Attilio Ariosti, der einem illegitimen Zweig der Bologneser Adelsfamilie Ariosti entstammte, erhielt Gesangs-, Violin-, Orgel- und Kompositionsunterricht von nicht näher bekannten Lehrern. Er trat 1688 in das Kloster des Servitenordens in Bologna ein, wo er am 28. Juli 1689 sein öffentliches Gelübde ablegte. Im Mai 1692 erhielt er die Weihe zum Diakon und im gleichen Jahr die Organistenstelle an S. Maria dei Servi, der Kirche seines Ordens. Durch die Komposition seiner ersten Oratorien (La passione 1693 in Modena und S. Radegonda reina di Francia 1694, Bologna) erhielt er erste Kontakte zur Welt des Theaters.
Seine erste OperTirsi wurde 1697 in Venedig aufgeführt. Von 1697 bis 1703 wurde er von Herzog Ferdinando Carlo IV. Gonzaga von Mantua für die Tätigkeit als Hofkomponist am Hof Sophie Charlottes, in Lietzenburg bei Berlin, freigestellt. Hier komponierte er die Opern La fede ne tradimenti, L'inganno, vinto della costanza und Mars und Irene. Außerdem schrieb er am Hof diverse Arien, Kantaten und Kammerkonzerte. Im Jahr 1703 musste er wegen einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit dem Oberhofkapellmeister die Lietzenburg verlassen.[1] Danach war er kurzzeitig am Hof von Anjou angestellt. Zwischen 1703 und 1709 war er in den Diensten Kaiser Josephs I. der österreichische Generalagent für Italien.
Nach 1715 feierte er große Erfolge in Paris und London, die erst von Georg Friedrich Händel übertrumpft wurden. Er war mit Händel und Bononcini Mitglied der Royal Academy of Music, deren Aufgabe es war, die Londoner Aristokratie mit italienischen Opern zu versorgen. Die Bedeutung Ariostis wird herausgestellt durch die 1737 von Jean-Philippe Rameau gemachte Äußerung, bezüglich einer Passage der Oper Coriolano, die er als ein herausragendes Beispiel für enharmonisches Komponieren sah. Die Viola d’amore wurde sein bevorzugtes Instrument, diese spielte er am 12. Juli 1716 zwischen den Akten der Aufführung von Händels Amadigi di Gaula in London.
Sein jüngerer Bruder Giovanni Battista Ariosti (* 1668) war ebenfalls Mitglied des Servitenordens und Musiklehrer, er hinterließ ein 1686 gedrucktes Lehrbuch, Modo facile di suonare il sistro für eine Art Glockenspiel.
Teuzzone, Libretto nach Apostolo Zeno (London 1727)
Ballettmusik
La Festa del Hymeneo, Libretto von Ortensio Mauro (Berlin 1700)
Oratorien
La Passione, Libretto von Cam. Arnoldi (Modena 1693, Wien 1694)
Radegonde (Santa Rodegonda), regina di Francia, Libretto von Giambattista Taroni (Bologna 1694)
Le profezie di Eliseo nell’assedio di Samaria, Libretto von Giambattista Neri (Bologna 1704)
La madre de Maccabei (Wien 1704)
Nabucodonosor, Libretto von Pietro Antonio Bernardoni (Bologna 1706)
Instrumentalmusik
Divertimenti da Camera für Violine und Violoncello (1695, Bologna)
57 Sätze für Viola d’amore, die unter dem Titel „Recueil de Pièces pour la Viol d’Amour“ erschienen. Die einzig existierende Quelle ist eine Abschrift des schwedischen Komponisten Johan Helmich Roman, der von 1716 bis 1721 in London studierte, also zu der Zeit, als sich Ariosti dort aufhielt. Die Abschrift befindet sich heute in der Königlichen Musikbibliothek in Stockholm.
Beatrice Barazzoni: Le cantate da camera di Attilio Ariosti (1666–1729) nel contesto coevo. Con l'edizione dei testi. Aracne, Rom 2007, ISBN 978-88-548-1385-4.
↑Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Sophie Charlotte und ihr Schloß. Ein Musenhof des Barock in Brandenburg-Preußen. Prestel, München u. a. 1999, ISBN 3-7913-2225-7, S. 248 ff.