Composante Air / Luchtcomponent | |
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Aufstellung | 1910 |
Staat | Belgien |
Typ | Teilstreitkraft (Luftkomponente) |
Stärke | 4900 Soldaten |
Insignien | |
Flugzeugkokarde | |
Hoheitszeichen (Seitenleitwerk) |
Die belgische Luftkomponente, englisch als Belgian Air Component bezeichnet, sind die Luftstreitkräfte des Königreiches Belgien als Bestandteil der Belgischen Streitkräfte. Im flämischen Landesteil werden sie als Luchtcomponent bezeichnet und als Composante Air auf Französisch in der Wallonie. Sie verfügt über eine Personalstärke von etwa 4900 Soldaten.[1]
Die Militärfliegerei in Belgien begann bereits zum Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer Fliegerkompanie. Im Frühjahr 1915 firmierten sie in Aviation Militaire Belge um, die unter dieser Bezeichnung bis zur deutschen Besetzung Belgiens 1940 bestanden.
Zu dieser Zeit begann die britische Royal Air Force damit, Staffeln mit Personal aus den von Deutschland besetzen Staaten in Dienst zu stellen. Noch heute sind zwei Staffeln aus dieser Zeit, die 349. und 350. Staffel, aktiv. Beide lagen bis Ende 1946 noch einige Zeit in Deutschland, zunächst in Wunstorf und später in Faßberg.
Die RAF-Staffeln bildeten 1946 die neuaufgestellte Belgische Luftmacht, die später voll in die NATO integriert wurde. In den Anfangsjahren wurden noch fast ausschließlich die übernommenen britischen Kolbenmotorjäger und Douglas-Transporter eingesetzt.
Während des Kalten Krieges flog man unter anderem Jets der Typen Hawker Hunter, Lockheed F-104 Starfighter und Dassault Mirage 5 und als Transporter die Fairchild C-119. Auch in Deutschland waren zeitweise belgische Staffeln stationiert, so im Jahr 1953 nacheinander die beiden F-84-Geschwader aus Florennes und Kleine Brogel, als deren Basen ausgebaut wurden, in RAF Brüggen und die ebenfalls mit F-84 ausgerüstete 42. Staffel von 1954 bis 1956 in RAF Wahn.
Im Bereich Lufttransport stieß 1972 Lockheed C-130H zur Luftkomponente, die für knapp 50 Jahre auf der Transportfliegerbasis in Melsbroek stationiert waren. Im Jahr 1980 wurden die inzwischen modernisierten General Dynamics F-16A/B, die in Lizenz gebaut wurden, in Dienst gestellt. Belgien gehörte zusammen mit den Niederlanden, Dänemark und Norwegen zu den ersten europäischen Nutzern dieses Musters. Die Anzahl der aktiven Maschinen, insgesamt wurden 160 in zwei Tranchen (116 und 44) beschafft, wurde jedoch nach dem Ende des Kalten Krieges schrittweise reduziert; 2015 will man noch 60 Maschinen fliegen.
Belgien betrieb seit Ende der 1970er Jahre auch eine Flotte Alpha Jets in der Trainervariante, die größtenteils im Land bei der SABCA in Gosselies montiert wurden und mit denen drei Staffeln, die 7., 9. und 11. Staffel in Beauvechain ausgerüstet wurden. Im Jahr 2005 wurden alle noch aktiven Exemplare, die seit 1996 dem 1. Geschwader unterstanden, ins südwestfranzösische Cazaux zur franko-belgischen Advanced Jet Pilot Training School (AJeTS) verlegt. Sie bildeten in Cazaux die 11. Staffel, die administrativ weiterhin Teil des 1. Wing in Beauvechain blieb.
Nach 1990 wurde die Luftmacht um mehr als die Hälfte verkleinert und im Jahr 2002 wurde die stark geschrumpfte Luftmacht als Belgische Luftkomponente mit den übrigen bisherigen Teilstreitkräften zu einer einheitlichen Organisation zusammengefasst. 2004 wurden schließlich auch die bis dahin noch der Landkomponente unterstellten Heeresfliegereinheiten übernommen.
Beim ersten Kampfeinsatz der NATO, der Operation Allied Force im Kosovo 1999, kamen auch belgische Maschinen zum Einsatz. In den 2000er Jahren nahmen belgische Maschinen auch an Einsätzen in Afghanistan teil.
Die Alpha Jet wurden 2019 vollständig ausgemustert und die Ausbildung erfolgt seit 2019 im Rahmen des Euro-NATO Joint Jet Pilot Training (ENJJPT) Program auf der Sheppard Air Force Base.[2]
Nachdem in den 2010er Jahren die Modernisierung der Drehflügler im Beschaffungsfokus stand, in dieser stießen NH90 zur Luftflotte, unter anderem als Ersatz der Seaking, begann 2020 die Modernisierung der Starrflügler. Nach der Übernahme der ersten Airbus A400M Ende 2020 wurde Ende 2021 zunächst die C-130H verabschiedet[3]. In den kommenden Jahren steht die Ablösung der F-16AM/BM durch die Lockheed F-35A auf dem Programm.
In Anlehnung an die Kooperation im Bereich der Marine (BeNeSam) beabsichtigen die Regierungen der Benelux-Staaten, die Zusammenarbeit im Bereich der Luftwaffe zu intensivieren.[4] Nachfolgend einige Projekte und Vereinbarungen, die sich aus dieser Zusammenarbeit ergeben haben:
Luftfahrzeuge | Foto | Herkunft | Verwendung | Version | Aktiv | Bestellt | Anmerkungen |
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Kampfflugzeuge | |||||||
SABCA F-16 Fighting Falcon | Belgien
Vereinigte Staaten |
Mehrzweckkampfflugzeug | F-16AM | 44 | nur noch ein Teil der ursprünglich gelieferten 136 Maschinen wird aktuell genutzt; Als Nachfolger wurde die F-35 von Lockheed Martin ausgewählt, für die sich auch die niederländische Luftwaffe entschieden hat. | ||
F-35 Lightning II | Vereinigte Staaten | Mehrzweckkampfflugzeug | F-35A | 34 | Auslieferung ab 2023 geplant; erstes Flugzeug in den USA zur Ausbildung stationiert | ||
Transportflugzeuge | |||||||
Airbus A400M Atlas | Europäische Union | Transportflugzeug | 6 | 1 | insgesamt 7 Maschinen sind bestellt; erste Auslieferung erfolgte am 22. Dezember 2020; Eine 8. Maschine wurde von Luxemburg bestellt, am 7. Oktober 2020 ausgeliefert und gemeinsam durch die belgische Luftwaffe betrieben. | ||
Dassault Falcon 7X | Frankreich | VIP-Transporter | 2 | geleast von Abelag Aviation[12] | |||
Schulflugzeuge | |||||||
SABCA F-16 Fighting Falcon | Belgien/ Vereinigte Staaten |
Kampf-Trainer | F-16BM | 8 | nur noch ein Teil der ursprünglich gelieferten 24 Maschinen wird aktuell genutzt. | ||
SIAI Marchetti SF.260 | Italien | Fortgeschrittenen-Trainer | SF.260M SF.260D |
28 | |||
Hubschrauber | |||||||
AgustaWestland AW109 | Italien | Leichter Mehrzweckhubschrauber | A109A A109BA |
13 | |||
NH90 | Europäische Union | Transporthubschrauber, SAR- und Bordhubschrauber |
TTH NFH |
7 | Auf eine Option auf weitere 2 TTH wurde verzichtet. Aktuell (Juni 2020) überlegt die belgische Luftwaffe die 4 TTH spätestens 2024 ausmustern und dafür 15 kleinere Helikopter des Typs H145M zu beschaffen. Mittelfristig könnte die H145M auch im Rahmen einer Flottenvereinheitlichung die Agusta A109 in Belgien ablösen, die die belgischen Streitkräfte bereits seit 1992 nutzen. Die NH90 NFH, die in Belgien die Sea King als SAR-Hubschrauber abgelöst haben, sollen aber weiter genutzt werden.[13] | ||
Airbus Helicopters H145 | Europäische Union | Schulungshubschrauber | 3 | 15 weitere sind als Ersatz für den NH90 geplant.[14] | |||
Unbemannte Luftfahrzeuge | |||||||
MQ-9B SkyGuardian | Vereinigte Staaten | Aufklärung | 4 | Auslieferung ab 2024 geplant[15] |
Belgien verzichtet vollständig auf Flugzeuge für den VIP-Transport und hat stattdessen Maschinen dauerhaft bei Airlines geleast. Im Rahmen der Multinationalen MRTT Unit, können die belgischen Luftstreitkräfte die Airbus A330 MRTT's mitbenutzen. Eine umfangreiche Liste auch der ehemaligen Luftfahrzeuge befindet sich auf der entsprechenden Seite in der englischsprachigen Wikipedia.
Belgien unterhält vier größere Militärflugplätze:
Ein kleinerer Platz beherbergt Helikopter:
Hinzu kommt seit 2023 die auf der Luke Air Force Base beheimatete amerikanisch-belgische 312. Fighter Squadron, deren Aufgabe die Umschulung belgischer F-35-Piloten ist.[16]