Die Afrikanischen Salmler (Alestidae, ältere Schreibweise Alestiidae), auch Großaugensalmler genannt, sind eine Familie aus der Ordnung der Salmlerartigen. Die Fische leben in den Süßgewässern des tropischen und subtropischen Afrika, die meisten Arten kommen aus dem Stromgebiet des Kongo. Einige Arten sind sehr schöne und beliebte Süßwasserzierfische.
Großaugensalmler haben einen gestreckten, manchmal auch leicht hochrückigen Körper, der mit Cycloidschuppen bedeckt ist. Die meisten Arten sind großäugig und haben große Rückenflossen. Eine Fettflosse ist vorhanden. Das Maul ist oft leicht oberständig. Die Tiere haben zwei Reihen Zähne auf dem Praemaxillare (Bryconaethiops hat drei), die zweite mit Mahlzähnen (Gr.: „alestes“ = mahlen). Das Maxillare ist zahnlos. Afrikanische Salmler der ehemaligen Unterfamilie Alestinae werden 3,2 bis 60 Zentimeter lang, die ehemaligen Hydrocyninae erreichen Längen von einem halben bis 1,35 Meter. Beim Riesen-Tigersalmler wurden schon Exemplare bis 1,50 Meter gefangen.
Die meisten Afrikanischen Salmler leben als Schwarmfische in Seen und Flüssen. Sie ernähren sich vor allem von Insektenlarven und anderen kleinen Wasserbewohnern. Einige Arten fressen auch Pflanzen. Die großen Arten der Gattung Hydrocynus fressen kleinere Fische. Afrikanische Salmler laichen in Gruppen oder paarweise im freien Wasser oder zwischen Wasserpflanzen. Die Eier sinken auf den Grund oder kleben an den Pflanzen.
Die innere Systematik der Afrikanischen Salmler ist bis heute umstritten. Ein Vorschlag ist, die großen, piscivoren Tigerfische (Hydrocynus) in eine eigene Unterfamilie zu stellen (Hydrocyninae) und alle anderen Afrikanischen Salmler in eine andere (Alestinae), ein anderer vier Gattungen großer und mittelgroßer Arten (Alestes, Brycinus, Bryconaethiops und Hydrocynus) in einer Tribus (Alestiini) zuzuordnen und die kleineren in einer anderen (Petersiini). Für letztere wird als Merkmal das Fehlen einer mehrspitzigen, molariformen Bezahnung und der bei vielen Arten vorhandene ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus angegeben. Die Bezahnung gilt aber als ursprüngliches Merkmal kann zur Klärung der internen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Untergruppen nicht herangezogen werden.[3]
Das rechte Kladogramm, ermittelt durch den Vergleich von je zwei Markern der mitochondrialen und der Zellkern-DNA, ergibt sich bei der Auswertung der Datensätze nach dem Prinzip der Maximalen Sparsamkeit (Parsimony). Werden sie mit der Methode der Bayesschen Statistik berechnet, so entsteht sich ein fast gleiches Kladogramm, nur Alestes und Hydrocynus sind dann Schwestergattungen. DNA der Gattungen Petersius und Virilia standen nicht zur Verfügung.[1]
Für zwei weitere, monotypische Gattungen mit dem Afrikanischen Großschuppensalmler (Arnoldichthys spilopterus) und dem Adonissalmler (Lepidarchus adonis) als Arten, ergaben die Berechnungen, dass sie offenbar nicht zu den Alestidae gehören, sondern in einer großen Klade südamerikanischer Salmler stehen, der Afrikanische Großschuppensalmler als Verwandter der Amerikanischen Hechtsalmler (Ctenoluciidae), der Adonissalmler basal zu einer Klade von Chalceus, den Acestrorhynchidae und der Echten Salmlern (Characidae).[1]
Der Afrikanische Großschuppensalmler (Arnoldichthys spilopterus) und der Adonissalmler (Lepidarchus adonis), die beide ebenfalls zu den Afrikanisches Salmlern gehörten, wurden im November 2024 in die neu eingeführte Familie Lepidarchidae verschoben, da sie näher mit den Afrikanischen Hechtsalmlern (Hepsetidae) verwandt sind als mit den Afrikanischen Salmlern.[7]
Günther Sterba: Süßwasserfische der Welt. Urania Verlag., Leipzig 1990; Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-991-7.
Melanie L. J. Stiassny, Guy G. Teugels, Carl D. Hopkins: The Fresh and Brackish Water Fishes of Lower Guinea, West-Central Africa. Band 1. Muséum national d’histoire naturelle / Musée royal de l’Afrique Centrale, Paris / Tervuren 2007, ISBN 978-90-74752-20-6.
↑ abc
Jairo Arroyave, Melanie L.J. Stiassny: Phylogenetic relationships and the temporal context for the diversification of African characins of the family Alestidae (Ostariophysi: Characiformes): Evidence from DNA sequence data. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 60, Issue 3, September 2011, doi:10.1016/j.ympev.2011.04.016.
↑ abc
Melanie L. Stiassny, Cooper Keane, José J. M. M. Mbimbi und Bruno F. Melo: Phylogenomics and Morphology of the African Fish Genus Brycinus with Revalidation of Brachyalestes and Description of a New Species from the Congo Basin (Teleostei: Alestidae). Ichthyology & Herpetology 111(4), 597-611, (November 2023). doi:10.1643/i2023033
↑Stiassny, Teugels & Hopkins (2007), Seite 381–383.
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M. M. Mbimbi, J. J. & Stiassny, M.L.J. (2012): A new Alestopetersius (Characiformes: Alestidae) from the Kwilu River (Kasai basin) of central Africa; with a phylogeny for the genus and synonymy of Duboisialestes. Zootaxa, 3166: S. 59–68 (PDF; 2,8 MB).
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Bruno F. Melo, Melanie L. J. Stiassny (2024): Phylogenomic and anatomical evidence for the Late Cretaceous diversification of African characiform fishes, including a new family, under the influence of the Trans-Saharan Seaway. Evolutionary Journal, Oktober 2024, Doi: 10.1093/evolinnean/kzae030