Als Cliveden Set bezeichnete man eine Gruppe germanophiler britischer Politiker, die unter anderem maßgeblich die Appeasement-Politik Neville Chamberlains gegenüber den faschistischen Staaten unterstützten.
Der Begriff Cliveden Set wurde durch den britischen Journalisten Claud Cockburn in der kommunistischen Zeitung „The Week“ geprägt. Der Name leitet sich von Cliveden ab, einem Herrenhaus bei Taplow westlich von London und Landsitz der Astors, wo sich die Mitglieder häufig trafen.
Dieser Gruppe gehörten Lord Halifax, Samuel Hoare, John Simon, Kingsley Wood, Philip Kerr, Tom Jones, Ernest Brown, Lady Astor sowie Geoffrey Dawson, der Chefredakteur der Times, an.
Der amerikanische Botschafter Joseph P. Kennedy stand in enger Beziehung zum Cliveden Set und wurde insbesondere durch Chamberlain politisch beeinflusst.[1]
Enge Kontakte bestanden zur Anglo-German-Fellowship.
In Joachim von Ribbentrops Hauptbericht vom 28. Dezember 1937 wurde der Cliveden Set, dort als „Astorgruppe“ bezeichnet, neben der Times, Lord Londonderry, Lord Lothian und bestimmten Wirtschaftskreisen als „bedingte Freunde Deutschlands“ angesehen, die eine „Verständigung“ in der Kolonialfrage und beim „Raum im Osten“ anstrebten, um den deutschen „Expansionsdrang“ abkühlen zu lassen und einen Krieg zu vermeiden.[2]
Die Times empfahl in der Sudetenkrise der Tschechoslowakei, das Sudetenland abzutreten, die Zerschlagung der Tschechoslowakei verurteile sie jedoch als einen „nackten, schamlosen Akt der Aggression“ und „schiere Landeroberung“.[3]
Nach dem gewonnenen Westfeldzug machte Hitler in der Reichstagsrede vom 19. Juli 1940 ein Friedensangebot an England. Nach einer Analyse des irischen Außenministeriums vom Juli 1940 waren dem Friedensschluss mit Deutschland Chamberlain, Halifax, Simon und Hoare zugeneigt, die aus Kreisen des Hochadels (Londonderry, Astor), der hohen Beamtenschaft, der Wirtschaft und vom Sprachrohr dieser Gruppen, der »Times«, unterstützt wurden.[4]