Aqua Virgo

Aqua Virgo
Baujahr 19 v. Chr.
Länge 21 km
Quellgebiet Quellgebiet Salone, Rom Municipio VIII.
Höhe der Quelle
über NN
24 m
Höhe in Rom 20 m
Querschnitt im
Unterlauf (B×H in m)
0,6 × 1,8

Die Aqua Virgo ist einer der elf Aquädukte, die die Stadt Rom in der Antike mit Wasser versorgten, und die einzige antike Wasserleitung, die bis heute ununterbrochen in Betrieb ist. Die stetig restaurierte Aqua Virgo, die in ihrer modernen Führung seit den Umbauten und Erweiterungen unter Papst Nikolaus V. auf Italienisch Acqua Vergine oder Acqua di Trevi genannt wird, speist bis heute den Trevi-Brunnen, zudem den Barcaccia-Brunnen auf der Piazza di Spagna und die Springbrunnen auf der Piazza Farnese.

Verlauf der Aqua Virgo (rot)
Der Trevi-Brunnen, gespeist von der Aqua Virgo
Der Barcaccia-Brunnen, gespeist von der Aqua Virgo
Die Jungfrau zeigt Agrippa die Quelle, Detail am Trevi-Brunnen
Alte Brunnen am Aquädukt

Am 9. Juni des Jahres 19 v. Chr. eröffnete der Konsular Marcus Vipsanius Agrippa, der bereits als Ädil des Jahres 34 v. Chr. für die Wasserversorgung Roms zuständig war, während der Herrschaft des Kaisers Augustus die Aqua Virgo, als sechsten römischen Aquädukt, zur Versorgung der ebenfalls von ihm erbauten Thermen auf dem Marsfeld (Campus Martius) neben dem Pantheon mit der Einweihung eines Abschlussbrunnens beim Pantheon.[1]

Der Legende nach, die auch von Sextus Iulius Frontinus in seiner Beschreibung der Wasserversorgung Roms wiedergegeben wurde, sollen Agrippa und seine Soldaten auf der Rückkehr von der Seeschlacht gegen Kleopatra und Marcus Antonius in den Sabiner Bergen geruht haben. Dort baten die durstigen römischen Soldaten ein junges Mädchen, eine Jungfrau, um Wasser. Sie verwies sie auf eine Quelle mit besonders reinem Wasser, jene Quelle, die später die Wasserleitung versorgte. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass die Namensgebung auf der Klarheit und Frische der Aqua Virgo beruht, deren Quellwasser im Gegensatz zu anderen Wasserentnahmestellen entlang der Flüsse als besonders „jungfräulich“ empfunden wurde.

Eine Restaurierung fand unter Kaiser Konstantin dem Großen statt.[2] Die Goten versuchten bei der Belagerung Roms im Jahr 537 n. Chr. die unterirdische Wasserführung als Geheimgang zu nutzen, um unbemerkt in die Stadt Rom einzudringen, wie Prokopios von Caesarea berichtet.

Mit dem Untergang des Römischen Reiches verfiel die Aqua Virgo. Papst Hadrian I. ließ im 8. Jahrhundert neben der Aqua Virgo auch die Aqua Claudia, die Aqua Marcia und die Aqua Traiana in Stand setzen und sicherte so weiterhin für einige Stadtteile wie das Marsfeld und Trastevere die Wasserversorgung.[3]

Im späten 12. Jahrhundert endete die Wasserleitung mit drei Ausgängen, die an der heutigen Via del Corso Brunnentröge speisten. Möglicherweise bezieht sich der Name Trevi, für den Stadtteil und den Brunnen, auf diese drei Quellen oder auch auf die Kreuzung dreier Straßen (ital.: tre vie) in der Nähe.

1453 ließ Papst Nikolaus V. nach Restaurierungsarbeiten dem Aquädukt einen neuen Endpunkt geben und errichtete die Urfassung des Trevi-Brunnens. In dieser Zeit erhielt die Wasserleitung ihre heutige Gestalt und bekam den italienischen Namen Acqua Vergine.

Erneut repariert unter Papst Sixtus IV., wurde sie zwischen 1561 und 1570 in der Regierungszeit von Papst Pius IV. einer grundlegenden Sanierung von der Quelle bis in die Stadt unterzogen. Am 16. August 1570 wurde die neue Acqua Vergine unter großer Teilnahme der Bevölkerung auf der Piazza di Trevi eröffnet und versorgte Rom wieder mit ihrer maximalen Kapazität. Die Gemeinde Rom beschloss ein umfangreiches unterirdisches Wasserleitungsnetz zu errichten, das insgesamt 18 neue öffentliche Brunnen versorgen sollte.[4] Diese wurden besonders unter Papst Gregor XIII. ausgeführt.

Ein Teil der Wasserleitung ist heute oberirdisch in der Via del Nazareno zu sehen. Im Vicolo del Putarello, in der Nähe des Trevi-Brunnens, wurden beim Bau eines Kinos ein Teil der Acqua Vergine sowie Reste von Wohnhäusern aus der Kaiserzeit ausgegraben. Der Komplex ist unter dem Namen Città del’Acqua zu besichtigen.[5]

Im Juni 2007 wurde die Wasserleitung nach einer Beschädigung bei Bauarbeiten für eine Garage und einer fehlerhaften Reparatur unterbrochen, die Reparatur dauerte mehrere Monate.[6]

Seit der Renovierung des Trevibrunnens 2015 speist die Acqua Vergine nur noch das große Becken des Brunnens, während die Wasserspiele durch eine Umwälzpumpe betrieben werden. Außerdem wurde eine Anlage zur Wasserenthärtung eingebaut.[7]

Die Quelle liegt in der Nähe des 8. Meilensteins der Via Collatina, ungefähr drei Kilometer von der Via Praenestina entfernt, sie gehörte zu einem Landgut des Lucullus. Die Aqua Virgo folgt in ihrem Verlauf der Via Collatina.

Die Wasserleitung weist auf ihrer Länge von rund 20 km lediglich 3,6 Meter Gefälle auf und verlief auf fast der ganzen Strecke unterirdisch. Lediglich die zwei Kilometer nach der Ankunft in Rom beim Mons Pincius (Pincio) waren als Aquädukt in bekannter Bogenbauweise errichtet. Die Leitung endete in der Mitte des Campus Martius. In ihrer ersten Phase diente sie für die Versorgung des Campus Martius und besonders für den Teich (Stagnum Agrippae) und die Thermen Agrippas. Der maximale Durchfluss lag bei 104.000 Kubikmeter pro Tag.

Die Tatsache, dass der Höhenunterschied zwischen der Quellfassung und dem Ende der Wasserleitung lediglich vier Meter beträgt, machte es unmöglich, die höher gelegenen Stadtteile von Rom durch diesen Aquädukt mit Wasser zu versorgen.

Zur Zeit des Kaisers Claudius wurden der bisherigen Wasserleitung neue Bögen hinzugefügt, die den Campus Martius durchquerten und entlang der Via Lata durch den Claudiusbogen, ein monumentales Zeugnis der Eroberung Britanniens im Jahr 44 n. Chr. durch Claudius, führte.

Wasserdiebstahl blieb auch bei der Aqua Virgo nicht aus. So verschwanden die Wassermengen in der Periode von Kaiser Nero größtenteils in privater Nutzung. Hierzu wurde die Wasserleitung mehrfach umgeleitet.

Die Acqua Vergine versorgt seit dem 16. Jahrhundert, wie schon in der Antike, eine Reihe von Brunnen in der nordwestlichen Altstadt von Rom.

Der bekannteste Brunnen und gleichzeitig monumentaler Endpunkt der Wasserleitung ist der Trevi-Brunnen. Von ihm aus werden weitere Brunnen mit Wasser versorgt:

Nuovo Acquedotto Vergine

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da wegen der Möglichkeit des Eindringens von Oberflächenwasser die Sauberkeit des Acqua Vergine nicht mehr sichergestellt war, wurde zwischen 1932 und 1937 der Nuovo Acquedotto Vergine gebaut, der heute zur Trinkwasserversorgung von Rom beiträgt. Er bezieht sein Wasser aus dem gleichen Quellgebiet wie der Acqua Vergine. Zurzeit werden vier der elf Quellfassungen mit einer Wasserschüttung von etwa 1.200 l/s genutzt. Eine Pumpstation versorgt den 50 m hohen Wasserturm. 1978 wurde ein neuer Wasserspeicher mit 25.000 m3 Fassung errichtet.

Das Quellgebiet, mit der Bezeichnung Parco dell’Acqua Vergine, im Bereich der Tenuta Salone gehört zum römischen Stadtteil Acqua Vergine (Zona IX.) im Municipio VIII. delle Torri. Es liegt südlich des heutigen Bahnhofs Rom-Salone und steht als Quellgebiet unter Schutz.

Der Nuovo Acquedotto Vergine erreicht nach 12,7 km den Wasserspeicher der Villa Umberto in der Villa Borghese, von wo das Wasser in das Trinkwassernetz der römischen Altstadt eingespeist wird.

Commons: Aqua Virgo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Cesare D’Onofrio: Il Facchino di via Lata ed altre fontane minori con acqua di Trevi (= Collana di studi e testi per la storia della città di Roma. 11, ZDB-ID 791445-3). Romana Società Editrice, Rom 1991, S. 22.
  2. CIL 6, 31564.
  3. Cesare D’Onofrio: Il Facchino di via Lata ed altre fontane minori con acqua di Trevi (= Collana di studi e testi per la storia della città di Roma. 11, ZDB-ID 791445-3). Romana Società Editrice, Rom 1991, S. 18.
  4. Cesare D’Onofrio: Il Facchino di via Lata ed altre fontane minori con acqua di Trevi (= Collana di studi e testi per la storia della città di Roma. 11, ZDB-ID 791445-3). Romana Società Editrice, Rom 1991, S. 28.
  5. Seite der Città del’Acqua (Memento vom 25. Februar 2009 im Internet Archive)
  6. St. Galler Tagblatt, 16. Juni 2007@1@2Vorlage:Toter Link/www.tagblatt.ch (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2024. Suche in Webarchiven)
  7. Homepage der ACEA Wasserversorgungsunternehmen Roms, italienisch, abgerufen am 15. März 2018

Koordinaten: 41° 54′ 36,8″ N, 12° 37′ 36,8″ O