Charles Théodore Henri De Coster (* 20. August 1827 in München; † 7. Mai 1879 in Ixelles) war ein belgischer Schriftsteller. Sein Ulenspiegel, das Epos des Freiheitskampfes der Flamen gegen die spanische Unterdrückung, begründete die moderne französischsprachige Literatur Belgiens.
De Coster kam 1827 als Sohn des Flamen Augustin De Coster und der Wallonin Anne-Marie geb. Carireul in München zur Welt, wo beide Eltern in der Residenz des päpstlichen Nuntius arbeiteten. Drei Jahre später übersiedelte man nach Brüssel, wo der Vater 1834 starb. Charles besuchte das dortige Jesuitenkolleg Saint-Michel und arbeitete von 1844 bis 1850 in der Bank Société générale de Belgique. Er studierte Jura und Literatur an der Université libre de Bruxelles unter anderen bei dem Historiker und Freimaurer Jean-Jacques Altmeyer (1804–1877) und dem Professor für französische Literatur Eugène Van Bemmel (1824–1880). Später lehrte er dort selbst Literatur.
Ab 1855 etablierte er sich als Journalist und freischaffender Schriftsteller. 1856 gründete er zusammen mit Félicien Rops die Zeitschrift Uylenspiegel, journal des ébats littéraires et artistiques, die bis 1863 erschien. Zeitweise war er beim belgischen Staatsarchiv angestellt und hatte für kurze Zeit einen Lehrauftrag an der Militärschule in Brüssel.
Mit seinen volkstümlichen Erzählungen hatte er großen Erfolg. Nach fast zehnjähriger intensiver Arbeit, für die er seine Stellung bei den belgischen Staatsarchiven aufgab, gelang es De Coster, mit seiner Übertragung der Abenteuer Till Eulenspiegels in die Zeit des Achtzigjährigen Krieges den großen flämischen Malern ein ebenbürtiges literarisches Werk gegenüberzustellen. Der Erstveröffentlichung 1867 folgte eine illustrierte Ausgabe im Jahr 1869. Der Erlös reichte jedoch nicht aus, den Autor von den Schulden zu befreien, die er während der Arbeit an dem Buch hatte aufnehmen müssen. Erst Jahre nachdem De Coster 1879 in Armut gestorben war, erlangte das Buch in einer neuen Ausgabe von 1893 größere Popularität.[1]
Charles De Coster war seit 1858 Mitglied der Freimaurerloge Les Vrais Amis de l'Union et du Progrès Réunis in Brüssel.[2]
Sein Grab auf dem Friedhof von Ixelles wurde zu seinem hundertsten Geburtstag 1927 mit einem Monument von Edmond de Valériola (1877–1956) geschmückt, das ein Standbild des Till Ulenspiegel zeigt. Am Weiher von Ixelles, am Rand der Place Eugène Flagey, war schon am 22. Juli 1894 ein Denkmal eingeweiht worden (Bildhauer Charles Samuel (1862–1939), Architekt Franz De Vestel (1814–1888)),[3] auf dem vor einem Profilreliefporträt Charles de Costers Bronzestatuen von Till und seiner Geliebten Nele sitzen unter der dem Schluss des Ulenspiegel entnommenen Inschrift:
Beide Statuen des Till tragen an einem Band um den Hals auf der Brust das Säckchen aus roter und schwarzer Seide mit Asche vom Herzen seines als Ketzer verbrannten Vaters Claes, wie seine Mutter Soetkin es Till aufgetragen hat: »Diese Asche, das Herz meines Gatten, dieses Rote, sein Blut, und dieses Schwarze, unsere Trauer, es sei immerdar auf deiner Brust, wie das Feuer der Rache an den Henkern in ihr sei!«[5]
Personendaten | |
---|---|
NAME | De Coster, Charles |
ALTERNATIVNAMEN | De Coster, Charles Théodore Henri (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | belgischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 20. August 1827 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 7. Mai 1879 |
STERBEORT | Ixelles |