Dieveniškės | |||
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Staat: | Litauen | ||
Bezirk: | Vilnius | ||
Rajongemeinde: | Šalčininkai | ||
Koordinaten: | 54° 12′ N, 25° 38′ O | ||
Einwohner (Ort): | 720 (2011) | ||
Zeitzone: | EET (UTC+2) | ||
Postleitzahl: | LT-17008 | ||
Dieveniškės (litauisch Dieveniškės, polnisch Dziewieniszki, deutsch Dewinischek, belarussisch Дзевянішкі Dsewjanischki) ist ein Städtchen (miestelis) und Sitz des gleichnamigen Amtsbezirks (seniūnija) in der Rajongemeinde Šalčininkai im Süden Litauens nahe der Hauptstadt Vilnius. Das Gebiet von Dieveniškės ragt weit nach Belarus hinein und wird von drei Seiten von dessen Territorium umgeben. Es bildet einen Schwerpunkt der polnischen Minderheit in Litauen. Es gibt den Regionalpark Dieveniškės. Im Jahr 2011 zählt das Städtchen 720 Einwohner.[1]
Im Laufe von knapp einem Jahrhundert wurden die Staatsgrenzen in dieser Region mindestens fünfmal neu gezogen. Ältere Einwohner scherzen manchmal, dass sie, ohne auch nur eine Meile zu wandeln, Zeiträume ihres Lebens in drei verschiedenen Ländern verbracht haben: Polen, der UdSSR und Litauen oder Weißrussland – je nachdem, an welchem Ende des Dorfes ihr Haus steht. Zwischen den beiden Weltkriegen war die Region Vilnius Teil Polens, bis sie 1939 mit Ostpolen von der Roten Armee besetzt wurde. Eine neue Grenze wurde jedoch erst 1940 gezogen, als Litauen bereits von der UdSSR annektiert war. Davor verlief die litauisch-sowjetische Grenze entlang Šalčininkėliai, wodurch viele litauisch besiedelte Gebiete (Šalčininkai, Dieveniškės, Gervėčiai) auf dem Territorium des sowjetischen Weißrusslands blieben. Die Litauer, die in dieser ethnisch gemischten Region lebten, forderten strikt ihre Rückkehr. Und so geschah es – anlässlich des „Beitritts“ Litauens zur UdSSR. Weißrussland bot „freiwillig“ an, fast 3.000 Quadratkilometer Territorium mit 80.000 Einwohnern abzutreten. Während der deutschen Besatzung (1942–1944) wurden weitere Gebiete des heutigen Weißrusslands Litauen einverleibt – darunter auch Aschmjany. Nach dem Krieg verschoben die Litauische und die Weißrussische SSR die Grenzen erneut hin und her. Laut Zenonas Kumetaitis, stellvertretender Direktor der Abteilung für östliche Nachbarschaftspolitik im litauischen Außenministerium, waren die Grenzen zwischen den Sowjetrepubliken damals weniger wichtig – da man sich frei über sie bewegen konnte und alles Land ohnehin in öffentlichem Besitz war – als die Grenzen zwischen Kolchosen (staatliche Landwirtschaftsbetriebe). Daher konnten Grenzen im gegenseitigen Einvernehmen der Vorsitzenden benachbarter Kolchosen geändert werden. Und so entstand 1956 eine litauische Enklave, die von weißrussischem Territorium umgeben war und auf Militärkarten Pagiriai (Pogiry) genannt wurde.