Die erste documenta fand vom 15. Juli bis 18. September 1955 in Kassel statt. Sie gilt als erste große und umfassende Ausstellung von moderner Kunst in Westdeutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Initiator der Schau war der Kasseler Kunsterzieher und Designer Arnold Bode. Anlässlich der Bundesgartenschau und mit finanziellen Mitteln der Zonenrandförderung gelang es ihm, mehr als 130 000 Besucher anzuziehen. Die Ausstellung war damit unerwartet erfolgreich. Erdacht und vorbereitet wurde sie in einem Kunstkreis mit dem Namen Abendländische Kunst des 20. Jahrhunderts. Als Fachmann holte sich Bode außerdem den Berliner Kunsthistoriker Werner Haftmann.
Ausstellungsort war das Fridericianum in der Kasseler Innenstadt, nur wenige hundert Meter vom Gelände der Gartenschau entfernt. Das Ende des 18. Jahrhunderts erbaute Gebäude gilt als der erste als Museum konzipierte Bau auf dem europäischen Festland und verfügte somit über eine lange Ausstellungstradition. Das Fridericianum war im Krieg schwer beschädigt worden und befand sich im Jahr 1955, zum Zeitpunkt der Kunstschau, in einem Rohbauzustand, der die Kulisse der Ausstellung bildete: nackte Betonböden, unverputzte Ziegelmauern und Oberflächen aus Heraklith („Sauerkrautplatten“). Mit weißen und schwarzen Kunststofffolien wurden Fenster abgedeckt und unschöne Mauerpartien kaschiert. Diese Ausstellungsarchitektur, die teilweise der puren Not entsprang, fand noch Jahre und Jahrzehnte später positiven Nachhall, erinnerte viele Besucher und Chronisten an das Design des Bauhauses oder des italienischen Rationalismus der 1930er Jahre.
Schwerpunkt der Ausstellung war weniger die nach 1945 entstandene „zeitgenössische Kunst“. Bode wollte vielmehr den Besuchern vor allem die Arbeiten derjenigen Künstler nahebringen, die während der Zeit des Nationalsozialismus unter der Bezeichnung „Entartete Kunst“ in Deutschland verfemt waren. Daher stand die abstrakte Kunst, insbesondere die abstrakte Malerei der 1920er und 1930er Jahre im Mittelpunkt der Ausstellung. Die zeitgenössische Kunst des Informel wurde auf dieser documenta noch nicht gezeigt, sondern blieb der Nachfolgeausstellung, der II. documenta im Jahr 1959 vorbehalten.