Cefalotin

Strukturformel
Struktur von Cefalotin
Allgemeines
Freiname Cefalotin
Andere Namen
  • (6R,7R)-3-(Acetoxymethyl)-8-oxo-7-[2-(thiophen-2-yl)acetamido]-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carbonsäure (IUPAC)
  • Cefalotinum (Latein)
Summenformel
  • C16H16N2O6S2
  • C16H15NaN2O6S2 (Natriumsalz)
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 205-815-7
ECHA-InfoCard 100.005.288
PubChem 6024
ChemSpider 5802
DrugBank DB00456
Wikidata Q2736126
Arzneistoffangaben
ATC-Code

J01DB03

Wirkstoffklasse
Wirkmechanismus

Transpeptidase-Hemmer

Eigenschaften
Molare Masse 396,44 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

160–160,5 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Cefalotin-Natrium

Gefahr

H- und P-Sätze H: 317​‐​334
P: 261​‐​280​‐​284​‐​304+340​‐​342+311[2]
Toxikologische Daten

2200 mg·kg−1 (LD50Mausi.v.)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Cefalotin ist ein Antibiotikum, welches zur Behandlung bei schweren Infektionen des Blutes, der Knochen, der Gelenke, der Atemwege, der Haut und der Harnwege verwendet wird sowie zur Vorbeugung vor Infektionen während bestimmter Operationen. Es wird semisynthetisch hergestellt und kommt aus der Klasse der Cephalosporine der 1. Generation. Cefalotin wurde 1962 von Eli Lilly patentiert und war das erste Cephalosporin, das vermarktet wurde. Es kam 1963 in den USA als Keflin auf dem Markt,[3] jedoch besteht die Zulassung nicht mehr. Auch in Deutschland gibt es keine Fertigarzneimittel.[1][4][5]

Da unter den Cephalosporinen Cefalotin besonders wirksam gegen schwere Staphylokokken-Infektionen ist, wird es meist hier eingesetzt. Dazu gehören etwa Atemwegsinfektionen, Haut- und Weichteilinfektionen (einschließlich Peritonitis), Infektionen des Urogenitaltrakts, Septikämien (einschließlich Endokarditis) sowie Infektionen der Knochen und Gelenke durch entsprechend empfindliche Keime. Prophylaktisch kann Cefalotin angezeigt sein bei vaginaler Hysterektomie, Kopf- und Halsoperation, Einsetzen von Herzklappenersatz und Endoprothesen.[6][7]

Wirkungsprinzip und Verstoffwechselung

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Die Cefalotin-Moleküle binden – wie alle Cephalosporine – an spezifische Penicillin-bindende Proteine, die für den Neuaufbau der bakteriellen Zellwand benötigt werden. Dadurch wird die weitere Synthese der bakteriellen Zellwand gehindert.

Im Körper wird circa die Hälfte des aufgenommenen Cefalotins durch Deacetylierung zu dem weniger aktiven Metaboliten O-Desacetylcefalotin umgewandelt. Die andere Hälfte wird unverändert im Urin eliminiert.[8] Die Plasmahalbwertszeit beträgt – bei normaler Nierenfunktion – rund 50 Minuten.[6]

Mikrobiologisches Wirkspektrum

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Im Allgemeinen weist Cefalotin eine höhere Aktivität gegenüber grampositiven als gegenüber gramnegativen Bakterien auf, wobei letztere in ihrer Empfindlichkeit – je nach Isolat – gegenüber der Substanz stark variieren. In vitro ist Cefalotin beispielsweise wirksam gegen beta-hämolysierende und andere Streptokokken (hingegen sind Enterokokken wie z. B. Streptococcus faecalis resistent), Staphylokokken (einschließlich koagulasepositiver und koagulasenegativer sowie Penicillinase-bildender Stämme; methicillinresistente Staphylokokken jedoch sind nicht empfindlich), Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenza, Escherichia coli, Klebsiella, und Proteus mirabilis.
Pseudomonaden sind wie auch andere indolproduzierende Proteobakterien resistent gegenüber Cefalotin.[6]

Arzneilich eingesetzt wird das Cefalotin-Natrium,[9] ein weißes bis fast weißes Pulver, das leicht löslich in Wasser und schwer löslich in wasserfreiem Ethanol ist.[10] Das Salz mit der Summenformel C16H15N2NaO6S2 hat eine Molmasse von 418,43 g·mol−1 und schmilzt bei 204–205 °C.[1]

Der Arzneistoff wird parenteral verabreicht.[8]

Gebrauchsfertig rekonstituierte Lösungen sind bei Raumtemperatur zwölf Stunden, im Kühlschrank 96 Stunden lang haltbar. Dabei nimmt jedoch die Aktivität stark ab, sodass diese nach drei Tagen lediglich 80 Prozent beträgt.[11] Der Hersteller beschreibt die Wirksamkeit als ausreichend nach bis maximal 48 Stunden Lagerung im Kühlschrank.[6]

Die Synthese von Cefalotin geschieht über eine Semisynthese, welches in diesem Fall die Acylierung einer Aminogruppe bedeutet. Die zu acylierende 7-Aminocephalosporansäure (kurz 7-ACA) wird dabei durch eine chemische Reaktion aus Penicillin G mithilfe von N,N′-Bis(trimethylsilyl)harnstoff umgewandelt.[12]

Danach wird durch die Reaktion von 7-ACA (2) mit Thiophenylacetylchlorid (1) in Aceton Cefalotin (3) gebildet.[13]

Synthese von Cefalotin aus 7-ACA und Thiophenylacetylchlorid

Einzelnachweise

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  1. a b c d Eintrag zu Cefalotin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 13. März 2019.
  2. a b Datenblatt Cefalotin sodium bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 22. Mai 2019 (PDF).
  3. Drug and Therapeutics Bulletin; London Band 7, Ausgabe 26, Dezember 1969, S. 101. doi:10.1136/dtb.7.26.101
  4. David Greenwood: Antimicrobial Drugs: Chronicle of a Twentieth Century Medical Triumph. OUP Oxford, 2008, ISBN 978-0-19-953484-5, S. 128 ff. (google.de [abgerufen am 8. Mai 2019]).
  5. Arzneimittel Update: Fluorchinolone. Deutsche STI-Gesellschaft – Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit, abgerufen am 17. Mai 2019.
  6. a b c d Product Information KEFLIN. Aspen Pharmacare Australia Pty Ltd. Stand Oktober 2008. Abgerufen am 24. Mai 2019.
  7. Mutschler, Ernst.: Arzneimittelwirkungen : Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie : mit einführenden Kapiteln in die Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie. 5., völlig neubearbeitete und erw. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1986, ISBN 978-3-8047-0839-6.
  8. a b Eintrag zu Cefalotin in der DrugBank der University of Alberta, abgerufen am 22. Mai 2019.
  9. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Cefalotin-Natrium: CAS-Nr.: 58-71-9, EG-Nr.: 200-394-6, ECHA-InfoCard: 100.000.358, PubChem: 23675321, ChemSpider: 5801, DrugBank: DBSALT000262, Wikidata: Q27106126., IUPAC-Name: Natrium[(6R,7R)-3-[(acetyloxy)methyl]-8-oxo-7-[(thiophen-2-ylacetyl)amino]-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carboxylat]
  10. Europäische Arzneibuch-Kommission (Hrsg.): Europäisches Arzneibuch, 9. Ausgabe, Grundwerk 2017. Monografie: Cefalotin-Natrium.
  11. Eintrag zu Cefalotin bei Vetpharm, abgerufen am 22. Mai 2019.
  12. Alle Bruggink (Hrsg.): Synthesis of β-Lactam Antibiotics: Chemistry, Biocatalysis & Process Integration. Springer Science+Business Media, ISBN 978-0-7923-7060-4, S. 15.
  13. Eintrag zu Cephaloridine in der Hazardous Substances Data Bank (via PubChem), abgerufen am 27. Mai 2019.