Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C
Ein industrielles Verfahren zur Herstellung von Benzaldehyd ist die radikalische Chlorierung von Toluol, wodurch man Benzalchlorid (Dichlormethylbenzol) erhält, das mit Wasser zu Benzaldehyd (und HCl) umgesetzt werden kann.[7] Entsprechend erhält man Benzaldehyd auch durch radikalische Bromierung von Toluol und anschließende Hydrolyse. In beiden Fällen tritt beim letzten Reaktionsschritt eine nukleophile Substitution von Halogenid auf. Eine andere Synthese aus Benzalhalogeniden ist die Sommelet-Synthese.[8]
Auch eine 'direkte' Oxidation von Toluol zu Benzaldehyd ist möglich. Da Benzaldehyd aber leicht zu Benzoesäure oxidiert wird, müssen dabei aber entweder selektiveOxidationsmittel verwendet werden oder es muss der entstehende Benzaldehyd mit einer schnellen Reaktion 'abgefangen' und so vor weiterer Oxidation geschützt werden.[9]
Benzaldehyd ist gesundheitsschädlich, wobei eine echte Gesundheitsgefährdung für gewöhnlich nur bei vergleichsweise großen aufgenommenen Mengen zu erwarten ist. Er riecht angenehm süßlich nach Marzipan. Der Geschmack des Benzaldehyds wird allgemein als charakteristisch marzipanartig, jedoch im Reinzustand auch als unangenehm brennend empfunden. In großer Verdünnung, hierbei vor allem mit Ethanol, tritt in zunehmendem Maße eine Wildkirschnote zum Aroma hinzu. Benzaldehyd gehört auch zu den Aromen im Wein. Mit einem Geruchsschwellenwert von 3 Milligramm/l in Weißwein ist es eine wichtige Komponente des Wein-Bouquets.[13] Benzaldehyd besitzt einen Flammpunkt von 64 °C und eine Zündtemperatur von 190 °C.[2] Das Aroma von Marzipan ergibt sich zum größten Teil aus Aromen der verwendeten Mandeln bzw. deren Röstaromen. Ein wichtiger Bestandteil des Aromas ist Benzaldehyd.[14]
Benzaldehyd geht eine Reihe von Reaktionen ein. Es wird leicht zu Benzoesäure C6H5–COOH oxidiert. Diese Reaktion erfolgt – wenn auch sehr langsam – auch bei Raumtemperatur und mit Luftsauerstoff (Autoxidation), so dass Benzaldehyd oft mit Benzoesäure verunreinigt ist (bei größeren Mengen als weißer Feststoff im flüssigen Aldehyd).[15] Als Zwischenstufe wird hierbei Peroxybenzoesäure gebildet.[16] Daneben reagiert es mit Phosphorpentoxid zu Benzalchlorid, mit Ammoniak zu Hydrobenzamid, mit Hydroxylamin zu einem Oxim, mit Phenylhydrazin zu einem Phenylhydrazon und weitere Reaktionen.[10]
Benzoin-Addition: Zwei Moleküle Benzaldehyd können sich in Gegenwart von Cyanid als Katalysator zu Benzoin vereinigen. Allgemein versteht man unter der Benzoin-Addition die entsprechende Reaktion aromatischer Aldehyde (mit Benzaldehyd als einfachstem Vertreter).[20]
Aldol-Kondensation: Darunter versteht man allgemein die Addition von Carbonylen an Aldehyden. So lässt sich zum Beispiel Dibenzalaceton darstellen. Dabei reagiert ein Keton (Aceton) erst einmal allgemein im basischen zu einer sog. Methylenkomponente. Dieses reagiert nach Zugabe von Benzaldehyd (Carbonylkomponente) zu Benzalaceton (Benzylidenaceton). Führt man eine weitere Addition durch Benzaldehyd durch, so reagiert das Benzalaceton diesmal zur Methylenkomponente im basischen Milieu. Durch die Zweitaddition oder auch doppelte Aldolkondensation sind komplexe Moleküle synthetisierbar, wie beispielsweise das Dibenzalaceton (1,5-Diphenylpenta-1,4-dien-3-on).[21]
Bei der Hydrat-Bildung findet eine Addition von Wasser an die Aldehydgruppe der Carbonylverbindung unter nukleophilem Angriff statt. Ein Nachteil dieser Reaktion ist die Instabilität von Hydraten allgemein. Benzaldehyd und andere aromatische Carbonylverbindungen fügen an der C=O-Bindung kein Wasser hinzu, da die Hydratbildung die Verlagerung der Elektronen aus dem aromatischen Ring in die Carbonylgruppe behindern würde.[22][23]
Benzaldehyd wird als Aromastoff für eine Bittermandelnote verwendet und ist Ausgangsstoff zur Herstellung einer Reihe anderer aromatischer Geruchs- und Geschmacksstoffe.[5]
Benzaldehyd wurde 2016 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von Benzaldehyd waren die Besorgnisse bezüglich Verbraucherverwendung, Exposition von Arbeitnehmern und weit verbreiteter Verwendung sowie der möglichen Gefahr durch mutagene Eigenschaften. Die Neubewertung soll ab 2020 von Frankreich durchgeführt werden.[24]
↑Alan R. Katritzky, Otto Meth-Cohn, Charles Wayne Rees: Comprehensive Organic Functional Group Transformations: Synthesis: carbon w... Pergamon, 1995, ISBN 978-0-08-042324-1, S.83–90 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑William J. King, Patrick T. Izzo: Preparation of Benzaldehyde from Benzene. In: Journal of the American Chemical Society. Band69, Nr.5, 1947, S.1220–1220, doi:10.1021/ja01197a512.
↑Mitchell, Alyson E.: Beyond benzaldehyde: The chemistry of raw, roasted and rancid almonds. In: Abstracts of Papers, 253rd ACS National Meeting & Exposition, San Francisco, CA, United States, April 2-6, 2017. Band253, 2017, S.AGFD-170.
↑August Kekulé: Lehrbuch der organischen Chemie: (Mit in den Text eingedrückten Holzschnitten). Enke, 1882, S.324 (books.google.com).
↑Satinder Ahuja, Stephen Scypinski: Handbook of Modern Pharmaceutical Analysis. Elsevier Science, 2001, ISBN 978-0-08-048892-9, S.338 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Danilo Russo, Luca Onotri, Raffaele Marotta, Roberto Andreozzi, Ilaria Di Somma: Benzaldehyde nitration by mixed acid under homogeneous condition: A kinetic modeling. In: Chemical Engineering Journal. Band307, 2017, S.1076–1083, doi:10.1016/j.cej.2016.09.034.
↑Oscar Lisle Brady, Samuel Harris: LXI.—The nitration of benzaldehyde and the monotropy of o-nitrobenzaldehyde. In: Journal of the Chemical Society, Transactions. Band123, Nr.0, 1923, S.484–494, doi:10.1039/CT9232300484.
↑Arthur Lachman: the Equilibrium Between Benzaldehyde and Benzoin. In: Journal of the American Chemical Society. Band46, Nr.3, 1924, S.708–723, doi:10.1021/ja01668a022.
↑Leslie A. Hull: The Dibenzalacetone Reaction Revisited. In: Journal of Chemical Education. Band78, Nr.2, 2001, S.226, doi:10.1021/ed078p226.
↑Robert A. McClelland, Margaret Coe: Structure-reactivity effects in the hydration of benzaldehydes. In: Journal of the American Chemical Society. Band105, Nr.9, 1983, S.2718–2725, doi:10.1021/ja00347a033.