Duskes kam 1882 in Halberstadt zur Welt. Er lebte mehrere Jahre in den USA, ehe er Mitte der 1890er Jahre wieder nach Deutschland zurückkehrte, wo er sich in Berlin niederließ. Hier wurde er als Erfinder und Fabrikant technischer Geräte und als Händler mit Filmen, Kinozubehör und ‘Sprechmaschinen’ rasch Teil der aufblühenden Filmindustrie.[4] 1904 errichtete er die Alfred Duskes Fabrik für Kinematographen und Films in der Friedrichstr. 207.[5] 1907 gründete er die Firma Alfred Duskes in Berlin, Blumenstraße 77.[6] Es war die erste Produktionsfirma, die ihre Filme an Kinos verlieh und nicht nur verkaufte. Sein Aufnahmebetrieb befand sich im Wedding in der Sellerstraße 35 (Rex-Atelier). Geleitet wurde dieser von Charles Paulus,[7][8] der auch sein Kameramann war. Sein Filmarchitekt war von 1906 bis 1909 Kurt Dürnhöfer, welcher jedoch 1910 zu Oskar Messter ging.[A 1]
Zusammen mit dem Fabrikanten Carl Herbers gründete er im Juli 1908 die Duskes Kinematographen- und Film-Fabriken GmbH (1908–1912).[9] 1909 hatte Duskes ein Atelier in der Markgrafenstr. 94 (Mutoskop-Atelier). Im Februar 1910 gründete er mit dem Ingenieur Hermann Herbers die Berliner Kinematographen-Theater GmbH (1910–1914).[10] Als weitere Firmen folgten im März 1912 die Duskes GmbH (1912–1914)[11] und am 28. Dezember die Literaria Film,[12][13] deren Geschäftsführer er bis 1915 war.[14] Im März 1915 gründete er die Kinematographen Maschinenbau GmbH, die ab Oktober 1919 als Neutral-Film GmbH firmierte.[15] Gleichzeitig wandelte Duskes im Oktober 1919 die unter diesem Namen bestehende Produktionsfirma in die Diva-Film GmbH um, die er bis 1921 als Geschäftsführer leitete.[16]
Zudem erwarb er viele Filmtechnikpatente, z. B. 1907 die Synchronisier-Einrichtung Cinephon zum Vorführen von Tonbildern.[17] Eine Zeitlang konkurrierte er auf diesem seinerzeit florierenden[18] Geschäftsbereich mit Oskar Messter und dessen Nadeltonapparatur „Biophon“,[19] um deren Patente er 1908 mit Messter prozessierte.[20]
Duskes stellte in den Jahren zwischen 1907 und 1912 zahlreiche Tonbilder mit Szenen und Liedern aus Opern, vor allem aber aus damals populären Operetten (wie Die Fledermaus von Johann Strauss, Ein Walzertraum von Oscar Straus, Die Dollarprinzessin und Der fidele Bauer von Leo Fall) und Revuen (z. B. Der Teufel lacht dazu oder Das muss man seh’n von Victor Hollaender) her, in denen z. T. namhafte Interpreten der 1910er Jahre zu sehen und zu hören waren.
Neben Spielfilmen und Tonbildern produzierte Duskes auch Aufnahmen von Aktualitäten wie Staatsbesuchen, Sportereignissen, Luftschiff- und Hochbahnunglücken; bekannt geworden ist sein Film mit dem Schuster Wilhelm Voigt.[21][22] Der Fall regte auch die Schallplattenhersteller zu entsprechenden Aufnahmen an, z. B. Star Record, die eine Gedenkplatte zu Wilhelm Voigts Haftentlassung am 16. August 1908 herausbrachten, auf der er selber sprach,[23] dem Hauptmann von Köpenick (1908). Bereits 1906 hatte er dessen Geschichte mit dem Theaterbesitzer Ernst Baumann in der Titelrolle als Spielfilm[24] realisiert, dessen Aufführung von der Polizei Berlin am 21. August 1908 verboten wurde. Der Kinematographen-Fabrikant Carl Buderus hatte ebenfalls 1906 eine kurze Stummfilm-Satire auf den Fall gedreht hatte.[A 2]
Im August 1919 wurde Alfred Duskes in den Vorstand der National-Film Aktiengesellschaft berufen.[25] Er leitete die AG an der Seite von Victor Altmann bis zum April 1922 und wechselte dann in den Aufsichtsrat.[26] Mit Richard Joseph, dem Ex-Vorstand der National-Film AG, gründete er die Glashaus-Film GmbH im November 1919.[27] Zweck des Unternehmens war laut Handelsregistereintrag „der Betrieb aller Unternehmungen, die mit kinematographischen Geschäften im Zusammenhang stehen, insbesondere Filmaufnahmen im Glashaus“.
Am 15. Februar 1921 wurde die Duskes Film GmbH in die Luna-Terrassen GmbH umgewandelt.[28] Alfred Duskes leitete als Generaldirektor in Partnerschaft mit Siegbert Goldschmidt die Luna-Park Terrassen am Halensee.[29]
Im August 1921 war er als Aktionär an der Gründung der Grundstücks-Aktiengesellschaft Großstadt-Idyll,[30] der Loki Aktiengesellschaft für Grundbesitz und Filmverwertung[31] und der Wotan Aktiengesellschaft für Grundbesitz und Filmverwertung[32] beteiligt.
Eigens für die Herstellung der Großproduktion Der Graf von Essex gründeten Duskes und Karl Julius Fritzsche im Januar 1922 die Essex Film Corporation GmbH.[33] Mit Siegbert Goldschmidt und dem Kaufmann Max Goldberg wurde er im selben Jahr in den Vorstand der Vergnügungsstätten- und Sportbetriebs Aktiengesellschaft berufen.[34]
1923 wurde er Mitglied des Aufsichtsrats bei der Filmhaus Grunewald AG[35] und war auch Mitgründer und Mitglied des Aufsichtsrats bei der West Filmateliers AG (1923–1927)[36] Im Dezember 1924 wurde er Vorstand an der Seite des Kaufmanns Bruno Frentz und des Bankdirektors Kurt Gericke bei der Deutschen Sporthallen AG.[37]
Nach der Machtergreifung der Nazis hielt sich Alfred Duskes zunächst in Paris auf und emigrierte von dort aus im Oktober 1935 in die USA.
1907: Der Teufel lacht dazu: Willst Du mein Cousinchen sein? (Tonbild)[38] im Kino-Programm von Guido Seeber; eine Aufnahme mit Brunhilde Ellis und Max Walden auf Dacapo Record D 2062 von 1908 bei gramofononline.de[9], label abgebildet bei [10], Bild von Max Walden bei [11]
Richard Abel (Hrsg.): Encyclopedia of Early Cinema. Illustrierte Ausgabe, Neuauflage. Verlag Taylor & Francis, 2005. ISBN 978-0-415-23440-5. Hier S. 195 (Michael Wedel).
Thomas Elsaesser, Michael Wedel: A Second Life: German Cinema's First Decades. Amsterdam University Press, 1996. ISBN 978-90-5356-172-0. Hier S. 19, 26, 56–57, 67, 79–80, 82, 104, 219, 299
Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die grosse Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm. Bildteil von Wilhelm Winckel. Kindler, München 1956. Hier S. 60, 183, 380–384
Helmut Herbst, Stiftung Deutsche Kinemathek Berlin (Hrsg.): Das wandernde Bild. Der Filmpionier Guido Seeber. EP 23, Elefantenpress Verlag GmbH. Berlin (West) 1979
Wolfgang Jansen: Glanzrevuen der Zwanzigerjahre. Berlin: Edition Hentrich 1987 (= Stätten der Geschichte Berlins, Bd. 25) ISBN 3-926175-34-6
Jennifer M. Kapczynski, Michael D. Richardson: A New History of German Cinema. Verlag Boydell & Brewer, 2014. Hier S. 17, 653
Alison McMahan: Alice Guy Blaché: Lost Visionary of the Cinema. Women make cinema. Verlag Bloomsbury Publishing USA, 2014. ISBN 978-1-5013-0269-5. Hier S. 68 [hier fälschlich als Alfred Dusker]
Dominique Nasta, Didier Huvelle (Hrsg.): Le son en perspective: nouvelles recherches. (= Ausgabe 1 von Repenser le cinéma, ISSN1379-8391), illustrierte Ausgabe. Verlag Peter Lang, 2004. ISBN 978-90-5201-208-7. Hier S. 119 (französisch)
Ulrike Oppelt: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm. (= Band 10 von Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, ISSN1617-853X), illustrierte Ausgabe. Franz Steiner Verlag 2002. ISBN 978-3-515-08029-3.
Karsten Steiger: Opera Discography. Complete Catalogue of Audio and Video Recordings of Complete Operas. Verlag Walter de Gruyter, 2008. ISBN 978-3-11-095596-5.
Michael Wedel: Der deutsche Musikfilm. Archäologie eines Genres. München, Edition Text + Kritik 2007, ISBN 978-3-88377-835-8.
Antti Alanen: Wednesday, 8. Oktober 2014: Tonbilder from the Neumayer Collection. In: blogspot.de
Antti Alanen: Monday, 5. Oktober 2015: Tonbilder from the Neumayer Collection 2. In: blogspot.de
DIF Deutsches Filminstitut : Frühe Tonbilder [Liste der vom DIF digitalisierten Exemplare : Filme der Firmen Deutsche Mutoscop und Biograph GmbH, Deutsche Bioscop GmbH und Alfred Duskes[75] ][12]
Postkarte mit Filmszene „Cinephon-Aufnahme für Kinematographen- und Filmfabrik Alfred Duskes Berlin“, ca. 1908 (Deutsches Historisches Museum, Inventarnr. F 58/472.6)[14]
Abbildung Cinephon Starkton Record von Alfred Duskes[15] (aufgerufen 10. Dezember 2015)
Tonbild „Willst Du mein Cousinchen sein?“ (D 1907) aus der „phantastisch-satyrischen Revue“ „Der Teufel lacht dazu“ von Victor Hollaender[16] Kopie: Deutsches Filminstitut (leider nicht mit der zugehörigen Originalplatte !)
Tonbild „Vor dem Damenbad“ (D 1912)[76][77] von Duskes bei youtube[17]
Tonbild „Rückkehr von der Parade“(D 19 ? )[18] Kopie: Deutsches Filminstitut
Tonbild-Fragment (möglicherweise der Duskes-Film Der Bettelstudent, Große Szene I. Akt: Auftritt des Obersten Ollendorf: „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküßt“ mit Franz Porten, 1908,|1647), vgl. Jeanpaul Goergen, Deutsche Kinemathek, 5. Dezember 2008[19]
↑HRB Nr. 9020, Einträge im Berliner Handelsregister am 1. Dezember 1919 und 1. November 1921
↑vgl. Ulrike Oppelt: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm. (= Band 10 von Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, ISSN1617-853X), illustrierte Ausgabe. Franz Steiner Verlag 2002. ISBN 978-3-515-08029-3. S. 205, zum Begriff siehe Michael Wedel: Der deutsche Musikfilm. Archäologie eines Genres. München, Edition Text + Kritik 2007, ISBN 978-3-88377-835-8. S. 58f.; Abb. einer „Cinephon“ Tonbild-Grammophonplatte von Duskes bei lotz-verlag.de, einer Tonbild-Anlage mit Projektor und Grammophon bei john-goodwin.com (Memento vom 21. August 2014 im Internet Archive)
↑vgl. Anke Mebold: „The majority of these early sound films were produced by two companies, Deutsche Bioscop and Deutsche Mutoskop und Biograph, with smaller output by Messter, Duskes, Vitascope, and Internationale Kinematograph- und Lichtbild-Gesellschaft.“ (GCM catalogue and website: Anke Mebold) bei Antti Alanen: Wednesday, 8. Oktober 2014: Tonbilder from the Neumayer Collection. In: blogspot.de; auch Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Die grosse Chronik. Von der Laterna Magica bis zum Tonfilm. Bildteil von Wilhelm Winckel. Kindler, München 1956. S. 384
↑vgl. moviemoviesite.com 29/8/1903: Oskar Makes a Noise. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) („However, competitors soon began to move in on such a lucrative market and Messter quickly found himself swamped by competition. Alfred Duskes produced the Cinephon, German Mutoskop und Biograph marketed the Ton Biograph developed by Karl Geyer, Guido Seeber produced the Seeberophon.“)
↑Richard Abel (Hrsg.): Encyclopedia of Early Cinema. Illustrierte Ausgabe, Neuauflage. Verlag Taylor & Francis, 2005. ISBN 978-0-415-23440-5. S. 195
↑Xylophonsolo (1908) bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne, abgerufen am 11. Juli 2021.Vorlage:GECD Titel/Wartung/ID fehlt in Wikidata spielt der Xylophon-Virtuose Albert Müller, der auch zahlreiche Grammophon-Platten aufgenommen hat, z. B. den Kunstreiter Galopp (ein Seitenstück zum Zirkus Renz-Galopp): Albert Müller, Xylophon Solo. Begleitung: Seidler's Orchester. International Zonophone Company, Zonophon No. 26 751 (Matrix number 266), ca. 1905. Anzuhören bei dismarc-audio.org[3]
↑von Wilhelm Aletter gab es ein Lied von der Roten Nase, das begann „Vernehmet von dem Rentier Dahse...“; der Chansonnier Robert Steidl hat es auf G&T 2-42 605 (mx. 652) aufgenommen („Schauerliche Drehorgelballade vom Rentier Dahse“), möglicherweise lag es Duskes’ Film zugrunde, in welchem laut Beschreibung bei Rentier Dase mit der Nase (1908) bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne, abgerufen am 11. Juli 2021.Vorlage:GECD Titel/Wartung/ID fehlt in Wikidata „Die Nase erglüht in wunderbarem Alpenglüh’n“. Der Film war coloriert.
↑aus der Revue von Victor Hollaender und Julius Freund im Metropol-Theater Berlin 1907. Vgl. Wolfgang Jansen: Glanzrevuen der Zwanzigerjahre. Berlin: Edition Hentrich 1987 (= Stätten der Geschichte Berlins, Bd. 25) ISBN 3-926175-34-6. S. 28 [Bild]
↑Der tapfere Soldat, auch: Der kleine Praliné-Soldat war eine Operette (1908) nach einem Stück von George Bernard Shaw mit der Musik von Oscar Straus, die in der anglophonen Welt The Chocolate Soldier hieß; später wurde sie noch als Musical unter dem Titel Helden bekannt und 1958 in Deutschland mit Liselotte Pulver verfilmt.
↑das Original-Couplet war eine Glanznummer des Komikers Guido Thielscher vom Metropol-Theater Berlin, die er auch auf Grammophonplatte (Odeon X 51 934 / 35) gesprochen hat, vgl. youtube[7]
↑Ueberbrettl-Duett, vgl. Helmut Herbst, Stiftung Deutsche Kinemathek Berlin (Hrsg.): Das wandernde Bild. Der Filmpionier Guido Seeber. EP 23, Elefantenpress Verlag GmbH. Berlin (West) 1979. S. 39, wo der Film als Singende Photographie im Programm von Guido Seeber erscheint
↑vgl. Helmut Herbst, Stiftung Deutsche Kinemathek Berlin (Hrsg.): Das wandernde Bild. Der Filmpionier Guido Seeber. EP 23, Elefantenpress Verlag GmbH. Berlin (West) 1979. S. 54
↑Paul Heidemann auf steffi-online.de; Zitat: „Dann kam Direktor Duskes, der mir eine Hauptrolle in dem Film "Die Apachenbraut oder Der rote Joel" anvertraute. Als ich mich zum erstenmal auf der Leinwand sah, gefiel ich mir gar nicht.“
↑z. B. Duett, „Unterm Paraplui“ (Nr. 78) (Duskes – DE, c. 1908), Schallplatte 12". Von 35mm Nitrokopie, c. 57 m. (orig. censorship length: ?). ≠ Ton: DMA (digitization from audiocassette, Rainer Lotz Collection; 2:54 min. @ ? rpm)
↑Kopie: Deutsches Filminstitut (leider nicht mit der zugehörigen Originalplatte unterlegt). The German Early Cinema Database GECD gibt 1907 als Produktionsjahr an und nennt einen gleichnamigen Film aus dem Jahre 1910: Vor dem Damenbad bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne, abgerufen am 11. Juli 2021.Vorlage:GECD Titel/Wartung/ID fehlt in Wikidata
↑vgl. Kurt Dürnhöfer: „Bereits 1906 stieß er zu dem Kinematographen-Fabrikanten und Filmveteranen Alfred Duskes. Für Duskes stattete er zahlreiche frühe Tonbilder und Einakter aus. 1910 wechselte er zu Messter.“
↑Der Hauptmann von Köpenick (Buderus, 1906), dazu Thomas Brandlmeier, Frühe deutsche Filmkomödie, bei cinegraph[8]: „Man sieht den Untertanen an, welchen Spaß es ihnen macht, zu zeigen, wie der Untertanenstaat bis ins Komische hinein funktioniert.“