieren, parfümieren,
Musst nach Würden, Orden streben,
Dich mit Dienerschaft umgeben,
Als hochadliger Göttersohn
Leben nach dem feinsten Ton,
Durch Lorgnetten musst du schielen,
Mit Demanten musst du spielen,
Kleiden dich als Liebesbote
Stets nach der Pariser Mode.
Und da nun seit langer Frist
Pulverkunst erfunden ist,
Kannst kein Opfer mehr ereilen
Du mit deinen stumpfen Pfeilen,
Die nur ritzen Haut und Ader.
Schaff dir einen Hinterlader,
fernhin treffend, leicht, bequem,
Nach dem neuesten System!
Ist ja leider heutzutage
Der Gesittung höchste Frage:
Mit den bestgezognen Waffen
Schnell und gründlich wegzuschaffen!
Jürg Arnold: Wilhelm Ganzhorn – Leben, Ahnen, Gedichte, rausgäa vom Hoimetgschichtsvorei fir da Scheebuach ond s Gai e. V. 1969