In der Abteilung für Studienvorbereitung (Pre-College-Frankfurt) werden Begabte auf die Aufnahmeprüfung für ein Berufsstudium im künstlerischen, musiktheoretischen, pädagogischen oder organisatorischen Bereich an einer Musikhochschule oder einem Konservatorium vorbereitet. Es handelt sich dabei um ein zertifiziertes und modularisiertes Ausbildungsprogramm innerhalb des Europäischen Qualifikationsrahmens auf der Bachelor-Stufe (EQR 6); die Anrechenbarkeit der Lernergebnisse für weitere Aus- und Weiterbildungen ist gegeben.[4]
Die Abteilung für Nachwuchs- und Erwachsenenbildung (ANE) mit vielfältigen Kursen richtet sich an Interessenten jeden Alters im Rahmen einer nicht-beruflichen Musikausbildung. Zum Unterrichtsangebot zählen Instrumental- und Gesangsunterricht sowie verschiedene Kurse im Bereich Musiktheorie. Angegliedert sind außerdem die Abteilungen für Elementare Musikerziehung, Alte Musik und Kunstmusik der Gegenwart/Komposition.[5]
In der Ballettabteilung des Konservatoriums werden Nachwuchstänzer in einem mehrstufigen Ausbildungssystem ausgebildet. Das Angebot umfasst die Ausbildung im klassischen Ballett und dient damit als berufliche Vorausbildung, das klassisch-akademische Unterrichtssystem basiert auf einer der heutigen Bühnenpraxis angepassten Waganowa-Methode.[6]
Joseph Hoch hatte bereits 1857 in seinem Testament bestimmt, sein Vermögen für die Gründung einer „Anstalt für Musik“ zu verwenden. Hierfür stellte er sein gesamtes Vermögen im Wert von einer Million Goldmark zur Verfügung.[7]
„Für den Fall meines kinderlosen Ablebens, oder für den Fall, dass die von mir hinterlassenen Kinder und Erben ohne Hinterlassenschaft ehelicher Leibeserben sterben würden, ist mein liebster Wille, daß mein gesamtes Vermögen (mit alleiniger Ausnahme des in diesem Testament und seinen Beilagen zu anderen Zwecken bestimmten) dazu diene, um in Frankfurt am Main, meiner Heimatstadt, eine Anstalt für Musik unter dem Namen Dr. Hoch’s Conservatorium zu gründen und zu unterhalten.“
– Joseph Hoch: Testament vom 14. Juli 1857
Nach seinem Tode im Jahr 1874 wurde dies mit der Gründung der Stiftung Dr. Hoch’s Konservatorium 1876 umgesetzt. Die Eröffnung von Dr. Hoch’s Conservatorium fand am 22. September 1878 im historischen Gebäude des Frankfurter Saalhofs statt, Gründungsdirektor war Joachim Raff. Zahlreiche international bekannte Künstler konnten als Lehrer gewonnen werden, sodass das Institut Studenten aus aller Welt anzog und bereits kurze Zeit nach seiner Gründung Weltruhm erlangte.[8]
Die schnell anwachsende Schülerzahl erforderte schon bald eine räumliche Vergrößerung, wozu das Gebäude in der Eschersheimer Landstraße 4 errichtet und 1888 eröffnet wurde. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Lehrangebot kontinuierlich erweitert: 1884 wurde das Seminar für Musiklehrer unter der Leitung von Iwan Knorr eröffnet, 1886 die Vorschule für begabte Jugendliche, 1908 die Orchesterschule, 1918 das Seminar für Schulgesang und 1924 die Opernschule. Ab 1892 übernahm das Konservatorium die Ausbildung der Stipendiaten der Mozart-Stiftung.
Unter Direktor Bernhard Sekles war das Konservatorium in den 1920er Jahren seiner Zeit weit voraus. Sekles initiierte 1928 die ersten Jazzklassen weltweit unter der Leitung von Mátyás Seiber,[9] 1931 eine Abteilung für Musikalische Früherziehung und zudem Kurse für Erwachsenenbildung. Die Orchesterschule und die Dirigentenklasse wurden von 1925 bis 1933 von Hermann von Schmeidel geleitet,[10] ab 1928 wurden Konzerte im Volksbildungsheim veranstaltet.
Zeit des Nationalsozialismus und Gründung der Staatlichen Hochschule
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten kam es am 10. April 1933 zur Entlassung von Direktor Sekles sowie sämtlichen jüdischen und ausländischen Lehrkräften; dies wirkte sich nachhaltig negativ auf die Qualität der Ausbildung aus. Im selben Jahr wurden auch die Jazzklassen geschlossen.
Bereits in den 1920er Jahren war es – auch begünstigt durch die Weltwirtschaftskrise – zu einer Abnahme des Stiftungsvermögens gekommen, was die Inanspruchnahme städtischer Zuschüsse zur Folge hatte. Nach Verträgen zwischen der Stadt Frankfurt und der Stiftung Dr. Hoch’s Konservatorium erfolgte 1938 die Gründung der Staatlichen Hochschule (heute Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main), womit die Abspaltung der berufsbildenden Fachbereiche einherging, die ab dato die Hochschule übernahm.[11] Die übrigen Fachbereiche zur Laienausbildung verblieben im Ausbildungsbereich des Konservatoriums. Dadurch wurde es sozusagen zu einer Vorschule der Hochschule.[8] Die Staatliche Hochschule führte jedoch noch einige Jahre den Namen Dr. Hoch’s Konservatorium weiter.[11]
Das Gebäude in der Eschersheimer Landstraße wurde bei dem Luftangriff am Abend des 4. Oktober 1943 während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Das Konservatorium siedelte ins Passavant-Gontard’sche Palais über. Dieses wurde im Februar 1944 ebenfalls zerstört.
1951 wurde der Unterricht im neu errichteten Gebäude in der Eschersheimer Landstraße 4 neben dem Volksbildungsheim wieder aufgenommen. Die Position des Stiftungsvorsitzenden bekleidete jeweils ein hauptamtlicher Stadtrat.
1967 kam es zu einer Annullierung des Vertrags von 1937 durch die Stadt Frankfurt. Pläne bezüglich einer Fusion des Konservatoriums mit der Jugendmusikschule im Jahr 1971 wurden nicht umgesetzt, stattdessen wurde das Konservatorium ausbildungsmäßig zu einem Verbindungsglied zwischen Musikschule und Musikhochschule.
Nachdem die Ausbildungsbereiche bisher nur den Laienunterricht beinhalteten, wurde das Lehrangebot 1981 wieder um eine Hochschulvorbereitung im Vollstudium, eine Abteilung für Alte Musik und eine Abteilung für Neue Musik erweitert. Ein Jahr später folgte die Einrichtung eines Seminars für Musikkritik und vergleichende Interpretation, auch Chor und Orchester des Konservatoriums wurden wieder ins Leben gerufen. Seit 1985 wurden Musikerzieher mit dem Abschluss der „Staatlichen Musiklehrerprüfung“ ausgebildet.
1989 war der drei Jahre zuvor begonnene Umzug ins Gebäude des umgebauten Philanthropin in der Hebelstraße abgeschlossen. Seit 1995 kam ein Kooperationsvertrag zwischen dem Konservatorium und der Musikhochschule zustande, der den Studenten des Konservatoriums einen Diplomzugang ermöglicht. Zum 1. Januar 2002 erhielt die Studienabteilung des Konservatoriums den Status einer Musikakademie.
2005 übersiedelte das Konservatorium in das neu errichtete Bildungszentrum Ostend (BOZ) in der Sonnemannstraße.[12][13]
Nicolas Slonimsky (Hrsg.): Baker’s Biographical Dictionary of Musicians. 5th edition completely revised. Schirmer, New York NY 1958.
Stiftung Dr. Hoch’s Konservatorium. Joseph Hoch zum 100. Todestag. Kramer, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-7829-0152-5.
Peter Cahn: Das Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt am Main (1878–1978). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-7829-0214-9 (Zugleich: Frankfurt am Main, Univ., Diss., 1980).
Werner Wilde (Red.): Festschrift 125 Jahre Stiftung Dr. Hoch’s Konservatorium Frankfurt am Main. Stiftung Dr. Hoch’s Konservatorium, Frankfurt am Main 2003.
↑ abSonja Stöhr: Dr. Hoch’s Talentschmiede. In: Frankfurter Rundschau. 12. April 2016, abgerufen am 20. Mai 2020.
↑"This was actually the first academic program for the study of jazz anywhere in the world." Kathryn Smith Bowers, "East Meets West. Contributions of Mátyás Seiber to Jazz in Germany." Jazz and the Germans, (Ed. Michael J. Budds), Hillsdale, NY: Pendragon Press, 2002, ISBN 978-1-57647-072-5, S. 122.
↑Kathrin Massar: Exil und innere Biographie: der Komponist Erich Itor Kahn in seinen Briefen. Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-60972-9, S. 232.
↑ abGeschichte. Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Februar 2020; abgerufen am 19. Mai 2020.
↑Peter Cahn: Das Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt am Main (1878–1978). Zugl. Frankfurt am Main, Univ., Diss., 1980. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-7829-0214-9.
↑Werner Wilde (Red.): Festschrift 125 Jahre Stiftung Dr. Hoch’s Konservatorium Frankfurt am Main. Stiftung Dr. Hoch's Konservatorium, Frankfurt am Main 2003.