Akamai Technologies, Inc.
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Rechtsform | Corporation |
ISIN | US00971T1016 |
Gründung | 1998 |
Sitz | Cambridge, Vereinigte Staaten |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | rund 9.800[2] |
Umsatz | 3,62 Mrd. US-Dollar (2022)[3] |
Branche | Cloud Computing, IP-basierte Dienstleistungen |
Website | www.akamai.de |
Stand: 31. Dezember 2023 |
Akamai Technologies (von hawaiisch Akamai – „intelligent“, „raffiniert“)[4] war laut der Wirtschaftswoche im Jahr 2019 einer der international größten Anbieter für die Auslieferung und Beschleunigung sowie Absicherung von Online-Anwendungen und -Inhalten.[5][6] Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und begann seine Geschäftstätigkeit zunächst im Bereich Content Delivery. Seit 2022 bietet Akamai auch Cloud Computing Dienste an.[7]
Akamai ist in den Bereichen Cloud Computing, Edge Computing, Cybersicherheit und Content Delivery tätig. Das Unternehmen koordiniert und optimiert zum Beispiel die Lastverteilung von Web-Inhalten (Content Delivery Network), bietet Cloud Computing-Dienste an und schützt vor Hackerangriffen wie Application- und DDoS-Attacken.[8][9] Die Dienste laufen teilweise für den Anwender beim Surfen im Internet unsichtbar im Hintergrund.[10]
Der Unternehmensbereich Cloud Computing ist auf Workloads mit höherer Leistung ausgelegt, die näher am Endnutzer ausgeführt werden müssen (etwa bei Applikationen in Streaming-, Computerspiel- und E-Commerce-Anwendungen). Die Dienstleistungen sind Teil der „Akamai Connected Cloud“, einer Edge- und Cloud-Plattform für Computing-, Cybersicherheit- und Content Delivery-Anwendungen.[11]
Die Akamai Connected Cloud besteht aus rund 350.000 Edge Servern mit rund 2.000 Fachkräften in 134 Ländern in über 4.100 Edge Point of Presences und rund 1.200 Netzwerken,[12][13] durch die beispielsweise Anwendungen, die in einer Multi-Cloud-Umgebung bereitgestellt werden, geschützt werden können.[14][15] Die Plattform bietet Unternehmen und deren Cloud-Aktivitäten einen Sicherheitsschirm, der die Webseiten, die mobile Infrastruktur und die Schnittstellen von Unternehmen schützt.[16] Darüber hinaus überwacht die Edge-Plattform des Unternehmens wichtige Internetknoten, um regionale Staus umgehen zu können und die mobile Infrastruktur sowie Schnittstellen der Unternehmen zu schützen.[17][16]
Das Content Delivery Network (CDN) von Akamai beschleunigt die Auslieferung von Webinhalten und Downloads durch Lastverteilung.[18] Die Verbreitung der Datenmengen des Content Delivery Networks wird mittels Caching in dem im Netz verteilten Edge-Servern unterstützt, die große Datenmengen zwischenspeichern.[19]
Sendet ein Nutzer zum Beispiel per Browser eine Anfrage, um die Onlineapplikation eines Akamai-Kunden aufzurufen, wird diese Anfrage an das autoritative DNS von Akamai weitergeleitet und infolge des intelligenten Mapping-Systems mit der IP-Adresse des Akamai Connected Cloud-Servers, der möglichst nahe am Nutzer ist, beantwortet.[10] In der CDN-Struktur erfolgt mittels des Mapping-Systems eine Übersetzung des Domänennamens der URL in die IP-Adresse des Edge-Servers, um so den Inhalt für den Benutzer bereitzustellen.[20] Mit dieser IP-Adresse kann der Browser im nächsten Schritt Akamais Connected Cloud-Server für nachfolgende Anfragen direkt kontaktieren.[21] Die Inhalte eines Webangebotes werden hierbei nicht auf einem einzelnen Server zwischengespeichert, sondern mittels intelligenter Algorithmen auf eine Vielzahl von Connected Cloud-Servern verteilt. Hierdurch haben beispielsweise einzelne Ausfälle von Servern der Akamai Connected Cloud und Angriffe auf die Onlineapplikationen oder Systeme der Akamai-Kunden zu vernachlässigende Auswirkungen auf deren Verfügbarkeit.[22][23][24] Darüber hinaus werden durch die Nutzung der Akamai Connected Cloud als Intermediär zwischen der Infrastruktur des Kunden und dem Browser des Nutzers die Hosting-Infrastruktur von Akamais Kunden und die öffentlichen Telekommunikationsnetzwerke entlastet sowie die Zugriffszeiten für den Endnutzer beschleunigt. Die Anbieter von Inhalten benötigen keine super-breitbandigen Internetverbindungen, wodurch Unternehmen zum Beispiel Streaming-Dienste mit hoher Verfügbarkeit bereitstellen können.[18][22]
Akamai schützt des Weiteren Webseiten, beispielsweise per Web Application Firewalls.[25] Darüber hinaus bietet das Unternehmen den Schutz von Rechenzentren an.[22] Das „Network Operations Command Center“ (NOCC) dient zum Beispiel der proaktiven Überwachung und Fehlerbehebung aller Server in der globalen Akamai Connected Cloud-Plattform. Hierbei liefert das NOCC Echtzeit-Statistiken über die Bedingungen des Internetverkehrs auf den Servern von Akamai und den Webseiten der Kunden.[26][27]
Des Weiteren arbeitet Akamai mit Zero Trust-Modellen sowie Mikrosegmentierung (etwa die „Agentless Segmentation“, durch die die Zero-Trust-Architektur auf vernetzte IoT- und OT-Geräte ausgeweitet werden kann),[28] um zum Beispiel die Infrastruktur der Kundennetzwerke vor Ransomware-Angriffen zu schützen.[29][30][31] Außerdem bietet das Unternehmen eine API-Security-Anwendung an, um vor Missbrauch und Datendiebstahl zu schützen.[32][33]
Akamai veröffentlicht seit 2008 vierteljährlich einen Bericht über den Status des Internets („State of the Internet“).[34] Der Bericht verzeichnet unter anderem Online-Angriffe und vergleicht beispielsweise Cyberangriffe im Finanzdienstleistungsbereich, die laut dem Bericht zwischen dem zweiten Quartal 2022 und dem zweiten Quartal 2023 international um 65 Prozent zunahmen.[35]
Der internationale Hauptsitz von Akamai befindet sich in Cambridge, Massachusetts, USA, der europäische Hauptsitz ist in der Schweiz in Zug.[36] Seit 2012 befindet sich die deutsche Niederlassung des Unternehmens in Garching bei München.[37] Akamai unterhält weitere internationale Standorte, beispielsweise in Mexiko-Stadt, São Paulo, London, Mumbai, Singapur, Seoul, Sydney und Tokio.[11][38]
2023 waren rund 9.800 Mitarbeiter für Akamai tätig.[2] Im Jahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen 3,62 Mrd. US-Dollar (3,34 Mrd. Euro).[3]
Zu den rund 3.500 Kunden gehören unter anderem Axel Springer, Adobe,[39][40] Apple,[18] Das Erste[41] und die Dritten, Idealo,[42] die Haufe Gruppe,[43] Lufthansa,[44] Zalando,[45] Bofrost,[46] World Economic Forum,[47] TikTok,[48] eBay,[49] Microsoft,[40] die NSA,[50] die NASA,[5] Philips, Red Bull,[40] die US-Army,[51] das US-Außenministerium,[52] die Hersteller von Virenschutz-Software McAfee, Bitdefender und Avast sowie weitere Fernsehsender und öffentliche Stellen wie Sicherheitsbehörden und Universitäten.[53][54]
Im Jahr 1995 begann am Massachusetts Institute of Technology (MIT) die für Akamai grundlegende Zusammenarbeit des Mathematikprofessors Tom Leighton und des Studenten Daniel M. Lewin sowie des World-Wide-Web-Erfinders Tim Berners-Lee.[17][55] Nachdem Leighton den der Content Delivery-Dienste von Akamai zugrunde liegenden Algorithmus entwickelt hatte, gründeten Lewin und Leighton gemeinsam mit Jonathan Seelig im August 1998 Akamai Technologies.[17][56]
Im Januar des Folgejahres verfügte Akamai über rund 9 Millionen US-Dollar Umsatz und beschäftigte 35 Mitarbeiter.[57] Im April desselben Jahres nahm das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit auf,[58] wobei in der ersten Jahreshälfte rund 75 Prozent der Erlöse mit Apple erwirtschaftet wurden.[57] Zusätzlich investierte Apple im Juni rund 12,5 Millionen US-Dollar in Vorzugsaktien von Akamai.[57][59][60] Ebenso investierte Microsoft in das Unternehmen, sodass Akamai zu fünf Prozent Apple und zu einem Prozent Microsoft gehörte.[61] Darüber hinaus investierte auch Cisco Systems im August 1999 rund 49 Millionen US-Dollar in Vorzugsaktien von Akamai.[62] Zu diesem Zeitpunkt betrieb Akamai 900 Server in 25 Telekommunikationsnetzen und 15 Ländern.[57] Der Börsengang des Unternehmens erfolgte im Herbst desselben Jahres.[63][64] Im Oktober betrieb Akamai bereits 1475 Server in 55 Telekommunikationsnetzen und 24 Ländern.[62]
Anfang 2000 übernahm Akamai den Internet-Broadcaster Network24 sowie den Streaming-Provider Intervu Inc. für rund 2,8 Milliarden US-Dollar.[65][66][67] Intervu war bis dato der führende Dienstleister für Übertragungen von Video- und Audio-Inhalten im Internet gewesen, wodurch Akamai seine eigene Kundenbasis auf mehr als 1.000 Unternehmen ausbaute.[68] Durch die Übernahme erweiterte das Unternehmen außerdem seinen Bestand auf insgesamt rund 3.000 Server und 100 Netzwerke in 40 Ländern.[69] Im April desselben Jahres kündigte Akamai die Kooperation mit dem Netzwerkbetreiber und Internet-Provider Genuity an, der zu dieser Zeit Teil der GTE Corp. war. Dadurch konnte Akamai zusätzliche Netzwerkkapazitäten erwerben und die internationale Erreichbarkeit des Unternehmens verbessern.[70] Im Juni kündigte Akamai an, mittels einer Karte, die das gesamte Internet aufzeigt, für Web-Anfragen den schnellsten Pfad zum Adressaten zu ermitteln.[71] In Zusammenarbeit mit Loral Cyberstar, Inc. und Cidera plante das Unternehmen im Jahr 2000 außerdem, seine Leistungen über Satellit für Internet Service Provider bereitzustellen.[72]
2001 bestand Akamais Plattform aus 9.700 Edge-Servern, die in 650 Backbones von Internet-Service-Providern verteilt waren. Darüber hinaus entwickelte das Unternehmen die gemeinsam mit Oracle konzipierte Script-Sprache Edge Side Includes (ESI), um dynamische Inhalte zu verarbeiten.[73] Außerdem brachte Akamai 2001 ein Echtzeit-Analyse-Tool namens „Sitewise“ heraus.[74] Im selben Jahr verstarb Danny Lewin während der Terroranschläge vom 11. September 2001 auf dem American-Airlines-Flug 11.[75] Im Rahmen des Danny Lewin Community Care Days erinnert Akamai jährlich an den Mitbegründer des Unternehmens.[76]
Im Juni des Jahres 2004 fielen nahezu alle Webdienste des Unternehmens aus, sodass viele große Netzpräsenzen der von Akamai betreuten Unternehmen nicht erreicht werden konnten. Anfangs vermutete Akamai einen Denial-of-Service-Angriff, später gab das Unternehmen bekannt, das Problem sei in einem Programmfehler in der Akamai-Software begründet. Der Fehler konnte nach 90 Minuten behoben werden.[77][78] Im Folgejahr erweiterte das Unternehmen sein Angebot um die Beschleunigung von dynamischen Web-Anwendungen. Im Sommer 2007 stellte Akamai weitere Internet-Weltkarten vor, die den Internet-Datenverkehr in Echtzeit visualisieren.[79]
Im Oktober 2013 wurde bekannt, dass IBM zukünftig für den Schutz der eigenen Cloud-Kunden vor DDoS-Attacken und ähnlichen Angriffen mit Akamai zusammenarbeiten werde.[80] Ende des Jahres übernahm Akamai außerdem das im Bereich der DDoS-Abwehr tätige amerikanische Unternehmen Prolexic Technologies.[81] Im Folgejahr brachte Akamai neue Cloudlets für die Beschleunigung der Webentwicklung, die Vereinfachung der Skalierung von Infrastrukturen sowie die Verkürzung der Seitenladezeiten auf den Markt.[82]
Im Jahr 2015 schloss PLDT Inc. mit Akamai eine Partnerschaft für den Vertrieb der Intelligent Plattform durch das Medienunternehmen.[83] Im selben Jahr gründeten die Mozilla Foundation, Cisco Systems, Akamai sowie die Internet Security Research Group im Rahmen des Projektes Let’s Encrypt eine Organisation, die kostenlose Zertifikate für verschlüsselte Verbindungen bereitstellt.[84][85] Des Weiteren erhöhte Akamai 2015 seine Kapazitäten am DE-CIX auf zwölf 100-GE-Anschlüsse.[86] Zwei Jahre später übernahm Unternehmen das Cybersicherheitsunternehmen Nominum, Inc.[5] Seit 2017 ist Akamai außerdem durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik als DDoS-Mitigation-Dienstleister für Kritische Infrastrukturen qualifiziert.[87][88]
Im Herbst des Jahres 2021 übernahm Akamai das Cybersecurity-Unternehmen Guardicore Ltd.[89]
Das Unternehmen weitete 2022 seine Geschäftstätigkeit in den Bereichen Edge und Cloud Computing durch die Übernahme des Cloud-Hosting-Service Linode weiter aus.[7] Im selben Jahr trat das Unternehmen als Gründungsmitglied dem Critical Provider Program bei. Dieses Programm ist eine Initiative des Financial Services Information Sharing and Analysis Centers (FS-ISAC), eine Organisation für die Zusammenarbeit und Förderung der Cybersicherheit im Finanzdienstleistungsbereich. Durch das Critical Provider Program soll die Sicherheit von Lieferketten im Finanzbereich gestärkt werden.[90]
Im Frühjahr des Jahres 2023 übernahm Akamai das im Bereich der API-Sicherheit tätige israelische Startup Neosec.[91] Im selben Jahr eröffnete das Unternehmen außerdem weitere Cloud-Computing-Standorte in Chennai, Chicago, Paris, Seattle und Washington, D.C.[92][93] Darüber hinaus gab Akamai bekannt, einen neuen globalen Lastverteilungsservice einzuführen, um einen möglichen Single Point of Failure in verteilten Cloudarchitekturen zu verhindern.[92]